Im Gleichgewicht

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Film
Deutscher Titel Im Gleichgewicht
Originaltitel En équilibre
Produktionsland Frankreich
Originalsprache Französisch
Erscheinungsjahr 2015
Länge 87 Minuten
Altersfreigabe FSK 6[1]
Stab
Regie Denis Dercourt
Drehbuch Denis Dercourt
Produktion Eric Altmayer,
Nicolas Altmayer,
Isabelle Grellat
Musik Jérôme Lemonnier
Kamera Julien Hirsch
Schnitt Pauline Gaillard
Besetzung

Im Gleichgewicht (Originaltitel: En équilibre) ist ein französisches Filmdrama von Denis Dercourt aus dem Jahr 2015 mit Albert Dupontel und Cécile de France in den Hauptrollen.

Handlung

Marc Guermont ist ein vielbeschäftigter Stuntman und Pferdetrainer, bis ihn sein Pferd Othello beim Dreh eines Historienfilms abwirft und ihm mit einem unglücklichen Tritt seines Hufs den Rücken bricht. Im Rollstuhl kehrt Marc auf seinen Bauernhof in der Bretagne zurück, wo er herzlich von Freunden empfangen wird. Als ihm die Schadensprüferin Florence Kernel, die von der Versicherung mit seinem Fall betraut wurde, einen Besuch abstattet, lehnt er ihr Angebot, ihm 250.000 Euro auszuzahlen, entschieden ab. Er ist überzeugt, dass ihm weit mehr Schadensersatz zusteht. Florence erinnert ihn daran, dass die Versicherung, ohne dazu verpflichtet zu sein, ihm bereits Geld für den rollstuhlgerechten Umbau seines Hauses ausgezahlt habe. Er solle nicht zu lange zögern, das Angebot anzunehmen, ansonsten lande der Fall vor Gericht und er bekomme in der Folge viele Jahre lang gar kein Geld.

Als Marc ein neues Auto erhält, das er auch mit seiner Querschnittlähmung fahren kann, kommt Florence erneut bei ihm vorbei. Sie sei verpflichtet, ihn bei seiner ersten Fahrt zu begleiten. Nach einer rasanten Fahrt, bei der Marc nicht davor zurückschreckt, einen Unfall zu riskieren, versucht Florence erneut, Marc von ihrem Angebot zu überzeugen. Florence, die von ihrem Chef angewiesen wurde, Marc so schnell wie möglich dazu zu bringen, die nötigen Papiere zu unterschreiben, bringt schließlich das fadenscheinige Argument vor, dass Marc bei seinem Stunt unüberlegte Risiken eingegangen sei. Marc lässt sie daraufhin am Rand eines Feldes stehen und rast wütend davon.

Florences Chef übt weiterhin Druck auf sie aus und beschließt, die Vorauszahlungen an Marc einzustellen. Auf den Vorschlag eines Kollegen hin, ihre Weiblichkeit einzusetzen, erscheint Florence weniger streng gekleidet und mit offenem Haar auf Marcs Bauernhof. Da sie Marc als Geschenk eine CD mit Klavierstücken von Franz Liszt mitgebracht hat, deren Aufnahmen besser seien als jene, die sie bei ihrem ersten Besuch in seinem Regal entdeckt habe, erzählt sie ihm auch, dass sie eigentlich Pianistin werden wollte, jedoch bei einer Prüfung durchgefallen sei und ihren Traum danach aufgeben habe. Marc, der nicht nachvollziehen kann, wie Florence die Musik aufgeben und bei einer Versicherung landen konnte, bringt sie schließlich zu Othellos Stall, wo er sie behutsam an das Pferd heranführt. Auf seinen Vorschlag, Othello auch zu reiten, lässt sich Florence jedoch nur widerwillig ein. Sie hat Angst vor dem großen Tier und fängt an, Marc zu beschimpfen, als er das Pferd mit seinen Kommandos dazu bringt, eine Piaffe zu vollführen. Nur langsam gelingt es Florence, sich auf Marcs Anweisungen hin zu entspannen und das Reiten zu genießen.

