Ignazio Marino

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Ignazio Roberto Maria Marino[1] (* 10. März 1955 in Genua) ist ein italienischer Chirurg. Er war von 2013 bis Oktober 2015 Bürgermeister von Rom.

Leben

Ignazio Marino wurde als Sohn eines Sizilianers aus Acireale und einer Schweizerin in Genua geboren. Seit 1969 wohnte seine Familie in Rom, wo er die Schule abschloss. Er studierte in Catania und Rom Medizin und promovierte an der Katholischen Universität Sacro Cuore in Rom. Anschließend trainierte er am Transplantationszentrum der University of Cambridge und am Starzl Transplantation Institute der University of Pittsburgh,[2] und studierte Lebertransplantationen unter der Anleitung von Thomas Starzl.[3]

Karriere als Chirurg

1992 wurde er zum stellvertretenden Direktor des Nationalen Lebertransplantationszentrums des Veterans Affairs Medical Center in Pittsburgh ernannt.[4] Marino spezialisierte sich am Policlinico Gemelli in Transplantationsmedizin und arbeitete in der Folge am Transplantationszentrum der Universität Cambridge, am Pittsburgh Transplantation Institute der Universität Pittsburgh und als Direktor der Transplantation Division an der Thomas Jefferson Universität in Philadelphia. 1992 gelang ihm in Philadelphia zum ersten Mal die Transplantation der Leber eines Pavians auf einen Menschen.[5] 1998 gründete er das Institut ISMETT in Palermo, das erste Lebertransplantationszentrum in Sizilien. Er war Direktor und CEO des Instituts und führte nach Siziliens erster orthotopischer Lebertransplantation die ersten 100 Transplantationen durch, darunter eine Reihe von Lebendspender-Nieren- und Lebertransplantationen.[4][6] 2002 wurde er Professor am Jefferson Medical College in Philadelphia.[1]

Im Juli 2001 führte er erfolgreich die erste Organtransplantation in Italien bei einer Person mit HIV durch, die sich einer hochaktiven antiretroviralen Therapie unterzog – einer Nierentransplantation, die auf persönliche Anfrage des Patienten selbst (zusammen mit dem Spender, seinem Vater) durchgeführt wurde von allen anderen italienischen Transplantationszentren abgelehnt.[7] Nach seiner Karriere in der Politik kehrte Marino 2016 an die Thomas Jefferson University und das Thomas Jefferson University Hospital zurück[8] wo er Professor für Chirurgie geblieben war. Er hat auch die Thomas Jefferson University in Europa durch Kooperationen mit Universitäten wie der Università di Bologna und der Università Cattolica del Sacro Cuore vertreten. Er entwickelte auch ein duales MD-Studienprogramm in Zusammenarbeit mit Jefferson und der School of Medicine der Università Cattolica.[9]

Politische Karriere

Bei den Parlamentswahlen 2006 wurde Marino als parteiloser Kandidat für das Wahlbündnis L’Ulivo in den Senat gewählt und bei den Wahlen 2008 und 2013, inzwischen als Mitglied des Partito Democratico wiedergewählt. Er hatte den Vorsitz des Gesundheitsausschuss inne.[10] 2009 kandidierte Marino bei der Urwahl zum Parteivorsitz des Partito Democratico. Mit lediglich 12,5 % unterlag er jedoch deutlich. Gewählt wurde Pier Luigi Bersani.[11]

Bürgermeister von Rom

In der Stichwahl am 9. und 10. Juni 2013 wurde er zum Bürgermeister von Rom gewählt.

