Koreanische Sprache
Koreanisch | ||
---|---|---|
Gesprochen in |
Nordkorea, Südkorea, VR China, Japan, Russland | |
Sprecher | 78 Millionen | |
Linguistische Klassifikation |
| |
Offizieller Status | ||
Amtssprache in | Nordkorea Südkorea VR China (Autonomer Bezirk Yanbian, Autonomer Kreis Changbai) | |
Anerkannte Minderheiten-/ Regionalsprache in |
Russland (Region Primorje) | |
Sprachcodes | ||
ISO 639-1 |
ko | |
ISO 639-2 |
kor | |
ISO 639-3 |
kor |
Die koreanische Sprache oder Koreanisch wird von mehr als 78 Millionen Menschen als Muttersprache gesprochen, von denen die meisten Nord- oder Südkoreaner sind. Sie gehört damit trotz ihrer regionalen Beschränkung zu den 25 meistgesprochenen Sprachen der Welt.
Koreanisch wird mit einer eigens entwickelten Alphabetschrift geschrieben, dem Hangŭl. Die lokalen Namen der Sprache sind in Südkorea hangungmal (Hangŭl:
) oder hangugŏ (
), in Nordkorea hingegen chosŏnmal (
) oder chosŏnŏ (
). Die unterschiedlichen Namen kommen von der in Nordkorea und Südkorea jeweils üblichen Bezeichnung für das Land. In Südkorea wird die Sprache von dem Nationalen Institut für Koreanische Sprache gepflegt.
Grammatikalisch handelt es sich beim Koreanischen um eine agglutinierende Sprache mit einer Grundwortstellung Subjekt-Objekt-Verb. Verwandtschaften zu anderen Sprachen sind nach den üblichen Kriterien nicht feststellbar (auch nicht zum Japanischen, obwohl der grammatische Bau sehr ähnlich ist), so dass Koreanisch als isolierte Sprache eingestuft wird.
Klassifikation
Die genetische Klassifizierung der koreanischen Sprache ist umstritten. Die ursprünglich am meisten verbreitete Einordnung von Koreanisch war bis in die 1990er Jahre in entweder einer Japano-Koreanischen Sprachfamilie und manchmal auch von als Teil einer weitaus größeren transeurasischen/makro-altaischen Gruppierung von morphologisch und strukturell ähnlichen Sprachen, wie unter anderem Japanisch, aber auch Mitglieder der mongolischen, tungusischen und türkischen Sprachen. Heutzutage wird meist davon ausgegangen, dass Koreanisch eine isolierte Sprache ist oder eine eigene Sprachfamilie bildet, die Koreanisch und die Hamkyŏng/Ryukjin und Jeju Sprachen enthält.[1][2]
Eine Verwandtschaft mit dem Japanischen ist umstritten. Grammatikalisch finden sich Gemeinsamkeiten und Parallelen im Satzbau (Subjekt-Objekt-Verb), der Satzstruktur (Verwendung von Suffixen als Marker für Beziehungen) und dem Mangel von Geschlechtsunterscheidung. Weitere Eigenschaften, die sich sowohl im Altkoreanischen als auch im Altjapanischen vorfinden, sind Vokalharmonie, Inflexion, Agglutination und Vokabular, das morphologisch ähnlich ist. Altkoreanisches Vokabular, im Unterschied zum altjapanischen, war großteils mehrsilbig. Einige Ähnlichkeiten, wie das Suffix -ga, werden heutzutage auf einen sogenannten Sprachbund zurückgeführt.[3]
Geschichte
Es wird angenommen, dass sich die Sprachen, aus denen sich das heutige Koreanisch entwickelte, zu Beginn unserer Zeitrechnung in die Gruppe der Buyeo-Sprachen (
) im Norden und der Han-Sprachen (
) im Süden aufteilten.
Chinesische Quellen aus dem 3. Jahrhundert bestätigen diese Einteilung.
Urformen: Sprachen der Buyeo-Stämme
Aus der Buyeo-Gruppe entwickelte sich die Sprache des Reiches Goguryeo (als Staat ab dem 3. Jahrhundert belegt, bis 668). Einzig aus der Goguryeo-Sprache sind schriftliche Zeugnisse aus der Buyeo-Gruppe erhalten geblieben. Aus der Analyse des vorhandenen Wortschatzes lässt sich schließen, dass es sich bei der Goguryeo-Sprache um eine den tungusischen Sprachen nicht nahestehende Sprache mit deutlich sibirischem Charakter handelt. Die Goguryeo-Sprache weist erstaunliche Parallelen zum Mittelkoreanischen einerseits und zum Altjapanischen andererseits auf. So entspricht Goguryeo *tan, *tuan dem altjapanischen tani („Tal“), und Goguryeo *usaxam entspricht auf Altjapanisch usagi („Hase“). Aufgrund dieser und anderer Übereinstimmungen (etwa in den Zählwörtern) wird teilweise von der Hypothese einer Verwandtschaft des Koreanischen mit dem Japanischen über das Bindeglied der Goguryeo-Sprache ausgegangen. Der Name Goguryeo wurde im 6. Jahrhundert hin auf Goryeo abgekürzt um die Namenskonventionen der chinesischen Hochkultur zu imitieren.
Urformen: Sprachen der Han-Stämme
Aus den Sprachen der Han-Gruppe entwickelte sich die Sprache des Baekje-Reiches (frühes 1. Jahrtausend n. Chr. bis 660). Die heute erhaltenen Fragmente der Baekje-Sprache zeigen, dass diese Sprache dem Mittelkoreanischen beziehungsweise der Sprache des folgenden Silla-Reiches sowohl im Wortschatz als auch in der Morphologie sehr nahestand.
