Herz Jesu (Oberhausen-Sterkrade)

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Herz-Jesu-Kirche Oberhausen-Sterkrade

Die Herz Jesu-Kirche Oberhausen-Sterkrade, auch genannt Herz Jesu Sterkrade (nicht zu verwechseln mit der gleichnamigen Pfarrkirche Herz Jesu in der Oberhausener Altstadt) ist eine dem Heiligsten Herzen Jesu geweihte neugotische ehemalige Pfarrkirche, die jetzt als eine der Gemeindekirchen der katholischen Pfarrei St. Clemens im Oberhausener Stadtbezirk Sterkrade fungiert.

Lage

Die Kirchengebäude liegt in Oberhausen-Sterkrade am Postweg. Die Adresse des zugehörigen Gemeindebüros lautet Inselstraße 31, das direkt an das Kirchgebäude angrenzende Gemeindehaus, das den Namen des ehemaligen Pfarrers und Dechanten Paul Heitvogt († 1991) trägt, hat die Postanschrift Inselstraße 40.

Geschichte

Am 25. Januar 1903 beschloss der Kirchenvorstand der Pfarrei St. Clemens in Sterkrade aufgrund gestiegener Gläubigenzahlen, im nördlichen Bereich des Pfarrgebietes eine neue Kirche zu bauen. Ein Jahr später wurde ein Kirchbauverein gegründet. Ursprünglich als zweischiffige Kirche geplant, beschloss der Kirchenvorstand 1905, eine dreischiffige Kirche zu bauen, und beauftragte den Düsseldorfer Architekten Caspar Clemens Pickel mit der Planung. Pickel hatte in Oberhausen bereits die Liebfrauenkirche mit Kapuzinerkloster in Sterkrade sowie die St.-Josef-Kirche in Buschhausen realisiert. Am 14. August 1905 wurde die genaue Lage der Kirche festgelegt und mit den Bauarbeiten begonnen, rund zwei Monate später, am 15. Oktober 1905, erfolgten Grundsteinlegung sowie Benediktion durch den Sterkrader Pfarrer Wilhelm Kranenburg. Die Einsegnung der fertiggestellten Kirche fand am 6. Oktober 1907 durch den Meidericher Dechanten Sprenger statt. An diesem Tag wurden auch die erste Heilige Messe in der Kirche gehalten und der erste Rektor, Bernhard Mehring, eingeführt.[1]

Der Kirchenvorstand von St. Clemens beschloss am 22. März 1908 die Abpfarrung von der Mutterpfarre und legte die Grenzen der neuen Pfarre fest. Das Fest der Pfarrerhebung wurde am 21. November 1909 gefeiert, gleichzeitig wurde der bisherige Rektor, Bernhard Mehring, als Pfarrer von Herz Jesu eingeführt. Die Konsekration der Kirche vollzog Weihbischof Everhard Illigens aus Münster am 14. Juli 1907. Vor Gründung des Bistums Essen im Jahr 1957 gehörte die Pfarrei zum Bistum Münster.

Die Kirche wurde während des Zweiten Weltkriegs schwer beschädigt, aber wieder in ihrer ursprünglichen Form aufgebaut. Im Jahr 1949 kamen erste Überlegungen für eine Filialkirche im Alsfeld auf, ein entsprechender Beschluss zur Errichtung einer Kirche (St. Pius) wurde jedoch erst im November 1959 gefasst. Die Abspaltung von St. Pius als Rektoratspfarre erfolgte am 1. Juli 1962.

Am 5. Februar 1977 wurde der von dem Künstler Gottfried Kappen (1906–1981) aus Savonnières gestaltete Zelebrationsaltar von Weihbischof Julius Angerhausen geweiht. Im Altar befinden sich die Reliquien der Heiligen Anastasius und Probus.[2] Von Gottfried Kappen stammt auch der aus Polyester gestaltete Kreuzweg. Der Tabernakel und der inzwischen ersetzte Ambo wurden von der Düsseldorfer Künstlerin Maria Fuss gestaltet.[3]

