Hochlandmoa
Hochlandmoa | ||||||||||||
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Skelettrekonstruktion von Anomalopteryx didiformis | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name der Gattung | ||||||||||||
Anomalopteryx | ||||||||||||
Reichenbach, 1853 | ||||||||||||
Wissenschaftlicher Name der Art | ||||||||||||
Anomalopteryx didiformis | ||||||||||||
(Owen, 1844) |
Der Hochlandmoa (Anomalopteryx didiformis) ist eine ausgestorbene Vogelart aus der auf Neuseeland endemischen Ordnung der Moas (Dinornithiformes). Er starb vor ca. 500–600 Jahren aus, als die Polynesier die Inseln erreichten, die Moas in großen Mengen jagten und somit die Bestände dezimierten. Auch dürften die Hunde, die die Polynesier mit auf die Inseln brachten, durch die Jagd auf junge Exemplare mit dafür verantwortlich gewesen sein, dass die Bestände zusammenbrachen.[1]
Beschreibung
Der Hochlandmoa ist die bislang kleinste bekannte Art der Moas. Er erreichte ein Gewicht von 30 Kilogramm und war nur geringfügig größer als ein neuzeitlicher Truthahn. Wie alle Moas war auch der Hochlandmoa nicht in der Lage zu fliegen. Für einen Vertreter seiner Ordnung war er leicht gebaut und besaß proportional lange Beine, die vermutlich keine Federn trugen und stattdessen eher schuppig gewesen sein dürften. Er hatte einen rundlichen Kopf und einen stumpfen, kurzen, abgerundeten Schnabel, der wahrscheinlich eher zum Schneiden harten Pflanzenmaterials geeignet war als der anderer Moas. Da auch immer wieder Steine in den Muskelmägen fossiler Exemplare gefunden wurden, wird angenommen, dass Hochlandmoas sich von härterem, holzigem Pflanzenmaterial ernährten. Die Federn dieses Moas sahen vermutlich Haaren der Säugetiere ähnlicher als den typischen Federn anderer Vögel.[1]
Die Eier der Art waren mit circa 165 × 119 mm im Verhältnis zur Körpergröße der Vögel recht groß, ihre Inkubationszeit lag vermutlich bei mehr als zwei Monaten. Durch den Vergleich mit verwandten, rezenten Arten wird angenommen, dass ihre Bebrütung wahrscheinlich allein dem Männchen oblag. Nester des Hochlandmoas sind aus Halbhöhlen auf der Nordinsel bekannt.[1]
Paläoökologie
Der Hochlandmoa war die am weitesten verbreitete Moa-Art und kam auf beiden Hauptinseln Neuseelands in den feuchten Tieflandwäldern vor, dürfte auf der Nordinsel jedoch zahlreicher vertreten gewesen sein als auf der Südinsel. Er nahm vermutlich die ökologische Nische eines kleinen Pflanzenfressers ein, der sich von härteren Pflanzenbestandteilen ernähren konnte als andere Moas.[1] In den 2010er-Jahren gefundene Koprolithen, die der Art zugeordnet werden, scheinen zu bestätigen, dass Hochlandmoas bevorzugt Bäume und Sträucher im Unterholz des Waldes abweideten.[2] Hochlandmoas wurden wahrscheinlich sowohl von Haastadlern (Harpagornis moorei) als auch von Eyles-Weihen (Circus teauteensis) gejagt. Die Tiere lebten entweder solitär oder in Kleingruppen mit einer angenommenen Populationsdichte von einem Paar pro Quadratkilometer.[1]
Funde
Die vollständigsten Funde, darunter ein stark artikuliertes Skelett mit mumifizierten Überresten von Gewebe und Federn, wurden im Jahr 1980 im Lake Echo Valley nicht weit von Te Anau auf der Südinsel entdeckt. Dieser Fund befindet sich heute in der Southland Museum and Art Gallery in Invercargill.[3] Die meisten Fossilien, die 1912 in einem Sumpf nahe der Stadt Clevedon entdeckt wurden, gehörten zum Hochlandmoa.[4] Darüber hinaus sind Fossilien der Art auch aus marinen Ablagerungen in der heutigen Cookstraße bekannt. Diese werden in das Jungpleistozän datiert, als Nord- und Südinsel auf Grund niedrigerer Meeresspiegel noch nicht voneinander getrennt waren.[5] Des Weiteren rekonstruierten Wissenschaftler der Harvard University erstmals das komplette Genom der Spezies A. didiformis aus einem Fußknochen.[6][7]
Systematik
Der Hochlandmoa wurde im Jahr 1844 von Richard Owen als Dinornis didiformis beschrieben. Ludwig Reichenbach stellte ihn 1853 in die monotypische Gattung Anomalopteryx.[8] Die Art gilt heute als Vertreter der Familie Emeidae, der artenreichsten der drei Moa-Familien. Molekulargenetische Untersuchungen ergaben Hinweise darauf, dass der Hochlandmoa am nächsten mit dem Küstenmoa (Euryapteryx curtus) und dem Kleinen Moa (Emeus crassus) verwandt gewesen sein dürfte. Das folgende Kladogramm zeigt die Verwandtschaftsverhältnisse innerhalb der Familie gemäß der Arbeit von Bunce et al. aus dem Jahr 2009[9]:
Emeidae |
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Einzelnachweise
- ↑ a b c d e M. J. Szabo: Little bush moa. In: New Zealand Birds Online. 2013, abgerufen am 28. Juni 2021.
- ↑ Jamie R. Wood, Janet M. Wilmshurst, Trevor H. Worthy, Alan Cooper: First coprolite evidence for the diet of Anomalopteryx didiformis, an extinct forest ratite from New Zealand. In: New Zealand Journal of Ecology. Band 36, Nr. 2, 2012, S. 164–170.
- ↑ R. M. Forrest: A partially mummified skeleton of Anomalopteryx didiformis from Southland. In: Journal of the Royal Society of New Zealand. Band 17, Nr. 4, 1987, ISSN 0303-6758, S. 399–408, doi:10.1080/03036758.1987.10426481.
- ↑ Brian James Gill: Historical moa bone collections (Aves: Dinornithiformes) at Auckland Museum—Clevedon and Kia Ora. In: Records of the Auckland Institute and Museum. Band 40, 2003, S. 39–53.
- ↑ I. W. Keyes, P. Froggatt: A second record of a moa bone from the sea floor of Cook Strait, New Zealand. In: New Zealand Journal of Geology and Geophysics. Band 21, Nr. 5, 1978, S. 663–664, doi:10.1080/00288306.1978.10424096.
- ↑ Scientists reconstruct the genome of a moa, a bird extinct for 700 years. In: STAT. 27. Februar 2018, abgerufen am 8. Mai 2021 (amerikanisches Englisch).
- ↑ Anomalopteryx didiformis (ID 124) - Genome - NCBI. Abgerufen am 8. Mai 2021.
- ↑ Dinornis didiformis (Owen, 1844). In: gbif.org. Global Biodiversity Information Facility, abgerufen am 28. Juni 2021 (englisch).
- ↑ M. Bunce, T. H. Worthy, M. J. Phillips, R. N. Holdawaye, E. Willerslev, J. Hailef, B. Shapiro, R. P. Scofield, A. Drummond, P. J. J. Kamp, A. Cooper: The evolutionary history of the extinct ratite moa and New Zealand Neogene paleogeography. In: Proceedings of the National Academy of Sciences of the United States of America. Band 106, Nr. 49, 2009, S. 20646–20651, doi:10.1073/pnas.0906660106.