Vereinheitlichung durch Goryeo
Das Königreich Silla (sowohl Baekje als auch Silla waren wohl jünger als Goguryeo) unterwarf im 7. Jahrhundert die anderen Staaten der Koreanischen Halbinsel und wurde zur dominanten Regionalmacht, brach jedoch im 10. Jahrhundert zusammen, wobei die Sprache Sillas ausstarb und durch Goryeo ersetzt wurde. Der Herrscher Goryeos berief sich auf das besiegte Goguryeo, um die eigene Herrschaft zu legitimieren. Vovin geht davon aus, dass Mittelkoreanisch aus der Sprache Goguryeos hervorgegangen ist und Sillas Sprache ausgestorben ist, während Baekjes Sprache als Jeju weiterexistiert.[4]
Eine weitere Theorie ist, dass Mittelkoreanisch der Nachfolger der Sprache Sillas war, da Silla Korea zum ersten Mal politisch vereinigt hat. Jedoch soll Silla nicht dazu fähig gewesen sein, Korea kulturell zu einigen, weshalb es aufgrund von inneren Unruhen kollabierte.
Mittelkoreanisch
Die Entwicklung des Mittelkoreanischen begann etwa im frühen 10. Jahrhundert. Bis zur Einführung einer eigenen koreanischen Schrift (Hangeul) im 15. Jahrhundert (Joseon-Dynastie) sind sprachliche Zeugnisse allerdings nur fragmentarisch und in der damals üblichen chinesischen Schrift erhalten.
Ungefähr für die Zeit des Imjin-Kriegs gegen Ende des 16. Jahrhunderts sind phonologische und morphologische Veränderungen belegt, die etwa im 17. Jahrhundert abgeschlossen waren. Das nun entstandene Koreanische weicht vom vorher üblichen Mittelkoreanischen teilweise erheblich ab und stellt im Grunde die heute in Korea gesprochene Sprache dar.
Heutiges Koreanisch
In der neuesten Geschichte gab es – bedingt durch die Teilung der Koreanischen Halbinsel – sprachpolitisch getrennte Entwicklungen in beiden Teilen. In Südkorea orientiert sich die Standardsprache in Aussprache und Rechtschreibung eher am Dialekt der Hauptstadt Seoul, in Nordkorea wurde sie dem um Pjöngjang gesprochenen Dialekt angepasst. Die Unterschiede zwischen den koreanischen Dialekten sind vergleichsweise gering, so dass Koreanisch (mit Ausnahme des auf der Insel Jeju-do gesprochenen Dialekts) auf der ganzen Halbinsel gleich gut verstanden wird. Das Fortbestehen der staatlichen Teilung hat aber zu unterschiedlichen Entwicklungen in Nord- und Südkorea geführt. In Südkorea sind viele Begriffe als Lehnwörter wie njusɯ
„News“ aus der (amerikanisch-)englischen Sprache übernommen oder aus englischen Wörtern neugebildet worden (Konglish). In Nordkorea hingegen wird bei Wortneubildungen oft auf den koreanischen Kernwortschatz zurückgegriffen. Oft fällt es Flüchtlingen aus Nordkorea anfangs schwer, die vielen englischen Lehnwörter zu verstehen und anzuwenden.
Geografische Verteilung
Außer in Nord- und Südkorea wird Koreanisch noch in der VR China gesprochen, vor allem von den Angehörigen der koreanischen Minderheit im Koreanischen Autonomen Bezirk Yanbian in der Provinz Jilin an der Grenze zu Nordkorea. In Japan gibt es ebenfalls eine koreanische Minderheit und ein privates koreanischsprachiges Schulsystem.
Offizieller Status
Koreanisch ist Amtssprache in Nord- und Südkorea sowie in Yanbian in China auf lokaler Ebene.
In Südkorea wird die Sprache vom Nationalen Koreanischen Sprachinstitut (Gungnip-gukeowon,
), in Nordkorea vom Institut für Sprachwissenschaft der Akademie der Sozialwissenschaften (Sahoe-kwahagwŏn ŏhak-yŏnguso,
) reguliert.
Dialekte und Soziolekte
Koreanisch hat verschiedene Dialekte. Die Standardsprache des Nordens (
munhwaŏ) beruht auf dem Dialekt um Pjöngjang, die des Südens (
pyojuneo) auf dem Dialekt um Seoul. Die beiden sind jedoch sehr ähnlich, und auch sonst sind die Unterschiede zwischen den Dialekten recht gering; eine Ausnahme bildet der Dialekt der Insel Jeju, der sich stark von den übrigen Dialekten unterscheidet und für Sprecher anderer Dialekte im Allgemeinen nicht verständlich ist.
