Herbstmilbe
Herbstmilbe | ||||||||||||
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Larve der Herbstmilbe | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Neotrombicula autumnalis | ||||||||||||
(Shaw, 1790)
vormals Acarus autumnalis bzw. Trombicula autumnalis |
Die Herbstmilbe oder Erntemilbe (Neotrombicula autumnalis) gehört zur Familie der Laufmilben (Trombiculidae) in der Unterklasse der Milben in der Klasse der Spinnentiere. Das Larven-Stadium lebt ektoparasitisch und befällt kleinere Säugetiere (Mäuse, Igel, Kaninchen etc.) sowie in geringerem Maße auch Vögel;[1][2] Haustiere (Hunde, Katzen etc.) und Menschen sind ebenfalls betroffen.
Die Herbstmilbe wird auch oft als Herbstgrasmilbe, Heumilbe oder Grasmilbe bezeichnet, sie hat aber nichts mit den Grasmilben zu tun, die an Pflanzen saugen. Auch Trivialnamen wie Graslaus, Erdlaus oder Pfirsichlaus sind insofern irreführend, als die ausgewachsen achtbeinigen Milben nicht nahe mit Läusen verwandt sind, die zu den Insekten gehören. Die (sechsbeinigen) Larven der Herbstmilbe rufen beim Menschen eine Dermatose hervor, die im Volksmund auch Erntekrätze, Stachelbeerkrankheit oder Herbstbeiß genannt wird; die Fachbezeichnung dafür ist Trombidiose oder Trombiculose.[3]
Verbreitung
Die Milbenfamilie Trombiculidae ist weit verbreitet. Weltweit sind andere Arten der Gattung Neotrombicula und Unterarten beschrieben worden. In Europa ist die Forschung an der Verbreitung und ggf. Aufspaltung in Unterarten seit den 1960er Jahren nicht weiter geführt worden. Seitdem gelten in Europa sechs Trombiculiden-Arten als Parasiten des Menschen. Die häufigste und am meisten verbreitete Art in Mitteleuropa ist die Herbstmilbe Neotrombicula autumnalis.[3]
In Mitteleuropa gab es in den vergangenen Jahrzehnten eine Zunahme der dokumentierten Fälle der Trombidiose. In einer auf einen begrenzten Bereich Nordrhein-Westfalens beschränkten Untersuchung konnte lediglich Neotrombicula autumnalis nachgewiesen werden.[4]
Die Larven der Herbstmilben treten von Anfang/Mitte Juli bis Mitte Oktober, selten auch Ende Oktober / Anfang November, auf. Außerhalb dieses Zeitraumes wurden keine Larven gefangen. Die Anzahl an nachgewiesenen Larven (Abundanz) folgte dabei einer Glockenkurve (Normalverteilung), also einer natürlichen Verteilung mit einem kontinuierlichen Anstieg der Abundanzen ab Juli, einem Höhepunkt Anfang/Mitte September und einen kontinuierlichen Auslaufen bis in den Oktober[4].
Dabei gibt es keine besonderen Befallsflächen: Orte wie Parks, Gärten und Grünflächen in Städten werden häufig genannt, dies liegt jedoch daran, dass hier vermehrt die Dermatosen bemerkt werden und daraus der Schluss einer hohen Larven-Abundanz gezogen wird. An anderen Orten halten sich deutlich weniger Menschen auf und weniger Dermatosen werden dokumentiert.
Viele Angaben zur Herbstmilbe sind durch Wahrnehmungsproblematiken verzerrt: In Gärten z. B. konnten die Larven ebenso häufig wie auf den Rasenflächen auch in Blumenbeeten ohne Bodenbedeckung nachgewiesen werden.
