Königlicher Hausorden von Hohenzollern
Der Hausorden von Hohenzollern wurde am 5. Dezember 1841 in drei Klassen von Fürst Konstantin von Hohenzollern-Hechingen und Fürst Karl Anton von Hohenzollern-Sigmaringen als Fürstlich Hohenzollernscher Hausorden gestiftet und nach dem am 12. März 1850 erfolgten Übergang der beiden Fürstentümer an Preußen von König Friedrich Wilhelm IV. am 16. Januar 1851 zu einem Königlichen Hausorden mit zwei getrennten Ordnungen (königlich preußische und fürstlich hohenzollerische) erhoben.
Er war keine reine Militär- oder Kriegsauszeichnung und konnte in der Form des Adlers auch an zivile Personen verliehen werden, die sich gegenüber dem Hause Hohenzollern ausgezeichnet hatten.
Stiftung
In den Statuten vom 23. August 1851 heißt es in Artikel 3:
„Diesen Unseren Königlichen Hausorden werden Wir und Unsere Nachfolger in der Krone an solche Personen verleihen, welche um die Erhaltung des Glanzes und der Macht Unseres Königlichen Hauses sich verdient gemacht, und eine besondere Hingebung an Uns und Unser Haus an den Tag gelegt haben, … durch aufopferndes und mannhaftes Benehmen im Kampf für dasselbe gegen äußere und innere Feinde ...“
Ordensklassen
Der königliche Orden hatte gemäß den Statuten vom 23. August 1851 in der Fassung vom 18. Oktober 1861 zwei Abteilungen mit je vier Klassen: die militärische Abteilung der Kreuze mit Schwertern – am 27. Februar 1864 eingeführt – und ohne Schwerter sowie die zivile Abteilung der Adler. Die Rangstufen der zivilen Abteilung waren:
- mit Stern (eingeführt am 18. Oktober 1861)
- ohne Stern
- mit Stern (eingeführt am 18. Oktober 1861)
- ohne Stern
- Ritter
- Inhaber (eingeführt am 9. März 1861)
Der fürstliche Orden hatte gemäß den Statuten vom 10. Februar 1891 folgende Klassen:
- Ehrenkreuz I. Klasse
- Ehrenkomturkreuz
- Ehrenkreuz II. Klasse
- Ehrenkreuz III. Klasse
- goldene Ehrenmedaille
- silberne Verdienstmedaille
Die Inschrift des Ordens war FÜR TREUE UND VERDIENST.
Am 18. Dezember 1866 wurden für Kriegsverdienste zwei gekreuzte Schwerter durch die Kreuzwinkel der fürstlich-hohenzollernschen Dekoration angebracht.
Das Ritterkreuz mit Schwertern des Königlichen Hausordens von Hohenzollern war de facto der höchste preußische Tapferkeitsorden für Offiziere bis zum Rang eines Hauptmanns. Vielfach wurde er als Vorstufe des Pour le Mérite angesehen und scherzhaft „Leutnants-Pour-le-Mérite“ genannt.[1]
Ordensdekoration
In der Abteilung der Adler, die vor allem an Wissenschaftler, Lehrer und Künstler vergeben wurde, trug man statt eines Kreuzes einen schwarzen preußischen Adler mit vollen Regalien und mit dem Hohenzollernwappen auf der Brust. Dem Kopf des Adlers ist ein Ring in Blau mit dem Ordensmotto VOM FELS ZUM MEER, das den geschichtlichen Weg der Hohenzollern veranschaulichen sollte, unterlegt.
In der Abteilung der Kreuze ist das Ordenskreuz weiß emailliert mit schwarzer Umrahmung. Im Avers zeigt das Medaillon im weißen Feld den schwarzen preußischen Adler mit dem Hohenzollernschen Wappenschild auf der Brust, welcher von einem blauen Band mit dem Ordensmotto VOM FELS ZUM MEER umgeben ist. Das Medaillon im Revers zeigt auf weißem Felde den königlichen Namenszug, der von einem blauen Band mit dem Datum 18. JANUAR 1851 umgeben ist. Der „Hohenzollern“ wurde in der II. und III. Klasse an einem weißen Band mit zwei beiderseitigen schwarzen Streifen und einem schmaleren schwarzen Streifen in der Mitte des Bandes getragen, in der I. Klasse an einer Ordenskette mit abwechselnd den Hohenzollernschen, Reichserbkämmerischen und burggräflich Nürnberger Wappenschildern. Insigne der Großkomture war die sogenannte Hohenzollernkette.
