Hasan Tahsin
Hasan Tahsin Bey (* 1888 in Selânik, Osmanisches Reich als Osman Nevres; † 15. Mai 1919 in Izmir) war ein türkischer Journalist. Ihm wird nachgesagt, am 15. Mai 1919 im türkischen Befreiungskrieg den ersten Schuss (ilk kurşun) gegen die griechischen Besatzungsmächte abgefeuert zu haben. In der Türkei gilt er seitdem als Nationalheld.
Leben
Hasan Tahsin wurde im Jahr 1888 als Osman Nevres in der heute griechischen Stadt Selanik geboren, die damals Teil des Osmanischen Reichs war.[1] Er entstammte einer einst jüdischen Dönme-Familie, die dem Sabbatianismus anhing.[2] Nach seiner Schulzeit in Selanik lebte er in Istanbul, ehe er ab 1910 an der Universität von Paris in der Sorbonne Politikwissenschaft studierte. Nach seinem Studium kehrte er nach Istanbul zurück.[3]
Tahsin war Mitglied der Geheimorganisation Teşkilât-ı Mahsusa des Komitees für Einheit und Fortschritt im Osmanischen Reich. Während des Ersten Weltkrieges wurde er damit beauftragt, am 15. Oktober 1914 in der rumänischen Hauptstadt Bukarest den britischen Minister für Landwirtschaft und Fischerei Noel Edward Buxton und dessen Bruder Charles Roden Buxton zu töten; das Attentat misslang jedoch.[3] Tahsin musste daraufhin für fünf Jahre ins Exil. Darüber hinaus wurde er von einem rumänischen Gericht zu 20 Jahren Zwangsarbeit verurteilt.[4]
Nach seiner Rückkehr nach Istanbul reiste er zum Zwecke der Behandlung seiner Tuberkuloseerkrankung in die Schweiz. Um unerkannt bleiben zu können, änderte er seinen Namen von Osman Nevres in Hasan Tahsin.[5] Nach Izmir kehrte er im Jahr 1918 zurück.[6] Dort gründete er am 11. November 1918 zusammen mit einem weiteren Journalisten die politische Zeitung Hukuk-u Beşer (dt. ‚Menschenrechte‘), die jedoch am 15. Mai 1919 infolge seines Todes eingestellt wurde.[7] Im Jahr 2011 wurden sämtliche erschienenen Ausgaben der Zeitung vom Osmanischen ins Türkische übersetzt.[8]
Der erste Schuss (ilk kurşun)
Am 15. Mai 1919 landeten – im Rahmen des Waffenstillstands von Moudros und der Megali Idea – griechische Truppen in Izmir und besetzten die Stadt,[9] bis sie am 9. September 1922 von Truppen der Kuvayı Milliye wieder eingenommen wurde.[10] Diese Operation mündete in den türkischen Befreiungskrieg.[11]
Als Reaktion auf den bevorstehenden Krieg schloss sich in der Nacht vom 14. auf den 15. Mai 1919 eine Vereinigung namens Redd-i İlhak Cemiyeti (dt. Gesellschaft zur Ablehnung der Annexion) zusammen. In dieser Nacht versammelten sich tausende Menschen um einen alten Friedhof.[12] Hasan Tahsin rief an diesem Tag ebenfalls in seiner Zeitung Hukuk-u Beşer zum Widerstand auf. Er hielt zudem eine Rede, in der er unter anderem die Pariser Friedenskonferenz kritisierte.[13]
Hasan Tahsin begab sich am Morgen des 15. Mai 1919 um 7:30 Uhr auf den Konak-Platz, auf dem sich auch der Uhrturm von Izmir befindet; zu diesem Zeitpunkt war die Küste bereits von tausenden griechischen Soldaten umstellt. Um 8:55 Uhr landete das erste feindliche Schiff in Izmir. Dessen Besatzung applaudierte daraufhin allen folgenden Schiffen.[14] Es sei gehört worden, dass Tahsin mit lauter Stimme „olamaz, böyle ellerini sallaya sallaya giremezler“ (dt. etwa „nein, die dürfen hier nicht einfach unbehelligt einmarschieren“) gerufen habe.[15] Daraufhin soll er nach seinem Revolver gegriffen und das Feuer eröffnet haben. Während des Schusswechsels soll er zwei griechische Soldaten tödlich getroffen haben.[16] Einer anderen Version nach soll er lediglich einen Soldaten, der die Truppenfahne trug, getötet haben.[17] Kurz darauf wurde er getötet.[18]
Nachleben
Auf dem Konak-Platz in Izmir steht ihm zu Ehren in unmittelbarer Nähe zum Uhrturm ein Denkmal.