Koreanisch als Fremdsprache
Durch die steigende Popularität der zeitgenössischen südkoreanischen Popkultur, wie K-Pop und koreanische Fernsehdramen, wurde Koreanisch als Fremdsprache in den 2010er Jahren immer beliebter.[5][6] Die Koreanisch-Sprachprüfung Test of Proficiency in Korean (TOPIK) existiert seit 1997 und wurde seither von mehr als einer Million Menschen absolviert. 2012 nahmen mehr als 150.000 Nicht-Muttersprachler am TOPIK teil.[7]
Phonetik und Phonologie
Konsonanten
bilabial | alveolar | palatoalveolar | velar | glottal | ||
---|---|---|---|---|---|---|
Plosive und Affrikaten |
einfach | ㅂ p~b
|
ㄷ t~d
|
ㅈ t͡ɕ~d͡ʑ
|
ㄱ k~g
|
|
gespannt | ㅃ p͈
|
ㄸ t͈
|
ㅉ t͡ɕ͈
|
ㄲ k͈
|
||
aspiriert | ㅍ pʰ
|
ㅌ tʰ
|
ㅊ t͡ɕʰ
|
ㅋ kʰ
|
||
Frikative | einfach | ㅅ s~ɕ
|
ㅎ h
| |||
gespannt | ㅆ s͈
|
|||||
Nasale | ㅁ m
|
ㄴ n
|
ㅇ ŋ
|
|||
Flap | ㄹ ɾ~ɭ |
|||||
lateraler Approximant |
Beispiele für die Konsonanten:
Phonem | Beispiel | deutsche Übersetzung |
---|---|---|
p | 발 [paɭ] |
„Fuß“ |
p͈ | 빨래 [p͈aɭɭɛ] |
„Wäsche“ |
pʰ | 팔 [pʰaɭ] |
„Arm“ |
m | 말 [maɭ] |
„Pferd“ |
t | 달 [taɭ] |
„Mond“ / „Monat“ |
t͈ | 딸 [t͈aɭ] |
„Tochter“ |
tʰ | 탈 [tʰaɭ] |
„Maske“ |
n | 날 [naɭ] |
„Tag“ |
t͡ɕ | 자다 [t͡ɕada] |
„schlafen“ |
t͡ɕ͈ | 짜다 [t͡ɕ͈ada] |
„salzig“ |
t͡ɕʰ | 차다 [t͡ɕʰada] |
„kicken“ |
k | 가다 [kada] |
„gehen“ |
k͈ | 깔다 [k͈aɭda] |
„beziehen“ |
kʰ | 칼 [kʰaɭ] |
„Messer“ |
ŋ | 방 [paŋ] |
„Zimmer“ |
s | 살 [saɭ] |
„Fleisch“ |
s͈ | 쌀 [s͈aɭ] |
„Reis“ |
ɾ | 바람 [paɾam] |
„Wind“ |
l | 알 [aɭ] |
„Ei“ |
h | 화 [ɸwa] |
„Ärger“ |
Die genaue Artikulationsweise der gespannten Konsonanten /p͈, t͈, k͈, t͡ɕ, s͈/ ist umstritten. Bei der Aussprache werden die Stimmlippen gespannt, der Druck unter den Stimmlippen ist erhöht und der Kehlkopf wird gesenkt.
Das Zeichen ͈ (zwei kurze senkrechte Striche) wird hier für die gespannten Konsonanten verwendet. Offiziell wird es in der zur Beschreibung von Sprachstörungen erweiterten IPA zur Bezeichnung einer Fortis-Aussprache gebraucht, in der Fachliteratur wird das Zeichen jedoch auch für „faucalized phonation“ („hohle“ oder „gähnende“ Phonation) verwendet. Manchmal wird in der Literatur auch ein Apostroph (ʼ) eingefügt, doch dieses Zeichen ist eigentlich der Darstellung ejektiver Konsonanten vorbehalten.
Vokale
Einfache Vokale
Im Koreanischen gibt es acht verschiedene Vokalqualitäten und eine Unterscheidung zwischen langen und kurzen Vokalen.
Bei älteren Sprechern hört man noch die Vokale /wø/ und /wy/, die von den meisten Sprechern heute als [we] bzw. [wi] realisiert werden. Die unterschiedlichen Vokallängen scheinen ebenfalls langsam zu verschwinden. Jüngere Sprecher in Seoul unterscheiden oft nicht mehr oder nur unbewusst zwischen /e/ und /ɛ/.
In der koreanischen Schrift wird der Unterschied zwischen langen und kurzen Vokalen heute nicht mehr wiedergegeben.
Beispiele für die Vokale:
Phonem | Beispiel | Deutsch | Phonem | Beispiel | Deutsch |
---|---|---|---|---|---|
ㅣ i |
시장 [ɕid͡ʑaŋ] | „Hunger“ | ㅣ iː |
시장 [ˈɕiːd͡ʑaŋ] | „Markt“ |
ㅔ e |
베개 [peɡɛ] | „Kissen“ | ㅔ eː |
베다 [ˈpeːda] | „schneiden“ |
ㅐ ɛ |
태양 [tʰɛjaŋ] | „Sonne“ | ㅐ ɛː |
태도 [ˈtʰɛːdo] | „Benehmen“ |
ㅏ a |
말 [ˈmaɭ] | „Pferd“ | ㅏ aː |
말 [ˈmaːɭ] | „Sprache“ |
ㅗ o |
보리 [poɾi] | „Gerste“ | ㅗ oː |
보수 [ˈpoːsu] | „Lohn“ |
ㅜ u |
구리 [kuɾi] | „Kupfer“ | ㅜ uː |
수박 [ˈsuːbak] | „Wassermelone“ |
ㅓ ʌ |
벌 [ˈpʌɭ] | „Strafe“ | ㅓ ʌː |
발 [ˈpʌːɭ] | „Biene“ |
ㅡ ɯ |
얼음 [ˈʌːɾɯn] | „Ältere“ | ㅡ ɯː |
음식 [ˈɯːmɕik] | „Essen“ |
Diphthonge und Halbvokale
Diphthonge werden mit /j/ und /w/ gebildet. Die einzelnen Diphthonge mit Beispielen:
Diphthong | Beispiel | Deutsch | Diphthong | Beispiel | Deutsch | Diphthong | Beispiel | Deutsch |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|
위 ɥi | 뒤 [tɥi] | „Hinterseite“ | 의 ɰi | 의사 [ˈɰisa] | „Arzt“ | |||
예 je | 예산 [ˈjeːsan] | „Budget“ | 웨 we | 궤도 ['kwe:do] | „Schiene“ | |||
얘 jɛ | 얘기 [ˈjɛːgi] | „Gespräch“ | 왜 wɛ | 왜 [wɛ] | „warum“ | |||
야 ja | 야구 [ˈjaːgu] | „Baseball“ | 와 wa | 과일 [kwaːiɭ] | „Obst“ | |||
요 jo | 교사 [ˈkjoːsa] | „Lehrer“ | ||||||
유 ju | 유리 [juɾi] | „Glas“ | ||||||
여 jʌ | 여기 [jʌːgi] | „hier“ | 워 wʌ | 뭐 [mwʌ] | „was“ |
Quelle: Handbook of the International Phonetic Association
Phonologie
/s/ wird vor [j] und [i] zu [ɕ] palatalisiert. Dieses tritt auch bei den anderen Frikativen und Affrikaten auf. Am Wortende wird /s/ zu /t/.
/h/ wird vor [o] und [u] zu [ɸ], vor [j] und [i] zu [ç], und vor [ɯ] zu [x].
