Hermann-Ragnar Eggers

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Hermann-Ragnar Eggers (* 7. März 1910 in Bremen; † 5. Februar 2003 in Düsseldorf) war Diplom-Ingenieur und beschäftigte sich mit der elektrischen Mess- und Regelungstechnik. Zuletzt war er Vorsitzender internationaler Fachausschüsse sowie Chefredakteur von Fachzeitschriften.

Familiärer Hintergrund

Hermann-Ragnar Eggers entstammte eine Familie des Bildungsbürgertums, dessen Ahnen unter anderem Begleiter Karls des Kühnen waren. Weiterhin gehören Heinrich Krechting (1501–1580), Heinrich Krefting (1562–1611), Johann Smidt (1733–1857) sowie Marie Eggers-Smidt (1844–1923) zu seinen Vorfahren.[1][2] Hermann-Ragnar Eggers wurde am 7. März 1910 als Sohn des Rechtsanwalts und Notars Wilhelm Hermann Eggers (1867–1947) und dessen Ehefrau Lydia Doris Sophie, geb. Dreyer (1879–1917) neben zwei älteren Schwestern – Edda und Insea – geboren. Seine frühe Kindheit bis zum Ersten Weltkrieg verlief in der Familie im Rahmen des wohlbehüteten höheren Bürgertums. Doch dann musste der Vater 1914 als Reserveoffizier zum Kriegsdienst einrücken und die Mutter verstarb im sogenannten Hungerwinter 1917 in Not und Niedergeschlagenheit. Die umfangreiche Bremer Verwandtschaft sorgte daraufhin weiter in notwendigstem Umfang für die unmittelbaren Bedürfnisse des Knaben Hermann-Ragnar Eggers, doch er musste – im Vergleich zu seiner Vergangenheit – von nun an sehr bescheiden und anspruchslos leben.

Ausbildung

Seit 1916 hatte Hermann-Ragnar Eggers die Bremer Vorschule (Grundschule) besucht, von der er 1920 auf das Neue Gymnasium (heute: Oberschule am Barkhof) wechselte, das er 1928 mit der Reifeprüfung verließ. Er studierte danach Elektrotechnik an der Technischen Hochschule Darmstadt, wo Hermann-Ragnar Eggers auch bei der Studentenverbindung Chattia aktiv wurde (11 Mensuren, Erste und Zweite Charge). Dann erfolgte ein Hochschulwechsel nach Berlin; im Jahr 1933 wurde ihm dort der Grad eines Diplom-Ingenieurs verliehen.

Beruf bis Kriegsende

Im Jahre 1933 wurde er bei der Allgemeinen Elektrizitäts-Gesellschaft (AEG) als technischer Angestellter für Forschung und Entwicklung von elektrischen Messgeräten eingestellt.[3] Bald wurde er mit der Leitung des entsprechenden Labors beauftragt und zu zahlreichen Dienstreisen und Besprechungen entsandt. Allerdings änderten sich diese Forschungs- und Entwicklungsaufgaben mit dem Ausbruch des Zweiten Weltkrieges, da nun alle Anstrengungen auf die Kriegsbedürfnisse umgestellt wurden. Zweimal wurde dazu Hermann-Ragnar Eggers auch in der Funktion eines sog. „Sonderführers“ im Rang eines Leutnants berufen und nahe der Front eingesetzt. Für seine Arbeiten, die er später bereute, verlieh man ihm das Kriegsverdienstkreuz.[4]

Kriegsende und Wiederaufbau

Im Jahre 1933 hatte er geheiratet. Diese Ehefrau und die zwei aus der Ehe resultierenden Söhnen waren wegen der Bombenangriffe auf Berlin nach Ostdeutschland evakuiert worden. Im Januar 1945 gelang es Hermann-Ragnar Eggers, die Familie unmittelbar vor dem Überrollen durch die Rote Armee wieder nach Berlin zurückzuholen und dann von dort aus mit einem Sondertransport in die Wesermarsch bei Bremen zu verschicken. Er selbst wurde mit wichtigen technischen Unterlagen nach Thüringen versetzt, um dort das Kriegsende zu erleben und sich dann zu Fuß wieder zur Familie durchzuschlagen.

Von dort aus verzog er mit der Familie in das Haus seines Großvaters nach Bremen, um zunächst vorübergehend unter primitivsten Umständen zu arbeiten. Doch im Sommer 1946 begann Hermann-Ragnar Eggers in Heiligenhaus bei Düsseldorf auftragsgemäß, eine neue Fabrik für die AEG zur Fertigung elektrischer Messgeräte zu errichten und mit der Familie dorthin umzuziehen.

Zwar wurde in Heiligenhaus für die Familie die Unterkunft in einer Millionärsvilla zugewiesen, doch mussten zunächst die beiden Hungerwinter 46/47 und 47/48 überwunden werden und die Kinder bis zum Jahre 1956 in Luftschutzbetten schlafen.

Doch nach dem Beginn des Wirtschaftsaufschwungs in Westdeutschland konnte Hermann-Ragnar Eggers an seine beruflich-wissenschaftlichen Erfolge so anknüpfen, dass die Bergwerksverwaltungen und Bergämter nur noch vom „…berühmten Eggers…“ sprachen und bald über 70 Patente[5] seinen Namen trugen. Zudem gehörte er im Jahre 1957 zu den Gründungsvätern der großen internationalen Ausstellung für Mess-, Steuerungs- und Regelungstechnik „Interkama[6] (Internationaler Kongress mit Ausstellung für Messtechnik und Automation) in Düsseldorf, die im Jahr 2010 als Fachmesse „Process Automation“ ein Bestandteil der Hannover Messe wurde.