Als Florence nach Hause zurückkehrt und ihren Mann Julien und die beiden gemeinsamen Kindern vor dem Fernseher vorfindet, zieht sie sich zurück und setzt sich an ihr Klavier, das sie sonst nur benutzt, um ihrer wenig ambitionierten Tochter das Klavierspielen beizubringen. Nun beginnt sie selbst wieder mit dem Spielen und beschließt, bei ihrem alten Professor wieder Klavierunterricht zu nehmen. Marc schuldet derweil seinem Mitarbeiter Antoine, der sich um Othello kümmert, bereits zwei Monatsgehälter, und auch den Umbau seines Hauses kann er nicht länger finanzieren. Beim Versuch, auf Othello zu reiten, stürzt er und verletzt sich schwer. Florence will ihn anschließend im Krankenhaus besuchen, sieht jedoch eine Frau bei ihm im Zimmer, bei der es sich um seine gute Freundin Alexandra handelt, und geht wieder, ohne bei ihm vorbeizuschauen. Als Marc aus dem Krankenhaus zurückkehrt, ist Othello nicht mehr in seinem Stall. Antoine hat den Hengst bei einem Bekannten versteckt, da ein Gericht Marc das Pferd habe wegnehmen wollen. Bei einem Treffen mit Florence zeigt er sich notgedrungen bereit, das Angebot der Versicherung anzunehmen. Florence, die auf Weisung ihres Chefs nicht mehr für seinen Fall zuständig ist, gibt ihm schließlich die Nummer ihrer alten Studienfreundin Catherine, die eine sehr gute Anwältin sei.

Marc sucht die Anwältin auf, die ihm versichert, dass die Argumente der Versicherung haltlos seien und nur dazu dienten, ihn einzuschüchtern. Seine Chancen, vor Gericht zu gewinnen, würden sich jedoch erhöhen, wenn er beweisen könne, dass die Versicherung ihn unter Druck gesetzt habe. Wie in der Branche üblich habe Florence sicherlich die Gespräche mit Marc aufgezeichnet. Marc bittet daher Florence um den Mitschnitt ihrer Gespräche. Irritiert stellt Florence daraufhin ihre Freundin Catherine angesichts ihres gesetzeswidrigen Vorschlags zur Rede, entschließt sich aber letztlich doch, Marc ihr Handy mit den Aufnahmen zu geben. Noch in der darauffolgenden Nacht fährt sie zu ihm. Sie legt ihr Handy in seinem Haus ab und findet den schlafenden Marc in seinem Bett vor. Als er sie plötzlich am Arm packt, küssen sie sich und verbringen die Nacht miteinander. Am nächsten Tag besuchen sie gemeinsam Freunde von Marc, fahren mit einem Motorboot an der Küste entlang und verleben eine glückliche Zeit miteinander. Bevor Florence mit ihrem Auto weinend nach Hause fährt, gibt ihr Marc ihr Handy zurück. Er wolle es nicht vor Gericht verwenden. Florence lässt es stattdessen Catherine zukommen und verliert in der Folge ihren Job. Nachdem sich Marc von seinem inzwischen erhaltenen Schadensersatz ein Quad gekauft hat, erfährt er von Florences Ehemann, dass ihr gekündigt wurde, und versucht vergeblich, sie zu erreichen.

Ein Jahr später arbeitet Florence in einer Bibliothek. Als sie nach Hause kommt, schaut ihre Tochter Fernsehen und schaltet zufällig eine Übertragung vom jährlichen Dressurreiten ein. Gerührt sieht Florence Marc dabei zu, wie er eine hervorragende Kür auf Othello reitet. Weinend setzt sie sich an ihr Klavier und spielt ein Stück von Liszt auf Marcs Mailbox, die dieser nach seiner Kür andächtig abhört. Florence nimmt schließlich an einer Prüfung für Klavier teil und spielt der Prüfungskommission entschlossen und befreit vor.

