Heraeus (Unternehmen)
Heraeus Holding GmbH
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Rechtsform | GmbH |
Gründung | 1851 |
Sitz | Hanau, Deutschland |
Leitung |
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Mitarbeiterzahl | 16.200[2] |
Umsatz | 29,5 Mrd. Euro[2] |
Branche | Technologie |
Website | heraeus.de |
Stand: 2021 |
Heraeus ist ein deutscher Technologiekonzern mit den Schwerpunkten Edel- und Sondermetalle, Medizintechnik, Quarzglas, Sensoren und Speziallichtquellen. Das Unternehmen wurde 1851 in Hanau gegründet und zählt nach Umsatz zu den größten Familienunternehmen in Deutschland.[3]
Geschichte
Ab 1660
Der Ursprung des Familienunternehmens Heraeus reicht bis in das 17. Jahrhundert zurück. Im Oktober 1660 übernahm Isaac Heraeus (1636–1676) die damalige Faucque-Apotheke in Hanau-Neustadt. 1668 eröffnete er am Marktplatz in der Hanauer Neustadt eine eigene Apotheke unter dem Namen „Zum weißen Einhorn“, die spätere Einhorn-Apotheke. Das Gebäude selbst existiert nicht mehr, da es den Luftangriffen der Alliierten auf Hanau im Zweiten Weltkrieg zum Opfer fiel. Eine Gedenktafel der Stadt Hanau erinnert heute an diesen Meilenstein deutscher Industriegeschichte.[4]
Franz Heraeus (1661–1707), ältester Sohn von Isaac Heraeus, führte die väterliche Apotheke von 1683 bis 1707, und hatte den ersten Kontakt mit Edelmetallen in der Heraeus-Familie. Aus einer alten Urkunde geht hervor, dass sich Franz Heraeus schon 1694 mit Gold beschäftigte, denn zu dieser Zeit lieferte er Feingold zur Vergoldung von Buchstaben, Knopf und Hahn der französischen Kirche in Hanau.[5] Die Einhorn-Apotheke wurde über insgesamt sechs Generationen bis Mitte des 19. Jahrhunderts als gräfliche Hofapotheke geführt.
Ab 1851
Im Jahr 1851 übernahm der Apotheker und Chemiker Wilhelm Carl Heraeus[6] im Alter von 24 Jahren die Einhorn-Apotheke in Hanau von seinem Vater Esay Heraeus (1785–1830) und legte damit den Grundstein für das Familienunternehmen. Hanau war eine Goldschmiedestadt, in der seit Ende des 18. Jahrhunderts Platin für die Herstellung von Schmuck verwendet wurde. Jedoch war für die Goldschmiede der damaligen Zeit das Edelmetall äußerst schwierig zu bearbeiten, da es eine große Zähigkeit besitzt und der Schmelzpunkt bei 1770 Grad Celsius liegt. Platin konnte deshalb, solange es kein Schmelzverfahren gab, nur in aufwendigen Weißglut-Schmiedeprozessen bearbeitet werden.
Wilhelm Carl Heraeus hatte Chemie und Pharmazie studiert und wusste von dem Problem der Goldschmiede.[7] Nach Experimenten gelang es ihm erstmals 1856 mit einem selbst entwickelten Knallgas-Gebläsebrenner Platin in größeren Mengen zu schmelzen und hochrein zu gewinnen. Zwar war bereits bekannt, dass Platin in einer Knallgasflamme – einem Gemisch aus Wasserstoff und Sauerstoff – schmilzt, jedoch gelang dies im Labor nur in geringen Mengen. Mit seiner Gas-Gebläseapparatur konnte Heraeus ausreichend Knallgas erzeugen und mit einer entsprechend großen Flammenfront mehrere Kilogramm an platinhaltigen Materialien schmelzen.