Während der Familiensynode der katholischen Kirche erkannte Marino im Oktober 2014 öffentlich 16 im Ausland geschlossene gleichgeschlechtliche Eheschließungen an, die in Italien bisher nicht zulässig sind.[12]

Am Oktober 2015 reichte Marino wegen Anschuldigungen in einem Korruptionsskandal seinen Rücktritt ein.[13][14] 17 Tage später widerrief er seinen Rücktritt.[13] Am folgenden Tag traten aber 26 der 48 Mitglieder des Stadtparlaments von Rom zurück, womit Stadtparlament und Stadtregierung als aufgelöst galten. Zu Marinos kommissarischem Nachfolger wurde Francesco Paolo Tronca ernannt.[15]

Am 7. Oktober 2016 sprach das Gericht in Rom Marino von den Vorwürfen der Veruntreuung, des Betrugs und der Fälschung frei, die von den Oppositionsparteien M5S Fünf-Sterne-Bewegung und Fratelli d'Italia erhoben worden waren und nach denen er zurückgetreten war, um seine Unschuld zu beweisen.[16] Das Gericht entschied sich für einen vollständigen Freispruch und entschied, dass Marinos Handlungen „kein Verbrechen darstellten“ und dass die behaupteten Tatsachen „nicht stattgefunden haben“, gemäß Artikel 530 der italienischen C.P.P. Gericht Italien. Zusammengefasst fand er bei seiner Wahl Rom am Rande des Bankrotts vor.[17]

Publikationen (Auswahl)

  • Credere e curare, Einaudi, 2005.
  • Sistema Salute. Analisi e prospettive per il futuro della sanità italiana, Fondazione Italianieuropei, 2007.
  • Idee per diventare chirurgo dei trapianti, Zanichelli, 2008.
  • Nelle tue mani, Einaudi, 2009.
  • mit Carlo Maria Martini: Credere e conoscere, Einaudi, 2012.

Weblinks

Commons: Ignazio Marino – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

  1. a b Marco Valeri: Ignazio Marino biografia e curriculum 2015 del Sindaco di Roma. Politicanti, 11. Juni 2015, abgerufen am 10. Oktober 2015.
  2. https://www.agi.it/cronaca/ignazio_marino_che_fine_ha_fatto-4884080/news/2019-01-23/
  3. https://www.inquirer.com/philly/news/nation_world/20130618_Former_Phila__surgeon_now_mayor_of_Rome.html
  4. a b https://roma.repubblica.it/cronaca/2013/06/10/news/dai_trapianti_al_campidoglio_marino_una_vita_da_irregolare-60810127/
  5. Federica Sgorbissa: Il senatore e il babbuino. In: oggiscienza. 6. Mai 2015, abgerufen am 10. Oktober 2015.
  6. https://www.irishtimes.com/news/top-transplant-surgeon-loses-heart-and-packs-his-bags-1.345407
  7. Primo trapianto in Italia a un sieropositivo (Italian). In: La Repubblica, 28. August 2001. Abgerufen am 11. Juni 2013. 
  8. https://health.usnews.com/doctors/ignazio-marino-884251
  9. https://www.wantedinrome.com/news/rome-and-philadelphia-make-medical-history.html
  10. Seite auf der Homepage des Senats
  11. Pd, è Bersani il nuovo segretario. Corriere della Sera, 24. Oktober 2009, abgerufen am 10. Oktober 2015.
  12. Roms Stadtchef erlaubt Homo-Ehe im Alleingang. In: Heute.at. 18. Oktober 2014, abgerufen am 11. April 2020.
  13. a b Marino bleibt doch im Amt. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung online. 29. Oktober 2015, abgerufen am 19. Juni 2016.
  14. Roms Bürgermeister tritt zurück. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung online. 8. Oktober 2015, abgerufen am 19. Juni 2016.
  15. Provinzposse in Italiens Hauptstadt. In: Deutsche Welle. 31. Oktober 2015, abgerufen am 19. Juni 2016.
  16. Michela Allegri: Scontrini, assolto Marino. L'ex sindaco in lacrime: sapevo di essere innocente. In: Il Messaggero. 7. Oktober 2016, abgerufen am 27. November 2016.
  17. Roms Ex-Bürgermeister Marino von Betrugsvorwurf freigesprochen. In: Die Presse. 7. Oktober 2016, abgerufen am 27. November 2016.
VorgängerAmtNachfolgerin
Gianni AlemannoBürgermeister von Rom
2013–2015
Virginia Raggi