isiXhosa
isiXhosa | ||
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Gesprochen in |
Republik Südafrika, Botswana, Lesotho | |
Sprecher | 9 Millionen | |
Linguistische Klassifikation |
| |
Offizieller Status | ||
Amtssprache in | Republik Südafrika, Simbabwe | |
Sprachcodes | ||
ISO 639-1 |
xh | |
ISO 639-2 |
xho | |
ISO 639-3 |
isiXhosa (iziˈkoːza]), vereinfachend Xhosa genannt (isi- ist ein Singularpräfix, letztere sind in Bantusprachen für Nomen obligatorisch[1]), ist die Sprache der Xhosa und eine der elf Amtssprachen in der Republik Südafrika, außerdem wird es auch in Botswana und Lesotho gesprochen.
, deutsche Aussprache: [Es wird von etwa neun Millionen Menschen gesprochen. Nach isiZulu ist sie die zweithäufigste Muttersprache in Südafrika und wird von 15,43 Prozent (Stand 2015[2]) der über 15-jährigen Bevölkerung als Muttersprache genutzt.
Charakteristisch sind besonders die Schnalzlaute; auch der Name Xhosa beginnt mit einem Schnalzlaut. Er wird im internationalen phonetischen Alphabet wie folgt geschrieben: [ǁʰosa].
isiXhosa ist eine südöstliche Bantusprache der Nguni-Untergruppe, rund 15 Prozent des Vokabulars kommt jedoch aus den Khoisansprachen. Sie ist eng verwandt mit isiZulu, der Sprache der Zulu.
Geschichte
Der Name Xhosa kommt von einem legendären Häuptling. Die ethnische Gruppe, die isiXhosa spricht, bezeichnet sich selbst als die amaXhosa. Fast alle Sprachen mit Schnalzlauten sind Khoisan-Sprachen und das Vorhandensein dieser Schnalzlaute verrät die engen historischen Verbindungen mit den Khoisan-Nachbarsprachen.
Geographische Ausbreitung
Die Sprache stellt den südwestlichsten Teil der Familie der Nguni, einer Unterfamilie der Bantusprachen, dar. Die meisten Muttersprachler leben in der Ostkapprovinz, es gibt aber auch in zunehmendem Maße Sprecher in der Provinz Westkap, darunter auch in Kapstadt.
Dialekte
isiXhosa ist eng mit den anderen Ngunisprachen verwandt. Deren Sprecher verstehen oft auch die andere Sprache, etwa isiZulu oder Siswati. Darüber hinaus hat isiXhosa mehrere Dialekte. Zwischen Experten ist die Grenzziehung zwischen den einzelnen Dialekten umstritten. Eine Kategorisierung lautet: Xhosa, Ngqika, Gcaleka, Mfengu, Thembu, Bomvana, Mpondomise.
Phonetik und Phonologie
isiXhosa hat eine einfache Struktur der Vokale, ist aber reich an ungewöhnlichen Konsonanten. Zusätzlich zu den mit Hilfe des Lungenstroms geformten Konsonanten verfügt es über drei Arten von Schnalzlauten. Der erste ist der dentale Schnalzlaut, er wird erzeugt durch ein Andrücken der Zunge an die Schneidezähne. Der entstehende Laut ist vergleichbar dem „ts ts ts“, das etwa zum Tadeln verwendet wird. Der zweite Schnalzlaut ist der laterale, erzeugt durch die Zunge an den Seiten des Mundes, es ergibt sich ein Schnalzlaut, wie er etwa zum Rufen von Pferden verwendet wird. Der dritte heißt postalveolarer Schnalzlaut und wird mit dem Körper der Zunge gegen den Gaumen erzeugt. Jeder Schnalzlaut kommt in sechs Spielarten vor. Außerdem ist Xhosa eine Tonsprache, das heißt, die Tonhöhe, in der ein Wort gesprochen wird, ist bedeutungsunterscheidend. Es gibt zwei Töne, hoch und niedrig.
Vokale
Xhosa hat ein System von zehn Vokalen: [a], [ɛ], [i], [ɔ] und [u], die jeweils lang oder kurz sein können. Sie werden a, e, i, o und u geschrieben.
Konsonanten
In der folgenden Tabelle sind die Konsonantenphoneme aufgelistet. Links steht jeweils der Lautwert in IPA, rechts die Schreibweise in normaler Rechtschreibung.
labial | Dental / alveolar |
postalveolar / palatal |
velar | glottal | |||
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Zentral | lateral | ||||||
Schnalzlaute | einfach | [kǀ] c | [kǁ] x | [kǃ] q | |||
aspiriert | [kǀʰ] ch | [kǁʰ] xh | [kǃʰ] qh | ||||
breathy voice | [ɡǀʱ] gc | [ɡǁʱ] gx | [ɡǃʱ] gq | ||||
nasal | [ŋǀ] nc | [ŋǁ] nx | [ŋǃ] nq | ||||
breathy voice, nasal | [ŋǀʱ] ngc | [ŋǁʱ] ngx | [ŋǃʱ] ngq | ||||
Plosive | ejektiv | [p’] p | [t’] t | [tʲ’] ty | [k’] k | ||
aspiriert | [pʰ] ph | [tʰ] th | [tʲʰ] tyh | [kʰ] kh | |||
breathy voice | [bʱ] bh | [dʱ] d | [dʲʱ] dy | [ɡʱ] g | |||
implosiv | [ɓ] b | ||||||
Affrikaten | ejektiv | [ʦ’] ts | [ʧ’] tsh | [kx’] kr | |||
aspiriert | [ʦʰ] ths | [ʧʰ] thsh | |||||
breathy voice | [ʤʱ] j | ||||||
Frikative | stimmlos | [f] f | [s] s | [ɬ] hl | [ʃ] sh | [x] rh | [h] h |
breathy voice | [v̤] v | [z̤] z | [ɮ̈] dl | [ɣ̈] gr | [ɦ̤] hh | ||
Nasale | stimmhaft | [m] m | [n] n | [nʲ] ny | [ŋ] n’ | ||
breathy voice | [m̤] mh | [n̤] nh | [n̤ʲ] nyh | ||||
Approximanten | stimmhaft | [l] l | [j] y | [w] w | |||
breathy voice | [l̤] lh | [j̈] yh | [w̤] wh |
In Lehnwörtern kommen weitere Konsonanten vor: [r] und [r̤] werden r geschrieben; [ʒ] und [ʒ̈] werden zh geschrieben; [ʣ] und [ʣ̤] werden dz geschrieben; [ŋ̈] wird ngh geschrieben.