Auf Basis dieser Pionierleistung gründete Heraeus die „Erste Deutsche Platinschmelze W. C. Heraeus“. Zu den Kunden seines Unternehmens zählten Goldschmiedewerkstätten und Schmuckfabriken in aller Welt, aber auch Zahnfabriken, chemische Laboratorien und weitere Industriezweige. Im Jahr 1857 produzierte W.C. Heraeus rund 30 Kilogramm reines Platin. Bis 1870 produziert Heraeus jährlich 20 bis 50 Kilogramm reines Platin, zwischen 1875 und 1879 werden bereits bis zu 400 Kilogramm pro Jahr verkauft, 1888 über 900 Kilogramm.[8] Weitere Experimente im Labor der Platinschmelze führten zu zahlreichen Erfindungen und grundlegend neuen Produktionsprozessen, wie zum Beispiel der Herstellung von pharmazeutischen Eisenpräparaten, von chemisch reiner Flusssäure, Rubidium und Caesium.
Ab 1889
1889 übernahmen die beiden Söhne des Firmengründers, Wilhelm und Heinrich Heraeus, die Geschäftsführung. Sie trieben Forschung und Entwicklung voran und holten einen ehemaligen Schulfreund, den Physiker und Chemiker Richard Küch,[9] in das Unternehmen. Küch, der ab 1909 als Geschäftsführer tätig war, stand in engem Kontakt zur Wissenschaft und betrieb weiterhin Grundlagenforschung, die ausschlaggebend war für das weitere Wachstum des Unternehmens. Das Deutsche Reichspatent Nr. 63591 zur Vergoldung von Platinblech war 1891 das erste Patent der Heraeus Firmengeschichte. 1896 folgten edelmetallhaltige keramischen Farben wie Glanzgold oder Glanzplatin für Glas- und Keramikoberflächen.[10] 1899 entwickelte Küch ein Verfahren, bei dem durch Schmelzen von Bergkristall bei rund 2000 °C Quarzglas gewonnen werden konnte. Dieses nahezu blasenfreie Quarzglas war von höchster Reinheit und ist bis heute in der Medizin wie auch in der Industrie ein geschätzter Werkstoff, da er sowohl lichtdurchlässig als auch temperatur- und säurestabil ist. Mit der Original Hanau Höhensonne (1904) gelten Küch und Heraeus als Erfinder der UV-Hochdrucklampe und Wegbereiter der Körperbestrahlung mit künstlichen Lichtquellen zur medizinischen Lichttherapie.[11]
Den Schwerpunkt der Produktion bildete weiterhin das Platin, das aufgrund seiner chemischen und physikalischen Eigenschaften für immer neue Anwendungsgebiete eingesetzt wurde. Wegen seiner Widerstandsfähigkeit gegen Säuren und Hitze wurde Platin unter anderem für wissenschaftliche Geräte, Tiegel und Schalen in der Chemie und Physik verwendet. Außerdem nutzte man bereits im 19. Jahrhundert das Edelmetall für Haltestifte zum Fixieren von künstlichen Zähnen. Auch Leuchtdrähte in Glühlampen und nichtkorrodierende elektrische Kontakte in Telefonen wurden aus Platin hergestellt. Auf Grund des stetigen Wachstums des Unternehmens war ein Umzug nötig. Im Jahr 1896 bezog die Platinschmelze W.C. Heraeus mit 40 Mitarbeitern die neuen Werksräume vor den Toren Hanaus.
Auch geschäftlich ging Heraeus neue Wege. Die USA wurden ab 1889 zu einem wichtigen Absatzmarkt für Platin und Platinprodukte. Großen Anteil an diesem Erfolg hatte Charles Engelhard (1867–1950). 1896 wanderte der Schwager der beiden Heraeus-Brüder von Hanau in die USA aus und wurde ein führender Repräsentant des Konzerns. 1902 gründete er die Engelhard Corporation, ein Unternehmen zur Raffination von Platin, Gold und Silber.[10]
1909 wurde Heraeus von einer offenen Handelsgesellschaft in die W. C. Heraeus GmbH umgewandelt. In dieser Epoche wuchs die ehemalige Platinschmelze zu einem der bedeutendsten Unternehmen seiner Art. Mit dem Aufkommen von keramischen Farben wurden vermehrt Platinprodukte für die Herstellung benötigt und Heraeus belieferte die elektrochemische sowie die Kunststoffindustrie. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts setzte der eigentliche Boom in der Platinverarbeitung ein, da die chemische Industrie in großen Mengen Platin-Thermoelemente sowie Platin-Rhodium-Katalysatoren zur Produktion von Salpetersäure benötigte.
