Iringsweg

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Der Iringsweg (die Iringsstraße) ist nach der Überlieferung der Sachsen und Thüringer die Bezeichnung für die Milchstraße (die diesen Namen in Deutschland erst seit dem 17. Jahrhundert trägt). Nach Ernst Zinner kam sie erst in der „spätheidnischen Periode“ auf.[1]

Der Name gründet sich möglicherweise auf Iring, einem Beinamen des Himmels-, Licht- und Wächtergottes der Thüringer, der dem auf Erden wandelnden Heimdall (Rígr) oder auch irmin entspricht. Iring ist Jacob Grimm zufolge ein Beispiel für eine mythische Figur, die nachträglich zu einem irdischen Helden umgestaltet wurde. Eine solche Figur gibt es im Iringlied sowie im mittelalterlichen Nibelungenlied,[2] wo Iring im Kampf mit Hagen unterliegt. Nach Widukind von Corvey[3] war Iring ein Krieger der Thüringer, der zu Dieterich, dem König der Franken überlief und seinen eigenen König Irminfried tötete.[4] Allerdings spricht wenig für die Identität dieses Iring mit dem Namensgeber der Milchstraße. Auch ist der Name Iring zwischen dem 8. und 13. Jahrhundert sehr häufig bezeugt, zunächst vor allem in Süddeutschland, seltener in Thüringen und Sachsen, doch keiner der bekannten Namensträger war eine wirkliche Heldenfigur.[5] Ohne einen solchen Helden gibt es also kaum Indizien für die These von Grimm. Auch in astronomischen Traktaten findet sich der Name nicht.

Große Königstraßen in England und Schweden hießen ebenfalls Iringsweg. Oft wechseln sich die Namen Iring und Irmin in der Bezeichnung irdischer und himmlischer Straßen ab.[6]

Literatur

  • Hilkert Weddige: Die Iringsage in der Landesgeschichtsschreibung des späten Mittelalters und der frühen Neuzeit. In: Heldensage und Stammessage: Iring und der Untergang des Thüringerreiches in Historiographie und heroischer Dichtung. (= Hermaea Bd. 61.) Berlin, Boston: Max Niemeyer Verlag, 2015, S. 141–151. doi.org/10.1515/9783110955958-010

Einzelnachweise

  1. Ernst Zinner: Untersuchungen zur Geschichte der Sternkunde. O.O.u.J. Online
  2. Iringsweg, in: Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 10. Leipzig 1907, S. 11–12. Online
  3. Res gesta Saxonicae I, 13.
  4. Jakob Grimm: Deutsche Mythologie. Band 1, Göttingen, 1854, S. 332.
  5. Weddige 2015, S. 66; 70 f.
  6. Karl Simrock: Die Edda - Nordische Mythologie und Heldengedichte: Die ältere und jüngere nebst den mythischen Erzählungen der Skalda übersetzt und mit Erläuterungen begleitet. 3. Auflage, Stuttgart 1864.