/p, t, t͡ɕ, k/ werden zwischen Vokalen bzw. zwischen Vokal und stimmhaftem Konsonant zu [b, d, d͡ʑ, g].
/l/ wird zwischen Vokalen zu [ɾ], am Silbenende zu [ɭ] oder [ɭ].
In der südkoreanischen Standard-Aussprache entfällt /l/ am Wortanfang vor [j] und wird sonst am Wortanfang zu [n]; die entsprechenden Wörter werden in Südkorea auch in Hangeul so geschrieben. In der nordkoreanischen Standard-Aussprache findet diese Veränderung nicht statt, d. h., es wird am Wortanfang immer als [ɾ] ausgesprochen. Beispiele:
- Nordkorea: ɾodoŋ 로동; Südkorea: nodoŋ노동(„Arbeit“)
- Nordkorea: ɾjʌk̚s͈a 력사; Südkorea: jʌk̚s͈a역사(„Geschichte“)
In der südkoreanischen Standard-Aussprache entfällt [n] am Wortanfang vor [j]; die entsprechenden Wörter werden in Südkorea auch in Hangeul so geschrieben. In der nordkoreanischen Standard-Aussprache findet diese Veränderung nicht statt. Beispiel:
Am Wortende kommen nur sieben Konsonanten vor: [p̚, m, t̚, n, ɭ, k̚] und [ŋ]. Alle Obstruenten (Plosive, Affrikaten, Frikative) werden am Wortende zu nicht gelösten Plosiven [p̚, t̚, k̚].
Vor Nasallauten werden die Plosive /p, t, k/ ebenfalls zu Nasallauten [m, n, ŋ].
Vokalharmonie
Ursprünglich hatte das Koreanische eine ausgeprägte Vokalharmonie, doch im modernen Koreanischen sind davon nur noch Reste erhalten.
Grammatik
Die koreanische Sprache ist eine agglutinierende Sprache. Bedeutungseinheiten wie beispielsweise Zeit oder Kasus werden an die Verben (als Suffixe) und Nomen (Postpositionen) angehängt. Besonderheiten des Koreanischen sind die reich ausgeprägten Regeln zu den Formen (Morphologie) der Verben und die Höflichkeitsformen. Sowohl Verb als auch Nomen können innerhalb des Satzes in ihrer Beziehung zum Aussagegehalt und zum Stellenwert durch morphologische Mittel bestimmt werden. Es wird oft vermieden, Sätze in der zweiten Person zu formulieren. Stattdessen wird der Name des Gegenübers, oder besser noch der Titel oder die Verwandtschaftsbezeichnung verwendet und in der dritten Person formuliert.
Beziehungen der Sprecher
Die koreanische Sprache ist sehr exakt, wenn es darum geht, die Beziehung der Sprecher auszudrücken. Diese hängt nicht nur davon ab, wie nahe sich die Sprecher stehen, sondern auch von der gesellschaftlichen Stellung, die sich wiederum aus der beruflichen Position oder dem Alter herleitet.
Es existieren mehrere Arten von Höflichkeitsformen (siehe unten), und es existieren wesentlich mehr Verwandtschaftsbezeichnungen und Titel als im heutigen Deutschen. So gibt es allein drei Wörter für Bruder. Der ältere Bruder einer männlichen Bezugsperson wird
(hyeong) genannt, der einer weiblichen Bezugsperson heißt
(oppa). Für jüngere Geschwister wird meist das geschlechtsneutrale
(dongsaeng) verwendet, welches mittels einer weiteren Silbe explizit männlich (oder weiblich) gemacht werden kann, falls man das ausdrücken möchte. Es ist sehr unüblich, eine höhergestellte Person ausschließlich mit dem Namen anzusprechen; hier wird stattdessen der Titel oder die Verwandtschaftsbezeichnung eingesetzt. Wenn dies auf mehrere Personen zutreffen kann, so wird bei beruflichen Titeln zusätzlich der Familienname genannt, bei Verwandtschaftsbezeichnungen eher Wörter wie
(keun) „groß“ oder
(jageun) „klein“, etwa
(keuneonni) (älteste Schwester). Nach unten können durchaus auch nur Namen verwendet werden, teilweise werden aber auch hier Titel verwendet. So sprechen manche Eltern das erste Kind mit
(cheotjjae adeul) „erster Sohn“ bzw.
(cheotjjae ddal) „erste Tochter“ an, um diese Tatsache hervorzuheben. Die Titel werden jedoch nicht immer in ihrem wörtlichen Sinn verwendet. So reden sich beispielsweise Freunde wie Geschwister an, auch die Eltern des Ehepartners können teilweise wie die eigenen Eltern angesprochen werden. Alte Menschen werden, soweit kein beruflicher Titel angebracht scheint, generell als
(harabeoji) „Großvater“ bzw.
(halmeoni) „Großmutter“ bezeichnet, selbst wenn man diese gar nicht kennt.
Verben
Das Verb ist das wichtigste Element der koreanischen Sprache. Manche Sätze bestehen nur aus dem Verb. Die Verben gliedern sich in zwei Hauptgruppen: prozessive Verben, die Vorgänge oder Tätigkeiten beschreiben (z. B.
mʌk̚t͈a „essen“,
kamsahada „danken“), und die qualitativen Verben, die Eigenschaften oder Zustände bezeichnen und damit funktionell den Adjektiven des Deutschen oft nahekommen, z. B.
