Hugo Eckener

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Hugo Eckener (1924)
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Eckener und Rudolf Lasarewitsch Samoilowitsch (links) in Friedrichshafen (Juli 1931)
Zeppelin LZ 129 Hindenburg (1936)

Hugo Eckener (* 10. August 1868 in Flensburg; † 14. August 1954 in Friedrichshafen) war der Nachfolger von Ferdinand Graf von Zeppelin. Unter seiner Leitung entstanden unter anderem die Luftschiffe LZ 126/ZR-3 Los Angeles, LZ 127 Graf Zeppelin und LZ 129 Hindenburg.

Leben

Hugo Eckener war Sohn des Zigarrenfabrikanten Johann Christoph Eckener (1824–1880) und dessen Frau, der Schustermeistertochter Anna Maria Elisabeth Eckener (geb. Lange, 1832–1893) aus Flensburg. Er besuchte die St.-Marien-Knabenschule und später das Alte Gymnasium, Flensburg. Nach dem Abitur studierte er Psychologie, Philosophie, Geschichte und Volkswirtschaft in München, Berlin sowie Leipzig und wurde 1892 bei Wilhelm Wundt mit der Arbeit Untersuchungen über die Schwankungen der Auffassung minimaler Sinnenreize promoviert.

In jungen Jahren arbeitete er als freier Schriftsteller und Mitarbeiter der nationalliberalen Flensburger Nachrichten. Er war mit der Tochter des Flensburger Druckereibesitzers L. P. H. Maaß, Johanna (1871–1956), verheiratet. Sein jüngerer Bruder war der Maler und Grafiker Alexander Eckener.

Bereits als Korrespondent der Frankfurter Zeitung, für die er ebenfalls arbeitete, soll es 1908 durch einen seiner Zeitungsberichte über ein Zeppelinluftschiff zu einem direkten Kontakt mit dem Grafen Zeppelin gekommen sein, aus dem später eine langjährige erfolgreiche Zusammenarbeit hervorging. Seine Kritik über die Zeppelin-Luftschiffe war zunächst negativ. Dem Grafen gelang es jedoch, Eckener von der Richtigkeit seiner Gedankengänge zu überzeugen.

Ende der 1890er Jahre siedelte Eckener von Flensburg nach Friedrichshafen über. Eckener war Fahrtenleiter und Prokurist der im Jahre 1909 gegründeten Deutschen Luftschiffahrts-Aktiengesellschaft (DELAG). Ab 1912 übernahm er deren Direktion.[1] Er führte schon vor dem Ersten Weltkrieg mehr als 1000 Fahrten mit Luftschiffen erfolgreich durch.

1910 befand sich Eckener an Bord des Zeppelins LZ 7, der neun Tage nach der Jungfernfahrt am 28. Juni nach Motorenausfall im Unwetter am Limberg bei Iburg im Teutoburger Wald abstürzte. Bei dem Unglück kam niemand zu Schaden.

Im Ersten Weltkrieg bildete Eckener viele Marine-Luftschiffer in Nordholz und anderen Orten aus, unter anderen Hans Flemming.

Als nach dem Ende des Ersten Weltkrieges auch das Ende des deutschen Luftschiffbaus gekommen zu sein schien, gelang es Eckener, die USA für das Luftschiff zu interessieren. Es kam ein Vertrag zustande, mit der Verpflichtung, ein Luftschiff für die USA zu bauen. Zum Beweis für die Fahrtüchtigkeit des Schiffes war an diesen Lieferungsvertrag die Bedingung geknüpft, dass der Vertrag erst nach erfolgter Überführung des Zeppelins über den Atlantik als erfüllt betrachtet werden kann.

Am 12. Oktober 1924 startete Eckener in Friedrichshafen am Bodensee mit dem Zeppelin LZ 126 zur Atlantiküberquerung. Das später in ZR-3 USS Los Angeles umbenannte Luftschiff war Teil der deutschen Reparationszahlungen an die USA als Folge des Ersten Weltkriegs. Mit der Landung in Lakehurst am 15. Oktober 1924 gelang Eckener einer der ersten Nonstopflüge über den Atlantik:

Diese Fahrt wurde zu einem Welterfolg, und sie legte den Grundstein für die Wiederbelebung des Luftschiffgedankens. Nur ein britisches Flugzeug und das britische Starrluftschiff R34 hatten das früher leisten können. Die Stadt Flensburg ernannte ihn daraufhin im selben Jahr zum Ehrenbürger.