Die Schnalzlaute, Plosive und Affrikate mit breathy voice werden eigentlich selbst mit normaler Phonation gesprochen, doch der folgende Vokal wird gehaucht. Beispiel: da [da̤].
Die Schreibweise tsh kann außer für [ʧ’] auch noch für [ʦʰ] und [ʧʰ] stehen. Der glottale Frikativ mit breathy voice [ɦ̤] wird manchmal h geschrieben.
Grammatik
isiXhosa ist eine agglutinierende Sprache, (vom lat. agglutinare „zusammenkleben“), Suffixe und Präfixe werden zu den Wortstämmen gefügt und enthalten grammatische Informationen. Außerdem hat isiXhosa ein Klassen- oder Genussystem wie alle Bantusprachen, mit viel mehr Kategorien als männlich, weiblich, sächlich, wie im Indoeuropäischen gebräuchlich. Es gibt Klassen für Wortgruppen, beispielsweise für Menschen, Verwandte, Tiere, Pflanzen, Gegenstände und abstrakte Konzepte.
Alphabet
Benutzt wird das lateinische Alphabet. Europäische Missionare führten es ein, als sie begannen, die Bibel zu übersetzen. 1833 wurden erste Teile der Bibel in isiXhosa veröffentlicht, 1846 das gesamte Neue Testament und schließlich 1859 eine vollständige Ausgabe der Bibel. Klicklaute (Schnalzlaute) werden nicht mit speziellen Klicklautbuchstaben, sondern mit c für den dentalen, x für den lateralen und q für den postalveolaren Schnalzlaut geschrieben.
Textbeispiele
isiXhosa | Deutsch |
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Bonke abantu bazalwa bekhululekile belingana ngesidima nangokweemfanelo. Bonke abantu banesiphiwo sesazela nesizathu sokwenza isenzo ongathanda ukuba senziwe kumzalwane wakho. | Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren. Sie sind mit Vernunft und Gewissen begabt und sollen einander im Geist der Brüderlichkeit begegnen. |
Iinkonzo zeLwimi zeSizwe zinyusa izinga kwaye zikwanika uncedo lonxibelelwano kwiilwimi. Ukugcina iimfuneko zolwimi zoMgaqo Siseko I-NLS ilawula ukungafani kweelwimi zoluntu kwaye inoxanduva lokusebenza ngokumandla zonke iilwimi zabantu bethu ngokuthi ibeke amanyathelo enkqubo yeziphumo ezenziwayo ekunyuseni ukusetyenziswa kwezi lwimi, kwakunye nezo lwimi zingakhathalelwanga ngokwembali. | Der Nationale Sprachendienst (NLS) fördert und erleichtert die Kommunikation zwischen verschiedenen Sprachen. Gemäß der Sprachvorschriften der Verfassung ist der NLS für die sprachliche Vielfalt unserer Gesellschaft und die Nutzbarmachung aller Sprachen unserer Bevölkerung verantwortlich, indem er politische Maßnahmen zur Förderung dieser Sprachen in die Praxis umsetzt, darunter auch die Sprachen, die in der Vergangenheit vernachlässigt wurden. |
Sonstiges
- Zu den ersten Linguisten, die die Sprache wissenschaftlich erforschten, gehörte Archibald Campbell Jordan (1906–1968).
- Die südafrikanische Sängerin Miriam Makeba sang 1967 ihren größten Hit Pata Pata in ihrer Muttersprache isiXhosa.
- Der in isiXhosa gesungene und gesprochene Spielfilm U-Carmen wurde auf der Berlinale 2005 mit dem Goldenen Bären ausgezeichnet.
- Das Debian-Derivat Ubuntu ist mit einem Wort aus der Sprache der Xhosa und Zulu benannt. Der Gründer und Hauptsponsor dieses Softwareprojektes ist der Südafrikaner Mark Shuttleworth.
Literatur
- Heidi Schirrmacher, Lawrence Sello Sihlabeni: Xhosa Wort für Wort. Reise Know-How-Verlag, Bielefeld 2003, ISBN 3-89416-777-7
Weblinks
- UCLA isiXhosa Sprach-Profil (Memento vom 16. April 1997 im Internet Archive)
- Eintrag „Xhosa“ im Sprachenverzeichnis „Ethnologue“ des Summer Institute of Linguistics
- Wörterbuch isiXhosa – Englisch
Einzelnachweise
- ↑ Tore Janson: Eine kurze Geschichte der Sprachen. Spektrum Akademischer Verlag, 2010, ISBN 978-3-8274-1778-7, S. 50 - 51.
- ↑ Institute of Race Relations: South Africa Survey 2017. Johannesburg 2017, S. 74