Harz-Metall

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Harz-Metall

Rechtsform GmbH
Gründung 1. Januar 1986
Sitz Goslar, Deutschland
Leitung Thomas Paul
Mitarbeiterzahl ca. 120
Branche Hüttenindustrie
Website https://recylex.eu/de/harz-metall/
Heutige Verwaltung der Harz-Metall GmbH auf der ehemaligen Zinkhütte Harlingerode
Akkuschrottlagerplatz der Brecheranlage

Die Harz-Metall GmbH (HMG) war ein im Goslarer Stadtteil Oker ansässiger Metallhüttenbetreiber und Rechtsnachfolger sämtlicher stillgelegter Harzer Hüttenwerke der ehemaligen Preussag AG.

Am 14. Mai 2020 teilte der Mutterkonzern Recylex in einer Presseteilung mit, dass sich die Harz-Metall infolge der COVID-19-Pandemie in einem Schutzschirmverfahren im Rahmen des Insolvenzrechts befindet.[1]

Seit dem 1. Oktober 2020 führen verschiedene Unternehmen die Betriebe der ehemaligen Harz-Metall GmbH fort. Der Wälzbetrieb wird seitdem von der Harz-Oxid GmbH, die Brecheranlage sowie die Liegenschaften von der IVH Industriepark- und Verwertungszentrum Harz GmbH fortgeführt.

Vorgängerunternehmen

Bereits 1527 wurde von Herzog Heinrich dem Jüngeren von Braunschweig-Wolfenbüttel am Ausgehenden des Okertal in der Nähe der heutigen Ortschaft Oker in Niedersachsen das Blei- und Kupferhüttenwerk Frau-Marien-(Saiger-)-Hütte errichtet. Im Jahre 1635 fiel der Unterharzer Hütten- und Bergwerksbesitz an eine welfische Erbengemeinschaft, die sogenannte Communion. Im Jahre 1874 endete die direkte staatliche Direktion und in Oker wurde das Communion-Hüttenamt gegründet. Eigentümer waren zu 4/7 der Staat Preußen (nach Annexion des Königreichs Hannover 1866) und zu 3/7 das Land Braunschweig. 1909 entstand als weiterer Betrieb in unmittelbarer Nachbarschaft zur Bleihütte die Zinkoxydhütte Oker.

Nach der Bildung der Preussag AG 1923 als Konzern für den preußischen Montanbesitz wurden am 30. Dezember 1924 die Unterharzer Berg- und Hüttenwerke GmbH als Trägerunternehmen gegründet. 1936 kam als weiteres Werk die Zinkhütte Harlingerode hinzu. Die Preussag kaufte 1968 die Anteile des ehemaligen Landes Braunschweig, die nunmehr in Besitz der Niedersachsen GmbH waren. Die drei selbständigen Hütten in Oker und Harlingerode wurden damit auch organisatorisch zu einer Einheit zusammengefasst und als Hüttenwerk Harz betrieben. Der Unternehmensbereich Metall der Preussag AG mit Sitz in Goslar bildete die Verwaltung.

Gesellschafter

Das Hüttenwerk Harz mit sämtlichen Liegenschaften auch der ehemaligen Hüttenstandorte im Harz wurde am 1. Januar 1986 in eine eigenständige GmbH unter dem Namen Harz-Metall überführt. Erster Geschäftsführer wurde Dr. Kunibert Hanusch. Die Preussag AG Metall brachte ihre Hüttenaktivitäten im Oktober 1988 in die zusammen mit dem französischen Montankonzern Penarroya gegründete Metaleurop S.A. mit Sitz in Paris ein. Die Harz-Metall wurde über die Metaleurop Deutschland GmbH, Hannover, eine hundertprozentige Tochter der Metaleurop S.A. Die Metaleurop firmierte 2007 zur Recylex Group um.

Produktion

Das Unternehmen produziert in seiner Drehrohrofenanlage nach dem Wälzverfahren einen angereicherten zink- und bleioxidhaltigen Staub aus sekundären Zinkvorstoffen. Dieses Erzeugnis dient in Zinkhütten als Ausgangsstoff für die Gewinnung von metallischem Zink.