Ab 1927
Mit Wilhelm Heinrich Heraeus und seinem Vetter Reinhard Heraeus übernahm ab 1927 die dritte Generation die Führung des Unternehmens für nahezu 40 Jahre. In dieser Epoche wurden neue physikalische Erkenntnisse von Heraeus umgesetzt – beispielsweise in der Fertigung von ersten Dentallegierungen. Die Firma entwickelte sich damit kontinuierlich zum Multi-Produkt-Unternehmen.
Eine bedeutende technische Innovation der 1920er Jahre entstammte dem Unternehmen Heraeus: Das Schmelzen von metallischen Werkstoffen unter Vakuum. Für kurze Zeit besaß Heraeus ein selbstständiges Unternehmen in diesem Bereich, die Heraeus Vakuumschmelze, die innerhalb von zehn Jahren 84 deutsche Patente anmeldete. Doch es gab auch Rückschläge. Bedingt durch Ersten Weltkrieg, Inflation und den Zusammenbruch des Edelmetallmarktes in Russland waren die Preise für Platin extremen Schwankungen unterworfen. Bei Heraeus richtete man deshalb die Forschungsaktivitäten vor allem auf Recyclingtechniken aus und versuchte zeitgleich, geeignete Werkstoffe und Materialien als Ersatz für die Edelmetalle zu finden.
Ungeachtet dieser externen Probleme wuchs das Unternehmen stetig und beschäftigte im Jahr 1939 rund 1.000 Mitarbeiter, die einen Jahresumsatz von 20 Millionen Mark erzielten. Mit dem Ausbruch des Zweiten Weltkrieges wurden zahlreiche Mitarbeiter zum Militär eingezogen. Der Konzern beschäftigte 1500 Zwangsarbeiter aus dem Zivilarbeiterlager Hanau.[12] Die Produktion verlagerte sich auf Produkte wie elektrische Kontakte in edelmetallsparender Bauweise, Katalysatoren sowie Rhodiumspiegel für FLAK Scheinwerfer. Bei Luftangriffen in den Jahren 1944 und 1945 wurde die Stadt Hanau, und damit die Betriebsanlagen des Unternehmens, fast völlig zerstört. Die Rolle des Unternehmens im Dritten Reich ließ Heraeus Ende der 1990er Jahre in einer unabhängigen wissenschaftlichen Studie durch den Lehrstuhl für Neuere Geschichte an der Universität Frankfurt aufarbeiten[13] und trat dem Fond der Stifterinitiative der deutschen Wirtschaft „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“ zur Entschädigung von Zwangsarbeitern bei.[14]
Ab 1945
In den Jahren des Wiederaufbaus stand vor allem die Herstellung bewährter Produkte und der Ausbau von neuen Fertigungsbereichen im Mittelpunkt. Die Basis für die Internationalisierung und den Vorstoß in ausländische Märkte war bereits vor der Jahrhundertwende vom Firmengründer geschaffen worden. Auf diese Kontakte konnte der Konzern in der Nachkriegszeit zurückgreifen und damit z. B. den amerikanischen Markt für den Absatz optischen Quarzglases gewinnen.
Ab 1958 gründete der Konzern erste ausländische Vertriebsgesellschaften in Frankreich und Italien, ab 1972 folgten Tochtergesellschaften und internationale Beteiligungen. In Japan und den USA wurden neue Quarzglaswerke gegründet, gefolgt von Produktionsstätten in Korea und auf den Philippinen für Kontaktierungsdrähte aus hochreinem Gold für Halbleiterbauelemente, sogenannte Bonddrähte. 1970 übernahm Helmut Gruber, ein in der Metallkunde angesehener Physiker, die Leitung der Geschäftsführung sowie konzernübergreifend die Verantwortung für das Technik-Ressort. Er förderte die Aktivitäten in den Bereichen Quarzglas, Edelmetallchemie und Sondermetalle sowie den Aufbau von Tochtergesellschaften im Ausland. Erstmals im Jahr 1979 lag der Umsatz im Ausland über dem Inlandsumsatz.