Im April 2004 wurde die 1962 abgepfarrte Gemeinde St. Pius wieder in die Pfarrei Herz Jesu zurückgegliedert. Mit Errichtung der Großpfarrei St. Clemens im Rahmen der Neustrukturierung des Bistums Essen 2007 verlor auch Herz Jesu den Status einer Pfarrei und ist seitdem Gemeindekirche innerhalb der Großpfarrei St. Clemens. In der Kirche St. Pius wurde am 13. Januar 2008 gemeinsam mit Bischof Felix Genn letztmals die Heilige Messe gefeiert, anschließend wurden die noch in der Kirche vorhandenen Reliquien des Namensgebers, Papst Pius X., sowie des Hl. Bonifatius in die Herz-Jesu-Kirche überführt. Inzwischen wurde das Kirchgebäude von St. Pius abgerissen, an seiner Stelle sind Wohnungen entstanden.

Die letzten Umbauarbeiten in der Herz-Jesu-Kirche fanden 2007 vor Bildung der Großpfarrei statt. Dabei wurden der Altar verkleinert und umgesetzt sowie der Altarraum umgestaltet und die Beleuchtung erneuert. Aus den durch die Altarverkleinerung übrig gebliebenen Stücken wurden Sedilien und ein neuer Ambo geschnitten.

Zur Gemeinde Herz Jesu gehörten Ende 2014 5.294 Katholiken, womit sie die zweit-einwohnerstärkste Gemeinde in der Pfarrei St. Clemens ist, die 32.578 Katholiken zählte. In der Kirche finden überdurchschnittlich viele Taufen und Erstkommunionen statt – bei der letzten Erhebung 2014 hatte Herz Jesu sogar die drittgrößte Zahl an Erstkommunionkindern unter den Kirchen im Bistum (zweitgrößte in der Stadt Oberhausen).[4]

Liste der Priester

Hier werden alle Rektoren, Pfarrer und Pastoren von Herz Jesu Sterkrade aufgelistet.

Wirkungszeit Titel Name Bemerkungen
1907–1909 Rektor Bernhard Mehring
1909–1913 Pfarrer Bernhard Mehring nach Erhebung von Herz Jesu Sterkrade zur Pfarrei
1913–1919 Pfarrer Anton Holz
1919–1937 Pfarrer Alfons Beurschgens
1937–1957 Pfarrer Wilhelm Awick
1957–1968 Pfarrer Franz Scheulen
1968–1991 Pfarrer und Dechant Paul Heitvogt nach ihm wurde das Gemeindeheim an der Inselstraße benannt
1991–2010 Pfarrer Norbert Ghesla ab 2007, nach Eingliederung von Herz Jesu Sterkrade in die Großpfarrei St. Clemens Sterkrade, war Norbert Ghesla weiterhin Pastor an Herz Jesu, bevor er 2010 Pfarrer an St. Laurentius (Steele) in Essen wurde
2010–2011 Pastor Ralph Eberhard Brachthäuser[5]
2011–2020[6] Pastor Arun Jan Mathur[7] ob es eine Nachfolge an Herz Jesu geben wird, ist bislang nicht bekannt; nach seinem Sabbatjahr wird Mathur seit dem 1. November 2021 als Pastor in der Großpfarrei St. Clemens Sterkrade und damit auch wieder an Herz Jesu (jedoch nicht mit expliziter Zuweisung an diese Gemeinde) eingesetzt[8]

Orgel

Nachdem die ursprüngliche Orgel im Jahr 1969 unbespielbar geworden war, wurde durch die Orgelbaufirma Franz Breil eine neue Orgel errichtet, die am 20. April 1975 eingeweiht wurde. Sie steht an einer für Kirchen eher ungewöhnlichen Stelle hinter dem Zelebrationsaltar in der Apsis der Kirche.[9] Die Orgel verfügt über einen frei stehenden Spieltisch und 38 klingende Register auf drei Manualen und Pedal. Damit hat das Instrument über 2488 Pfeifen, die größte ist knapp 5 Meter hoch, die kleinste nur wenige Zentimeter. Die Spieltrakturen sind mechanisch, die Registertrakturen und Koppeln sind elektrisch.[10]

