Herrenwitz

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Ein Herrenwitz (zum Teil auch Altherrenwitz) bezeichnet einen derben, frivolen Witz, der üblicherweise erzählt wird, wenn Männer unter sich sind.[1] Der Begriff wird seit Anfang des 20. Jahrhunderts gebraucht.[2] Er thematisiert zumeist sexuelle Themen wie Seitensprünge oder Geschlechtskrankheiten und bedient sich dabei einer bildhaften, obszönen Sprache. Inhaltlich lässt sich der Herrenwitz darum mit der Zote gleichsetzen.[3][4] Der Begriff des Herrenwitzes bringt zusätzlich zum Ausdruck, dass es sich um eine Form von „typisch männlichem“ Humor handeln soll.

Im weiteren Sinne wird der Begriff des Herrenwitzes zum Teil gebraucht, um anzügliche, als übergriffig empfundene Bemerkungen zu beschreiben, die von Männern gegenüber Frauen gemacht werden. Dabei handelt es sich jedoch nicht um eine strukturierte Erzählung mit abschließender Pointe, wie sie den Herrenwitz im engeren Sinne kennzeichnet.[4]

Herrenwitze als komödiantes Genre

Die derbe Frivolität des Herrenwitzes wird von einigen Komikern als bewusster Tabubruch verwendet, um einen komischen Effekt zu erzielen. So wurden in der Harald Schmidt Show vom ehemaligen WDR-Nachrichtensprecher Charly Wagner sogenannte „klassische Herrenwitze“ vorgetragen. Dabei bediente sich Wagner einer betont distinguierten Vortragsweise, die im Kontrast zum derben Inhalt der vorgetragenen Witze stand. Auch der Literaturkritiker Hellmuth Karasek erzählt auf dem Hörbuch Ist das ein Witz? unter anderem verschiedene Herrenwitze. Ein weiterer bekannter Interpret des Genres ist Jürgen von der Lippe.

Teilweise wird der Begriff des Herrenwitzes auch verwendet, um eine als besonders „platt“ empfundene Form des Humors zu bezeichnen. So schrieb beispielsweise die Journalistin Silke Burmester in einem Spiegel-Artikel mit dem Titel „Herrenwitze ersetzen Humor“ über den Showmaster Thomas Gottschalk: „Ein Moderator, der eine Show als Herrenwitz auslegt, ist auf Dauer so ermüdend, wie eine Ehe in Missionarsstellung“.[5]

Herrenwitze als anzügliche Bemerkungen

Die Journalistin Laura Himmelreich verfasste 2013 einen Artikel im Stern mit dem Titel „Der Herrenwitz“ und löste damit eine Debatte über alltäglichen Sexismus unter dem Stichwort #aufschrei aus. Sie berichtete darin über anzügliche Bemerkungen von Rainer Brüderle, die aber keinen Herrenwitz im engeren Sinne darstellten. In der Folge wurde der Begriff des Herrenwitzes verwendet, um auf verbale Übergriffe im Flirtverhalten gegenüber Frauen aufmerksam zu machen.[6][7] In der Regel bauen sich Situationen, in denen es zu Grenzüberschreitungen kommt, langsam auf.[8]

Rechtlich können nach § 3 Absatz 4 des Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetzes auch „Bemerkungen sexuellen Inhalts“ eine sexuelle Belästigung darstellen, wenn durch sie die Würde der betreffenden Person verletzt wird.

Literatur

  • Hubert Miketta: Der Herrenwitz. Karl Lipp, München 1953.
  • Friedemann Spicker: Zur Männer- und Frauenfrage oder Herrenwitz und Frauenbild. Weibliche und männliche Aphoristik im 20. Jahrhundert. In: Lichtenberg-Jahrbuch 2005, S. 98–155. (online als PDF)
  • Charlotte Weigel: Der frauenfeindliche Männerwitz. Textanalysen und psychologische Überlegungen zu seiner Entstehung und Wirkung. Kovač, Hamburg 2006. (zugleich Dissertation, Freie Universität Berlin, 2006)

Weblinks

Wiktionary: Herrenwitz – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Herrenwitz, duden.de
  2. Google Books Ngram Viewer "Herrenwitz". Abgerufen am 1. Juni 2019.
  3. Jakob Schrenk: Treffen sich drei Männer... In: sueddeutsche.de. 2016, ISSN 0174-4917 (sueddeutsche.de [abgerufen am 21. November 2018]).
  4. a b Gerhard Scheucher: Rettet den Herrenwitz. Abgerufen am 21. November 2018.
  5. Silke Burmester: „Wetten, dass...?“ mit Carla Bruni: Herrenwitze ersetzen Humor. spiegel.de, 5. Oktober 2008, abgerufen am 31. Januar 2013.
  6. WELT: Sexismus-Debatte: Schwesig ruft Männer zu Kampf gegen Altherrenwitze auf. In: Die Welt. 1. Oktober 2016 (welt.de [abgerufen am 21. November 2018]).
  7. Alice Schwarzer: Sexismus-Debatte: Im Land des Herrenwitzes. In: FAZ.NET. ISSN 0174-4909 (faz.net [abgerufen am 21. November 2018]).
  8. Tina Groll: Sexismus: Wie man sich würdevoll gegen Herrenwitze wehrt. zeit.de, 25. Januar 2013, abgerufen am 29. Januar 2013.