Ende der 1960er Jahre schaffte es ein Heraeus Produkt bis zum Mond: Die Apollo-11-Mission ließ einen Laserreflektor zur genauen Bestimmung der Entfernung Erde-Mond auf der Oberfläche zurück.[15] Das weltraumstabile Quarzglas für den immer noch funktionsfähigen Reflektor kam von Unternehmen aus Hanau.
Heraeus war führender Lieferant von Geräten für die Maskenanfertigung und Keramikgehäusen für Computerchips für die Deutsche Demokratische Republik.[16]
Ab 1983
Jürgen Heraeus, Sohn von Reinhard Heraeus und seit 1970 Mitglied der Geschäftsführung, übernahm ab 1983 bis 2000 in vierter Generation die Unternehmensleitung. Unter seiner Führung wurde die Internationalisierung verstärkt fortgeführt. Die Voraussetzungen hierzu wurden durch eine tiefgreifende Reorganisation des Unternehmens sowie moderne Managementstrukturen geschaffen.
Nach der Gründung der Heraeus Holding im Jahr 1985 folgte 1990 eine umfassende Dezentralisierung. Hierfür wurden unter dem Dach der Management Holding die Kernarbeitsbereiche Edelmetalle, Dentalwerkstoffe, Quarzglas, Sensoren und Medizintechnik in fünf dezentrale, selbständige Führungsgesellschaften umgewandelt. Der Konzern expandierte vor allem im asiatischen Wirtschaftsraum. Darüber hinaus wurden strategische Wettbewerbspositionen besetzt, z. B. durch den Erwerb von Electro-Nite. Umsatz und Betriebsergebnis des Konzerns erreichten die Größe einer weltweit agierenden Unternehmensgruppe und 2001 wurden erstmals 74 Prozent des Produktumsatzes außerhalb Deutschlands erwirtschaftet.
1991 explodierte am Quarzglas-Standort in Hanau ein Wasserstofftank und zerstörte große Teile des Werksgeländes.[17] Im selben Jahr legte das Unternehmen im Chemiepark Bitterfeld-Wolfen (Sachsen-Anhalt) nach der deutschen Wiedervereinigung den Grundstein für die größte Fabrik zur Produktion von synthetischem Quarzglas zur Herstellung von Lichtleitfasern.[18]
Ab 2001
Anfang 2000 übernahm Jürgen Heraeus den Vorsitz im Aufsichtsrat des Familienunternehmens. Das neue Jahrtausend begann für Heraeus erstmals mit einer Geschäftsführung, in der kein Familienmitglied saß. 2001, im 150. Jubiläumsjahr seit Übernahme der Einhorn-Apotheke durch Wilhelm Carl Heraeus,[19] hatte der Technologiekonzern über 9100 Mitarbeiter und einen Umsatz von fast 7 Milliarden Euro. Um Synergiepotenziale der verschiedenen Konzerngesellschaften zu nutzen, erfolgte eine Konzentration auf das Kerngeschäft. Zu diesem Zweck wurde die Heraeus Noblelight 2001 als eigenständige operative Führungsgesellschaft aufgestellt. Heraeus Med wurde 2002 verkauft, ebenso die Anteile an Kendro Laboratory Products. Dagegen verstärkte der Heraeus-Konzern sein Engagement im industriellen Edelmetallbereich: W. C. Heraeus vergrößerte den Bereich Dünnfilmtechnik/Thin Film Materials. Die Bonddrahtaktivitäten in China wurden erweitert und in Südafrika wurde im Bereich Edelmetallchemikalien ein Joint Venture gegründet, das kurz darauf in eine Tochtergesellschaft umgewandelt werden konnte. Mit der Akquisition der schweizerischen Metalor Medical Division baute das Unternehmen seine Aktivitäten auch in der Medizintechnik weiter aus.
