IWL Pitty

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IWL
Bundesarchiv Bild 183-34227-0001, Schlage, Einzelbauer mit Motorroller.jpg
IWL Pitty (1956)
Pitty
Hersteller VEB Industriewerke Ludwigsfelde
Produktionszeitraum 1955 bis 1956
Klasse Motorroller
Motordaten
Einzylinder-Zweitakt-Ottomotor
Hubraum (cm³) 123 cm³
Leistung (kW/PS) 3,8 kW
Höchst­geschwindigkeit (km/h) 65 km/h
Getriebe 3-Gang
Antrieb Kette
Leergewicht (kg) 140
Nachfolgemodell IWL SR56 Wiesel

Der Pitty ist ein Motorroller-Modell, das in der DDR hergestellt wurde. Er wurde vom Februar 1955 bis April 1956 als erster Motorroller im VEB Industriewerke Ludwigsfelde gebaut. Der zweisitzige Roller hat einen ursprünglich aus der IFA RT 125/1 stammenden gebläsegekühlten 123-cm³-Motor (RT 125/1 M) mit 5 PS. Die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 65 km/h. Das Modell wurde bis 1956 11.293 mal gebaut. Sein Nachfolger ist das Modell Wiesel.

Geschichte

Anfang der 1950er-Jahre gab es einen ersten Roller-Boom, der mit den erfolgreichen Modellen von Piaggio seinen Anfang nahm. Nachdem auch in der BRD einige Firmen auf diesen Trend aufgesprungen waren, mehrten sich die Stimmen derer, die einen Motorroller auch in der DDR wünschten. In der zentral gelenkten Wirtschaft tat man sich zunächst schwer, eine geeignete Konstruktion für die Serienfertigung auszuwählen. Bereits ab 1950 befasste sich der Kfz-Handwerksmeister August Falz mit dem Bau von Motorroller-Versuchswagen, die er Falzo nannte.[1] Seine Roller verfügten über interessante konstruktive Details, wie einen Handhebel anstatt eines Kickstarters. Einer seiner Falzo-Typen wurde auf der Leipziger Messe präsentiert und vermutlich auch in kleinerem Umfang produziert.[2] Warum es nicht zur Fertigung in Großserie kam, ist nicht eindeutig überliefert. Man gab einem anderen Konstrukteur den Vorzug – Max Freihoff, der als Gründer der ersten PGH des Metallhandwerkes in der Gunst der Staatsführung stand. Die geplante Serienüberführung seines Rollers Hexe[3] scheiterte jedoch an konzeptionellen Mängeln wie der Knickfederung – eine Konstruktion, die zwar komfortabel war, den Roller bei Belastung aber mittig einknicken ließ. Daraufhin wurde ein Kollektiv von Ingenieuren und Facharbeitern zusammengestellt, das binnen 81 Tagen – pünktlich zum Geburtstag des bereits verstorbenen Stalin am 21. Dezember 1953 – ein Versuchsfahrzeug zu präsentieren hatte.[4] Dabei kam der Pitty heraus. Die für Sommer 1954 angekündigte Serienüberführung sollte sich aber noch bis auf den Februar 1955 verzögern. Inzwischen baute August Falz bereits den modernen Roller Sibylle,[5] doch auch diese fortschrittliche Konstruktion wurde nicht in Serie überführt. Auf der Leipziger Messe war der Pitty erstmals im Frühjahr 1955 zu sehen[6]

Pitty in restauriertem Zustand.

Eigenschaften

Das recht große Leistungsgewicht von 37 kg/kW in Verbindung mit dem 3-Gang-Getriebe bewirkte, dass des Öfteren ungenügende Fahrleistungen bemängelt wurden. Der Kraftstoffbehälter fasste 8 Liter, sodass sich bei einem durchschnittlichen Verbrauch von 3,5 l/100 km eine etwas knapp bemessene Reichweite von nur 228 km ergab. Die Federung war recht weich ausgelegt. Zwischen 45 und 50 km/h traten recht starke Vibrationen auf. Die gefällige Verkleidung war aufwändig herzustellen und verschlang große Mengen der schwer beschaffbaren Tiefziehbleche. Ferner traten Rissbildungen im Heckbereich der Verkleidung auf.[7] Der motorisierte Krankenfahrstuhl Piccolo Trumpf ist dem Pitty aufgrund der identischen Frontverkleidung in gewisser Weise ähnlich. Zudem wurde in der Sowjetunion ein Typ Tula-200 gebaut, der dem Pitty äußerlich sehr ähnlich war.

Testberichte

Siehe auch

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Kraftfahrzeugtechnik 9/1951, S. 221.
  2. Kraftfahrzeugtechnik 10/1953, S. 319–320.
  3. Kraftfahrzeugtechnik 7/1953, S. 229.
  4. Neues vom Motorroller Pitty. In: Kraftfahrzeugtechnik 2/1954, S. 62.
  5. Neuer Falz-Motorroller "Sibylle". In: Kraftfahrzeugtechnik 7/1954, S. 220.
  6. Bildbericht von der Technischen Messe Leipzig 1955. In: Kraftfahrzeugtechnik 5/1955, S. 146.
  7. Karosserieschäden am Motorroller "Pitty". In: Kraftfahrzeugtechnik 1/1956, S. 31.