Indirekte Rede in der spanischen Sprache

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Die indirekte Rede, estilo indirecto (lateinisch oratio obliqua) ist ein sprachliches Mittel zur distanzierten, berichtenden Wiedergabe von Äußerungen, der direkten Rede, estilo directo (lateinisch oratio recta). Dabei kann die Wiedergabe der Äußerung kann wortgetreu oder verändert etwa verkürzt sein; auch die einzelnen narrativen Teile in anderer Reihenfolge als im Original wiedergeben.

Hiervon zu unterscheiden ist die freie indirekte Rede, estilo indirecto libre die ein episches Stilmittel darstellt und zwischen der direkten und indirekten Rede, zwischen Selbstgespräch und Bericht angesiedelt ist.[1]

Folgende Sachverhalte sind zu bestimmen:

  • „Sprecher“ oder „Schreiber“, emisor als die Produzenten der Aussage, direkte Rede;
  • „Rezipient A“, receptor A der Hörer oder Leser der versprachlichten Information,
  • „Reporter“ aus Rezipient A, reportero wenn er die gehörte oder gelesene Aussage weitergibt, indirekte Wiedergabe oder
  • „Rezipient B“, receptor B der Hörer oder Leser der durch den Reporter berichteten Aussage, der indirekten Wiedergabe.

Die indirekte Rede im Deutschen

Bei der Umformung einer direkten in eine indirekte Rede sind im Deutschen folgende Regeln zu beachten:

  • Das Verb der indirekten Rede steht im Konjunktiv I
  • Wenn sich aber das Verb des Konjunktiv I nicht von der Konjugationsform des Verbs für das Indikativ unterscheidet, wird der Konjunktiv II angewandt.
  • Juana sagt: Die Nachbarn braten einen Storch.

Zunächst Anwendung des Konjunktiv I:

  • Juana sagt, dass die Nachbarn einen Storch braten. Dies ist nicht möglich, da die Konjugationsform „braten“ im Konjunktiv I identisch ist mit dem Präsens Indikativ.

Anwendung des Konjunktiv II:

  • Juana sagt, die Nachbarn brieten einen Storch. Grammatikalisch korrekte Wiedergabe.

Alternative Umschreibung „würde“-Ersatzform des Konjunktivs II auch „Konjunktiv III“ nach Becher u. Bergenholtz (1985)[2][3]

  • Juana sagt, die Nachbarn würden einen Storch braten.

Die indirekte Rede im Spanischen

Bei der indirekten Rede, estilo indirecto ist also die Consecutio temporum zu beachten. Diese unterscheidet sich aber vom Deutschen. Während im Deutschen vor allem der Konjunktiv in der indirekten Rede seine Anwendung findet, wird der spanische Subjunktiv hier genau nicht verwendet. (Wenn man von wenigen Ausnahmen absieht, so wenn das Verb des ursprünglichen Satzes im Imperativ steht.)[4] Obzwar es im Spanischen in der indirekten Rede zu Verschiebungen der Zeiten bzw. Zeitenfolge kommt, wird im Gegensatz zum Deutschen, mit wenigen Ausnahmen der Modusgebrauch nicht verändert.

In der spanischen Sprache ist es bei der Umformung entscheidend, in welcher Zeit der einleitende Satz gesetzt wurde. Ist der einleitende Satz, der Hauptsatz (Apodosis), in einer gegenwartsbezogenen Zeit, so bleibt im Nebensatz (Protasis) das Tempus der direkten Rede bestehen.

Die indirekte Redewiedergabe wird zumeist mit einer Redeeinleitung (Inquit-Formel) begonnen. Diese steht dann häufig vor der indirekten Redewiedergabe, damit dem „Rezipient B“ deutlich wird, dass man die Rede eines (anderen) „Sprechers“ wiedergibt.

Beim Prozess der Umformung der direkten in die indirekten Rede in der spanischen Sprache ändert sich das Tempus nur dann, wenn der Einführungssatz oder Redeeinleitung für die beginnende indirekte Rede, in der Inquit-Formel (lat. inquit, er sagt bzw. er sagte) also, sich in ein vergangenheitsbezogenes Tempus befindet. Der Reporter aus „Rezipient A“ leitet die indirekte Rede durch den Gebrauch eines Verbs ein (Inquit-Formel), das sich im Wortfeld des „Sagens“ (verbum dicendi) befindet und der Konjunktion „que“. Werden dabei mehrere Sätze wiedergeben, gilt die Regel, dass das „que“ jeweils wiederholt wird. Indirekte Fragen werden durch die Konjunktion „si“ oder einem Fragepronomen, wie etwa „qué“, „quién“ eingeleitet. – Beispiele:

decir; aludir; comentar; contestar; insistir en; mandar; ordenar; opinar; pedir; preguntar; recordar; responder; afirmar; informar; creer usw.
Ella afirma ... Presente de indicativo oder Él afirmó ...    Pretérito indefinido de indicativo
Ella dice.   Presente de indicativo oder Él dijo ...     Pretérito indefinido de indicativo
Ella exige ... Presente de indicativo oder Él exigió ...    Pretérito indefinido de indicativo
Él exclama ... Presente de indicativo oder Ella exclamó ...  Pretérito indefinido de indicativo
Él explica ... Presente de indicativo oder Ella explicó ...  Pretérito indefinido de indicativo
Ella cree ...  Presente de indicativo oder Ellos creyeron ... Pretérito indefinido de indicativo
Él pretende ... Presente de indicativo oder Ellas prendieron ...Pretérito indefinido de indicativo

Darüber hinaus werden im Spanischen, vergleichbar zum Deutschen, einige Wortelemente in der Umformung zur indirekten Rede der neuen Äußerungsweise angepasst.

