Homosexualität in Griechenland

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Die Homosexualität wird in Griechenland zwar respektiert, gleichwohl gilt Griechenland in Bezug auf LGBT-Themen als gesellschaftlich sich nur langsam liberalisierendes südosteuropäisches Land.

Legalität

Die einvernehmlich unter erwachsenen Männern gelebte Homosexualität wurde in Griechenland 1951 legalisiert, ist also straffrei.

Das Schutzalter für homosexuellen Verkehr war bis 2015 dem des heterosexuellen nicht gleichgestellt (Artikel 347 des Strafgesetzbuches) und lag bei 17 Jahren, während es für heterosexuelle Kontakte 15 Jahre betrug.[1][2] Am 23. Dezember 2015 beschloss das griechische Parlament die Angleichung des Schutzalters auf 15 Jahre, sowie die Abschaffung der obigen strafrechtlichen Einschränkungen.[3]

Antidiskriminierungsgesetze

Seit 2005 besteht ein Antidiskriminierungsgesetz, das eine Diskriminierung aufgrund sexueller Orientierung in den Bereichen Beschäftigung, Bildung, Eigentum, Gesundheitswesen, sowie Zugang zu Waren und Dienstleistungen verbietet.[4] Das Gesetz war die Umsetzung der Antidiskriminierungsvorschriften der Europäischen Union. 2004 versuchte der Griechische Nationale Rundfunkrat eine LGBT-Radiosendung zu beenden.[5]

Anerkennung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften

Im November 2013 wurde Griechenland vom Europäischen Gerichtshof verurteilt, weil die in Griechenland bestehende Eingetragene Partnerschaft nur für heterosexuelle Paare ausgestaltet ist.[6][7] Nach zwei gescheiterten Versuchen im November 2013[8] und im September 2014[9] beschloss das griechische Parlament im Dezember 2015 die Einführung eingetragener Lebenspartnerschaften für Homosexuelle[10][11]. Die Rechte und Pflichten bei Fragen der Steuer und Absicherung sind dabei denen in der Ehe weitestgehend gleich; einen gemeinsamen Nachnamen anzunehmen, ist jedoch nicht möglich[11]. Die Adoption durch eingetragene Lebenspartner ist ebenfalls nicht möglich, allerdings können in Griechenland Einzelpersonen Kinder adoptieren[11]. [veraltet] Hingegen dürfen homosexuelle Paare, welche in einer eingetragenen Partnerschaft leben, Pflegekinder bei sich aufnehmen.

Gesellschaftliche Situation

Athen Gay Pride 2008

Während in der griechischen Antike die Homosexualität akzeptiert, in Sparta sogar bewundert und gefördert wurde, ist im christlich-orthodox geprägten modernen Staat die Haltung der Gesellschaft zurückhaltender. Insbesondere ist ein Stadt-Land-Gefälle in Griechenland zu beobachten. Eine gesellschaftliche Liberalisierung macht sich erst langsam bemerkbar. Eine LGBT-Community findet sich vorrangig in der Hauptstadt Athen (Stadtviertel Gazi) und in Thessaloniki. Die Inseln Mykonos und Lesbos (Eresos) gelten als Reiseziele homosexueller Menschen, wo sich eine LGBT-Community in den Sommermonaten findet. Ein CSD (Athens Pride) findet jährlich in Athen statt.[12] Seit 2012 findet auch eine jährliche Pride in Griechenlands zweitgrößter Stadt Thessaloniki statt. Der Bürgermeister von Thessaloniki Giannis Boutaris gilt als öffentlicher Unterstützer dieser Pride. Eine weitere Gay Pride findet seit 2014 in Griechenlands drittgrößter Stadt Patras statt. Eine Umfrage aus dem Jahre 2010 ergab, dass 63,9 % der Griechen eingetragene Partnerschaften für gleichgeschlechtliche Paare befürworten.[13]

Siehe auch

Weblinks

Commons: Homosexualität in Griechenland – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  • OLKE - LGBT Organisation in Athen
  • EOK - LGBT Organisation in Athen
  • NCHR - National Committee for Human Rights

Einzelnachweise

  1. Amnesty International: Greece: Continuing discrimination against homosexual men (Memento des Originals vom 11. Juni 2008 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.amnesty.org.uk, 12. Oktober 2001 (Abgerufen am 27. Mai 2010)
  2. Fitrakis Eft., in: Paraskevopoulos N./ Fitrakis Eft., Sexualstraftaten. Art. 336–353 StGB (: Axiopoines Sexoualikes Praxeis, Arthra 336–353 PK), Athen - Thessaloniki 2011, S. 364 ff.
  3. queer.de Griechenland gibt Homo-Paaren die "Ehe light" (22. Dezember 2015)
  4. ILGA Europe: Accessing Health: the Context and the Challenges for LGBT People in Central and Eastern Europe (Memento des Originals vom 19. Juli 2008 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.ilga-europe.org, 2006 (Abgerufen am 27. Mai 2010)
  5. ILGA: State Homophobia in Greece (Memento des Originals vom 25. Juni 2010 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/ilga.org, 1. Februar 2005 (Abgerufen am 27. Mai 2010)
  6. queer.de:Niederlage für Österreich und Griechenland, Siege für Homo-Aktivisten in Straßburg
  7. Der Standard: Menschengerichtshof urteilt
  8. Griechenland macht Rückzieher bei Homo-Rechten. Abgerufen am 15. August 2021 (deutsch).
  9. Queer.de: Griechenland: Keine "Ehe-Light" für Schwule und Lesben
  10. Tagesschau: Athen billigt gleichgeschlechtliche Partnerschaft (23. Dezember 2015)
  11. a b c queer.de Griechenland gibt Homo-Paaren die "Ehe light" (22. Dezember 2015)
  12. Sapphogr.net (Memento des Originals vom 31. Oktober 2007 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/sapphogr.net
  13. http://images.tanea.gr/assetservice/Image.ashx?c=15881978&r=0&p=0&t=0&q=100&v=1&s=1&w=800