Henri Baum

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Henri Baum, geboren als Heinz Baum (* 10. August 1909 in Wiesbaden; † nach 1980 vermutlich in Frankreich), war ein deutschstämmiger, französischer Filmproduzent und Produktionsleiter.

Leben und Wirken

Über Baums Herkunft und Werdegang ist derzeit nichts bekannt. Der einer jüdischen Familien entstammende Heinz Baum stieß zu Beginn der Tonfilmära zur Kinematographie und war bis 1933 bei einigen deutschen Filmen, darunter Der Frauendiplomat, Das Testament des Cornelius Gulden, Moderne Mitgift und Und wer küßt mich?, als Regieassistent tätig. Die Machtübernahme durch die Nationalsozialisten 1933 zwangen ihn und seinen um nur zehn Monate älteren Bruder Ralph Baum, der seine Karriere gleichfalls als Regieassistent begonnen hatte und später ebenfalls als Filmproduzent aber auch als Filmregisseur arbeiten sollte, noch im selben Jahr zur Flucht.

Beide Brüder ließen sich in Paris nieder und setzten dort ihre Arbeit beim Film in zunächst untergeordneten Funktionen für deutsche Regieexilanten fort: Ralph Baum als Regieassistent für Max Ophüls und Bruder Heinz, der sich fortan Henri Baum nannte, als Regieassistent und Produktionsleiter für Robert Siodmak. Im Zweiten Weltkrieg mussten die jüdischen Brüder während der deutschen Besatzungszeit (1940–1944) untertauchen und schlossen sich zuletzt auch der Résistance an.

Nach 1945 nahmen die Baum-Brüder Seite an Seite ihre Tätigkeit für den französischen Film zunächst gemeinsam wieder auf: während Ralph inszenierte (Nuits de Paris, Traumschöne Nacht, Paris, Palace Hotel), übernahm Henri die Produktion. Dann aber trennten sich die Brüder endgültig, und jeder der beiden Baums konzentrierte sich auf die Filmproduktion. Dabei fokussierte sich Henri Baum auf zumeist hochkommerzielle Filme der unterschiedlichsten Genres, stellte aber auch einige bedeutende Inszenierungen angesehener Regisseure wie Jacques Becker (Goldhelm), André Cayatte (Die schwarze Akte) und Luis Buñuel (Tagebuch einer Kammerzofe, Belle de Jour – Schöne des Tages) her. Gegen Ende seiner Karriere war sich Baum auch nicht zu schade für Softsex-Erotika vom Schlage Emmanuela 77 und Hemmungslose Erotik. Wann Baum starb, ist derzeit nicht bekannt.

Filmografie

als Produktionsleiter oder Produzent

  • 1936: Weiße Fracht für Rio (Cargaison blanche)
  • 1938: Die Zehnte soll es sein (Accord final)
  • 1946: On ne meurt pas comme ça
  • 1947: La colère des dieux
  • 1948: Venus im Auto (Tous les chemins mènent à Rome)
  • 1948: Walzer der Liebe (Valse brillante)
  • 1949: Lady Paname
  • 1949: Der Vagabund von Paris (Ma pomme)
  • 1950: Rendezvous in Paris (Le château de verre)
  • 1951: Pariser Nächte (Nuits de Paris)
  • 1951: Goldhelm (Casque d’or)
  • 1952: Traumschöne Nacht
  • 1953: Madame de …
  • 1953: Liebe, Frauen und Soldaten (Destinées)
  • 1953: Die letzte Etappe (Le grand jeu)
  • 1956: Bonsoir Paris (Bonsoir Paris, bonjour l’amour)
  • 1956: Paris, Palace Hotel (Paris, Palace Hôtel)
  • 1956: Im Sumpf von Paris (Le long des Trottoirs)
  • 1956: Die große und die kleine Welt (The Ambassador’s Daughter)
  • 1957: Der Weg zur Schande (Une manche et la belle)
  • 1958: Christine
  • 1960: Tödliche Begegnung (Les magiciennes)
  • 1961: Affäre Nina B. (L’Affaire Nina B.)
  • 1961: Paradiesvogel (L’oiseau de Paradies)
  • 1962: Sheherazade – Der goldene Löwe von Bagdad (Shéhérazade)
  • 1963: Geheimagentin in Gibraltar (Gibraltar)
  • 1964: Tagebuch einer Kammerzofe (Le journal d’une femme de chambre)
  • 1964: Ab heute wieder Niederschläge (Faîtes vos jeux, mesdames)
  • 1965: Karten auf den Tisch (Cartes sur table)
  • 1966: Das Geheimnis des Dr. Z (Miss Muerte)
  • 1966: Belle de Jour – Schöne des Tages (Belle de jour)
  • 1967: Das Millionen-Duell (Fleur d’oseille)
  • 1971: Die dummen Streiche der Reichen (Les folies bourgeoises)
  • 1972: Le rempart des béguines
  • 1975: Die Entfesselten (L’agression)
  • 1976: Emanuela 77 (La marge)
  • 1977: Le dernier Baiser
  • 1978: Der Zeuge (Le témoin)
  • 1979: Bobo Jacco
  • 1980: Hemmungslose Erotik (Contes pervers)

Literatur

  • Johann Caspar Glenzdorf: Glenzdorfs internationales Film-Lexikon. Biographisches Handbuch für das gesamte Filmwesen. Band 1: A–Heck. Prominent-Filmverlag, Bad Münder 1960, DNB 451560736, S. 77.

Weblinks