s͈ada „preiswert (sein)“,
k͈amatʰa „schwarz (sein)“. Außerhalb dieser beiden Hauptgruppen stehen die existenziellen Verben
it̚t͈a „vorhanden sein“ und
ʌp̚t͈a „nicht vorhanden sein“ sowie die Verben
anida „nicht sein“. In koreanischen Nachschlagewerken stehen koreanische Verben als Lemma mit ihrem Stamm und dem Suffix -
-da. Diese Form wird in diesem Artikel als Infinitivform bezeichnet. Aus dem Stamm wird die Konverbalform (auch „erweiterter Stamm“) gebildet, die Basis für weitere Verbformen, die sich an sie anschließen können, etwa die Vergangenheitsform. Verbreitet ist auch die Bezeichnung der Konverbalform als Infinitiv. Beispiel für das Verb
mʌk̚t͈a „essen“:
먹 mʌk̚
|
Verbstamm |
먹다 mʌk̚t͈a
|
Infinitivform (Stamm + - 다 -da)
|
먹어 mʌɡʌ
|
Konverbalform (Stamm + - 어 -ʌ)
|
먹었다 mʌɡʌtt͈a
|
Vergangenheitsform (Konverbalform + Vergangenheitsform - ㅆ -s͈ + Infinitivendung -다 -da), „gegessen haben“
|
Honorativsystem
Das koreanische System der Höflichkeitsstufen (Honorativ) ist ausgesprochen komplex. Das koreanische Verb stellt durch verschiedene Formen den sozialen Kontext der Kommunikation dar. Dabei nehmen die Höflichkeitsformen bewertende Stellung bezüglich des Verhältnisses des Sprechers zum Gesprächspartner (z. B. Honorativ I und II) oder zum Subjekt des Satzes (z. B. Honorativinfix
-ɕi-). Anders als beim deutschen „Sie“ ist es bei der Wahl der Höflichkeitsform im Prinzip nicht von Bedeutung, wie nah oder fremd man dem Angesprochenen gegenüber ist. So hätte z. B. auch der ältere Bruder Anspruch auf eine höfliche Ansprache. Im Unterschied zum Deutschen ist es durchaus üblich, dass beide Gesprächspartner unterschiedliche Höflichkeitsstufen benutzen. Parallel mit den Umwälzungen in der Sozialstruktur kommt es auch bei den sprachlichen Höflichkeitsformen zu Nivellierungen und Umbewertungen.
Eine Einteilung der Sprechstufen ist in der Literatur nicht einheitlich geregelt. Die verschiedenen Höflichkeitsformen können zum Teil auch zusammen verwendet werden. Am häufigsten begegnet man in der heutigen gesprochenen Sprache zwei wichtigen Sprechstufen, die als Honorativ I und Honorativ II bezeichnet werden und beide von der Höflichkeit in etwa dem deutschen „Sie“ entsprechen. Sie sollen beispielhaft für das koreanische Honorativsystem vorgestellt werden.
Honorativ I
Diese Form wird durch die Konverbalform des Verbes und das Suffix -
-jo gebildet. Ursprünglich allein im Seouler Dialekt benutzt, wurde diese Honorativform lange Zeit hauptsächlich von Frauen verwendet. Heutzutage ist sie aber in Nord- und Südkorea bei beiden Geschlechtern gleichermaßen verbreitet. Benutzt wird sie meistens (aber nicht ausschließlich) gegenüber Fremden gleicher oder niedrigerer sozialer Rangstufe, aber auch unter befreundeten Erwachsenen. Normalerweise werden Höflichkeitssilben nur an Verben gehängt, eine Ausnahme ist jedoch das Honorativ I, bei dem die Partikel
auch an andere Worte angefügt wird, beispielsweise
(„ich auch“) oder
(„gleich“/„später“).
Honorativ II
Diese Form wird durch den Verbstamm und das Suffix -
-mnida nach Vokalen oder -
-sɯmnida nach Konsonanten (bzw. -
-(ɯ)mnik͈a in Fragesätzen) gebildet. Sie wird meistens (aber nicht ausschließlich) benutzt gegenüber Älteren, Menschen mit deutlich höherem sozialen Rang oder bei formellen Anlässen, besonders wenn mehrere Personen angesprochen werden. Auch Nachrichtensprecher im Fernsehen benutzen diese Sprechstufe.
Honorativinfix -ɕi-
Die meisten Verben können zusätzlich zur benutzten Honorativform noch mit dem Honorativinfix -
-ɕi- versehen werden. Zum Einsatz kann dieses Infix zum Beispiel kommen, wenn dem Subjekt des Satzes eine höhere soziale Rangordnung über die beiden Gesprächspartner zugewiesen wird. Ebenso kann so in Zusammenhang mit Honorativ I oder II eine besonders höfliche direkte Anrede gebildet werden.
Anrede in der Konverbalform
Auch die Anrede in der Konverbalform ist grundsätzlich möglich, die von der Höflichkeit etwa einer Stufe unterhalb des deutschen „du“ entspricht. Gegenüber kleinen Kindern oder sehr engen Freunden und einigen Familienangehörigen ist sie die Norm, gegenüber den meisten Erwachsenen wird sie so gut wie nie eingesetzt, es sei denn, der Sprecher möchte gern einen Streit anfangen.
Grußformel
Als Beispiel soll die in Nord- und Südkorea übliche Begrüßung in verschiedenen Honorativformen vorgestellt werden:
안녕 annjʌŋ
|
Nur akzeptabel gegenüber kleinen Kindern und sehr engen Freunden |
안녕하세요(?) annjʌŋhasejo (?)
|
Honorativ I + Honorativinfix: In Südkorea übliche Begrüßung normaler Höflichkeit, gilt in Nordkorea gegenüber Fremden als nicht höflich genug. „Mögen Sie Frieden haben!“ oder „Haben Sie Frieden?“ |
안녕하십니까? annjʌŋhaɕimnik͈a?
