Hieronymus Opitz der Ältere

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Hieronymus Opitz der Ältere (auch Opitius der Elter) (* 1519 in Lobendau in Böhmen; † 12. Februar 1591 in Bischofswerda) war ein deutscher lutherischer Theologe.

Leben

Hieronymus (Jeronimus) Opitz wurde in Lobendau in der Herrschaft Hainspach geboren.[1] Nach dem Besuch der Schulen in Stolpen und Bautzen wurde Opitz Hauslehrer des Bürgermeisters Mag. Hieronymus Rupprecht (Ruperti) († vor 1551)[2] in Bautzen, möglicherweise, um Geld für ein Studium zu verdienen.[3] Anschließend bezog er die Universität Leipzig[4] und erhielt schließlich durch Vermittlung des Leipziger Superintendenten Johann Pfeffinger ein Stipendium.[5] 1540 war er Lehrer und 1541 Rektor in Löbau, um 1541/42 Rektor in Roßwein in Meißen. Er ist nicht mit „Hieronymus Opisch[6] Dreßdensis“ identisch, der sich 1542 in Leipzig immatrikulierte.[7] 1543 war Opitz Rektor und 1545 Diakonus in Döbeln, 1547 Pfarrer in Altmügeln,[8] dann von 1549 bis 1559 Pfarrer an der Dreikönigskirche in Altendresden. Als Gehalt bezog er 8 fl. Quartalsgeld.

Seit 1549 (oder 1545) war Opitz Hofprediger der Herzogin Katharina von Sachsen (1487–1561), der Mutter von Kurfürst August von Sachsen (1526–1586). 1555 unterschrieb er mit anderen sächsischen Theologen eine „Trostschrift“ für die aus der Oberlausitz und Böhmen vertriebenen evangelischen Prediger.[9][10]

Im Januar 1559 ernannte ihn Kurfürst August zum ersten evangelischen Pfarrer von Bischofswerda und Superintendenten des von Sachsen neu erworbenen Amtes Stolpen. Opitz übte das Amt mehr als 30 Jahre lang aus. Am 28. Dezember 1560 beobachtete er eine Himmelserscheinung, vermutlich ein Polarlicht,[11] und veröffentlichte darüber einen Bericht. Gegen Ende seiner Amtszeit musste Opitz sich mit sog. „Kryptocalvinisten“ auseinandersetzen. Als sein Nachfolger wurde 1591 gegen den Willen des Rates der reformierte Pfarrer Mag. Caspar Teuder (1551-1608?) eingesetzt.

Familie

Opitz war zweimal verheiratet. Seine erste Ehe hatte er in Roßwein mit Ursula Holtzberger, der Tochter des Müllers in Löbau, Thomas Holtzberger, geschlossen. Die beiden waren 23 Jahre verheiratet und hatten elf Kinder. Von diesen kennt man:

  • Hieronymus Opitz der Jüngere (* um 1543 in Roßwein; † 1. Januar 1577 in Jena),[12] Schulbesuch in Dresden und Freiberg, 1554 immatrikuliert als „Hieronymus Opitius Roswinensis“ an der Universität Wittenberg,[13] 20. März 1565 Mag. phil. ebd.,[14] 25. März 1565 an der Stadtkirche in Wittenberg ordiniert durch Paul Eber, anschließend Diakon und Substitut seines Vaters in Bischofswerda,[15] 1566 Pfarrer in Kamenz, Wintersemester 1574 Professor der Theologie und der hebräischen Sprache an der Universität Jena[16], Lehrer von Elias Hutter
  • Martin Opitz, * um 1546 in Döbeln, Schulbesuch in Dresden und Freiberg, 1564 immatrikuliert in Wittenberg („Martinus Opicius natus de Do...“), 1566 in Wittenberg ordiniert und Pfarrer in Zeidler in Böhmen, 1567 in Fischbach bei Pirna, † 1581
  • Johannes Opitz, * um 1547 in Mügeln, 1560 bis 1566 Schule in Meißen, 1564 als „Iohannes Opicius Mugelensis“ immatrikuliert in Wittenberg, Kantor in Senftenberg, 1573 Pfarrer in Horka (Oberlausitz), 1577 in Großdrebnitz, † 1598
  • Matthäus Opitz
  • Georgius Opitz, * zwischen 1549 und 1559 in Dresden, 1. März 1566 aufgenommen „aus Bischofswerda“ in Schulpforta[17], 1567 als „Georgius Opitius Dresdensis“ immatrikuliert in Wittenberg, Kantor in Siebenbürgen[18]
  • Sophia Opitz, verh. mit dem Bautzener Bürger Samuel Bernauer
  • Maria Opitz, verh. mit Erasmus Reichel