Innenansicht des Chorraumes vor dem Umbau 2007 mit dem Prospekt der Breil-Orgel
I Hauptwerk C–g3
Gedacktpommer 16′
Prinzipal 8′
Rohrflöte 8′
Oktave 4′
Gedacktflöte 2′
Nasat 223
Oktave 2′
Mixtur 5fach 2′
Trompete 8′
II Schwellwerk C–g3
Holzgedackt 8′
Gamba 8′
Gedackt 8′
Schwebung 8′
Prinzipal 4′
Traversflöte 4′
Schwiegel 2′
Terz 135
Nasat 113
Sifflöte 1′
Trompete 16′
Mixtur 4fach 113
Basson 16'
Trompette 8'
Hautbois 4'
Tremulant
III Kronpositiv C–g3
Metallgedackt 8′
Praestant 4′
Blockflöte 4′
Prinzipal 2′
Quinte 113
Zimbel 3fach 12
Krummhorn 8′
Tremulant
Pedal C–f1
Prinzipal 16′
Subbass 16′
Oktavbass 8′
Rohrpommer 8′
Choralbass 4′
Nachthorn 2′
Pedalmixtur 4fach 2′
Posaune 16′
Basstrompete 8′

Trivia

Von 1923 bis 1925 hatte der Biograph und Schriftsteller Wilhelm Hünermann seine erste Kaplansstelle in Herz Jesu Oberhausen-Sterkrade.[11]

Die Hochschullehrerin und Organistin Sieglinde Ahrens hat 1984 an der Breil-Orgel die Sonntagsmusik des tschechischen Komponisten Petr Eben eingespielt.[12]

Eine der drei Glocken im Turm der Herz Jesu Kirche stammt aus dem Jahr 1688 aus der Glockengießerei Michael Abraham Sievert in Görlitz. Ursprünglich war sie für die St. Maternus Kirche im niederschlesischen Liebenthal bestimmt. Hierauf weist auch die Inschrift Der heilige Maternus, Bischof und Patron dieser Kirche hin. Über das Glockenlager in Hamburg gelangte die 1,4 Tonnen schwere Glocke zunächst als Leihglocke nach Oberhausen, wo sie sich bis heute befindet.[13]

Das Fenster im Beichtraum sowie das Fenster im Turm wurden vom niederländischen Künstler Henk Schilling gestaltet.[14]

Weblinks

Commons: Herz Jesu (Oberhausen-Sterkrade) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Geschichte der Kirche auf der Website der Gemeinde, abgerufen am 1. September 2017
  2. Pfarrchronik Herz-Jesu Jahre 1971-1990, abgerufen am 6. September 2017
  3. Katholische Kirchen in Oberhausen, Hg. Katholiken-Ausschuss in der Stadt Oberhausen, 1995, S. 60.
  4. Bistum Essen: Jahreserhebung 2015. Abgerufen am 1. September 2017.
  5. Lebenslauf von Pastor Brachthäuser (Memento des Originals vom 4. September 2017 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.heilig-kreuz-stiftung.de auf der Seite der Heilig Kreuz Stiftung, abgerufen am 4. September 2017
  6. KABl. Essen 10-2020, in dem die Versetzung von Pastor Mathur in die Pfarrei St. Laurentius in Essen bekannt gegeben wird
  7. DerWesten.de (Oberhausen) Neuer Pastor für Herz Jesu
  8. Kirchliches Amtsblatt Bistum Essen 2021, S. 204.
  9. Gustav K. Ommer: Neue Orgeln im Ruhrgebiet: von 1945 bis zur Gegenwart Mercator, Duisburg 1984, ISBN 3-8746-3120-6.
  10. Festschrift zur Orgelweihe Herz-Jesu Sterkrade von 1975
  11. Kapläne in Herz-Jesu auf der Website der Gemeinde, abgerufen am 4. September 2017
  12. Label Multisonic: Petr Eben Organworks - Sunday Music, Small Choral Partita, Chagall Windows Sieglinde Ahrens (Organ), Rudolf Lodenkemper (Trumpet)
  13. Ursulinen halfen weiter - Herz-Jesu-Glocke stammt aus einer Klosterkirche, NRZ Oberhausen, Ausgabe Ostern 1975
  14. Oberhausen-Sterkrade, Kath. Kirche Herz Jesu, Webseite im Portal glasmalerei-ev.de, abgerufen am 28. Oktober 2019

Koordinaten: 51° 31′ 27″ N, 6° 50′ 53,8″ O