Biologie und Lebenszyklus
Die erwachsenen Laufmilben und die (Deuto-)Nymphen der Trombiculiden leben räuberisch von anderen Kleinstlebewesen und deren Eiern im Boden. Nur die etwa 0,3 mm großen, rot-orangen sechsbeinigen Larven nehmen als Parasiten Gewebsflüssigkeit und Lymphe von ihren Wirten auf.[5][6] Dazu krabbeln sie nach dem Schlüpfen aus dem Ei an die Bodenoberfläche, um ihre natürlichen Wirte (kleinere Säugetiere, Vögel) zu befallen.[7][8] Sie sind negativ geotrop, das heißt, die Larven bewegen sich auf vertikalen Flächen entgegen der Schwerkraft, also nach oben[9]. Allerdings ist es fraglich, ob sie lange Wege nach oben laufen. Sie wurden in Sträuchern oder hohem Gras nicht nachgewiesen.[10][4] Sicherlich ist die Kletter-Höhe auch von der Luftfeuchtigkeit abhängig:[9] Je höher über dem Boden die Tiere sind, desto relativ trockener wird die Umgebungsluft. Die Larven sind als Parasiten auf einen maßvollen Umgang mit ihren Energie- und Wasservorräten im Körper angewiesen, da sie ansonsten keine Nahrung aufnehmen. Sie können Wasserverluste des Körpers durch Transpiration nicht ausgleichen, sofern sie keinen geeigneten Wirt finden, und verenden daher bald in für sie ungünstiger Umgebung.[4]
Nach einigen Tagen am Wirt lassen sich die dann vollgesogenen Larven zu Boden fallen und entwickeln sich über drei Nymphenstadien zum Erwachsenen- (Adult-)Stadium mit einer Länge von etwa 2 mm. Zwei der drei Nymphenstadien sind inaktiv (Proto- und Tritonymphe). Mit der Eiablage schließt sich der Zyklus.
Infektion mit Herbstmilben-Larven und Krankheitsbild (Dermatose)
Der Mensch wird beim Aufenthalt im Freiland bei zufälligem Kontakt befallen. Auf dem Menschen laufen die Milben anscheinend zunächst größere Strecken, bevor sie zum Stich ansetzen. Häufig sind feucht-warme Hautareale wie Achselhöhlen, der Genitalbereich oder Hautfalten betroffen, jedoch auch Stellen am Körper, an denen die Milbenlarven durch z. B. eng anliegende Kleidungsstücke nicht mehr weiter wandern können.[3] Kinder sind oftmals besonders auf der Kopfhaut betroffen.[4] Vermutlich suchen die Larven Orte auf, die dem Fell der Wirte ähneln: die Behaarung sorgt für eine relativ hohe Luftfeuchtigkeit und Verankerung bzw. Schutz vor mechanischer Beseitigung durch den Wirt.
Bei Tieren sind häufig auch Körperbereiche mit nur dünner Haut betroffen: Augenränder, Ohren etc.
Mit ihren Mundwerkzeugen ritzen die Larven unbemerkt die obere Hautschicht auf und sondern ein Speichelsekret in die Wunde ab, das Enzyme enthält, die das Gewebe auflösen. Vorverdaute Zellen und Lymphe werden aufgesogen.[11] Meist bleiben die Larven nur wenige Stunden auf dem Menschen, da sie durch scheuernde Kleidung, Kratzen oder Hygienemaßnahmen entfernt werden (s. Selbstschutz).
Die Dermatose, Trombidiose oder Trombiculose genannt, die das Verdauungssekret auslöst, ist unspezifisch und tritt mit Verzögerung von teilweise 12 bis 24 Stunden[4] auf: rötliche Papeln, die Mückenstichen oder anderen Stichreaktionen der Haut ähneln. Der Juckreiz, der zusammen mit den Papeln an der Läsionsstelle der Haut auftritt, ist stärker und dauert länger an als bei einem Mückenstich. Die Sichtbarkeit und Stärke der Symptome sind beim Menschen individuell unterschiedlich: Hautreaktionen können bis zu 14 Tage bestehen. Ebenso lange kann der Juckreiz bleiben, der sich jedoch kontinuierlich verringert. Je nach Larvenbefall treten die Papeln in hoher Anzahl auf.
Im Gegensatz zu Zecken konnte für die Herbstmilbe keine Übertragung von Borreliose nachgewiesen werden.[12]
Larven-Herde und Fangmethodik
Die Milbenlarven an der Bodenoberfläche sind hauptsächlich in Form inselartiger Herde konzentriert.[10] Mit der Kachelfangmethode (s. u.) wurde dabei eine Ausdehnung von 0,3–0,5 m² festgestellt. Als Ursache für das ungleichmäßige Auftreten konnte bislang kein Umweltfaktor bestimmt werden, der die Verbreitung der Tiere signifikant beeinflusst.[4] Daher kann auch keine pauschale Bekämpfungsstrategie empfohlen werden. D. h. auch, der Bodenbewuchs ist unerheblich.
