Indikativ

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Der Indikativ (aus lateinisch modus indicativus „zur Aussage geeigneter Modus“[1] zu lat. indicare „anzeigen, vorbringen“) ist, neben dem Imperativ und dem Konjunktiv, einer der drei grammatischen Modi des Verbs im Deutschen. Der Indikativ ist die unmarkierte, also „normale“ Ausprägung des Modus, wogegen für das Erscheinen von Konjunktiv und Imperativ spezielle Bedingungen gelten bzw. spezielle Bedeutungen verantwortlich sind.[2] Als neutrale Modusform ist der Indikativ auch die häufigste, und sie kann in allen Sprachen der Welt identifiziert werden, obwohl es unterschiedliche Systeme mit unterschiedlichen Modus-Kontrasten gibt (neben Indikativ / Konjunktiv zum Beispiel Indikativ / Subjunktiv / Konditionalis oder Realis / Irrealis).

Die Unterscheidung Indikativ / Konjunktiv wird in der deutschen Grammatik traditionell auch als die Unterscheidung „Wirklichkeitsform / Möglichkeitsform“ bezeichnet. Dies sind jedoch nur Namen für grammatische Merkmale, daher ist die Bezeichnung „Wirklichkeitsform“ für den Indikativ nicht wörtlich zu nehmen. Es gibt häufig Aussagen, die inhaltlich gesehen von Möglichkeiten handeln (modale Aussagen), aber grammatisch im Indikativ stehen:

  • „Ich kann dir Geld leihen.“ (Indikativ-Form des Modalverbs können)
Vgl.: „Ich könnte dir Geld leihen.“ (Konjunktiv-Form des Modalverbs)
  • „Falls er einen Job findet, werde ich mein Geld sicherlich zurückbekommen.“ (Indikativ des Verbs finden im hypothetischen Bedingungssatz)
  • „Vielleicht leiht ihm noch jemand was.“ (Möglichkeit wird durch das Adverb „vielleicht“ ausgedrückt, nicht durch den Verbmodus.)
  • „Niemand läuft von Andechs nach Aufhausen in 10 Minuten.“ (= „Es ist für niemanden möglich, diese Strecke so schnell zurückzulegen“; Modalität ohne äußere Kennzeichnung).[3]

Nur umgekehrt kann der Konjunktiv sich nicht auf wirkliche Sachverhalte beziehen:[4]

  • „Es hat nicht geregnet. Das Wasser wäre wieder gestiegen.“

Anders als der erste Satz, muss der zweite Satz sich auf einen hypothetischen Fall beziehen. Insofern ist also der Konjunktiv eine für Nicht-Reales markierte Form, der Indikativ jedoch eine neutrale Form.

Als neutraler Modus ist es auch der Indikativ, der in Kombination mit allen anderen grammatischen Kategorien des Verbs verfügbar ist (Aktiv/Passiv, Gegenwart/Vergangenheit/Zukunft).[5] Das Erscheinen eines Konjunktivs ist demgegenüber eher eingeschränkt, zum Beispiel fehlt im Lateinischen die Indikativ-Konjunktiv-Unterscheidung im Futur und Futurformen zählen dort immer als Indikativ.

Siehe auch

Weblinks

Wiktionary: Indikativ – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Helmut Glück (Hrsg.): Metzler Lexikon Sprache. 4. aktualisierte u. überarbeitete Auflage. Verlag J. B. Metzler, Stuttgart u. Weimar 2010. Lemma: Indikativ
  2. Duden. Die Grammatik. 8. Auflage. Dudenverlag, Mannheim 2009. Rand-Nr. 714 / S. 500.
  3. Beispiel aus: Angelika Kratzer: The notional category of modality. Nachdruck in: Angelika Kratzer: Modals and Conditionals. Oxford University Press, 2012. S. 28.
  4. Dudengrammatik 2009, Randnr. 715 / S. 501, von dort das folgende Beispiel.
  5. Metzler Lexikon Sprache (2010), s.v. Indikativ.