Nach der erfolgreichen Ablieferungsfahrt mit dem LZ 126 sammelte Eckener mit Vorträgen und Bildern der Fahrt Geld für den Bau von LZ 127. Die Weltfahrt mit der Graf Zeppelin im Jahr 1929 brachte ihm in der Presse den Beinamen „Magellan der Lüfte“ ein. Sein Sohn Knut arbeitete ebenfalls als Besatzungsmitglied auf den Zeppelinen LZ 127 und LZ 129 und war so mitunter Eckener direkt unterstellt.

Eckener war mehrfacher Ehrendoktor, Ehrensenator und Ehrenbürger. Zwischen den Weltkriegen zählte er zu den am höchsten dekorierten Deutschen und war international ein sehr bekannter Mann und das nicht nur in Fachkreisen für Luftschifffahrt. Eckener veröffentlichte auch verschiedene Bücher und Schriften.

Eckener kann den Ruhm für sich in Anspruch nehmen, den ersten regelmäßigen Luftschiffverkehr über die Ozeane eingerichtet zu haben.

In den 1920er Jahren kam es zu mehreren Begegnungen mit dem Polarforscher Roald Amundsen, um eine gemeinsame Arktisfahrt mit dem Zeppelin zu erörtern. Eckener wurde nach dem Tode Fridtjof Nansens im Jahre 1930 dessen Nachfolger als Präsident der Gesellschaft Aeroarctic. 1931 leitete er die Arktisfahrt des LZ 127 Graf Zeppelin. Um mehr öffentliche Aufmerksamkeit zu erlangen, hatte er mit Hubert Wilkins und dessen Sponsor Lincoln Ellsworth vereinbart, dass das Luftschiff sich am Nordpol mit deren Unterseeboot Nautilus treffen sollte.[2] Als sich die Abfahrt der Nautilus verzögerte, änderte Eckener seine Pläne und traf sich stattdessen am 27. Juli 1931 in der Stillen Bucht (russisch Бухта Тихая, Buchta Tichaja) der Hooker-Insel (Franz-Joseph-Land) mit dem sowjetischen Eisbrecher Malygin.

Im Zuge der Ermittlungen um den Unfall des Britischen Luftschiffs R101 im Jahr 1930 wurde Eckener als Experte herangezogen.

Über Eckeners Haltung zum ab 1930 erstarkenden Nationalsozialismus liegen verschiedene Angaben vor. 1932 noch weigerte er sich, die Zeppelinwerke einer nationalsozialistischen Propagandaveranstaltung zu öffnen und erklärte sich auf sozialdemokratischen Wunsch bereit, als Kandidat gegen Adolf Hitler anzutreten, wofür auch die Zentrumspartei eintrat. Eckener zog die Kandidatur jedoch zurück, als Hindenburg sich zur Wiederwahl aufstellen ließ.[3] Eine in seinem Namen 1934 verlesene Radioansprache, die verwendet wurde, um zur Abstimmung für die Vereinigung der politischen Macht in der Person Hitlers aufzurufen, wird als Beweis für Eckeners Unterstützung des NS-Systems gehandhabt.[4]

Danach beschäftigte er sich weiter mit Bau und Betrieb von zivilen Luftschiffen. Zwischen 1931 und 1937 wurde ein regelmäßiger Transatlantik-Linienverkehr zwischen Frankfurt, den USA und Brasilien mit den beiden Zeppelinen LZ 127 und LZ 129 der von Eckener für diesen Zweck gegründeten Deutschen Zeppelin Reederei eingerichtet.