Ein Nachweis bzw. Fang der Herbmilbenlarven an der Bodenoberfläche oder im niedrigen Bewuchs ist auf Grund der geringen Größe der Tiere und der Strukturen des Untergrundes problematisch.
Ein relativer, aber nicht absolut quantitativer Nachweis von Herstbmilbenlarven ist mit Hilfe von weißen Keramikkacheln (Kachelfangmethode) möglich, weil die rötlichen Larven auf dem kontrastreichen Untergrund leicht zu erkennen sind. Zudem gelten sie als positiv phototaktisch, laufen also ins Helle.[13] Die Kacheln liegen wegen ihres Eigengewichtes möglichst nah/eng auf dem Boden auf, was für das Überlaufen der Larven von Vorteil ist; zudem sind auch bei Feuchtigkeit einsetzbar.
Die Kacheln werden mit einem Abstand ca. 70 cm voneinander auf den vermeintlich befallenen Flächen ausgelegt. Nach 10–15 Minuten können die Kacheln mit einer einfachen Lupe (5 bis 10-fach) abgesucht und die Larven durch ihr Erscheinungsbild (s. Abb.) identifiziert werden. Die Kacheln vertikal zu halten, führt zu einer Bewegung der Larven nach oben (negativ geotrop). Die Larven können mit einem feuchten Haarpinsel (Tuschpinsel) ggf. aufgenommen und in ein Fanggefäß abgestreift werden.
Auf Grund der nur relativ quantitativen Aussage der Nachweis- bzw. Fangmethode, besteht keine Sicherheit, dass nicht doch Larven in sehr geringer Anzahl an anderen Stellen auftreten.
Zur Beseitigung der Herde
Als vorbeugende Maßnahmen gegen die Larven-Stiche wird häufig eine Beseitigung der Herde oder eine bestimmte Behandlung des Rasens genannt.
In der Publikation zur Studie in Nordrhein-Westfalen[4][14] ist ausführlich diskutiert, weshalb diese Maßnahmen keinen Erfolg versprechen bzw. erhebliche Kosten und Aufwand verursachen oder lediglich auf Zeit eine Wirkung haben. Dort sind auch Literaturergebnisse zur Verwendung von Akariziden (Milbengiften) erwähnt: Nach Anwendung ergab sich nur ein bis maximal zwei Wochen lang eine messbare Reduzierung der Larven-Anzahl, weil die Larven kontinuierlich aus dem Boden nach wandern. Im Übrigen sind derartige Gifte nur sinnvoll, wenn die Lage der Milbenherde bekannt ist (s. Larven-Herde und Fangmethodik). Im Vergleich mit den Kosten und der ökologisch hohen Bedenklichkeit wegen der unbekannten Langzeit- und Nebenwirkungen dieser Gifte ist ein effektiver Selbstschutz eindeutig die bessere Alternative.
Da jede Freilandfläche (Garten, Park, Grünanlage etc.) ein offenes System darstellt, werden frei gewordene Bereiche sogleich neu besiedelt: Kontinuierlich wandern Kleinsäuger durch das Gebiet und bringen Larven mit. Kleinsäuger zu bekämpfen ist ein Verstoß gegen die Bundesartenschutzverordnung (z. B. Spitzmäuse, Igel). Außerdem wird das Einwandern neuer Kleinsäuger-Individuen die Situation nicht erfolgreich verändern. Aus diesem Grunde wird auch der Versuch, durch einen Austausch des Bodens im Garten die Adult-Stadien/Eier und damit die Larven zu beseitigen, erfolglos sein.
Gleiches gilt für eine ökologische Schädlingsbekämpfung mit den Nutzorganismen, die aktuell bekannt sind. Denn zumeist funktioniert die ökologische Schädlingsbekämpfung nur in Gewächshäusern, also geschlossenen ökologischen Systemen. In einem offenen System fehlt, wie dargestellt, die Kontrolle der Umweltbedingungen; oder es fehlen – wie auch bei alternativen Bekämpfungswegen wie mit Niem- oder Zedernöl o. Ä. – Laborexperimente oder Freilandstudien, die die Wirkung einer alternativen Substanz belegen: Die Zucht von Herbstmilben im Labor ist selbst in der mehrjährigen Studie nicht gelungen.[12][4] Ohne diese Zucht ist zu bezweifeln, dass überhaupt Experimente zur Bekämpfung an Nymphen und Adult-Stadien erfolgt sind.
