Ilse Blumenthal-Weiss
Ilse Blumenthal-Weiss (geboren als Ilse Weiß 14. Oktober 1899 in Schöneberg; gestorben 10. August 1987 in Greenwich (Connecticut)) war eine deutschsprachige Lyrikerin.
Leben
Ilse Weiß war eine Tochter des Textilkaufmanns Gottlieb Weiß und der Lehrerin Hedwig Bock. Bis zum „Einjährigen“ besuchte sie das Berliner Uhland-Lyzeum. Nach dem Schulabschluss absolvierte sie eine Ausbildung zur staatlich geprüften Turnlehrerin und medizinischen Orthopädin. Sie veröffentlichte Gedichte im Berliner Tageblatt und in der Vossischen Zeitung und schrieb für den Hörfunk. Im Jahr 1921 stand sie im Briefwechsel mit Rainer Maria Rilke.[1] 1937 floh sie in die Niederlande, wurde 1943 zunächst im Durchgangslager Westerbork gefangengehalten und dann am 6. Dezember 1944 von hier aus nach Theresienstadt deportiert, wo sie die Befreiung erlebte und in die USA übersiedelte (seit 1947 in New York lebend).
Dort arbeitete sie als Bibliothekarin am Leo-Baeck-Institut.
Nach dem Krieg versuchte sie, dem unfassbaren Erlebten sprachlichen Ausdruck zu verleihen, und schrieb Gedichte. Sie unterhielt freundschaftliche Beziehungen zu Paul Celan und Nelly Sachs. Sie emigrierte 1945 in die Niederlande und 1947 mit der Tochter in die USA.
Ihr Sohn, der Student Peter David Blumenthal (* 4. April 1921 in Berlin) wurde am 23. Oktober 1941 in Mauthausen, ihr Mann, der Zahnarzt Dr. med. Herbert Blumenthal (* 25. Februar 1886 in Berlin) am 21. Oktober 1944 in Auschwitz ermordet. Ihre 1927 geborene Tochter Miriam veröffentlichte 2016 einige Erinnerungen.
Werke
- Gesicht und Maske, 1929
- Das Schlüsselwunder, 1954
- Mahnmal. Gedichte aus dem KZ, Hamburg 1956
- Ohnesarg. Gedichte und ein dokumentarischer Bericht, Hannover 1984
Literatur
- Desider Stern: Werke von Autoren jüdischer Herkunft in deutscher Sprache. Wien 1969.
- Walter Tetzlaff: 2000 Kurzbiographien bedeutender deutscher Juden des 20. Jahrhunderts. Askania, Lindhorst 1982, ISBN 3-921730-10-4.
- Joseph Walk (Hrsg.): Kurzbiographien zur Geschichte der Juden 1918–1945. Hrsg. vom Leo Baeck Institute, Jerusalem. Saur, München 1988, ISBN 3-598-10477-4, S. 39
- Wilhelm Sternfeld, Eva Tiedemann: Deutsche Exilliteratur 1933–1945. Eine Bio-Bibliographie. Vorwort von Hanns Wilhelm Eppelsheimer, Schneider, Heidelberg/Darmstadt 1962.
- Blumenthal-Weiss, Ilse. In: Lexikon deutsch-jüdischer Autoren. Band 3: Birk–Braun. Hrsg. vom Archiv Bibliographia Judaica. Saur, München 1995, ISBN 3-598-22683-7, S. 224–228.
- Miriam Merzbacher-Blumenthal: Een meisje uit Berlijn. Übersetzung ins Niederländische aus dem Englischen und dem Deutschen Anne Stoffel. De Wilde Tomaat, Amsterdam 2016, ISBN 978-90-824288-3-4.
- Thomas Hartwig, Hans-Joachim Roscher: Begegnung mit Ilse Blumenthal-Weiss. In: Die verheissene Stadt : deutsch-jüdische Emigranten in New York ; Gespräche, Eindrücke und Bilder. Das Arsenal, Berlin 1986, ISBN 978-3-921810-66-8, S. 128–136 (Gespräch mit Blumenthal-Weiss).
- Blumenthal-Weiß, Ilse, in: Ernst Klee: Das Kulturlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945. Frankfurt am Main : S. Fischer, 2007, ISBN 978-3-10-039326-5, S. 59
- Blumenthal-Weiss, Ilse, in: Werner Röder; Herbert A. Strauss (Hrsg.): International Biographical Dictionary of Central European Emigrés 1933-1945. Band 2,1. München : Saur, 1983 ISBN 3-598-10089-2, S. 125
Weblinks
- Literatur von und über Ilse Blumenthal-Weiss im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Blumenthal–Weiss, Ilse. In: Theresienstadt Lexikon.
Einzelnachweise
- ↑ Briefe Rilkes an Ilse Blumenthal-Weiss 29. Dezember 1921 und 25. Januar 1922
Personendaten | |
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NAME | Blumenthal-Weiss, Ilse |
ALTERNATIVNAMEN | Blumenthal-Weiß, Ilse |
KURZBESCHREIBUNG | deutschsprachige Lyrikerin |
GEBURTSDATUM | 14. Oktober 1899 |
GEBURTSORT | Berlin-Schöneberg |
STERBEDATUM | 10. August 1987 |
STERBEORT | Greenwich (Connecticut) |