Der Geschäftsbereich W.C. Heraeus wurde ab 2009 in die neuen Geschäftsbereiche Heraeus Precious Metals und Heraeus Materials Technology aufgeteilt. Nach der Finanzkrise 2008 erzielte Heraeus mehrmals in Folge Umsatzrekorde, z. B. 2011 mit einem Rekord-Produktumsatz von 4,8 Milliarden Euro. Der Edelmetallhandelsumsatz überschritt 2011 erstmals die Marke von 20 Milliarden Euro.[20] Im Sommer 2013 verkaufte Heraeus den Geschäftsbereich Dentalprodukte an den japanischen Chemiekonzern Mitsui. Seit Juli 2013 steht mit Jan Rinnert wieder ein Mitglied der Gesellschafterfamilie an der Spitze der Geschäftsführung.
Mit einer Umstrukturierung der Organisation wurden die Geschäftsbereiche Heraeus Precious Metals und Heraeus Materials Technology in sieben neue Global Business Units umgewandelt. Die vier verbliebenen Geschäftsbereiche werden ebenfalls als Global Business Units (GBUs) weitergeführt. Zwischen Januar 2015 und Frühjahr 2017 bestand der Heraeus-Konzern aus elf Global Business Units,[21] seit Frühjahr aus 10 Global Business Units,[22] unter dem Dach der Holding.
Im März 2017 veräußerte Heraeus für 30 Millionen Euro seine Sputtertarget-Sparte an die US-amerikanische Materion Corporation.[23] Im April 2017 übernahm Heraeus den schweizerischen Wettbewerber Argor-Heraeus (vormals Argor S.A.),[24][25] an dem das Unternehmen bereits seit 1986 beteiligt war.[26][27]
Im Oktober 2018 erweiterte Heraeus seine Vertriebskanäle in Deutschland und eröffnete in Kooperation mit dem Edelmetallhändler Ophirum GmbH die Online-Plattform Heraeus-Gold.de für den Erwerb von Heraeus-Edelmetallbarren sowie Münzen diverser Prägestätten für Privatkunden.[28][29][30]
2018 eröffnete der Konzern in der chinesischen Stadt Nanjing eine Edelmetallfabrik. Die Investition von 120 Millionen Dollar gilt als die bislang größte in der Geschichte des Unternehmens.[31]
Im Kampf gegen die COVID-19-Pandemie rüstete Hanau als bundesweit erste Stadt im November 2020 ihre Busflotte mit UV-C-Luftreinigern von Heraeus aus.[32]
Nachdem sich im November 2020 der Aufsichtsratsvorsitzende Jürgen Heraeus nach 20 Jahren in dieser Tätigkeit nicht mehr zur Wahl gestellt hatte, wurde als sein Nachfolger Franz Haniel gewählt.[33]
2021 übernahm Heraeus die US-Firma Norwood Medical, ein Hersteller von medizinischen Instrumenten, Geräten und Komponenten mit mehr als 1100 Mitarbeitern. Die Übernahme gilt als eine der größten in der Firmengeschichte.[34] 2022 gründete Heraeus mit dem Chemiekonzern BASF zu gleichen Anteilen ein Gemeinschaftsunternehmen zur Rückgewinnung von Edelmetallen aus verbrauchten Fahrzeugkatalysatoren. Das neue Unternehmen BASF Heraeus Metal Resource stellt recycelte Edelmetalle für Hightech-Industrien in China her.[35]
Konzernstruktur
- Heraeus Precious Metals ist der Geschäftsbereich für Produkte des Edelmetallkreislaufs, darunter der Edelmetallhandel, das Edelmetall-Recycling sowie Schmelze und Vorproduktion von Edelmetallen. Zusätzlich werden Produkte und Lösungen für die chemische und pharmazeutische Industrie (Katalysatoren, pharmazeutische Wirkstoffe), Produkte für die Festplatten-, Uhren- und Automobilindustrie sowie für Bereiche der Laborausstattung und der Farbdekoration hergestellt und vertrieben.[36]
- Heraeus Electronics ist der Geschäftsbereich für die Herstellung von Produkten für die Elektro-, Konsumgüter- und Automobilindustrie. Dazu gehören unter anderem Bonddrähte und Montagematerialien für die Aufbau- und Verbindungstechnik sowie Kleinstelektronikkomponenten wie Dickschichtpasten, Pulver und leitfähige Polymere.
