Hendrik Quast

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Hendrik Quast (* 1985 in Celle) ist ein deutscher Aktions- und Performancekünstler.

Werdegang

Quast wuchs in Müden am Rande der Lüneburger Heide als Sohn einer Floristin auf. Er ist Absolvent des Institut für Angewandte Theaterwissenschaft der Justus-Liebig-Universität Gießen und studierte bei Heiner Goebbels. Er arbeitet als Solokünstler und kollaboriert regelmäßig mit u. a. Maika Knoblich, Les Truces (Charlotte Simon und Toben Piel) sowie Christina Neuss.[1]

Seine Arbeiten zeichnen sich durch einen prozessualen Theaterbegriff in Tradition des Postdramatischen Theaters aus, der etablierte Dramaturgien und Zeitlichkeiten oft überschreitet und Genregrenzen wie Live Art, Aktionskunst, Performance und Theater brüchig werden lässt. Er widmet sich dabei verstärkt darstellerischen Techniken wie Bauchreden, Pantomime und Musicalgesang. Darüber hinaus finden Alltagspraktiken, Handwerk und Kulturtechniken wie Tierpräparation, Nageldesign und Trauerfloristik Eingang in seine Performances, die auf Bühnen oder in ortsspezifischen Formaten stattfinden. Seine Arbeiten schöpfen aus einer queeren Ästhetik, nehmen Anleihen aus Popkultur und Alltagserfahrungen chronischer Krankheit und leisten so formal, ästhetisch und inhaltlich eine kritische Befragung der kanonisierten Theaterformen sowie der Unterscheidung zwischen sogenannter “Unterhaltungskultur” und “Hochkultur”. In seinen neuesten Performances erscheint Quast als Alter Ego, das je nach Kontext spezifischen Sprech- und Aktionsweisen folgt. So spielt er z. B. die „Influcancerin“ „Hendrik mit K“ als Pantomime-Coach für Social Media im Projekt „Dancer with Cancer“.[2] Im Projekt „Spill Your Guts“ tritt Quast als Bauchredner mit einer Klappmaulpuppe auf.[3] [4] [5]

Seine Bühnenperformances fanden in Theatern der Freien Szene statt, wie Sophiensäle Berlin, Künstlerhaus Mousonturm in Frankfurt/Main, Gessnerallee Zürich, FFT Düsseldorf, Theater Rampe Stuttgart sowie Kampnagel in Hamburg produziert sowie in Kunstorten wie der GAK Bremen, M1 Hohenlockstedt und Kunsthalle Fridericianum gezeigt. Diese Arbeiten sind bei internationalen Kunstfestivals wie Impulse, Steirischer Herbst, Festival a/d Werf, Sommerfestival Kampnagel zu sehen gewesen. Für den WDR Köln adaptierte er als Autor und Regisseur drei seiner Theaterarbeiten als Hörspiele.

Von 2011 bis 2015 war er als künstlerischer Mitarbeiter für die Graduiertenschule der Universität der Künste Berlin im Bereich ästhetischer Forschung tätig. Seit 2021 ist er Junior Research Associate an der Zürcher Hochschule der Künste und forscht über Humor in den performativen Künsten.

Veröffentlichungen

Solo-Performances

  • 2009: slipsight, Impulse Festival 2009, Köln, Mülheim, Düsseldorf
  • 2009: Furnier, behandlungsraum, Kunsthalle Fridericianum, Kassel
  • 2012: Trauer tragen, Künstlerhaus Mousonturm, zeitraum exit Mannheim
  • 2014: Mohrle, Sophiensaele, Mousonturm, Gessnerallee, FFT, brut Wien
  • 2020: Dancer with Cancer, (Festival „Die Irritierte Stadt“, Musik der Jahrhunderte, Akademie Schloss Solitude, Theater Rampe Stuttgart)

Hörspiele

  • 2012: Trauer tragen, zusammen mit Maika Knoblich, Komposition: Katharina Stephan Ur-Sendung ARD-Themenwoche „Leben mit dem Tod“ (WDR)
  • 2015: Mohrle. Eine Fabel, zusammen mit Maika Knoblich, Komposition: Katharina Stephan, Regie: die Autoren (WDR)
  • 2020: Nagelneu. Begegnungen im Nagelstudio zwischen Kunst und Service, zusammen mit Maika Knoblich, Komposition: Katharina Stephan, Regie: die Autoren (WDR) - Hörspiel des Jahres 2021