Einführungssatz oder Redeeinleitung in ein gegenwartsbezogenes Tempus

Befindet sich dieses einleitende Verb aus dem Wortfeld des „Sagens“ in ein gegenwartsbezogenes Tempus:

Ändert sich der mit „que“ eingeleitete Nebensatz (Protasis) nicht, das bedeutet die Tempora des Nebensatzes entsprechen denen des Hauptsatzes (Apodosis).[6][7] Die einzige Ausnahme von dieser Regel bildet der Imperativo der in die gegenwartsbezogenen Zeiten mit einbezogenen wird. Hier kommt es zu keiner Tempus-, sondern zu einer Modusänderung.

Zeitform direkte Rede Tempus des Einführungssatzes Zeitform indirekte Rede
Hauptsatz (Apodosis)    gegenwartsbezogen Nebensatz (Protasis)
Presente de indicativo     gegenwartsbezogen Presente de indicativo
Pretérito perfecto de indicativo    gegenwartsbezogen Pretérito perfecto de indicativo
Futuro simple    gegenwartsbezogen Futuro simple
Condicional simple    gegenwartsbezogen Condicional simple
Imperativo    gegenwartsbezogen Presente de subjuntivo

[8]

Einführungssatz oder Redeeinleitung in ein vergangenheitsbezogenes Tempus

Sobald der einleitende Satz oder das einleitende Verb des Einführungssatzes in einer Vergangenheitszeit steht, etwa im Imperfecto, Indefinido oder Pluscuamperfecto, verändert sich im Nebensatz (Protasis) die Zeit der direkten Rede. Anders gesagt, wenn sich das einleitende Verb des Einführungssatzes sich in ein vergangenheitsbezogenes Tempus befindet:

dann wird im Nebensatz (Protasis) die Zeitform ausgehend von der ursprünglich in der direkten Rede verwendeten Form dergestalt verändert:

Zeitform direkte Rede Tempus des Einführungssatzes Zeitform indirekte Rede
Hauptsatz (Apodosis)    vergangenheitsbezogen Nebensatz (Protasis)
Presente     vergangenheitsbezogen Pretérito imperfecto de indicativo
Pretérito indefinido de indicativo     vergangenheitsbezogen Pretérito pluscuamperfecto de indicativo
Pretérito imperfecto de indicativo    vergangenheitsbezogen Pretérito imperfecto de indicativo
Pretérito perfecto de indicativo    vergangenheitsbezogen Pretérito pluscuamperfecto de indicativo
Pretérito pluscuamperfecto de indicativo    vergangenheitsbezogen Pretérito pluscuamperfecto de indicativo
Pretérito anterior de indicativo    vergangenheitsbezogen Pretérito anterior de indicativo

[9]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Die indirekte / berichtete Rede - El estilo indirecto. Justo Fernández López, hispanoteca.eu
  2. zur sogenannten „Konjunktiv-Ersatzform“, „Würde-Form“ oder Konjunktiv III nach Becher u. Bergenholtz (1985) Henning Bergenholtz, Marlis Becher: Sei oder nicht sei. Probleme des Modusgebrauchs in der indirekten Rede. Nouveaux Cahiers d’Allemand, Vol. 3, 1985, S. 443–457.
  3. Der Konjunktiv III (Würde-Form, Konjunktiv Ersatzform, Konditional 1 + 2). cafe-deutsch.de (PDF; 96 kB)
  4. Elke Hentschel, Petra M. Vogel: Deutsche Morphologie. de Gruyter, Berlin 2009, ISBN 978-3-11-021261-7, S. 207 f.
  5. Margarita Görrissen: Praxis-Spanisch. Pons, Stuttgart 2016, ISBN 978-3-12-562794-9, S. 235–239.
  6. Das große Handbuch Spanisch. Pons, Stuttgart 2010, ISBN 978-3-12-561708-7, S. 128–130.
  7. José Vera-Morales: Spanische Grammatik. 5. Auflage. Oldenbourg, München 2008, ISBN 978-3-486-58645-9, S. 677 f.
  8. Hans-Georg Beckmann: Neue Spanische Grammatik. dnf-Verlag, Göttingen 1994, ISBN 3-9803483-3-4, S. 186–189.
  9. Hans-Georg Beckmann: Neue Spanische Grammatik. dnf-Verlag, Göttingen 1994, ISBN 3-9803483-3-4, S. 186–189.