Nach dem Tod seiner ersten Frau heiratete er um 1568 in Bischofswerda Sara Birckner († nach 1591), die Tochter des einstigen Bürgermeisters von Bischofswerda, Samuel Birckner. Aus dieser Ehe, die ebenfalls 23 Jahre bestand, stammen neun Kinder. Von diesen kennt man:

  • Hieronymus Secundus Opitz, Pfarrer in Lichtenberg bei Freiberg
  • Elias Opitz, 1610, Konrektor Merseburg
  • Regina Opitz, verh. I. mit dem Rektor in Roßleben Matthias Goldner, verh. II. N.N. Holstein in Leipzig
  • Magdalena Opitz, verh. mit dem Pfarrer in Schletta (1589 bis 1604) bei Halle Christian Starcke (* um 1562)
  • Sara Opitz, verh. N.N. Gottlöber
  • Christiana Opitz, † nach 1591, verh. N.N. Mengemann

Werke

  • Von dem erschröcklichen grossen vnnd fewrigen zeychen, welches am Himel am tage der vnschuldigen Kindtlein, im Jar nach der geburt Christi, M. D. LXI.[19] an vielen orten und Stedten, ist gesehen worden, kurtze erklerunge. Valentin Neuber, Nürnberg o. J. [1561] (Digitalisat der Bayerischen Staatsbibliothek München)
    • Von dem erschrecklichen unnd grossen fewrigen zeichen, welches am Himel am tage der unschüldigen Kindtlein, im Jar nach der geburt Christi, M. D. LXI. an vielen örten und Stedten, ist gesehen worden, Kurtze Erklerunge. o. O o. J. (Digitalisat der Bayerischen Staatsbibliothek München)
  • (Übersetzer:) Wiederholung der Reinen vnnd Gesunden Lehre, Des Ehrnwirdigen in Christo Vaters vnd Herrn D. Martin Lutthers. Von der Person, Vnd dem heiligen Abendmahl des HERRN Christi. Jn der Vniuersitet zu Wittemberg offentlich disputirt Durch D. Iacobum Andreae. Darinn … jhre offentliche bekentnüs gethan. M. Johannes Schütz der Vniuersitet doselbst Cantzler. Vnd M. Martinus Henricus[20] der heiligen Schrifft Professor, zuerlangen den Gradum Licentiatus in Theologia. Den 17. vnd volgende drey Tage … Octobris. Anno Christi 1580. Verdeudscht Durch Hieronymum Opitium, den Eltern, Pfarrherrn vnd Superintendenten zu Bischoffswerda. Welchs der Author selbst vbersehen vnd gebessert. Matthes Stöckel d. Ä., Dresden 1581 (Digitalisat der Bayerischen Staatsbibliothek München), (books.google.de)
  • Examen laicum. Einfeltige Frage vnd Antwort von der Christlichen Lehre Aus dem Kleinen Catechismo D. Martin Luthers, vor die Leyen New gestalt Durch Hieronymum Opitium, Pfarhern vnd Superintendenten zu Bischoffswerda. Michael Wolrab, Bautzen 1583[21]
    • 2. Aufl. Examen Laicum. Leyen oder KinderLehrBüchlein, o. O. o. J. [um 1590][22]