Daneben sind die möglichen „Neben“-Wirkungen einer Behandlung mit alternativen Giften unvorhersehbar: Immerhin sind auch die natürlichen Feinde der Herbstmilben und ihrer Eier ebenfalls Milben, nämlich Raubmilben, die einer unspezifischen Bekämpfung ebenfalls zum Opfer fallen würden.
Die adulten Herbstmilben im Boden zu bekämpfen, erscheint nach dem ökologischen Verbreitungspotenzial und den Umweltgegebenheiten ebenfalls als aussichtslos[4]:
Reichliches Wässern oder die Beseitigung des Bodenbewuchses sind ohne Wirkung: Bodenorganismen sind auf plötzliche Luft (Sauerstoff)- und Temperatur extreme eingestellt, da dies nach Starkregen-Ereignissen oder Schnee-/Hagel-Schmelze regelmäßig im Boden passiert. Der Bodenbewuchs ist unerheblich.
Denkbar ist eine Behandlung klar umgrenzter Milbenherde (Stechrahmen) mit kochendem Wasser, um Temperaturen jenseits der Toleranzgrenze im Boden zu erreichen. Damit würden dann jedoch sämtliche Lebewesen im Bereich abgetötet, ebenfalls der Bewuchs. Daher ist dies sowieso nur auf offenen Beet-Flächen sinnvoll. Die Versuche in der Studie zeigten, dass die Wassermenge, die kontinuierlich versickern müsste, um im Boden in mindestens 40 cm Tiefe für längere Zeit (10 bis 20 min) eine Temperatur von mindestens über 60 °C zu erreichen, einen extrem hohen Energie und Wasserbedarf erfordern, da das Wasser in alle Richtungen, also unspezifisch in den Boden einsickert.[4] Abgesehen davon gilt wieder: Die Herde müssen klar lokalisiert sein und es ergeben sich ggf. mehrere Stellen, die behandelt werden müssten. Damit erhöhen sich der Energie- und Wassereinsatz. Unbekannt ist zudem, inwiefern die Tiere im Boden in der Vertikalen und Horizontalen abwandern und sich in angemessener Anzahl retten können. Dann wäre kein Erfolg zu verzeichnen. Sinnvoller und Ressourcen-schonender erscheint daher der Selbstschutz.
Selbstschutz
Die Herbstmilbenlarven werden beim Duschen entfernt, weil sie nicht fest in oder an der Haut anhaften wie beispielsweise Zecken.[3] Eine gründliche Haarwäsche entfernt die Larven auch von der Kopfhaut oder aus den behaarten Stellen am Körper. Ein Abreiben der Haut beim Abtrocknen ist ebenfalls hilfreich.
Grundsätzlich werden die Larven auf den Hautbereichen mit geringer Behaarung leicht durch das Reiben oder kräftige Wischen mit der Hand durch eine mechanische Zerstörung beseitigt. Diese einfache Form des Abtötens der Larven kann durch Industriealkohol an den Händen unterstützt werden, ist aber nicht notwendig.
Sofern die Larven bereits mit dem Injizieren von Verdauungssekret in die Haut begonnen hatten, kann die Reaktion des Körpers trotzdem nach einigen Stunden zu (abgeschwächten) Stichsymptomen und Juckreiz führen. Daher sollte mit dem Duschen oder zumindest Abreiben nach dem Aufenthalt auf potenziellen Befallsflächen nicht zu lange gewartet werden.
Weitere Möglichkeiten des Selbstschutzes hängen von den Tätigkeiten bzw. Bewegungen auf den (mutmaßlich) befallenen Flächen ab:
1) Bei Gartenarbeit, die auf den Füßen befindlich erfolgt, sind Gummistiefel, deren Schäfte mit einem beidseitig-klebenden Klebeband einmal rundherum abgeklebt wurden, ein sicherer Schutz.