Hintergrund

Der Film wurde von dem autobiografischen Buch Sur mes quatre jambes des früheren Stuntmans Bernard Sachsé (* 1964) inspiriert, der seit einem Reitunfall im Jahr 1994 querschnittgelähmt ist.[2] Die Dreharbeiten, denen Bernard Sachsé als technischer und künstlerischer Berater beistand, fanden in der Bretagne statt. Im Département Ille-et-Vilaine dienten die Gemeinden Saint-Suliac und Miniac-Morvan (Marcs Bauernhof) als Drehorte. Im Département Loire-Atlantique wurde unter anderem im Wald von Le Gâvre gedreht, im Kulturzentrum Quai des Arts in Pornichet, in Le Croisic, im Krankenhaus und in der Markthalle von Saint-Nazaire, in La Baule-Escoublac, in Batz-sur-Mer, in Malville sowie in Saint-Brevin-les-Pins, wo die Szenen entstanden, in denen Marc Stunts auf seinem Pferd am Strand absolviert. Die Reitstunts wurden zuletzt gedreht und nach den Anweisungen von Bernard Sachsé von Hauptdarsteller Albert Dupontel selbst durchgeführt.[2] Für das Szenenbild war Brigitte Brassart zuständig. Die Kostüme entwarf Catherine Boisgontier.

Cécile de France lernte für ihre Rolle das Klavierspielen, was sich für sie als „echte Herausforderung“ erwies.[3] Bei dem im Film von Florence mehrfach gespielten Klavierstück handelt es sich um Chasse neige, die 12. Etüde aus Franz Liszts Klavierzyklus Études d’exécution transcendante. Die Aufnahmen dazu stammen unter anderem von der Schweizer Pianistin Mélodie Zhao. Weitere im Film gespielte Musikstücke waren der zehnte Satz aus Mussorgskis Klavierzyklus Bilder einer Ausstellung, Le Rappel des Oiseaux aus der für Cembalo geschriebenen Suite in e-Moll von Jean-Philippe Rameau sowie der Konzertwalzer Valse triste von Jean Sibelius, der während Marcs Dressurkür zu hören ist. Das von Florence am Ende des Films gespielte Klavierstück ist dagegen Teil der Filmmusik von Jérôme Lemonnier.

Im Gleichgewicht wurde am 15. April 2015 in Frankreich uraufgeführt, wo der Film, dessen Budget bei 7,6 Millionen Euro lag, 543.200 Kinozuschauer verbuchen konnte.[4] In Deutschland wurde der Film erstmals am 30. Juni 2016 in der Originalfassung mit deutschen Untertiteln veröffentlicht.[1][5]

Kritiken

Le Parisien lobte das „perfekt geschriebene Drehbuch“ und „die erstaunlichen Leistungen“ der beiden Hauptdarsteller. Die dargebotene Musik sei „untrennbar mit der Kraft und Emotion verbunden“, die „dieser schöne Film“ vermittle, was wohl auch darin begründet liege, dass der Regisseur selbst „ein virtuoser Geiger“ gewesen sei.[6] Le Monde schrieb, dass Albert Dupontel, ähnlich wie Gérard Depardieu, einer der wenigen französischen Schauspieler sei, der einem bestimmten Genre seinen Stempel aufdrücken und Präsenz und Charakter zeigen könne, ohne es zu forciert wirken zu lassen. Cécile de France könne sich ihm gegenüber „mit Natürlichkeit und Eleganz“ behaupten. Die Handlung sei zwar „nicht frei von Klischees“ und die Inszenierung nicht besonders originell, doch könne der Film auf emotionaler Ebene überzeugen und einen zum Lachen bringen, wenn etwa Florence in Stöckelschuhen auf Othello reite.[7]