Verweise
Literatur
- Günver Güneş: Izmir'in Işgali ve Aydın'daki Yankıları. In: Askerî Tarih Araştırmaları Dergisi. 5. Jahrgang, Nr. 9, 2007, S. 23–55.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Hasan Tahsin. (Nicht mehr online verfügbar.) Izmir Gazeteciler Cemiyeti, archiviert vom Original am 6. Januar 2014; abgerufen am 5. August 2013 (türkisch). Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ Arda Sualp - M. Ali Eren: Cumhuriyet hanedanları. (Nicht mehr online verfügbar.) In: Aksiyon. 25. November 1995, archiviert vom Original am 18. Mai 2015; abgerufen am 13. Januar 2015 (türkisch). Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. , Ausgabe 51
- ↑ a b Teşkilat-ı Mahsusa üyesi Hasan Tahsin. Hürriyet, 17. Mai 2009, abgerufen am 5. August 2013 (türkisch).
- ↑ Esra Demiröz: Hasan Tahsin. (Nicht mehr online verfügbar.) Archiviert vom Original am 20. August 2008; abgerufen am 5. August 2013 (türkisch). Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ Aydın Sevinç: Hasan Tahsin. Milliyet, 16. Januar 2008, abgerufen am 5. August 2013 (türkisch).
- ↑ Oktay Gökdemir: İlk kurşunu kim sıktı? Hasan Tahsin nasıl şehit edildi? (Nicht mehr online verfügbar.) Smyrna Basın Yayın Gazetecilik, 13. Mai 2013, archiviert vom Original am 9. September 2013; abgerufen am 5. August 2013 (türkisch). Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ Talat Ulusoy: Ermenilerin yok edilmesi ve bir tanık. 20. April 2012, abgerufen am 5. August 2013 (türkisch).
- ↑ Hasan Tahsin’in Gazetesi ‘Hukuk-u Beşer’ Kitaplaştı. (Nicht mehr online verfügbar.) 14. Oktober 2011, archiviert vom Original am 27. Dezember 2015; abgerufen am 5. August 2013 (türkisch). Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ Bülent Çukurova: 15 Mayıs 1919 İzmir’de Yunan Mezalimi. (Nicht mehr online verfügbar.) Atatürk Araştırma Merkez, archiviert vom Original am 31. August 2013; abgerufen am 5. August 2013 (türkisch). Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ M. Vehbi Tanfer: 9 Eylül 1922–24 Temmuz 1923 Tarihleri Arasında Türkiye’nin Uluslararası Alanda Hukuksal Yönden Kabulü ve İzlenen Dış Politikanın Genel Özellikleri. (Nicht mehr online verfügbar.) Atatürk Araştırma Merkez, archiviert vom Original am 19. August 2013; abgerufen am 5. August 2013 (türkisch). Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ 9 Eylül 1922: Izmir'in Kurtuluşu. (Nicht mehr online verfügbar.) Türk Silahlı Kuvvetleri, archiviert vom Original am 11. September 2013; abgerufen am 5. August 2013 (türkisch). Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ Kurtuluş Savaşı Yıllarında Kurulan Yararlı ve Zararlı Dernekler. Abgerufen am 5. August 2013 (türkisch).
- ↑ Büyük kahraman Hasan Tahsin. Milliyet, 14. Mai 2011, abgerufen am 5. August 2013 (türkisch).
- ↑ Güneş: Izmir'in Işgali ve Aydın'daki Yankıları. 2007, S. 26.
- ↑ Toha Okan: Cumhuriyet İzmir'de kuruldu. (Nicht mehr online verfügbar.) Ege Postası, 18. Februar 2013, archiviert vom Original am 23. Februar 2013; abgerufen am 5. August 2013 (türkisch). Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ Gazeteci Hasan Tahsin, Yunanlılara ilk kurşunu atmadan önce. Milliyet, 2003, abgerufen am 5. August 2013 (türkisch).
- ↑ Gazeteci Hasan Tahsin, küllerinden yeniden doğdu. Milliyet, 29. Juli 2012, abgerufen am 5. August 2013 (türkisch).
- ↑ Hasan Tahsin, İzmir’de Gururla Anıldı. İlk Kurşun Gazetesi, 15. Mai 2013, abgerufen am 5. August 2013 (türkisch).
Personendaten | |
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NAME | Hasan Tahsin |
ALTERNATIVNAMEN | Osman Nevres |
KURZBESCHREIBUNG | türkischer Journalist und Nationalheld |
GEBURTSDATUM | 1888 |
GEBURTSORT | Selanik, Osmanisches Reich |
STERBEDATUM | 15. Mai 1919 |
STERBEORT | Izmir, Türkei |