Die Herbstmilbenlarven krabbeln an den Stiefel hoch. Das Klebeband können sie nicht überwinden, außer es sitzt voll Erde etc., d. h. gelegentlich erneuern. Dasselbe Klebeband sollte auch um die Handgelenke bzw., je nach Einsatz der Hände, um die Unterarme geklebt werden. Dann sind auch Arbeiten mit den (bloßen) Händen gefahrlos möglich. Sich dabei immer auch mal zwischendurch erst die Hände und danach auch die Arme kräftig abzureiben, ist sinnvoll. In der Studie ergab diese Schutzmethode absoluten Schutz, obgleich die Kacheln in den bloßen Händen haltend nach Larven abgesucht wurden.
Bei Gartenarbeit auf den Knien hilft das obige Vorgehen bezogen auf die Stiefel natürlich nicht. In diesem Fall sollten lange Hosen den Weg der Larven auf dem Körper so verlängern, dass etwas Zeit gewonnen wird, bis das Abduschen erfolgt.
Zur Sicherheit sollte man für diese Form der Gartenarbeit zwei Garnituren Gartenkleidung verwenden, die abwechselnd getragen und in trockenen Räumen aufgehängt werden. Ein Heizungskeller ist ideal: Die Kleidung sollte sicherlich am übernächsten Tag wieder „herbstmilbenfrei“ sein. Einige Versuche ergaben, dass Tiere in Kleidung im Keller schon nach 24 Stunden nicht mehr nachweisbar waren.[4] Es liegt sicherlich an der Luftfeuchtigkeit, die innerhalb von Behausungen generell niedrig ist: Die Larven können ihren natürlichen Wasserverlust (Transpiration) nicht ausgleichen und verenden (s. o. Biologie).
2) Ein Sonnenbad auf der Terrasse oder anderen Flächen, auf denen der Boden versiegelt wurde, sind ungefährlich.
Ein Sonnenbad im Garten, auf Grünflächen oder in Parks birgt zwar ein hohes Risiko gestochen zu werden, aber die Wahrscheinlichkeit, auf einem Herbstmilbenherd zu liegen, ist gering. Ob und inwiefern die Tiere am Gestänge von Liegen oder Ähnlichem empor laufen, ist nicht untersucht worden. Decken oder andere Unterlagen könnten wie die Kacheln der Fangmethode wirken. Daher ist ein Überlaufen der Larven nicht auszuschließen. Ein Abreiben der Arme und Beine nach dem Betreten unversiegelter Flächen bzw. nach dem Weg zur oder von der Liege oder Unterlage ist anzuraten.
3) Es wurde von Betroffenen beobachteten, dass nackt spielende Kinder kaum oder keine Probleme mit Stichen hatten. Dies ist nicht weiter untersucht worden, aber es lässt den Schluss zu, dass die ungehinderte Bewegung der Larven auf der nackten Körperoberfläche (also ohne Barrieren aus Kleidung) gepaart mit der relativ geringen Luftfeuchtigkeit im Vergleich zu Körperregionen mit Behaarung oder unter Kleidung dazu führt, dass die Tiere länger (und vergeblich) nach den „geeigneten Stellen“ suchen und daher vor dem Stechen beim Spielen durch mechanische Einwirkungen getötet oder entfernt werden.
4) Bei Freizeitaktivitäten auf potenziellen Befallsflächen ist zudem der Einsatz eines Repellents anzuraten. Konkrete Untersuchungen zur Wirkung von Repellentien gegen Herbstmilben sind derzeit nicht bekannt.
5) Freizeitkleidung sollte sicherheitshalber direkt nach dem Aufenthalt auf potenziell befallenen Flächen gewechselt werden.
Es gilt für alle genannten Situationen: Die sofortige Dusche ist eine verlässliche Schutzmaßnahme. Dabei gilt natürlich: je länger der Aufenthalt auf potenziellen Befallsflächen dauerte, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass die Larven begonnen haben, Sekret zu injizieren.
Wahrnehmungsproblematiken
Zeitraum des Auftretens von Stichen: Es existieren viele verschiedenen Aussagen dazu, wann die Larven der Herbstmilben auftreten sollen. Die konkreten Nachweise von Larven ergaben jedoch eine relativ klar abgegrenzte Herbstmilbenlarven-Saison im Zeitraum von Mitte Juli bis Mitte/Ende Oktober. Die Stichsymptome auf der Haut und der Juckreiz nach Herbstmilbenlarven-Stichen sind unspezifisch. Daher sollten außerhalb des genannten Zeitraumes andere Ursachen für die Symptome gesucht werden. In der Quelle[4] sind im Kapitel 4.4.6 (S. 219) weitere mögliche Ursachen für Trombidiose-ähnliche Stichsymptome genannt.
