Hugo Bruckmann

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Hugo Bruckmann
Hugo Bruckmann mit Pfeife. Karikatur von Ludwig Scheuermann (1890)

Hugo Bruckmann (* 13. Oktober 1863 in München; † 3. September 1941 ebenda) war ein deutscher Verleger.

Er war der jüngste Sohn des Verlegers Friedrich Bruckmann. Mit seinem Bruder Alphons Bruckmann war er nach dem Tod des Vaters 1898 Inhaber der väterlichen F. Bruckmann KAG in München. 1898 heiratete er Elsa, eine gebürtige Prinzessin Cantacuzène (1865–1946).[1]

Bruckmann gründete 1897 in Paris gemeinsam mit Julius Meier-Graefe die Zeitschrift Dekorative Kunst. Ihr redaktioneller Sitz war an der Rue Pergolése 37. Nach einem Jahr wagten sie, eine Ausgabe in französischer Sprache zu publizieren. Diese erschien erstmals im Oktober 1899 unter dem Titel L'Art Décoratif und enthält Abbildungen von fast allen wesentlichen Arbeiten, die Henry van de Velde bis dahin geschaffen hatte.

Das Ehepaar gehörte von Anfang an der nationalsozialistischen Bewegung an, wofür auch die niedrigen Mitgliedsnummern 91 bzw. 92 („Parteigenossin, Mitglied No. 92“) sprechen.[1] Daneben gehörten beide zu den einflussreichen Förderern Adolf Hitlers; sie halfen mit, ihn in der gehobenen Gesellschaft Münchens salonfähig zu machen.

Beide waren ab 1928 öffentliche Förderer der Nationalsozialistischen Gesellschaft für deutsche Kultur. Seit dem Jahr 1930 gehörte Hugo Bruckmann dem Vorstand des von Alfred Rosenberg gegründeten Kampfbundes für deutsche Kultur an. Von 1932 bis zu seinem Tod war Bruckmann als Abgeordneter der NSDAP Reichstagsmitglied.[2]

Nach dem Rücktritt Oskar von Millers wurde Bruckmann 1933 in den Vorstand des Deutschen Museums berufen. Seine Ernennung sollte die politische Einmischung in die Belange des Deutschen Museums reduzieren, was ihm durch seinen Einfluss auf Hitler teilweise auch gelang. Er widersetzte sich erfolgreich der Forderung, jüdische Bücher aus der Bibliothek zu verbannen, und durch seine geringe Erfahrung auf den Gebieten der Naturwissenschaft und Technik musste die konservative Museumsführung auch keine Einmischung in Sachfragen befürchten.

1934, nach dem Tod des Reichspräsidenten Paul von Hindenburg gehörte Bruckmann zu den Unterzeichnern des Aufrufs der Kulturschaffenden zur „Volksabstimmung über das Staatsoberhaupt des Deutschen Reichs“.[1] 1937 konnte er sich erfolgreich für Henri Nannen einsetzen, der wegen Widerstands gegen die Staatsgewalt von der Universität relegiert worden war und ein Arbeitsverbot erhalten hatte.[3]

Nach dem Beginn des Zweiten Weltkriegs konnte Bruckmann durch sein persönliches Netzwerk die Einstufung seines Verlages als „kriegswichtig“ erreichen. Nach seinem Tod 1941 wurde er mit einem Staatsbegräbnis beigesetzt. Seine Witwe starb 1946 in München.[1]

Literatur

  • Reichshandbuch der deutschen Gesellschaft – Das Handbuch der Persönlichkeiten in Wort und Bild. Erster Band, Deutscher Wirtschaftsverlag, Berlin 1930, ISBN 3-598-30664-4.
  • Wolfgang Martynkewicz: Salon Deutschland. Geist und Macht 1900–1945. Aufbau, Berlin 2009. ISBN 9783351027063.
  • Ausführl. Rezension v. Volker Weiss: Am Tisch mit Rainer Maria Rilke und Hitler. Der Salon des Münchner Verlegerehepaares... in Dschungel. Beilage zu jungle world Nr. 45, 11. November 2010, S. 8–11.[4]
  • Miriam Käfer: Hitlers frühe Förderer aus dem Grossbürgertum – das Verlegerehepaar Elsa und Hugo Bruckmann in Marita Krauss: Rechte Karrieren in München. Von der Weimarer Zeit bis in die Nachkriegsjahre, Volk Verlag München, 2010, ISBN 978-3-937200-53-8.
  • Daniela Stöppel: Hugo Bruckmann als Vorstand des Deutschen Museums. In: Elisabeth Vaupel und Stefan L. Wolff (Hrsg.), Das Deutsche Museum in der Zeit des Nationalsozialismus, Wallstein-Verlag, Göttingen 2010, S. 127–170, ISBN 978-3-8353-0596-0.

Weblinks

Commons: Hugo Bruckmann – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b c d Ernst Klee: Das Kulturlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945. S. Fischer, Frankfurt am Main 2007, ISBN 978-3-10-039326-5, S. 83.
  2. Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945. Fischer Taschenbuch, 2. überarbeitete Auflage Frankfurt am Main 2005, S. 77.
  3. Ernst Klee: Das Kulturlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945. S. Fischer, Frankfurt am Main 2007, S. 427.
  4. Am Tisch mit Rilke und Hitler. Abgerufen am 12. Dezember 2019.