Hofmann&Lindholm

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Hofmann&Lindholm ist ein deutsches Künstlerkollektiv, das multidisziplinäre Projekte an der Schnittstelle zwischen szenischer, bildender und akustischer Kunst realisiert. Es wurde im Jahr 2000 gegründet von Hannah Hofmann (* 28. August 1971 in Hameln) und Sven Lindholm (* 23. August 1968 in Hamburg).

Leben

Hofmann und Lindholm studierten in den 1990er Jahren am Institut für Angewandte Theaterwissenschaft in Gießen. Seit 2000 entwickeln sie gemeinsam Theaterproduktionen, Texte, Hörstücke, Medien- und Rauminstallationen, Filme, Stadtrauminterventionen und Performances. Ihre konzeptuellen Arbeiten zeichnet eine Auseinandersetzung mit aktuellen gesellschaftlichen Phänomenen sowie die Erkundung neuer Erzählweisen, Bildsprachen und Formate aus.

Inszenierungen von Hofmann&Lindholm werden auf Bühnen der professionellen Freien Szene und des Stadttheaters, in Galerien und Ausstellungshallen, dem öffentlichen Raum sowie im Rundfunk präsentiert. Zu ihren Produktionspartnern zählen u. a. FFT, HAU, PACT Zollverein, Künstlerhaus Mousonturm, Tanzhaus NRW, Schauspiel Bochum, Schauspiel Köln, Theater Basel, Schauspiel Stuttgart, Kölnischer Kunstverein, Frankfurter Kunstverein, Württembergischer Kunstverein, Shedhalle, Akademie Schloss Solitude, Deutschlandradio Kultur, Deutschlandfunk oder WDR.

Hofmann&Lindholms Arbeiten waren auf zahlreichen zeitgenössischen Festivals vertreten, u. a. Frankfurter Positionen, Theaterfestival Impulse, Internationales Kurzfilm-Festival Hamburg, RAY Fotografieprojekte 2012 – Making History/Frankfurter Kunstverein/Frankfurt am Main, KunstFestSpiele Herrenhausen, Politik im Freien Theater, Spring Performing Arts Festival (Utrecht) oder Theater der Welt – X-Wohnungen.

Im Wintersemester 2009/2010 hatten Hofmann&Lindholm eine Gastprofessur an der Universität der Künste in Berlin inne. Sven Lindholm ist seit 2010 Professor am Institut für Theaterwissenschaft der Ruhr-Universität Bochum und leitet dort den Masterstudiengang Szenische Forschung.[1]

Anlässlich des 20-jährigen Bestehens des Duos gab die Kunststiftung NRW als langjährige Förderin der Arbeit von Hofmann&Lindholm im Verlag Theater der Zeit erstmals einen Werkkatalog zum bisherigen Schaffen heraus.[2] Im Vorwort zu dem Sammelband urteilt die Kunststiftung NRW über Hofmann&Lindholm, „[d]urch ihre sorgfältig recherchierten Texte, ihren analytisch-distanzierten Blick auf die Materialanordnung, ihre präzisen Montagetechniken und Handlungsanweisungen gelingen ihnen subtile Einschübe in tiefere Wahrnehmungsschichten, die detailscharf Verhältnismäßigkeiten zwischen Vergangenheit, Gegenwart und einer möglichen Zukunft abwägen, differenzieren und neu vermessen. [...] Die Werkgenauigkeit und Faktenkenntnis sind hier die handwerkliche Basis für ihre fein austarierten Narrative von seltener gedanklicher Klarheit und Dichte. [...] Wie forensische Architekten, die Erinnerungssplitter verifizieren und Leerstellen rekonstruieren, um neue Deutungsräume zu erschließen, so entwerfen, fiktionalisieren und archivieren Hofmann&Lindholm ihre Bildgedächtnisse und Zeitportraits: Leise, nachdenklich, unaufdringlich, poetisch, klug und intellektuell eigensinnig.“[3]