- Heraeus Photovoltaics ist ein Hersteller im Bereich der Dickfilmtechnik für die Photovoltaikindustrie.[37] Dazu gehören z. B. Metallisierungspasten für Solarzellen.
- Heraeus Medical Components entwickelt und produziert Komponenten und Lösungen für die Medizintechnikindustrie. Dazu gehören Kleinstteile wie Herzschrittmacherkomponenten und Bauteile zur Behandlung von Gefäßerkrankungen.[38][39]
- Heraeus Medical ist Hersteller von Knochenzementen und entwickelt Beschichtungen medizinischer Implantate. Die Produkte kommen in der chirurgischen Orthopädie sowie in der Unfall- und Biochirurgie zum Einsatz.
- Heraeus Electro-Nite ist Anbieter von Messtechnik und Probenahme aus Metallschmelzen. Das Portfolio umfasst Sensoren, auf den Anwendungszweck zugeschnittene Probenehmer sowie Hard- und Software für die Systemtechnik.
- Heraeus Comvance ist auf die Herstellung und Verarbeitung von synthetischem Quarzglas für die Telekommunikation spezialisiert. Die Global Business Unit fertigt hochreine Quarzglas-Zylinder als Vorform zur Herstellung von Glasfasern bzw. Lichtleitfasern.[40][41]
- Heraeus Conamic ist Hersteller von natürlichem und synthetischem Quarzglas sowie von Keramiken und Kompositen für die Halbleiterindustrie und Photonik.[42]
- Heraeus Noblelight stellt Speziallichtquellen für den industriellen, wissenschaftlichen und medizinischen Bereich her. Dabei sind Wellenlängenbereiche von Ultraviolett bis Infrarot vertreten.
- Heraeus Epurio umfasst Geschäfte für Kondensatoren, Displays, Fotolacke (Photoresist) und Halbleiter. Zu den Produkten gehören z. B. leitfähige Polymere.[43]
- Heraeus Nexenos ist auf die Herstellung von Platintemperatursensoren für hochpräzise Temperaturmessungen spezialisiert.[44]
- Norwood Medical entwickelt medizinische Fertigungslösungen und arbeitet mit Erstausrüstern (OEM) bei der Herstellung von Instrumenten, Werkzeugen und Komponenten für minimalinvasive Chirurgie, Orthopädie und robotergestützten Chirurgie zusammen.[45][46]
- Heraeus Start-ups:
- Heraeus Amloy entwickelt amorphe Legierungen (amorphe Metalle) und stellt amorphe Bauteile her.[47]
- Heraeus Battery Technology entwickelt mit Porocarb einen porösen Kohlenstoff zur Leistungssteigerung von Lithium-Ionen-Batterien.[48]
- Heraeus High Performance Coatings entwickelt Metall- und Keramikbeschichtungen auf allen Materialtypen.[49]
- Heraeus Printed Electronics entwickelt Digitaldruckverfahren für metallisch leitfähige Systeme.[50]
- Heraeus Remloy recycelt Seltenerdmagnete zur Rückgewinnung von Neodym-Magnet-Materialien.[51]
Auszeichnungen
- 2008: Sonderpreis für betriebliche Kinderbetreuung im Bundeswettbewerb „Erfolgsfaktor Familie“[52]
- 2010: Am 30. August zum 150. Geburtstag von Richard Küch einer der „365 Orte im Land der Ideen“[53][54]
- 2013: Auszeichnung als Barrenhersteller des Jahres 2013 (Goldbarren) zusammen mit Argor-Heraeus[55][56]
- 2016: Personalwirtschaftspreis 2016[57]
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Jan Rinnert, in: Internationales Biographisches Archiv 11/2014 vom 11. März 2014, im Munzinger-Archiv (Artikelanfang frei abrufbar)
- ↑ a b Über Heraeus. Heraeus Holding, abgerufen am 31. Mai 2022.