Performances von Hendrik Quast & Maika Knoblich

  • 2012: Heide, Huis a/ Werf Utrecht
  • 2013: Der Ur-Forst, Sophiensaele Berlin, Festival Impulse
  • 2016: Nagelneu, Sophiensaele Berlin, FFT Düsseldorf, Schwankhalle Bremen
  • 2018: Hundeplatz, Sophiensaele Berlin
  • 2019: Casting Freischütz, Sophiensaele Berlin, Gessnerallee Zürich
  • 2020: PPtv, steirischer herbst

Ästhetische Forschung

  • 2014: Techniken des ‚falschen Wachstums’. Die ritualisierte Bindetechnik des Kränzens als geteilte Expertise, in: Susanne Stemmler (Hrsg.): Wahrnehmung, Erfahrung, Experiment, Wissen. Objektivität und Subjektivität in den Künsten und den Wissenschaften. Diaphanes, S. 199–218.
  • 2015: Research Environments. Das Bewerten und Verwerten künstlerischer Prozesse (Reflections on the Value of Artistic Processes), Publikation und Mit-Herausgabe. UdK Verlag.
  • 2017: Aktion, in: Florian Malzacher, Dominik Müller, Felizitas Stilleke (Hrsg.): Stichworte. Impulse Theater Festival 2013-2017. Alexander Verlag, S. 17.
  • 2018: Nagelneu: Nagelbar, in: Claudia Reiche, Andrea Sick (Hrsg.): Debatterie! Antagonismen aufführen. Frauen. Kultur.Labor Verlag, S. 127–130.
  • 2020: Ekaterina Degot, David Riff (Hrsg.): PARANOIA TV - Graz, Steirischer Herbst. König, 2020. ISBN 978-3-96098-998-1
  • 2021: Dramaturgien von unten, in: Franziska Werner, Joy Kristin Kalu, Alexander Kirchner (Hrsg.): Openings. Sophiensaele 2011–2021. Alexander Verlag, S. 262–264.
  • 2021: Daniela Dröscher, Paula Fürstenberg (Hrsg.): Soll & Habitus. Sukultur, 2021. ISBN 9783955661397

Auszeichnungen

  • 2013: Finalist im Wettbewerb „Dörfer für Kunst – Kunst fürs Dorf“ von Deutsche Stiftung Kulturlandschaft mit ARTE / ZDF.
  • 2019: Recherchestipendium des Berliner Senats[6]
  • 2019: Arbeitsstipendium Hörspiel der Film- und Medienstiftung NRW[7]
  • 2021: Hörspiel des Monats Januar für Nagelneu, Deutsche Akademie der Darstellenden Künste[8]
  • 2021: Stipendiat des Internationalen Forum im Berliner Theatertreffen[9]
  • 2021: Hörspiel des Jahres für Nagelneu (zusammen mit Maika Knoblich)[10]
  • 2022: Stipendiat der Villa Komagawa des Goethe-Instituts Japan

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Hendrik Quast. In: genshagenerkreis. Abgerufen am 30. Dezember 2021.
  2. DIE IRRITIERTE STADT | Dancer with Cancer, abgerufen am 29. Dezember 2021.
  3. Sylvia Staude: Das Fell über die Ohren ziehen Frankfurter Rundschau, 14. Januar 2015, abgerufen am 29. Dezember 2021
  4. Juliane Primus: Nagelschau in den Sophiensaelen, BZ, 9. Juli 2016abgerufen am 29. Dezember 2021
  5. Patrick Wildermann: Rampen Wau Tagesspiegel, 26. März 2018, abgerufen am 29. Dezember 2021
  6. 29 Recherchestipendien im Bereich Darstellende Kunst und Tanz vergeben. In: theaterderzeit. Abgerufen am 30. Dezember 2021.
  7. Pressemitteilung der Film- und Medienstiftung NRW, abgerufen am 2. Februar 2022
  8. Hörspiel des Monats. Nagelneu., abgerufen am 2. Februar 2022
  9. Stipendiat*innen 2021 Internationales Forum. In: berlinerfestspiele. Abgerufen am 30. Dezember 2021.
  10. WDR-Hörspiel "Nagelneu" ist Hörspiel des Jahres, wdr.de, veröffentlicht und abgerufen am 2. Februar 2022.