Literatur

  • Christoph Hildisch[23]: Eine Tröstliche Leichenpredigt Bey der ... Leichfart Des ... Herrens Hieronymi Opitii, Des ... Churfürstlichen Ampts Stolpen Superintendenten, und derselben zugeordneten Kirchen zu Bischoffßwerda ... Pfarrers. Welcher den 12. Februarij des 1591. Jahres ... eingeschlaffen Und den 16. Februarij folgends ... bestattet worden, Gehalten Durch M. Christophorum Hildisch, Diaconum daselbsten. Und jetzo auff ansuchen ... seiner ... Söhnen zu sammen geschrieben und in Druck verfertiget, Georg Hoffmann, Freiberg 1608 (Digitalisat der Staatsbibliothek zu Berlin)
    • (mit Ergänzungen auszugsweise abgedruckt in:) Michael Pusch, Christian Heckel: Historische Beschreibung der Stadt Bischoffswerda. Jakob Harpeter, Dresden 1713, S. 89–91 (books.google.de).
  • Johann Christian Stern: Lebensbeschreibungen derer Herren Pastorum der Stadt Bischofswerder, von der heilsamen Reformation an bis auf itzige Zeit, so viel von Ihnen aus alten Urkunden und Theils gedruckten Peronalien aufzubringen gewesen. Nebst angehängter Kurzen Nachricht von denen Archi- und Diaconis bey der Kirche allda, an das Licht gesstellet. Siegesmund Ehrenfried Richter, Dresden und Leipzig, 1754, S. 9–18 (books.google.de).
  • Georg Müller: Quellenstudien zur Geschichte der sächsischen Hofprediger II. Hieronymus Opitius, Hofprediger der Herzogin Katharina von Sachsen und Reformator von Bischofswerda. In: Zeitschrift für kirchliche Wissenschaft und kirchliches Leben 7 (1886), S. 624–632 (babel.hathitrust.org).
  • Reinhold Grünberg: Sächsisches Pfarrerbuch II/2, Freiberg i. S.: Ernst Mauckisch 1940, S. 658f

