Hufeland-Haus

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Das Hufeland-Haus ist eine soziale, freigemeinnützige Einrichtung in Frankfurt-Seckbach. Im Bereich der Alten- und Behindertenhilfe hatte die Einrichtung, im Kern eine stationäre Pflegeeinrichtung der Altenhilfe, mehrfach Modell- oder Pioniercharakter. Am 9. November 1964 wurde es mit 331 Plätzen als größtes hessisches Alten- und Pflegeheim in Betrieb genommen[1]. Gleichzeitig eröffnete auch ein Kindergarten für das Pflegepersonal, nach eigenen Angaben der erste Betriebskindergarten in Frankfurt am Main[2]. 1973 wurde im Hufeland-Haus die erste Tagespflegeeinrichtung für Senioren in der alten Bundesrepublik eröffnet, im Verlauf wurden weitere Angebote entwickelt, die älteren Menschen ein selbständiges Leben zuhause trotz Einschränkungen ermöglichen sollen. Dazu zählen Mobiler Sozialer Hilfsdienst, Fahrdienst, Betreutes Wohnen und Essen auf Rädern. Die Altenpflegeschule des Hufeland-Hauses besteht seit 1977, 2018 wurde sie im Vorgriff auf das ab 2020 geltende Pflegeberufegesetz in Bildungszentrum für Pflege[3] umbenannt. 1997 entstand die Klinik für geriatrische Rehabilitation, heute Klinik für Geriatrie des Sankt-Katharinen-Krankenhauses. Seit 2004 steht das Hufeland-Haus auch jüngeren, d. h. unter 65-jährigen Menschen mit einer körperlichen Behinderung zur Verfügung.

Namensgebung und Konzeption

Die Namensgebung „Hufeland-Haus“ erfolgte im Jahr 1974, zum 10-jährigen Bestehen des „Alten- und Krankenheims der Inneren Mission“, wie die Einrichtung bis dahin hieß. Die Umbenennung erfolgte nach dem Arzt Christoph Wilhelm Hufeland, um dem Anfang der 1970er Jahre entstehenden, neuen Anspruch des Hauses auf Rehabilitation und damit verbundener aktivierenden Pflege zu untermauern. Hufeland gilt wegen seines Verständnisses vom Altern als eines beeinflussbaren Prozesses als Wegbereiter der modernen Geriatrie. Darüber hinaus erlangte er Berühmtheit nicht nur wegen seines prominenten Klientels, auch die Armenfürsorge lag dem protestantischen Arzt am preußischen Hof am Herzen. Aus diesen Gründen schien er dem Leitung des Hauses und seinem Träger, dem Evangelischen Verein für Innere Mission Frankfurt, besonders als Namenspate geeignet.

In der Folge wurde im Hufeland-Haus der therapeutisch-rehabilitative Anspruch konsequent umgesetzt: Neben einer der ersten Therapieabteilungen (1972 Ergotherapie, 1973 Physiotherapie) entstand 1976 auch das Bewegungsbad (Nichtschwimmer-Therapiebecken mit 32 °C Wassertemperatur) und die Abteilung für Hydrotherapie. In dieser Zeit entstand eine enge Zusammenarbeit mit dem Kuratorium Deutsche Altershilfe (KDA) und zu Ursula Lehr, Gerontologin und spätere Bundesministerin für Gesundheit. Sie hielt die Festrede zum 20-jährigen Bestehen des Hufeland-Hauses und stellte die Beispielhaftigkeit der Konzeption des Hauses heraus.

Für Therapie und Tagespflege wurde 1976 das „Hilfezentrum“ errichtet. Damit wurde auch die Öffnung des Hauses für externe Nutzer, vor allem im eigenen Stadtteil, baulich verwirklicht. 1989 bezog hier auch der neu gegründete Ambulante Pflegedienst seine Räume. Heute nehmen etwa gleich viele externe Kunden Leistungen in Anspruch wie die im Haus lebenden Bewohner.