Verleihungen
In Kriegszeiten wurde der Orden in zwei Klassen am schwarz-weißen Band verliehen: das Ritterkreuz ausschließlich an Offiziere, das „Kreuz der Inhaber“ an Unteroffiziere, die sich durch außergewöhnliche Tapferkeit und somit durch ihre besonderen Verdienste für das Vaterland hervorgetan hatten. Diese wurde ab 27. Februar 1864 durch zwei gekreuzte Schwerter kenntlich gemacht.
Im Deutsch-Dänischen Krieg (1864) wurde das Ritterkreuz mit Schwertern achtmal, im Deutschen Krieg (1866) 36-mal verliehen. Für den Deutsch-Französischen Krieg (1870/71) weist die Ordensliste neun Verleihungen mit Schwertern aus; drei Offiziere erhielten die Schwerter zum Kreuz der Ritter. Auch in den Kolonialkriegen blieb „der Hohenzollern“ eine seltene Auszeichnung. In der Rangliste von 1909 sind nur drei Kolonialoffiziere als Träger des Ordens aufgeführt. Im Ersten Weltkrieg setzte die Verleihung des begehrten und später zahlreich verliehenen Ordens sehr langsam ein. Die sehr bedeutende Auszeichnung wurde lediglich 8.291-mal verliehen.[2] Das Kreuz der Inhaber für hochverdiente Unteroffiziere, das im Ersten Weltkrieg nur 17-mal verliehen wurde, war zusätzlich Grund zur Zahlung eines Ehrensoldes, der auch in der Bundesrepublik Deutschland anerkannt wurde.[3]
Das komplizierte Auszeichnungssystem des Königreichs Preußen und des Deutschen Kaiserreichs, das keine Orden hatte, sah vor, dass kein Soldat für eine Leistung zweimal dieselbe Auszeichnung erhalten konnte. Ein Offizier, der bereits das Eiserne Kreuz I. Klasse besaß, bekam für eine wiederholte außergewöhnliche Leistung diesen Orden. Er war somit quasi eine Zwischenstufe zum Militärverdienstorden Pour le Mérite.
Nach 1918 wurde er noch vom ehemaligen deutschen Kaiser Wilhelm II. in seinem Doorner Exil als Hausorden bis etwa 1936 an Deutsche und Ausländer verliehen. Danach trat das Verbot Hitlers bezüglich der Verleihung ehemaliger deutscher dynastischer Orden in Kraft. Nach 1936 wurde der „Hohenzollern“ bis zum Tode des Ex-Kaisers im Jahre 1941 nur an nichtdeutsche Staatsbürger vergeben.
Einzelnachweise
- ↑ Mitteilung Dr. Bernhard Wenning, Kriegsarchiv Wien (2009).
- ↑ Kurt-Gerhard Klietmann: Pour le Mérite und Tapferkeitsmedaille. Berlin 1966.
- ↑ Verordnung über die Auszahlung des Ehrensoldes für Träger höchster Kriegsauszeichnunge des Ersten Weltkrieges vom 6. August 1957.
Literatur
- Jörg Nimmergut: Deutsche Orden und Ehrenzeichen bis 1945. Band 1. Anhalt – Hohenzollern. Band 2. Limburg – Reuss. Zentralstelle für wissenschaftliche Ordenskunde, München 1997, ISBN 3-00-001396-2.
- Willi Geile: Die Ritter des Königlichen Hausordens von Hohenzollern mit Schwertern im Ersten Weltkrieg. (= Statistische Ausarbeitungen zur Phaleristik Deutschlands. Band IV.) PHV, Offenburg, 1997, ISBN 3-932543-03-3.
- Louis Schneider: Hausorden von Hohenzollern, Berlin: Duker, 1869, Digitalisat
- Richard Lundström, Daniel Krause: Verleihungen des fürstlichen Hausordens von Hohenzollern mit Schwertern und der goldenen Ehrenmedaille mit Schwertern 1914–1947. Konstanz 2008, ISBN 978-3-937064-12-3.