Lokalisation und Art der befallenen Stellen: Oftmals ist der Ort, an dem man sich Stiche zugezogen hat, wegen des sehr späten Auftretens der Stichsymptome (häufig erst nach 12–24 Stunden) gar nicht genau zuzuordnen. D. h., erst wenn man sich bewusst vergegenwärtigt, welche – auch kurzen Wege – auf offenem Boden betreten wurden, ist es möglich, die potenziellen Befallsbereiche einzugrenzen, auf der sich Larven-Herde befinden könnten. Ein Nachweis ist dann mit der Kachelfangmethode möglich.
Die im Volksmund geführte Bezeichnung „Herbstgrasmilbe“ bezieht sich auf die Bodenbedeckung der Befallsstellen. Hier ist klar aus der Studie hervorgegangen, dass die Bedeckung unerheblich ist und Grasflächen nicht häufiger als andere Flächen ein Ort für Herbstmilbenherde sind.
Die Bezeichnung „Herbstmilbe“ oder „Erntemilbe“ hingegen ist passend, wenn man sich vergegenwärtigt, dass früher mit Beginn der Erntezeit vermehrt Menschen in der Landwirtschaft im Einsatz waren. Innerhalb der Erntezeit und ungefähr mit dem Herbstbeginn, Mitte September, fällt der Zeitraum der höchsten Larven-Abundanzen.
Vermengung mit der Biologie anderer Milbenarten: Die Bezeichnung „Grasmilbe“, die für die Herbstmilbe sehr verbreitet ist, wird, wie oben erwähnt, auch für eine ebenfalls rot gefärbte Spinnenmilbenart (Bryobia gramineum) verwendet. Diese ist eine für den Menschen harmlose an Pflanzen saugende Milbe. Auch andere Spinnenmilben-Arten wurden mit Herbstmilben vermengt: So kommt es zu irreführenden und falschen Angaben von „an der Hauswand ins Schlafzimmer wandernden Herbstmilben“ oder zu den häufig geäußerten Befürchtungen, dass Herbstmilben in Obststräuchern und -bäumen sitzen.
Weblinks
Literatur
- Zeitschrift für Allgemeinmedizin: Trombiculiden und Trombidiose (2000) (PDF-Datei; 103 kB)
- A. Schöler: Untersuchungen zur Biologie und Ökologie der Herbstmilbe. Dissertation Universität Bonn 2003 (PDF-Datei; 3,60 MB).
Quellen
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- ↑ a b c d Helge Kampen: Trombiculiden und Trombidiose. In: Zeitschrift für Allgemeinmedizin. Band 76. Hippokrates Verlag GmbH, Stuttgart 2000, S. 392–396.
- ↑ a b c d e f g h i j k l m Arne Schöler: Untersuchungen zur Biologie und Ökologie der Herbstmilbe Neotrombicula autumnalis (Acari: Trombiculidae) im Hinblick auf Bekämpfungsmöglichkeiten sowie zu ihrer Bedeutung als Vektor der Borreliose. 2003 (uni-bonn.de [abgerufen am 15. September 2022] Universitäts- und Landesbibliothek Bonn).
- ↑ R.P. Lane, R.W. Crosskey (Hrsg.): Medical insects and arachnids. 1. Auflage. Chapman & Hall, London 1993, S. 644–658.
- ↑ Informationsblatt Herbstmilben (pdf) des Landesgesundheitsamtes Baden-Württemberg, November 2010.
- ↑ Mites (Acari). In: Veterinary Ectoparasites: Biology, Pathology and Control. Blackwell Science Ltd, Oxford, UK 2001, ISBN 978-0-470-69050-5, S. 23–54, doi:10.1002/9780470690505.ch2 (wiley.com [abgerufen am 16. September 2022]).
- ↑ Richard Wall & David Shearer: Trombiculidae. In: Veterinary Ectoparasites: Biology, Pathology, and Control, 2nd. Auflage, John Wiley and Sons, 2001, ISBN 978-0-632-05618-7, S. 47–48.
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