Leistungsbereiche

  • Bereich Wohnen und Pflegen (Altenpflegeheim und Wohnbereich „Junge Pflege“ für jüngere Menschen mit körperlicher Behinderung, insgesamt 151 Plätze) (mit Versorgungsvertrag)
  • Hilfezentrum (Ambulanter Pflegedienst, Tagespflege und niedrigschwellige Angebote, insgesamt ca. 180 Kunden) (mit Versorgungsvertrag)
  • Praxis für Physiotherapie, Ergotherapie und Logopädie (mit Kassenzulassung)
  • Bildungszentrum für Pflege (vormals Altenpflegeschule): 6 Kurse Generalistische Pflegeausbildung, Weiterbildung Praxisanleiter (WPO Pflege), 180 Plätze
  • Kindertagesstätte (24 Kindergartenplätze, 24 Krippenplätze)
  • Bewegungsbad (Therapiebecken)
  • Cafeteria (Mittagsrestaurant, Café, Snacks und Kioskartikel für Jedermann)

Besonderheiten

  • Vernetztes System häuslicher, ambulanter, teilstationärer und stationärer Angebote
  • Klinik für Geriatrie des Katharinen-Krankenhauses im Haus
  • Akademische Lehreinrichtung des Studiengangs Pflege der Frankfurt University of Apllied Sciences (Fachbereich 4)
  • Kooperation mit der Institutsambulanz der Klinik Hohe Mark (wöchentliche gerontopsychiatrische Sprechstunde im Hufeland-Haus)
  • Praxis für Orthopädie und Unfallchirurgie (auf dem Gelände)
Art Mehrgliedrige, freigemeinnützige Einrichtung der Alten- und Behindertenhilfe
Adresse Wilhelmshöher Str. 34
Ort Frankfurt am Main (Seckbach)
Land Hessen
Staat Deutschland
Koordinaten 50° 8′ 21″ N, 8° 43′ 14″ O
Internet www.hufeland-haus.de
Anzahl Mitarbeiter (Stand: Februar 2017) > 200
Träger Evangelischer Verein für Innere Mission Frankfurt,

Ludolfusstraße 2–4, 60389 Frankfurt am Main

Literatur

  • Martin Barschke, Holger Hothum, Markus Förner (Hrsg.): Das Hufeland-Haus: 50 Jahre Diakonisches Netzwerk Sozialer Dienste (Festschrift zur 50-Jahrfeier 1964–2014), Frankfurt am Main 2014
  • Hans Gustav Treplin (Hrg.): Evangelischer Verein für Innere Mission 1850–1990 (Festschrift zur 140-Jahrfeier der Inneren Mission Frankfurt), Frankfurt am Main 1990
  • Siegfried Gößling: Das Altenheim wird Hilfezentrum, Sonderdruck aus der Fachzeitschrift „Das Altenheim“ Heft 10, Hannover 1976
  • Ursula Lehr: 1964–1984 Rückblick auf 20 Jahre Gerontologie in der Praxis (Festvortrag zum 20-jährigen Bestehen des Hufeland-Hauses), unveröffentlicht, Frankfurt am Main 1984
  • Rolf Gennrich, Annette Scholl: Tagespflege – ein oft verkanntes Juwel der Altenhilfe in Pro Alter 4/98, S. 37–40

Weblinks

Einzelnachweise

  1. „Ein Bollwerk gegen die Lebensangst – Größtes hessisches Alten- und Pflegeheim eingeweiht / 14,1 Millionen Mark Baukosten“ – Frankfurter Rundschau vom 10. November 1964
  2. „Alten- und Pflegeheim der Inneren Mission in Frankfurt a. M./Seckbach 1964–1974“ (Festschrift zum 10-jährigen Jubiläum)
  3. BiZeP Bildungszentrum für Pflege im Hufeland-Haus: Home. Abgerufen am 24. Januar 2020.

Koordinaten: 50° 8′ 21″ N, 8° 43′ 12″ O