L’Express fand, dass „das zu erwartende Duell“ zwischen dem zunächst „schroffen und zynischen“ Albert Dupontel und der anfänglich „kalten und entschlossenen“ Cécile de France ausbleibe. Der Film vermeide die Fallstricke einer tränenreichen und klischeebeladenen Konfrontation seiner Protagonisten und nehme sich stattdessen der menschlichen Beziehungen auf lockere Art und Weise an. Er sei „fein erzählt“ und mit kleinen, „aber wesentlichen Nebenrollen“ versehen, die es brauche, um Atmosphäre zu erzeugen. Entstanden sei „ein weiterer guter Film von Denis Dercourt“. Nach Filmen wie Das Mädchen, das die Seiten umblättert sei Im Gleichgewicht „ein kleines solides und sehr persönliches Werk“ des Regisseurs.[8]

„Dank eines straffen Drehbuchs und zweier umwerfender, nuancierter Vorstellungen ist dies eine spannungsvolle, unkonventionelle Liebesgeschichte“, urteilte der Chicago Reader. Dupontel brilliere in „einer furchtlosen, körperlichen Rolle“; ihm gegenüber zeige de France „die Kraft dramatischer Zurückhaltung“.[9] Dem Guardian zufolge seien die Darsteller „zweifellos von magnetischer Anziehungskraft“. Die Stunts seien „beeindruckend“ und alles verlaufe „in überschaubarem Tempo“.[10]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b Freigabebescheinigung für Im Gleichgewicht. Freiwillige Selbstkontrolle der Filmwirtschaft (PDF; Prüf­nummer: 160264/K).Vorlage:FSK/Wartung/typ nicht gesetzt und Par. 1 länger als 4 Zeichen
  2. a b Vgl. Bernard Sachsé, son livre a inspiré le film “En équilibre”. Interview auf francetvinfo.fr, 23. April 2015.
  3. Thomas Destouches: Cécile de France: pour En équilibre, “la musique m’a habité pendant 5 mois”. Interview auf allocine.fr, 15. April 2015.
  4. vgl. jpbox-office.com
  5. vgl. filmstarts.de
  6. “[V]oilà un scénario parfaitement écrit et dialogué auquel s’ajoutent les performances épatantes d’Albert Dupontel […] et celles de Cécile de France […]. La présence de la musique est d’ailleurs inséparable de la force et de l’émotion que ce très beau film dégage. Et pour cause, le réalisateur a lui-même été un violoniste virtuose.” Pierre Vavasseur: “En équilibre”: en selle!. In: Le Parisien, 15. April 2015.
  7. “Cécile de France […] trouve sa place avec naturel et élégance. […] non exempt de clichés.” Franck Nouchi: “En équilibre”: Albert Dupontel murmure à l’oreille des chevaux. In: Le Monde, 11. April 2015.
  8. “Lui est bourru et cynique […]. Elle est froide et déterminée […]. Le duel attendu entre ces deux pointures n’aura pourtant pas lieu. […] C’est finement raconté, […] agrémenté de seconds rôles discrets mais indispensables, avec ce qu’il faut d’humour pour détendre l’atmosphère. Soit un bon film de plus à l’actif de Denis Dercourt. […] ce réalisateur, ex-violoniste, construit une petite oeuvre solide et très personnelle.” Christophe Carrière: Albert Dupontel, cavalier “En Equilibre”. In: L’Express, 15. April 2015.
  9. “Thanks to a taut script and two stunning, nuanced performances, this is a tense, unconventional love story. Dupontel excels in a fearless, physical role, whereas De France demonstrates the power of dramatic restraint.” Adam Morgan: In Harmony. In: Chicago Reader, 3. März 2016.
  10. “[T]he actors are undeniably magnetic, the stunt work is duly impressive, and it all trots along at manageable pace.” Leslie Felperin: En Equilibre review – horsing around with Gallic grace . In: The Guardian, 27. August 2015.