Hofcalvinismus

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Hofcalvinismus ist ein Begriff aus der Geschichtswissenschaft der Frühen Neuzeit. Er kennzeichnet eine gesellschaftliche Struktur, in der am Fürstenhof der Calvinismus bzw. die reformierte Konfession vorherrscht, während die Untertanen fast vollständig einer anderen Konfession angehören.

Als herausragendes Beispiel für den Hofcalvinismus gilt das Kurfürstentum Brandenburg, dessen Bevölkerung nach der Konversion von Kurfürst Johann Sigismund zur reformierten Kirche im Jahr 1613 von wenigen Ausnahmen abgesehen dauerhaft beim Luthertum verblieb.

Der Begriff ist in der Forschung nicht unumstritten, da er die häufig lokal sehr einflussreichen Personen oder Personengruppen (Adlige mit ihren Gutshöfen, ausländische Händler, reformierte Exulanten) calvinistischer Konfession außer Acht lässt.[1]

Literatur

  • Franz Josef Burghardt: Brandenburg 1608–1688. Hofcalvinismus und Territorienkomplex. In: Herman Johan Selderhuis, J. Marius J. Lange van Ravenswaay (Hrsg.): Reformed Majorities in Early Modern Europe. Göttingen 2015, ISBN 978-3-525-55083-0, S. 111–138.
  • Stefan Ehrenpreis: Hofcalvinismus und Flüchtlingskirchen: zwei Modelle von Religion und Politik. In: Ansgar Reiß (Hrsg.): Calvinismus. Die Reformierten in Deutschland. Eine Ausstellung des Deutschen Historischen Museums Berlin und der Johannes a Lasco Bibliothek Emden. Dresden 2009, ISBN 978-3-940-31965-4, S. 142–154.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Vgl. dazu Eberhard Gresch: Evangelisch-Reformierte in (Ost-)Preußen. Überarbeitete und erweiterte Fassung des Aufsatzes: Im Blickpunkt der Geschichte der Reformation: Evangelisch-Reformierte in (Ost-)Preußen. Rundbrief der Gemeinschaft evangelischer Ostpreußen e.V., Nr. 1/2011, Seite 1–32, insbes. Kap. 2.4.