- ↑ Hermann Simon erwähnt Heraeus in seinem Buch als Beispiel für einen „Hidden Champion“: Hidden Champions des 21. Jahrhunderts. Die Erfolgsstrategien unbekannter Weltmarktführer. Campus, Frankfurt am Main 2007, ISBN 978-3-593-38380-4, S. 20. ergänzt: Kai Beller: Die 20 größten deutschen Familienunternehmen. In: Capital. Gruner + Jahr, 11. Mai 2020, abgerufen am 7. Juli 2020.
- ↑ Einhorn-Apotheke schreibt Industrie- und Stadtgeschichte. Heraeus Holding, 20. März 2018, abgerufen am 11. November 2020.
- ↑ Geschichte der Familie Heraeus zur Feier des 250 jahrigen Besitzes der Einhorn Apotheke zu Hanau am 4, October 1910 (1600 - 1910) Zusammengestellt Von Prof. Dr. Wilhelm Heraeus by Heraeus, Wilhelmdr.: Good+ Soft Cover (1910) First Edition. | Nick Bikoff, IOBA. (Nicht mehr online verfügbar.) Ehemals im Original; abgerufen am 11. November 2020 (englisch). (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven)
- ↑ Wilhelm Carl Heraeus. (Nicht mehr online verfügbar.) Stadt Hanau, 15. November 2016, ehemals im Original; abgerufen am 13. Juli 2017. (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven)
- ↑ Bundesanzeiger. (Nicht mehr online verfügbar.) Ehemals im Original; abgerufen am 13. Juli 2017. (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven)
- ↑ Unternehmensgeschichte. Heraeus Group, abgerufen am 13. November 2020.
- ↑ Richard Küch. (Nicht mehr online verfügbar.) Stadt Hanau, 15. November 2016, ehemals im Original; abgerufen am 13. Juli 2017. (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven)
- ↑ a b Unternehmensgeschichte. Abgerufen am 13. November 2020.
- ↑ Ralf Schrank: Heraeus – Ein Familienunternehmen schreibt Industriegeschichte. Von der Einhorn Apotheke zum Weltkonzern. 1. Auflage. Piper Verlag, München 2001, ISBN 3-492-04332-1.
- ↑ Die Firmen, die nicht entschädigen wollen. In: Die Tageszeitung. 18. November 1999 (archive.org [abgerufen am 31. Mai 2022]).
- ↑ Unternehmensgeschichte. Heraeus Holding, abgerufen am 11. November 2020.
- ↑ Präambel. (Nicht mehr online verfügbar.) Stiftung Erinnerung, Verantwortung und Zukunft, ehemals im Original; abgerufen am 11. November 2020. (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven)
- ↑ Christoph Seidler: Laserreflektoren auf dem Mond: Die Anti-Verschwörungstheorie-Maschinen. Spiegel Online, 30. Juli 2019, abgerufen am 11. November 2020.
- ↑ Detlef Borchers: Hemmungslose Optimisten: 30 Jahre DDR-Chip U61000. In: Heise online. Heise Medien, 12. September 2018, abgerufen am 31. Mai 2022.
- ↑ Andreas Zitzmann: Die Gefahr ist nicht nur Theorie. In: Frankfurter Rundschau. 18. Dezember 2009, abgerufen am 6. Januar 2021.
- ↑ Heraeus Quarzglas in Bitterfeld – eine Erfolgsgeschichte - Aufbereitungstechnik. In: AT Minerals. Vauverlag BV, 2013, abgerufen am 6. Januar 2021.
- ↑ Ralf Schrank: Ein Familienunternehmen schreibt Industriegeschichte. Von der Einhorn Apotheke zum Weltkonzern. Piper Verlag, München 2001, ISBN 3-492-04332-1, S. 248.
