Huglin-Index

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Pierre Huglin entwickelte für die Weinbaugebiete einen bioklimatischen Wärmeindex, den Huglin-Wärmesummenindex (oder nach Huglin) respektive -Wärmeindex oder kurz Huglin-Index, bei dem die Temperatursumme über der Temperaturschwelle von 10 °C berechnet und diese von April bis September summiert wird. Bei der Berechnung werden sowohl die Tagesmitteltemperatur als auch die Temperaturmaxima verwendet und die berechnete Summe mit der geografischen Breite geringfügig modifiziert. Jede Rebsorte benötigt demnach eine bestimmte Wärmesumme, um auf Dauer in einem Gebiet mit Erfolg kultiviert werden zu können. Zu den berechneten Wärmesummen, deren Grundlage Daten von Wetterstationen sind, unterscheiden sich durch zu niedrige Summen gegenüber den tatsächlichen Werten in den Weinbaulagen. Der Index berücksichtigt nicht die thermisch begünstigten Rebhanglagen, deren Temperaturwerte um zirka 1,5 bis 2 °C höher liegen können.

Berechnung

Der Huglin-Index berechnet sich als Produkt des Koeffizienten K und der Summe vom 1. April bis zum 30. September des arithmetischen Mittelwerts der (täglichen/einzelnen) Tagesmittel- sowie der Tagesmaximumtemperaturen abzüglich der Basistemperatur 10 °C:

[1]
Tmed = Tagesmitteltemperatur
Tmax = Tagesmaximumtemperatur
Basistemperatur = 10 °C
K = vom Breitengrad des Standorts abhängiger Parameter; die Summe wird mit einem vom Breitengrad des Standorts abhängigen Faktor K multipliziert, welcher die im Sommer längeren Tageslängen nördlicher Breiten berücksichtigt; beispielsweise:
K (40°) = 1,02
K (50°) = 1,06

Wärmesummenindex nach Huglin (1986) für verschiedene Rebsorten

Huglin-Index H[1] Rebsorten
            H < 1500 keine Anbauempfehlung
1500 ≤ H < 1600 Müller-Thurgau, Blauer Portugieser
1600 ≤ H < 1700 Pinot Blanc, Grauer Burgunder, Aligoté, Gamay Noir, Gewürztraminer
1700 ≤ H < 1800 Riesling, Chardonnay, Silvaner, Sauvignon Blanc, Pinot Noir, Grüner Veltliner
1800 ≤ H < 1900 Cabernet Franc,
1900 ≤ H < 2000 Chenin Blanc, Cabernet Sauvignon, Merlot, Semillion, Welschriesling
2000 ≤ H < 2100 Ugni Blanc
2100 ≤ H < 2200 Grenache, Syrah, Cinsaut
2200 ≤ H < 2300 Carignan
2300 ≤ H < 2400 Aramon

Folgen einer Veränderung des Huglin-Index

In den nächsten Jahrzehnten wird der Huglin-Index weiter ansteigen, d. h., die Rebsorten-Eignung eines Gebiets wird sich weiter verändern.[2] Mit dem Ansteigen der Wärmesumme hat sich bereits das Rebsortenspektrum in den nördlichen Anbaugebieten verändert. Sorten, die früher nur in südlicher gelegenen Weinbauregionen kultiviert wurden, haben in Österreich und Deutschland bereits eine gewisse Anbaubedeutung erlangt.[3][4][5] So werden bereits in den wärmeren Regionen von Österreich die Sorten Cabernet Franc, Cabernet Sauvignon, Merlot und Syrah ausgepflanzt und mit Erfolg kultiviert. Sie wurden in das Qualitätsrebsortiment aufgenommen.

Literatur

  • Pierre Huglin: Biologie et écologie de la vigne. Lavoisier (Edition Tec & Doc), Paris 1986, ISBN 2-601-03019-4. S. 292 (371 S.).
  • Pierre Huglin: Nouveau mode d’évaluation des possibilités héliothermique d’un milieu viti-cole. C. R. Académie d’Agriculture (Acad. Agric.), 1117–1126, 1978.
  • Dieter Hoppmann: Terroir, Wetter – Klima – Boden, Verlag Ulmer KG, Stuttgart 2010, ISBN 978-3-8001-5317-6, S. 28.
  • Daniela Dejnega: Weinbau in ganz Österreich?, Der Winzer 6/2013, S. 23–25, Österreichischer Agrarverlag, Wien.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. a b Pierre Huglin: Biologie et écologie de la vigne. Lavoisier (Edition Tec & Doc), Paris 1986, ISBN 2-601-03019-4. S. 292 (371 S.).
  2. Hans Reiner Schultz, Dieter Hoppmann, Marco Hofmann: Der Einfluss klimatischer Veränderungen auf die phänologische Entwicklung der Rebe, die Sorteneignung sowie Mostgewicht und Säurestruktur der Trauben.Beitrag zum Integrierten Klimaschutzprogramm des Landes Hessen (InKlim 2012) des Fachgebiets Weinbau der Forschungsanstalt Geisenheim, Geisenheim 2005, S. 12 f./32 ff. (PDF-Datei; 2,88 MB)
  3. Gerd Götz: Folgt dem Klimawandel ein Rebsortenwandel? (Memento des Originals vom 22. Juni 2013 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.dlr.rlp.de, DLR Rheinpfalz, Abt. Weinbau und Oenologie
  4. Matthias Petgen: Möglichkeiten und Grenzen der Reifesteuerung – Wie flexibel reagiert die Rebe? (Memento des Originals vom 22. Juni 2013 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.dlr-rheinpfalz.rlp.de, DLR Rheinpfalz, Abteilung Weinbau und Oenologie, Vortrag beim 60. Weinbautage, 2007 (PDF-Datei; 91 kB)
  5. Ulrike Maaß, Arnold Schwab: Wärmeanspruch von Rebsorten – Klimawandel und Sortenwahl, das deutsche weinmagazin, 10/21. Mai 2011, S. 29–31