Integrase-Inhibitor

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Integrase-Inhibitoren (Integrations-Inhibitoren) sind virustatisch wirkende Arzneistoffe. Es handelt sich um Wirkstoffe, die das Schlüsselenzym Integrase von Retroviren wie HIV hemmen. Im Jahr 2000 wurde erstmals das Prinzip der Strangtransfer-Inhibition aufgedeckt.[1] 2005 begannen die ersten klinischen Studien, nachdem die Entwicklung bis 2000 durch einen Mangel an geeigneten Testmethoden und durch die hohe Toxizität einiger Wirkstoffe gebremst wurde. Die Verträglichkeit scheint über einige Wochen gut zu sein, doch über Langzeittoxizitäten ist nichts bekannt. Das Gleiche gilt für die Resistenzentwicklung. Klassenübergreifende Kreuzresistenzen scheinen nach ersten Labordaten möglich.

Wirkung

Die Integrase ist neben reverser Transkriptase und Protease eines der drei Schlüsselenzyme im Replikationszyklus von HIV. Die Integrase besteht aus 288 Aminosäuren und wird vom HIV-pol-Gen codiert. Sie ist bei der Integration viraler DNA in die Wirts-DNA im Zellkern involviert und für die Vermehrung von HIV essentiell.[2]

Die Integration viraler DNA verläuft über mindestens vier Schritte. Jeder dieser Schritte könnte theoretisch inhibitiert werden. Wie bei den Entry-Inhibitoren wird man in der Zukunft daher möglicherweise verschiedene Wirkstoffgruppen unterscheiden.[3]

Pyranodipyrimidine

Bindung des Integrase-Enzyms im Zytoplasma an die virale DNA: Es entsteht ein stabiler sogenannter Präintegrationskomplex. Pyranodipyrimidine könnten als Integrase-DNA-Bindungshemmer diesen Schritt inhibitieren.

Prozessierungs-Inhibitoren

In einem ersten katalytischen Schritt trennt die Integrase ein Dinukleotid an beiden Enden der viralen DNA heraus und produziert nun neue 3'-Hydroxyenden innerhalb des Präintegrationskomplexes. Mögliche Prozessierungsinhibitoren sind Styrylquinolone oder Diketosäuren.

Strangtransfer-Inhibitoren (STIs)

Nachdem der so veränderte Komplex durch Kernporen in den Zellkern eingeschleust wurde, bindet die Integrase an die Wirts-DNA. Dabei sorgt sie für das Andocken und die irreversible Bindung der viralen DNA an die Wirts-DNA. Dieser Schritt wird durch die momentan zugelassenen Integrasehemmer Raltegravir, Elvitegravir und Dolutegravir gehemmt.

Lückenreparatur-Inhibitoren

Die Kombination aus viraler DNA und Wirtszell-DNA ist ein Produkt mit Lücken, das durch wirtszelleigene Reparaturenzyme repariert wird. Die Reparatur kann zum Beispiel durch Methylxanthine gehemmt werden.

Nebenwirkungen

Die häufigsten (> 10 %) unerwünschten Ereignisse während der klinischen Studien an derzeit bekannten Wirkstoffen waren Diarrhoe, Übelkeit, Kopfschmerzen und Fieber. Die Therapieabbruchrate aufgrund von unerwünschten Ereignissen lag bei mit Raltegravir behandelten Patienten bei zwei Prozent im Vergleich zu 1,4 Prozent bei Placebo. Erfahrungen aus Langzeitbehandlung liegen noch nicht vor.

Anwendungsgebiete

Sie werden zur Bekämpfung der Replikation eines Virus eingesetzt.

Wirkstoffe

Literatur

Einzelnachweise

  1. Hazuda 2000
  2. Nair 2002
  3. Reviews: Pommier 2005, Lataillade 2006