- ↑ Heraeus setzte Rekordkurs im Jahr 2011 fort. In: Vorsprung. Andreas Ziegert, 10. Mai 2012, abgerufen am 6. Januar 2021.
- ↑ Heraeus organisiert Teile seines Geschäftes neu – Firmenname ändert sich. 10. Dezember 2014 (archive.org [abgerufen am 31. Mai 2022]).
- ↑ Heraeus Global Business Units. (https://en.wikipedia.org/wiki/Defekte_Weblinks?dwl=https://www.heraeus.com/de/group/about_heraeus/global_business_units/global_business_units.aspx/ Seite nicht mehr abrufbar], Suche in Webarchiven: [http://timetravel.mementoweb.org/list/2010/https://www.heraeus.com/de/group/about_heraeus/global_business_units/global_business_units.aspx/ [abgerufen am 4. Januar 2018]).
- ↑ Materion Corporation completes Heraeus target materials acquisition. (englisch, materion.com [abgerufen am 13. April 2018]).
- ↑ Heraeus vollzieht Zukauf - Größter Edelmetalldienstleister weltweit. In: FinanzNachrichten.de. (finanznachrichten.de [abgerufen am 24. Juli 2017]).
- ↑ Geschichte. Argor-Heraeus, abgerufen am 3. Juli 2017.
- ↑ Argor: Heraeus übernimmt Edelmetallverarbeiter komplett. (handelsblatt.com [abgerufen am 13. Juli 2017]).
- ↑ Argor‐Heraeus hat mit Heraeus einen neuen Eigentümer. (PDF; 63 kB) Argor-Heraeus, 3. April 2017, archiviert vom Original am 10. Oktober 2017; abgerufen am 31. Mai 2022.
- ↑ Hohe Nachfrage bei Deutschlands Endverbrauchern: Gold als sichere Wertanlage bequem online ordern. (sueddeutsche.de [abgerufen am 11. November 2018]).
- ↑ Heraeus Edelmetallbarren für Privatkunden jetzt bei www.heraeus-gold.de. (heraeus.com [abgerufen am 11. November 2018]).
- ↑ Bei www.heraeus-gold.de können Privatkunden jetzt Barren und Münzen direkt erwerben. (archive.org [abgerufen am 31. Mai 2022]).
- ↑ Heraeus eröffnet neue Anlage in China - GZ-Online. Abgerufen am 11. September 2020.
- ↑ Mit Technik gegen Corona: Hanau rüstet Busflotte mit Luftreinigern aus. 9. November 2020, abgerufen am 11. November 2020.
- ↑ „Kann mich in Ruhe zurückziehen“: Dr. Jürgen Heraeus gibt den Aufsichtsratsvorsitz nach 20 Jahren ab. 12. November 2020, abgerufen am 12. November 2020.
- ↑ Süddeutsche Zeitung: Weitere US-Übernahme: Heraeus stärkt Medizintechnik-Geschäft. Abgerufen am 5. Juli 2022.
- ↑ BASF und Heraeus gründen Joint Venture für Edelmetallrecycling. Abgerufen am 5. Juli 2022.
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- ↑ Heraeus Photovoltaics vereinbart strategische Kooperation mit Solar Space. In: FinanzNachrichten.de. (finanznachrichten.de [abgerufen am 13. Juli 2017]).
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- ↑ Über Heraeus. Abgerufen am 5. Juli 2022.
- ↑ Das sind Deutschlands familienfreundlichste Unternehmen. Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, archiviert vom Original am 15. Dezember 2010; abgerufen am 31. Mai 2022.
- ↑ Florian Langenscheidt, Bernd Venohr (Hrsg.): Lexikon der deutschen Weltmarktführer. Die Königsklasse deutscher Unternehmen in Wort und Bild. Deutsche Standards Editionen, Köln 2010, ISBN 978-3-86936-221-2.
- ↑ Land der Ideen | Deutschland | Start. Abgerufen am 13. Juli 2017.
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- ↑ Argor-Heraeus News 2014. Abgerufen am 11. Januar 2013.
- ↑ Sven Körber: chefbuero.de. Abgerufen am 13. Juli 2017.