Darüber hinaus verfügt das Unternehmen über eine Brecheranlage, in der aus alten Starter- und Notstrombatterien (Bleiakkus) jeweils ein oxidisches und ein metallisches Bleikonzentrat, sowie Polypropylen gewonnen wird. Das Blei-Recyclinggut wird an die konzerneigene Bleihütte in Nordenham abgegeben.

Für die Verarbeitung der Polypropylenfraktion hat die HMG als Tochterunternehmen die C2P Germany GmbH gegründet. In deren Mahl- und Extruderanlage wird seit 2002 ein PP-Regranulat für die Kunststoffindustrie erzeugt.

Neben der gewerblichen Produktion hat die Harz-Metall GmbH die Verantwortung für die zahlreichen Altlasten aus fast 500 Jahren Metallverhüttung im Harz übernommen. Kernprojekte waren in den letzten Jahren vor allem Sicherungs- und Sanierungsarbeiten auf dem weitläufigen Haldengelände in Oker, das im Fokus örtlicher Umweltschutzverbände steht. Daneben wurden nicht mehr benötigte Anlagen und Gebäude auf dem Hüttengelände abgerissen und entsorgt. Sanierte Grundstücke werden für eine Neunutzung vermarktet.

Kritik

In die Schlagzeilen geriet das Unternehmen im Januar 2019 durch stark erhöhte Dioxin-Emissionen. Einem Bericht des BUND-Regionalverbandes Westharz in der Goslarschen Zeitung zufolge überschritten die Messwerte am Drehrohrofen des Unternehmens im August 2017 den gesetzlich vorgeschriebenen Grenzwert für Dioxine um das 18fache. Die Grenzüberschreitung wurde bei einer Akteneinsicht in der Braunschweiger Gewerbeaufsicht festgestellt. Als Grund gab das Unternehmen verklebte Filterrohre durch schwefelhaltigen Petrolkoks an; in Folge dieses Berichts versprach das Unternehmen die Erarbeitung von Vorschlägen zum Einhalten der Grenzwerte und eine höhere Transparenz.[2][3][4]

Im Februar 2019 wurde von großen Teilen des Bad Harzburger Stadtrats ein Produktionsstopp der Anlage aufgrund der Dioxinemissionen gefordert.[5]

Siehe auch

Weblinks

Literatur

  • Wolfgang Mehner: Geschichte der Blei- und Kupfererzeugung am Unterharz. Harz-Metall GmbH, Goslar 1993.
  • Wolfgang Mehner: Geschichte der Zinkmetallurgie am Harz: eine Chronik der Zinkerzeugung von 1900-1990. 2. Auflage. Harz-Metall GmbH, Goslar 1995.
  • Kunibert Hanusch: Die Unterharzer Metallhütten im 19. und 20. Jahrhundert - Chronik eines Wandels. 1. Auflage. Weltkulturerbe Rammelsberg, Goslar 2005, ISBN 3-9809704-1-8.

Einzelnachweise

  1. Recylex S.A.: Der deutsche Teilkonzern beantragt Schutzschirmverfahren. Abgerufen am 27. September 2020.
  2. BUND-Regionalverband Westharz: BUND nimmt Akteneinsicht im Gewerbeaufsichtsamt Braunschweig vor – zeitweise massiv erhöhte Dioxinwerte im Jahr 2017 festgestellt. 18. Januar 2019, abgerufen am 19. Januar 2019.
  3. Norddeutscher Rundfunk: Harz-Metall räumt erhöhte Dioxin-Werte ein. 22. Januar 2019, abgerufen am 27. Januar 2019.
  4. Goslarsche Zeitung: Neuer Dioxin-Skandal am Hüttengelände. 17. Januar 2019, abgerufen am 27. Januar 2019.
  5. Goslarsche Zeitung: Politik fordert Produktionsstop. 27. Februar 2019, abgerufen am 27. Februar 2019.

Koordinaten: 51° 54′ 5,2″ N, 10° 29′ 9,9″ O