|
Honorativ II + Honorativinfix: In Nordkorea übliche Begrüßung normaler Höflichkeit, in Südkorea nur in Situationen gebraucht, die größere Höflichkeit erfordern. „Haben Sie Frieden?“ |
Nomen
In koreanischen Sätzen werden Subjekt oder Objekt oft weggelassen, wenn der Hörer weiß, was gemeint ist. Auf den Satz „Heinz hat sich ein neues Auto gekauft.“ kann die Frage nach dem Zeitpunkt übersetzt „Wann gekauft?“ lauten. Dies ist anders als im Deutschen, das mindestens „Wann hat er es gekauft?“ erfordert, ein vollständiger Satz. Auch Sexus, Numerus und Kasus werden meist nicht genauer definiert. Auf die Frage „Was hast du gestern gemacht?“ könnte man beispielsweise mit „
“ („t͡ɕʰinɡuɾaŋ noɭɭʌ kas͈ʌyo“) antworten, „ich bin mit einem oder mehreren Freunden ausgegangen“, was deren Anzahl und Geschlecht offen lässt. Auch das Subjekt Ich kommt hier nicht vor; der gleiche Satz wäre auch eine Antwort auf die Frage „Was hat dein Bruder gemacht?“
Bei Bedarf können Genus, Numerus und Kasus als Postposition angehängt werden. Eine unvollständige Liste der möglichen Postpositionen zeigt die folgende Tabelle.
nach Konsonant | nach Vokal | Verwendung |
이 -i
|
가 -ɡa
|
(neutraler Nominativ) |
은 -ɯn
|
는 -nɯn
|
(markiert Satzthema) |
께서 -k͈esʌ
|
(Honorativ-Nominativ) | |
---|---|---|
의 -ɯj bzw. -e
|
(Genitiv) | |
ㅅ -t(1)
|
(alter Genitiv, nur noch in einigen zusammengesetzten Wörtern) | |
에게 -eɡe
|
„(jemandem)“ (neutraler Dativ; nur auf Belebtes einschl. Menschen anzuwenden) | |
한테 -hantʰe
|
„(jemandem)“ (neutraler Dativ; nur auf Menschen u. Ä. anzuwenden) | |
께 -k͈e
|
„(jemandem)“ (Honorativ-Dativ; nur auf Menschen u. Ä. anzuwenden) | |
에게서 -eɡesʌ
|
„von (jemandem)“ (neutraler Dativ; nur auf Belebtes einschl. Menschen anzuwenden) | |
한테서 -hantʰesʌ
|
„von (jemandem)“ (neutraler Dativ; nur auf Menschen u. Ä. anzuwenden) | |
을 -ɯl
|
를 -ɾɯl
|
(Akkusativ) |
에게 -eɡe
|
(Richtungsangabe: Bewegung, z. B. zu jemandem gehen; nur auf Belebtes einschl. Menschen anzuwenden) | |
에 -e
|
(Richtungsangabe: Bewegung, z. B. irgendwohin gehen; nur auf Unbelebtes anzuwenden) | |
(Ortsangabe: Stillstand, z. B. irgendwo sein) | ||
(Zeitpunkt) | ||
에서 -esʌ
|
(Ortsangabe: Aktivität, z. B. irgendwo spielen) | |
„von“ (Herkunft, z. B. irgendwoher kommen) | ||
부터 -butʰʌ
|
„seit; ab; von“ (Zeit- oder Ortsangaben) | |
로부터 -ɾobutʰʌ
|
„ab, von“ (nur Ortsangaben) | |
까지 -k͈ad͡ʑi
|
„bis“ (Zeit- oder Ortsangaben) | |
과 -ɡwa
|
와 -wa
|
„und“ (Aufzählung) |
„mit (jemandem) zusammen“ (oft zusammen mit 같이 oder 함께 )
| ||
하고 -haɡo
|
mit -(ɡ)wa; weniger formell | |
이랑 -iɾaŋ
|
랑 -ɾaŋ
|
mit -(g)wa; informell |
처럼 -t͡ɕʰʌɾʌm
|
„wie“ | |
과 같- -ɡwa kat-
|
와 같- -wa kat-
|
„wie“ |
과 다르- -gwa taɾɯ-
|
와 다르- -wa taɾɯ-
|
„anders als; im Gegensatz zu“ |
보다 -boda
|
„als“ (+ Komparativ) | |
으로 -ɯɾo
|
로 -ɾo
|
„nach“ (Richtung); „mit“ (Instrumental) |
들 -dɯɭ
|
(Plural) | |
도 -do
|
„auch“ | |
만 -man
|
„nur“ |
Es gibt kein grammatisches Geschlecht (Genus); ob es sich um männliche oder weibliche Menschen oder Tiere handelt, kann durch Präfixe ausgedrückt werden:
남 nam-
|
männlich |
여/녀 (n)jʌ-
|
weiblich |
수 su-
|
männlich (bei Tieren) |
암 am-
|
weiblich (bei Tieren) |
Wortschatz
Neben „rein koreanischen“ Wörtern besteht ein großer Teil des koreanischen Wortschatzes (40–60 %) aus Lehnwörtern, die im Laufe der Geschichte aus dem Chinesischen übernommen wurden. Gründe für den außerordentlich hohen Anteil dieser sinokoreanischen Wörter sind der enge Kontakt, den Korea im Laufe seiner gesamten Geschichte zum „großen Bruder“ China pflegte, sowie die in Korea zur Staatsreligion erhobene Philosophie beziehungsweise Religion des Konfuzianismus. Viele Begriffe bestehen nebeneinander in einer sinokoreanischen Form und einer aus dem koreanischen Kernwortschatz gebildeten Form ohne Bedeutungsunterschied.
In jüngerer Zeit wurden in Südkorea Lehnwörter aus dem Englischen übernommen (beispielsweise
kʰʌmpʰjutʰʌ für Computer). Dabei mussten diese teilweise der koreanischen Phonologie angepasst werden, etwa bei
waipɯ ← „wife“. Stark zurückgegangen ist dagegen der Gebrauch von Lehnwörtern aus dem Japanischen, sofern diese nicht ihrerseits aus dem Englischen stammen oder aber als sinokoreanische Wörter naturalisiert wurden. Statt wie zur Zeit der japanischen Kolonialherrschaft
pent͈o (← japanisch bentō), heißt das in Frischhaltedosen mitgebrachte Essen in Nord- und Südkorea heutzutage rein koreanisch
toɕiɾak. Ein Grund für solche Veränderungen sind vom Gebrauch japanischer Wörter hervorgerufene schmerzhafte Erinnerungen an die damalige Zeit. Selten, aber vorhanden, sind auch Lehnwörter aus dem Deutschen. Mit
hopʰɯ (Anpassung des Wortes „Hof“ an die koreanische Phonologie, in der der f-Laut fehlt) wird in Nord- und Südkorea eine Kneipe bezeichnet, in der Getränke im westlichen Stil, insbesondere Bier, ausgeschenkt werden,
aɾɯbaitɯ (← japanisch arubaito ← deutsch „Arbeit“) bedeutet wie im Japanischen „Aushilfs- oder Studentenjob“, und mit
tak̚sɯhuntʰɯ („Dachshund“) ist der Dackel gemeint.