Sogar der später legendäre Leiter der Hauptverwaltung Aufklärung im Ministerium für Staatssicherheit der DDR bemühte sich – allerdings vergeblich – bei Hermann-Ragnar Eggers um eine Mitarbeit. Dagegen führten die beruflichen Erfolge nach und nach nicht nur zu einer Forschungsabteilung unter seiner Leitung mit 27 beschäftigten Diplom-Ingenieuren, sondern auch zu ausgedehnten Dienstreisen nach Westeuropa, in die USA und nach Kanada sowie in die damalige Sowjetunion.

Berufliche Krise und Neuorientierung

Nachdem im Jahr 1968 der Forschungs- und Produktionsstandort der AEG in Heiligenhaus an die Firma Hartmann und Braun übertragen worden war, änderte sich für Hermann-Ragnar Eggers die Verantwortung grundlegend. Er wurde von der Verantwortung für Forschung und Entwicklung im Wesentlichen entbunden und damit beauftragt, verstärkt – unter Fortzahlung des Gehalts – in akademischen sowie nationalen und internationalen Gremien der Mess- und Regelungstechnik tätig zu werden.

In dieser Neuorientierung wurde er zum langjährigen und beliebten Lehrbeauftragten an die Universität Wuppertal, zum Vorsitzenden des zuständigen DIN-Normenausschusses und in zwölf nationale Interessenvertretungen seines Arbeitsbereiches berufen.

Internationaler Verbandsführer

Beim Internationalen Verband der Elektroingenieure und im Internationalen Normenausschuss vertrat er als Sprecher die Interessen der Deutschen und weltweiten Normung, wobei er im Internationalen Normenausschuss aufgrund seines weltweiten wissenschaftlichen Ansehens zum Internationalen Chairman[7] gewählt wurde. In dieser Eigenschaft konnte er die Interessen seiner Aufgaben mit Dienstreisen auf allen Kontinenten – außer Australien – sehr erfolgreich wahrnehmen.

Tätigkeiten nach Eintritt in den Ruhestand

Nachdem Hermann-Ragnar Eggers im Frühjahr 1975 die gesetzliche Altersgrenze von 65 Lebensjahren erreicht hatte, oblag der Ruheständler noch jahrelang die redaktionelle Betreuung und verantwortliche Schriftleitung der Fachzeitschriften „Archiv für technisches Messen + messtechnische Praxis“[8] und „Messen und Prüfen“, was ihn noch lange mit akuten Problemen auf interessanten Kongressen und Tagungen beschäftigen sollte.

Privates

Im Jahr 1933 hatte Hermann-Ragnar Eggers in Berlin die medizinische Fachangestellte (damals: Sprechstundenhelferin) Anneliese Zimmermann aus einer angesehenen preußischen Familie geheiratet, in der als Vorfahren zahlreiche Männer als Pastoren oder Oberförster tätig gewesen waren. Aus dieser 64-jährigen Ehe sind als Nachkommen hervorgegangen:

  • Michael Eggers (* 1936), Ministerialdirigent, Fallschirmjäger und Oberst d. R.
  • Alexander Eggers (1940–2017), Leiter eines Baugrundlabors, sowie 5 Enkel, bisher 12 Urenkel und 1 Ururenkelin.

Literatur

  • Wilhelm von Bippen: Johann Smidt. Ein hanseatischer Staatsmann. Stuttgart und Berlin 1921.
  • Hermann-Ragnar Eggers und Erwin Samal: Der Schwenkspulenregler. In: Hermann-Ragnar Eggers (Hrsg.): Wärmetechnische Regelanlagen der AEG. Berlin 1957.
  • Hermann-Ragnar Eggers: Wärmetechnische Regelanlagen der AEG. In: Hermann-Ragnar Eggers (Hrsg.): Wärmetechnische Regelanlagen der AEG. Berlin 1957.
  • Hermann-Ragnar Eggers: Grundsätzliches über pneumatische Antriebe. In: Hermann-Ragnar Eggers (Hrsg.): Wärmetechnische Regelanlagen der AEG. Berlin 1957.
  • Michael Eggers: Festschrift aus Anlass des 90. Geburtstages von Dipl.-Ing. Hermann Ragnar Eggers am 08.03.2000. Erfurt 2000.
  • Hans Onkelbach: Personalien. In: Rheinische Post. Ausgabe Benrath, 3. März 2000

Einzelnachweise

  1. Rainer Smidt: Smidt-Stiftung. Bremen 1938, S. 1.
  2. Rainer Smidt: Smidt-Stiftung. Bremen 1938, S. 3.
  3. Hermann-Ragnar Eggers: Wärmetechnische Regelanlagen der AEG. Berlin 1957, S. 20.
  4. Hans Onkelbach: Personalien. In: Rheinische Post. Benrath 2000.
  5. Elektrischer Umschalter fuer Mess-, Registrier- und Signalgeraete. 28. Mai 1959 (google.com [abgerufen am 26. Juli 2020]).
  6. Michael Eggers: Festschrift aus Anlass des 90. Geburtstages von Dipl.-Ing. Hermann Ragnar Eggers am 08.03.2000. Erfurt 2000, S. 2.
  7. Michael Eggers: Festschrift aus Anlass des 90. Geburtstages von Dipl.-Ing. Hermann Ragnar Eggers am 08.03.2000. Erfurt 2000, S. 15.
  8. Inhaltsverzeichnis • September 1975 • Lieferung 476. In: tm - Technisches Messen. Band 468-479, JG, 1. Dezember 1975, ISSN 0171-8096, S. 357–360, doi:10.1524/teme.1975.468479.jg.357 (degruyter.com [abgerufen am 26. Juli 2020]).