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Hugo Eckener, Büste von Karl Ritz

Als Verfechter der Weimarer Demokratie, von Völkerverständigung und Ausgleich wurde Eckener von den Nationalsozialisten von Beginn an kritisch beobachtet. 1933 bestanden Pläne, auch Eckener wie viele Regimegegner in Schutzhaft zu nehmen. Das scheiterte am Widerstand Hindenburgs. Auch später wurde ein Vorgehen gegen Eckener wiederholt erwogen, so 1937, als er sich einer von Joseph Goebbels (1897–1945) angeordneten NS-Propagandafahrt mit dem Zeppelin widersetzte. Wegen seiner hohen Popularität schien eine Inhaftierung Eckeners undenkbar. Der lange Arm des NS-Regimes aber vermochte, Umstrukturierungen im Zeppelinkonzern zu erzwingen, die den Einfluss Eckeners zurückdrängten, bis die Katastrophe von Lakehurst 1937 den willkommenen Anlass bot, die zivile Luftschifffahrt zu verbieten.[3]

Im Mai 1937 kam es zu einer folgenschweren Explosion des Zeppelins LZ 129 Hindenburg im amerikanischen Lakehurst, bei der 36 Menschen starben.

Da es ihm nicht gelang, aus den USA das unbrennbare Gas Helium zu erhalten, womit er den leicht entzündlichen Wasserstoff hätte ersetzen können, wurden die Passagierfahrten mit den luxuriösen Zeppelinen eingestellt. Eckener galt nun als Mitverantwortlicher für die Katastrophe.

Eckener hatte sich stets gegen eine militärische Verwendung von Luftschiffen ausgesprochen. Die erste Spionagefahrt des LZ 130 am 22. September 1938 war das letzte mal, dass Eckener ein Luftschiff lenkte. Er zog sich 1939 bereits vor Beginn des Zweiten Weltkriegs aus der Öffentlichkeit zurück und übernahm die Leitung einer Maschinenbaufirma.

1945 war er Mitbegründer des Südkurier in Konstanz.

Gemäß seinen Angaben im Fragebogen zur Entnazifizierung war er völlig unpolitisch und gehörte weder der NSDAP noch irgendeiner Nebenorganisation an und hatte auch seit 1932 an keinen politischen Wahlen teilgenommen. Dem Umstand, dass er 1939 zum Wehrwirtschaftsführer ernannt wurde, maß er keine Bedeutung bei. Ein Entnazifizierungsverfahren wurde 1949 eingestellt und Eckener vollständig entlastet, nachdem zahlreiche Repräsentanten des öffentlichen Lebens, darunter Reinhold Maier und Theodor Heuss, bezeugt hatten, dass Eckener ein von den Nationalsozialisten Geächteter war.[3] Bereits 1946 hatte der auf ihn angesetzte Ausschuss zur politischen Überprüfung der Wirtschaft festgehalten, dass Eckener nicht als Nationalsozialist einzustufen sei, allerdings durch seine kapitalistische Grundhaltung auch nichts gegen das NS-System unternommen habe.[5]

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Hauptfriedhof Friedrichshafen, Grab Hugo Eckeners

Im Jahr 1947 hielt sich Eckener sieben Monate in den Vereinigten Staaten auf und wirkte auf Einladung des Direktors Paul W. Litchfield (1875–1959) als Berater für die Goodyear Aircraft Corporation. Mitte der 1940er Jahre war dort die Entscheidung gereift, ein neuartiges Großluftschiff zu konstruieren, welches auch zum Transport von Fracht hätte eingesetzt werden können. Aus Mangel an staatlichen Förderungen kam das Projekt jedoch nicht zustande – ein möglicher Grund, warum Eckener in den 1950er Jahren den in Deutschland um den sogenannten Frankfurter Kreis aufkeimenden Ideen zur Wiederbelebung der deutschen Luftschifffahrt ablehnend gegenüberstand.[6]

Vier Tage nach seinem 86. Geburtstag starb Hugo Eckener am 14. August 1954 und wurde auf dem Hauptfriedhof Friedrichshafen beigesetzt. Seine Frau Johanna, mit der er 59 Jahre verheiratet war, starb im Januar 1956.