Ehrungen und Auszeichnungen

  • 2009 Theaterpreis der Stadt Köln für die Produktion noch nicht
  • 2009 Atelierstipendium des Kölnischen Kunstvereins
  • 2012 Nominierung für den Grimme-Online-Award in der Kategorie „Spezial“ für das Stadtraumprojekt Archiv der zukünftigen Ereignisse im Rahmen der Ortungs-Hörspielreihe Radioortung (Deutschlandradio Kultur)[4]
  • 2012 erstmaliger Erhalt der Spitzenförderung durch das Ministerium für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport des Landes NRW, die "der Anerkennung von Arbeiten mit herausragender überregionaler und internationaler Strahlkraft und professioneller Netzwerkarbeit" Ausdruck verleihen soll
  • 2016–2018 Förderung der Partnerschaft von Hofmann&Lindholm mit dem Schauspiel Stuttgart im Fonds Doppelpass der Kulturstiftung des Bundes
  • 2016–2018 erneuter Erhalt der Spitzenförderung des Ministeriums für Kultur und Wissenschaft des Landes NRW
  • 2018 Nominierung für den Prix Europa für das Radio-Feature Donalds Donald[5]
  • 2019 Erneuerung der Spitzenförderung des Ministeriums für Kultur und Wissenschaft des Landes NRW (bis 2022)[6]
  • 2019 Würdigung durch das Goethe-Institut als eines der 25 wichtigsten Performance- und Regiekollektive in Deutschland.[7]

Projekte (Auswahl)

Hörstücke

  • 2019 Die 13. Fee. Oder: Was Mon Chéri meiner Mutter wirklich bedeutet, Deutschlandfunk (Ursendung)/WDR/NDR/BR
  • 2018 Donalds Donald, Deutschlandfunk (Ursendung)/WDR/RBB, 2019 übernommen von NDR & SWR
  • 2011 Archiv der zukünftigen Ereignisse/Radioortung, Deutschlandradio Kultur, Schauspiel Köln (nominiert für den Grimme-Online-Award)
  • 2011 Noch nicht, Deutschlandradio Kultur (Ursendung)/WDR
  • 2009 faites vos jeux! Revoltainment, Deutschlandradio Kultur (Ursendung), BR, 2010 übernommen von WDR
  • 2008 Delegierte Interventionen – Experten in eigener Sache: Radiolectures von Rimini Protokoll und Hofmann&Lindholm, Deutschlandradio Kultur (Ursendung)
  • 2008 Geschichte des Publikums, Deutschlandradio Kultur (Ursendung), 2009 übernommen von BR3, 2014 übernommen von WDR
  • 2006 Alibis, Deutschlandradio Kultur (Ursendung)/BR

Literatur

Hofmann&Lindholm. Nachgestellte Szene, Kunststiftung NRW (Hg.), Verlag Theater der Zeit, Berlin 2020, ISBN 978-3-95749-296-8.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Personen – Institut für Theaterwissenschaft. Abgerufen am 13. Dezember 2019 (deutsch).
  2. Hofmann&Lindholm, auf theaterderzeit.de
  3. Vorwort zu: Hofmann&Lindholm. Nachgestellte Szene, Kunststiftung NRW (Hg.), Verlag Theater der Zeit, Berlin 2020, S. 9.
  4. Preispublikation Grimme. Abgerufen am 13. Dezember 2019.
  5. Hörspiel: Widerstand durch versteckte Aktionen - noch nicht. Abgerufen am 13. Dezember 2019.
  6. Juryentscheidung Spitzenförderung. Abgerufen am 13. Dezember 2019.
  7. Hg.: Performance zwischen den Zeiten: Reenactments und Preenactments in Kunst und Wissenschaft. Hrsg.: Adam Czirak, Sophie Nikoleit, Friederike Oberkrome, Verena Straub, Robert Walter-Jochum, Michael Wetzels. 1. Auflage. transcript, Bielefeld 2019, ISBN 978-3-8394-4602-7, S. 290.