Einzelnachweise

  1. In der Vorrede zu Wiederholung der Reinen vnnd Gesunden Lehre. Matthes Stöckel d. Ä., Dresden 1581, und im Testament von 1591: „Lobendanus“; Johann Christian Stern: Lebensbeschreibungen derer Herren Pastorum der Stadt Bischofswerder. Siegesmund Ehrenfried Richter, Dresden und Leipzig 1754, S. 9.
  2. Studium in Leipzig, 1516 Baccalaureus, 1518 Magister, Studienfreund von Caspar Cruciger (1504–1548)
  3. Bei „Hieronymus Opitz de Schackanau Lusatus“ („aus Schakanau in der Lausitz“, heute: Czekanów, Ortsteil von Zbrosławice), der am 27. September 1540 die Universität Wittenberg bezog und Tischgänger bei Martin Luther (1483–1545) war, handelt es sich jedoch wohl um einen Namensvetter; anders Karl Wilhelm Mittag: Chronik der königlich sächsischen Stadt Bischofswerda, Bischofswerda: Friedrich May 1861, S. 309 f. (books.google.de).
  4. Ohne Eintrag in der Matrikel.
  5. Christoph Hildisch: Eine Tröstliche Leichenpredigt. Georg Hoffmann, Freiberg 1608.
  6. Variante: Opitz.
  7. So Karl Wilhelm Mittag: Chronik der königlich sächsischen Stadt Bischofswerda, Bischofswerda: Friedrich May 1861, S. 309.
  8. Pfarramt und der Aufenthalt in Mügeln sind umstritten, auch hier wird mit einem Namensvetter gerechnet (dann wäre der Wechsel nach Dresden um 1545/46 anzusetzen). Michael Pusch, Christian Heckel: Historische Beschreibung der Stadt Bischoffswerda. Jakob Harpeter, Dresden 1713, S. 90, lag ein eigenhändiger Lebenslauf mit der Station Mügeln vor.
  9. Epistola Consolatoria Theologoru[m] in Misnia, ad Pastores in finibus Bohemiae et Lusatiae, qui persecutionem propter puram Evangelij doctrinam, jam ferunt. Anno. M. D. LV. Matthes Stöckel, Dresden, 1555 (Digitalisat der Universitäts- und Landesbibliothek Sachsen-Anhalt Halle).
  10. Carl Samuel Senff: Kirchen-Reformation und Jubel-Geschichte des vormahls Bischöflich-Meißnischen, voritzo aber Churfürstl. Sächsischen, Amts Stolpen. David Richter, Bautzen 1719, S. 207f (Digitalisat der Sächsischen Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden).
  11. Vgl. den Holzschnitt von Hans Glaser († 1573): Erscheinung am Himmel bei Nürnberg am 28. Dezember 1560; Thomas Gutwald: „Prodigium hoc cum nostro seculo inusitatum sit ...“. Das Nordlicht vom 28. Dezember 1560 als Gegenstand vernetzter Wahrnehmung durch frühneuzeitliche Informationssysteme. In: Wolfgang Harms, Alfred Messerli (Hrsg.): Wahrnehmungsgeschichte und Wissensdiskurs im illustrierten Flugblatt der Frühen Neuzeit (1450 – 1700), Basel: Schwabe & Co. 2002, S. 239–264.
  12. Johann Gottfried Lessing: Zweyhundert-jährige Gedächtniß-Schrift derer ersten Evangelischen Predigten, welche in der Sechs-Stadt Camentz, 1527, an Ostern gehalten worden. Hensius, Leipzig 1727, S. 79–81 (Digitalisat der Sächsischen Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden).
  13. AAV S. 294 Sp. b, Nr. 17
  14. UA Halle Tit. XXXXV, 1, 2, S. 196, Nr. 17 (Dekanatsbuch der philosophischen Fakultät der Uni. Wittenberg)
  15. Vgl. Georg Buchwald: Wittenberger Ordiniertenbuch II. 1560-1572, Wittenberg: Georg Wigand 1895, S. 42., Nr. 471
  16. vgl. Johannes Günther: Lebensskizzen der Professoren der Universität Jena seit 1558 bis 1858. Jena, 1858 S. 14 ff.; Jöcher: 3, 1083; Zedler: 25, 1656; Johann Caspar Zeumer: Vitae Professorum Theologiae, Jurisprudentiae, Medicinae et Philosophiae, qui in Illustri Academia Ienensis, ab ipsius Fundatione ad nistra usque tempora vixerunt et adhuc Vivunt. Jena, 1711, S. 92
  17. Vgl. Arno Werner: Musik und Musiker in der Landesschule Pforta. In: Sammelbände der Internationalen Musikgesellschaft 8 (1906-1907), S. 535–550, bes. S. 548. und Pförtner Album S. 38
  18. 1614 wird ein Musiker „Georg Opitz“ in Leipzig erwähnt, allerdings gibt es auch einen Namensvetter „Georgius Opitius de Lipa“ (Leipa, tschechisch Lípa, heute Ortsteil von Všestary), Musiker und Tenorist.
  19. 28. Dezember 1560; die Jahreszählung 1561 beginnt mit dem 1. Advent 1560.
  20. Martin Heinrich aus Sagan in Schlesien, 1551 immatrikuliert in Wittenberg, 1564 Magister, 1577 Professor, † 1584 in Wittenberg.
  21. Widmungsschreiben an Hans Friedrich Hoffmann, Freiherr zu Grünbühel und Strechau (1538/39–1589/90), Sohn von Hans Hofmann von Grünbühel (um 1492–1564), eine führende Gestalt des österreichischen bzw. steierischen Protestantismus.
  22. Titelblatt fehlt; Herzogin Anna Amalia Bibliothek Weimar (Signatur: Cat XVI: 272).
  23. Aus Dresden, * 1553, Magister, Rektor in Altendresden, 1584 Diakonus in Bischofswerda, † 1618 in Bischofswerda.