Schrift
Die koreanische Sprache kann seit dem 15. Jahrhundert mit Hilfe der damals entwickelten phonographischen Schrift geschrieben werden. Bis ins 19. Jahrhundert hinein wurde diese Möglichkeit aber wenig genutzt. Andere Schriften, vor allem die vormoderne chinesische Schriftsprache (Wenyan), herrschten vor. Ein großer Teil des modernen koreanischen Wortschatzes sind Zusammensetzungen der chinesischen Schriftsprache entlehnter – sogenannter sinokoreanischer – Morpheme. Ein Unterschied zum Japanischen besteht in der Einsilbigkeit aller sinokoreanischen Morpheme. Man schreibt sie nach Belieben entweder mit chinesischen Zeichen (im Koreanischen Hanja genannt), also als Logogramme, oder aber mit dem koreanischen Alphabet, also mit ihrem sinokoreanischen Lautwert. Heutzutage werden sie in den meisten Texten durchgehend mit Hangeul geschrieben. Dieses koreanische Alphabet wird von Forschern oft als weltweit wissenschaftlichste Schrift bezeichnet.[8][9][10][11] Die Verwendung der chinesischen Zeichen erfolgt demgegenüber heute vor allem bei Namen und in wissenschaftlichen Texten, um bei Homophonen die gemeinte Bedeutung zu klären. So auch zur Verdeutlichung in einigen großen südkoreanischen Zeitungen, es wird aber nur ein kleiner Teil der eigentlichen sinokoreanischen Wörter so geschrieben. Die meisten Zeitschriften hingegen verwenden kaum chinesische Zeichen. Viele Texte geben chinesische Zeichen oder die Schreibweise eines Begriffs mit dem koreanischen Alphabet in Klammern hinter der jeweils anderen Schreibung an. In Nordkorea wurden die chinesischen Schriftzeichen abgeschafft und werden kaum noch verwendet.
Transkriptionen
Verbreitete Romanisierungen, also Schreibung mit dem lateinischen Schriftsystem, sind die Revidierte, die McCune-Reischauer- und die Yale-Romanisierung. Die Revidierte Romanisierung wurde erst im Jahr 2000 in Südkorea als offizielle Romanisierung eingeführt. Die McCune-Reischauer-Romanisierung ist in den 1930ern geschaffen worden und in verschiedenen Varianten noch weit verbreitet. Eine davon ist die offizielle Romanisierung Nordkoreas, eine andere war einige Jahre lang die offizielle Romanisierung Südkoreas.
Da sich nicht alle Laute der koreanischen Sprache gut auf das lateinische Alphabet abbilden lassen, gibt es für deutsche Leser ein paar Fallen. So werden beispielsweise in der Revidierten Romanisierung die koreanischen Buchstaben
(als Monophthong ausgesprochen) und
als Digraph eo bzw. yeo romanisiert, jedoch etwa wie das o in offen bzw. wie das jo in Joch, also ohne den Vokal e gesprochen. Z. B. wird Seoul als Seo-ul zerlegt und entsprechend /sɔ.ul/ ausgesprochen (nicht */se.ul/). Noch tückischer ist die Romanisierung des Vokalbuchstabens
(ebenfalls ein Monophthong) als eu, da es diesen Laut im Deutschen nicht gibt. Es handelt sich um einen ungerundeten geschlossenen Hinterzungenvokal, gesprochen etwa wie ein deutsches u ohne Lippenrundung. Er wird nicht wie das eu in Eule ausgesprochen; der ähnlichste Vokal im Deutschen dürfte das Schwa sein (das e in Beruf).
Sprachbeispiel
Allgemeine Erklärung der Menschenrechte, Artikel 1:
- 모든 인간은 태어날 때부터 자유로우며 그 존엄과 권리에 있어 동등하다. 인간은 천부적으로 이성과 양심을 부여받았으며 서로 형제애의 정신으로 행동하여야 한다.
- Datei:Universal Declaration of Human Rights - kkn - lsj - Art1.ogg
- Modeun Ingan-eun Tae-eonal ttaebuteo Jayuroumyeo Geu Jon-eomgwa Gwonrie Iss-eo Dongdeunghada. Ingan-eun Cheonbujeog-euro Iseong-gwa Yangsim-eul Bu-yeobad-ass-eumyeo Seoro Hyungje-ae-ui Jeongsin-euro Haengdongha-yeo-yahanda.
- Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren. Sie sind mit Vernunft und Gewissen begabt und sollen einander im Geist der Brüderlichkeit begegnen.
Siehe auch
Literatur
Allgemeine Beschreibungen und Grammatiken
- Ik-sop Lee, Sang-oak Lee, Wan Chae: Die koreanische Sprache. Hetzer Verlag, 2. Auflage 2017, ISBN 978-3-9811287-4-1.
- Ik-sop Lee, S. Robert Ramsey: The Korean Language. State University of New York Press, 2001, ISBN 0-7914-4831-2. Neuauflage 2006: ISBN 0-8048-3771-6.
- Samuel E. Martin: A Reference Grammar of Korean. A Complete Guide to the Grammar and History of the Korean Language. Charles E. Tuttle, 1993, ISBN 0-8048-1887-8.
- Ho-Min Sohn: The Korean Language. Cambridge University Press, 2001, ISBN 0-521-36943-6.
