Hausorden
Als Hausorden bezeichnet man die Orden regierender (oder vormals regierender) Häuser des Hochadels, die ursprünglich für den Souverän, seine Familie und seine Freunde oder Hofchargen gestiftet wurden. Manche dieser Orden bekamen im Laufe der Zeit den Charakter von Militär- oder Zivilverdienstorden, andere blieben den Angehörigen der Fürstenhäuser und ihren dynastischen Verwandten oder nahestehenden und „verdienten“ Unterstützern vorbehalten. Auch im 19. Jahrhundert wurden noch Hausorden gestiftet; eine klare Abgrenzung zu den Verdienstorden gab es nie. Der Oldenburgische Haus- und Verdienstorden des Herzogs Peter Friedrich Ludwig deutet schon im Namen auf eine Doppelfunktion hin.
In modernen konstitutionellen Monarchien, wie den Niederlanden oder Großbritannien, sind die Monarchen persönlich für die Auszeichnungen mit Hausorden verantwortlich, nicht (wie bei den Verdienstorden) die Regierungen. Bei den vormals regierenden Häusern sind die jeweiligen Familienoberhäupter zugleich bis heute die „Großmeister“ der Hausorden.
Charakteristika
Zu den charakteristischen Merkmalen der Hausorden gehören u. a. der Erwerb des Hausordens durch die Prinzen (und bisweilen auch Prinzessinnen) der Dynastie durch Geburt oder infolge Verleihung zum 18. oder 21. Geburtstag, manchmal auch die Begrenzung der Anzahl der sonstigen Ritter. Gewöhnlich kamen (oder kommen) die Ordensträger an einem bestimmten Tag zum jährlichen Ordensfest zusammen, das häufig aus einem Kirchgang im Ordensornat sowie einer Versammlung und einem Festmahl besteht.
Um nur einige der bekanntesten zu erwähnen: Der Hosenbandorden ist der höchste Hausorden der englischen Krone seit 1348, der Orden vom Goldenen Vlies, gestiftet 1430 von den Burgunderherzögen, wurde von ihren Erben, den Habsburgern in Österreich und Spanien, übernommen und wird bis heute von deren Nachfolgern, den spanischen Bourbonenkönigen und dem jeweiligen Chef des Erzhauses Habsburg-Lothringen, verliehen. Der dänische Elefanten-Orden geht auf das Jahr 1462 zurück. Der preußische Schwarze-Adler-Orden wurde 1701 gestiftet. Der Hausritterorden vom Hl. Georg wird bis heute vom Chef des Hauses Wittelsbach verliehen, der sogar einen eigenen Orden nur an Damen verleiht, den Theresienorden.
Adolf Hitler erließ 1936 ein Verbot der Verleihung deutscher dynastischer Orden. Nach 1949 wurden die Verleihungen von vielen der ehemaligen deutschen Königs-, Herzogs- und Fürstenhäuser aufgrund des Prinzips der Allgemeinen Handlungsfreiheit des Grundgesetzes wieder aufgenommen.[1]
Es gibt folgende Hausorden europäischer Dynastien:
- Garter Queen.jpg
Hosenbandorden (gestiftet 1348)
Orden vom Goldenen Vlies (gestiftet 1430)
Elefanten-Orden (gestiftet 1462)
Schwarzer-Adler-Orden (gestiftet 1701)
Hausritterorden vom Hl. Georg (erneuert 1729)
Deutschland
- Anhalt
- Baden
- Bayern
- Brandenburg-Bayreuth
- Braunschweig
- Hannover
- Hessen-Darmstadt und Hessen-Kassel
- Isenburg-Birstein
- Hohenlohe
- Hohenzollern
- Mecklenburg-Schwerin und -Strelitz
- Oldenburg
- Pfalz
- Preußen
- Reuss (beide Linien)
- Sachsen – Königreich
- Sachsen-Weimar
- Sachsen-Altenburg
- Sachsen-Hildburghausen
- Sächsische Herzogtümer gemeinsam
- Schaumburg-Lippe
- Schlesien (Liegnitz)
- Schlesien (Oels)
- Herzoglich Württemberg-Oelssischer Ritterorden vom Totenkopf
- Schleswig-Holstein
- Schwarzburg (beide Linien)
- Thurn und Taxis
- Württemberg
Albanien
Brasilien (Haus Orléans und Bragança)
Bulgarien
Dänemark
Frankreich
(1. und 2. Königreich):
(1. Kaiserreich):
Georgien
Griechenland (Königreich)
Großbritannien
Italien
Monaco
Montenegro
Niederlande
- Nassauischer Hausorden vom Goldenen Löwen
- Hausorden von Oranien
- Kronenorden (Teil des Hausordens)
- Orden für Treue und Verdienst (Teil des Hausordens)
- Orden der Goldenen Arche
Österreich-Ungarn (Habsburg)
- Verdienstorden in Form mehrstufiger Ritterorden waren:
- Militär-Maria-Theresien-Orden (gestiftet 1757)
- Königlich-Ungarischer Sankt Stephans-Orden (gestiftet 1764)
- Österreichisch-kaiserlicher Leopold-Orden (gestiftet 1808)
- Orden der Eisernen Krone (gestiftet 1816)
- Franz-Joseph-Orden (gestiftet 1849)
- Elisabeth-Orden (gestiftet 1898)
Portugal
- Orden vom Flügel des heiligen Michael
- Orden unserer lieben Frau von Vila Viçosa
- Orden der heiligen Isabella
- Verdienstorden des portugiesischen Königshauses (gestiftet 1993)
Rumänien (Königreich)
Russland (Zarentum)
- Orden des Heiligen Andreas des Erstberufenen
- Orden der Heiligen Katharina
- Orden des Heiligen Alexander Newski
- Orden vom Weißen Adler (bereits zuvor und bis heute höchster Orden Polens)
- Orden des Heiligen Georg
- Orden des Heiligen Wladimir
- Orden der Heiligen Anna
- Sankt-Stanislaus-Orden
- Orden der Heiligen Olga
- Orden des Heiligen Nikolaus (gegründet im Exil 1929)
- Orden des Erzengels Michael (gegründet 1988)
- Damenorden der Heiligen Anastasia (gegründet 2010)
Schweden
Serbien
Sizilien (Haus Bourbon)
Spanien
Spanische Krone:
Andere:
Einzelnachweise
- ↑ Nicht anders als etwa Schützenvereine das selbstverständliche Recht haben, Schützenketten zu verleihen.