Heinrich von Kampen
Heinrich von Kampen oder niederländisch Hinrik van Kampen, auch Henrik, van Campen oder seltener Kampe (* in der Provinz Overijssel, Niederlande; † um 1524 in Lübeck) war ein in Norddeutschland tätiger, vermutlich aus Kampen stammender Glockengießer.
Leben und Wirken
Vermutlich nannte er sich nach seiner Geburtsstadt Kampen in den Niederlanden. Eine familiäre Beziehung zur Gießerfamilie des Gerhard van Wou ist verschiedentlich erwogen worden. 1502 war er als dessen Gehilfe an der Herstellung der 4.800 Kg schweren Glocke der Stiftskirche St.-Blasius (Braunschweiger Dom), die als „Salvator“ oder „Blasius major“ bezeichnet wird, beteiligt.[2]
Er kommt zwischen 1506 und 1517 als Gießer einer großen Anzahl von Glocken und Geschützen nachweisbar in Norddeutschland vor. 1511 goss er die Feuerglocke für die Martinikirche in Halberstadt. Seit 1512 ist er als Besitzer eines Hauses in der Großen Burgstraße 47 in Lübeck nachgewiesen, das später auf den Glockengießer Karsten Middeldorp überging. Sechs Glocken lieferte er dem Braunschweiger Dom, drei nach Mecklenburg, darunter eine für die Schlosskirche in Schwerin, drei für die Nicolaikirche in Lüneburg sowie Geschütze für die Herzöge von Mecklenburg.
Die Sonntagsglocke, die er 1508 für die Lübecker Marienkirche goss, stürzte 1942 als Folge des Bombenangriffs am Palmsonntag in die Tiefe; ihre Reste bilden heute zusammen mit der Pulsglocke ein Erinnerungs- und Mahnmal.
Glocken
Jahr | Kirche/Ort | Name | Gewicht in kg | Durchmesser in mm | Nominal | Bemerkung |
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1508 | Marienkirche (Lübeck) | Sonntagsglocke | a0 | Seit 1942 durch den Luftangriff am Palmsonntag zerstört und heute Mahnmal. | ||
1508 | Dorfkirche Ruest | 810 | a1 +7 | Seit 1989 in der Dorfkirche Mestlin | ||
1510 | Marienkirche (Ahrensbök) | Maßwerkfries und Umschrift. Relieffigur Johannes des Täufers und Wappen des Stifters.[3] | ||||
1510 | Maria-Magdalenenkirche (Lübeck) | Dominicus | cis1 | heute in der Lutherkirche (Lübeck) | ||
1512 | St.-Georgs-Kirche (Wichmannsburg) | Relieffigur Marienbildnis mit Jesus-Kind sowie Name, Wappen und Porträt des damaligen Pfarrers Hinrich Möller.[4] | ||||
1514 | Dom zu Halberstadt | Laurentius | 1080 | 1245 | e1 −4 | |
1514 | Dom zu Halberstadt | Maria Magdalena | 790 | 1070 | fis1 −9 | |
1514 | St. Nicolai (Mölln) | Salvatorglocke | ca. 2535 | 1620 | c1 | Umschrift an Schulter und Mantel, Reliefdarstellungen des Salvators und des Heiligen Nikolaus.[5] |
1514 | St. Nicolai (Mölln) | Marienglocke | ca. 2000 | 140 | es1 | Umschrift an Schulter und Mantel, Reliefdarstellungen von Madonna im Rosenkranz und der Heiligen Katharina, eingegossen Brakteaten[6] |
1514 | St. Nicolai (Mölln) | Uhrglocke | 102 | ges1 | Inschrift, Hausmarke Kampens und Lübecker Wappen.[7] | |
um 1517 | Kirche St. Nikolai (Schelfkirche) Schwerin | Nicolaus | 850 | 450 | a1 +9 | |
1517 | Maria-Magdalenen-Kirche (Lauenburg/Elbe) | 950 | g1 | Zierfriese und Minuskelumschrift. Als Relieffiguren eine Mondsichelmadonna und der Salvator. Unter den Figuren jeweils Wappen.[8] |
Literatur
- Hartwig Beseler: Kunst-Topographie Schleswig-Holstein. Neumünster 1974.
- Karl Ernst Hermann Krause: Kampen, Heinrich von. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 15, Duncker & Humblot, Leipzig 1882, S. 59.
- Brigitte Lohkamp: Kampen, Heinrich von. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 11, Duncker & Humblot, Berlin 1977, ISBN 3-428-00192-3, S. 89 f. (Digitalisat).
- Horst-Rüdiger Jarck, Dieter Lent u. a. (Hrsg.): Braunschweigisches Biographisches Lexikon – 8. bis 18. Jahrhundert. Appelhans Verlag, Braunschweig 2006, ISBN 3-937664-46-7, S. 391.
Einzelnachweise
- ↑ in dieser Form auf den Glocken in Mölln
- ↑ Horst-Rüdiger Jarck, Dieter Lent u. a. (Hrsg.): Braunschweigisches Biographisches Lexikon – 8. bis 18. Jahrhundert. Appelhans Verlag, Braunschweig 2006, ISBN 3-937664-46-7, S. 391.
- ↑ Beseler (1974), S. 249.
- ↑ Klaus Wedekind: Der Beginn der Reformation in den Kirchenspielen: Bienenbüttel und Wichmannsburg. In: Schriftenreihe zur Geschichte Bienenbüttels und seiner Ortsteile. Band 22. Books on Demand, Norderstedt 2017, ISBN 978-3-7448-8483-9, S. 12–13.
- ↑ Beseler (1974), S. 362.
- ↑ Beseler (1974), S. 362.
- ↑ Beseler (1974), S. 362.
- ↑ Beseler (1974), S. 350 ff.
Personendaten | |
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NAME | Kampen, Heinrich von |
ALTERNATIVNAMEN | Kampen, Hinrik van; Campen, Henrik van |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Glockengießer |
GEBURTSDATUM | 15. Jahrhundert |
STERBEDATUM | 1524 |
STERBEORT | Lübeck |