- Ho-Min Sohn: Korean. Routledge, 1994, ISBN 0-415-00318-0.
- O-Rauch, Sang-Yi: Praktische Grammatik der koreanischen Sprache. Buske Verlag, 2017: ISBN 978-3-87548-709-1.
- Ahn Jean-myung: Koreanische Grammatik im Gebrauch. Darakwon, Seoul 2016, ISBN 978-89-277-3157-3.
Lehrbücher
- Young-Ja Beckers-Kim: Koreanisch für Anfänger. Edition Peperkorn, Göttingen 2005, ISBN 3-929181-58-4 (ohne CDs), ISBN 3-929181-59-2 (mit 2 Sprach-CDs). Vermittelt die südkoreanische Standardsprache.
- Wilfried Herrmann: Lehrbuch der modernen koreanischen Sprache. Buske, 1994, ISBN 3-87548-063-5. Nordkoreanischer Standard mit Hinweisen auf südkoreanische Abweichungen.
- Bruno Lewin: Einführung in die koreanische Sprache. Buske, 1997, ISBN 3-87548-153-4.
- Dorothea Hoppmann: Einführung in die koreanische Sprache. Buske, 2007, ISBN 3-87548-339-1. Auf der Grundlage des gleichnamigen, von Bruno Lewin und Tschong Dae Kim verfassten, Lehrbuchs, inklusive einer Sprach-CD.
- Inseon Kim: Koreanisch ohne Mühe. Lehrbuch und Tonaufnahmen (CD/MP3). 100 Lektionen bis Stufe B2. Assimil Sprachverlag, 2021.
- Kong Ik Hyon [Kong Ik-hyŏn]: Learn Korean on your own (Honjasŏ paeulsu innŭn chosŏnmal 혼자서 배울수 있는 조선말). P’yŏngyang 1995, 4 Bände mit 4 Kassetten.
- Kong Ik Hyon: Let’s learn Korean (Chosŏnmal paeunŭn ch’aek 조선말 배우는 책). Foreign Languages Books Publishing House, P’yŏngyang 1989.
- O-Rauch, Sang-Yi / Soyeon Moon (2016): Grammatikübungsbuch Koreanisch. 2. durchgesehene Auflage. Hamburg: Buske Verlag.
- Oh Seung-eun: Koreanisch leicht gemacht für Anfänger. Mit CD. Darakwon, Seoul 2016, ISBN 978-89-277-3155-9. Geeignet für Selbstlerner.
Genetische Verwandtschaft mit anderen Sprachen und Sprachfamilien
- R.A. Miller: Languages and history. Japanese, Korean and Altaic. Inst. for Comparative Research in Human C, 1996, ISBN 974-8299-69-4.
- Barbara E. Riley: Aspects of the Genetic Relationship of the Korean and Japanese Languages. University of Hawaii, 2003. Ph.D. Thesis.
- Martine Irma Robbeets: Is Japanese Related to Korean, Tungusic, Mongolic and Turkic? Harrassowitz, Wiesbaden 2005.
Geschichte
- Ki-Moon Lee: Geschichte der koreanischen Sprache. Wiesbaden 1977, ISBN 3-88226-003-3.
Weblinks
Allgemein
- Vaclav Blazek: Current Progress in Altaic Etymology, ergänzt am 30. Januar 2006 (pdf; 568 kB). Ausführliche Diskussion zur Verwandtschaft der einzelnen Sprachfamilien wie des Mittelkoreanischen im Rahmen des Makro-Altaischen.
Wörterbuch
- Korean↔English Small Window Dictionary – korean.go.kr (englisch, koreanisch)
- Koreanisch↔Deutsches Wörtcherbuch – naver.com (deutsch, koreanisch)
Einzelnachweise
- ↑ Jae Jung Song: The Korean Language: Structure, Use and Context. Routledge, 2005, ISBN 978-0-415-32802-9 (google.com [abgerufen am 23. März 2017]).
- ↑ Lyle Campbell & Mauricio J. Mixco: A Glossary of Historical Linguistics. Edinburgh University Press, 2007, ISBN 978-0-7486-2378-5, S. 7, 90 f. (Volltext): „most specialists […] no longer believe that the […] Altaic groups […] are related. […] Korean is often said to belong with the Altaic hypothesis, often also with Japanese, though this is not widely supported“
- ↑ Alexander Vovin: Origins of the Japanese Language. In: Oxford Research Encyclopedia of Linguistics. Oxford University Press, September 2017, abgerufen am 29. November 2019 (englisch).
- ↑ Alexander Vovin: From Koguryo to T'amna. (academia.edu [abgerufen am 16. März 2021]).
- ↑ Claire Lee: Global popularity of Korean language surges. In: The Korea Herald. 22. Juli 2012, abgerufen am 24. Februar 2019 (englisch).
- ↑ Matt Pickles: K-pop drives boom in Korean language lessons. In: BBC. 11. Juli 2018, abgerufen am 24. Februar 2019 (englisch).
- ↑ Korean language test-takers pass 1 mil.. The Korea Times. Abgerufen am 25. Januar 2013.
- ↑ Insup Taylor: The Korean writing system: An alphabet? A syllabary? a logography? In: P.A. Kolers, M.E. Wrolstad, H. Bouma (Hrsg.): Processing of Visible Language (= Nato Conference Series). Band 13. Springer, Boston 1980, ISBN 978-1-4684-1068-6, S. 67–82, doi:10.1007/978-1-4684-1068-6_5.
- ↑ Joshua Snyder: “The Korean Alphabet is the Most Scientific in the World.” In: The Postech Times. Abgerufen am 24. Februar 2019 (englisch).
- ↑ A Guide to Korean – Korean characters. In: BBC. Abgerufen am 24. Februar 2019 (englisch).
- ↑ Joe Cock: A linguist explains why Korean is the best written language. In: Business Insider. 28. Juni 2016, abgerufen am 24. Februar 2019 (englisch).