Ehrungen, Auszeichnungen

Nach ihm sind benannt:

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Eckenerplatz in Kiel-Holtenau

Veröffentlichungen (Auswahl)

  • Untersuchungen über die Schwankungen der Auffassung minimaler Sinnesreize. In: Philosophische Studien. Band 8, 1893, S. 343–387.
  • Im Zeppelin über Länder und Meere. Christian Wolff, Flensburg 1949.
    • Im Zeppelin über Länder und Meere – Erlebnisse und Erinnerungen. Bearbeitete und aktualisierte Fassung der Originalausgabe von 1949. Morisel, München 2012, ISBN 978-3-943915-01-3.
  • Graf Zeppelin. Cotta, Stuttgart 1938. Neuauflage: Phaidon-Verlag, Essen 1996, ISBN 3-88851-171-2.

Literatur

  • Nachruf Hugo Eckener. In: Schriften des Vereins für Geschichte des Bodensees und seiner Umgebung, 73. Jg. 1955, S. 9–10 (Digitalisat).
  • Walther Reimer: Eckener, Hugo. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 4, Duncker & Humblot, Berlin 1959, ISBN 3-428-00185-0, S. 288 (Digitalisat).
  • Gerhard Timmermann: Eckener, Hugo. In: Schleswig-Holsteinisches Biographisches Lexikon. Band 3. Karl Wachholtz Verlag, Neumünster 1974, S. 90–92.
  • Rolf Italiaander: Hugo Eckener – die Weltschau eines Luftschiffers. Husum-Verlag, Husum 1980, ISBN 3-88042-110-2.
  • Rolf Italiaander: Ein Deutscher namens Eckener. Verlag Friedr. Stadler, Konstanz 1981, ISBN 3-7977-0054-7.
  • Henry Cord Meyer: Airshipmen, businessmen, and politics, 1890–1940. Smithsonian Institution Press, Washington/London 1991, ISBN 1-56098-031-1.
  • Jan Kirschner: Hugo Eckener – Sein Leben, seine Zeppeline. A. B & M International, Art Books & Magazines, Flensburg 2018, ISBN 978-3-932635-76-2.

Weblinks

Commons: Hugo Eckener – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Herrmann Degener: Degeners Wer ist’s?, Berlin, Verlag Herrmann Degener, 1935, S. 337.
  2. Erich Rackwitz: Reisen und Abenteuer im Zeppelin. Verlag Neues Leben, Berlin 1955, S. 202.
  3. a b c Eckener Hugo – Detailseite – LEO-BW. In: leo-bw.de. Abgerufen am 2. Oktober 2020.
  4. Endbericht der ExpertInnenkommission für Straßennamen Graz, Graz 2017, S. 48
  5. Endbericht der ExpertInnenkommission für Straßennamen Graz, Graz 2017, S. 49
  6. Bleibler, J. (2002): Die fünfziger und sechziger Jahre – Großluftschiffprojekte in Deutschland und den USA. In: W. Meighörner (Hrsg.): Luftschiffe die nie gebaut wurden. Friedrichshafen, S. 151–175.
  7. a b Dr. Eckener-Marsch. Von: Kaspar Siehler auf YouTube, abgerufen am 7. Februar 2017.
  8. a b Kaspar Siehler. In: Deutsche Digitale Bibliothek/Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Staatsarchiv Sigmaringen, Wü 13 T 2 Nr. 2607/159, abgerufen am 6. Februar 2017.
  9. Entnazifizierungsakte auf landesarchiv-bw.de
  10. Flensburger Tageblatt vom 11. Juni 2015, S. 6
  11. Das Grazer Ehrendoktorat für Kapitänleutnant Eckener. In: Badener Zeitung, 9. Mai 1925, S. 5 Mitte. (Online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/bzt
  12. Mathias Kotowski: Die öffentliche Universität: Veranstaltungskultur der Eberhard-Karls-Universität Tübingen in der Weimarer Republik. Franz Steiner Verlag, 1999, Seite 147
  13. Harald Derschka: Der Verein für Geschichte des Bodensees und seiner Umgebung. Ein Rückblick auf einhundertfünfzig Jahre Vereinsgeschichte 1868–2018. In: Schriften des Vereins für Geschichte des Bodensees und seiner Umgebung, 136, 2018, S. 1–303, hier: S. 229.
  14. Dr. Eckener-Marsch. Von: Th. Krieghoff auf YouTube, abgerufen am 7. Februar 2017.
  15. Th. Krieghoff. Im Katalog der Smithsonian Institution, abgerufen am 20. August 2015.