Isolde Ohlbaum

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Isolde Ohlbaum (* 24. Oktober 1953 in Moosburg an der Isar)[1] ist eine deutsche Fotografin. Berühmtheit erlangte sie dadurch, dass sie nahezu alle bedeutenden Schriftsteller deutscher Sprache sowie zahlreiche internationale Autoren des ausgehenden 20. Jahrhunderts porträtierte.[2]

Leben

Isolde Ohlbaum ist in München aufgewachsen. Sie besuchte dort von 1970 bis 1972 die Bayerische Staatslehranstalt für Photographie (nunmehr FH München Fachbereich 12 Gestaltung Studiengang Fotodesign). Nach anfänglichen Arbeiten im Fotojournalismus entdeckte sie die Neigung zum Porträt. Seitdem ist sie freiberuflich tätig für Verlage, Zeitungen, Zeitschriften. Vor allem Literaten setzt sie in ganz eigener „Handschrift“ ins Bild, die auf die Persönlichkeit des Fotografierten eingeht. Aus ihrem Werk entstehen viele Bücher, sie erhielt Preise. Ihre Bilder sind auf Ausstellungen in etlichen europäischen Städten zu sehen.

Werk

Isolde Ohlbaum fotografiert Schriftsteller, vom Nachwuchstalent bis zum Nobelpreisträger. Ohlbaum wehrt sich dagegen, dem fotografierten Abbild – im Gegensatz zum gemalten Porträt – Endgültigkeit zuzuschreiben. Für sie sind beide Darstellungen Ergebnis einer kreativen Begegnung, enthalten Subjektives, sind Momentaufnahmen. Deshalb sei das Ergebnis nie vorhersehbar. Sie selbst: „So vieles hängt ab von den jeweiligen Umständen, welcher Kontakt, Dialog, welche Atmosphäre entstehen kann zwischen zwei Menschen, die sich vielleicht vorher noch nie begegnet sind.“ Sie wurde deshalb auch als „Schriftstellergesichterforscherin“ (Michael Krüger) bezeichnet.

Weitere Themen sind Blumen, Skulpturen, Friedhöfe. Hier ist der Blick der Fotografin sinnlich-melancholisch, sie spielt mit Unschärfen, Schatten und feinsten Nuancen. Wie die Bilder der Barockmaler erinnern ihre Blumenstilleben an irdische Vergänglichkeit. Rolf Hochhuth: „Nie zuvor wurde die enge Verbundenheit von Eros und Thanatos, Liebe und Tod so eindrucksvoll ins Bild gesetzt.“ Die steinernen Körper erhalten durch Licht und Schatten, Nässe und Moos eine eigenartige Lebendigkeit.

Ihr Band und die Ausstellung Lesende zeigen lesende Menschen an den unterschiedlichsten Orten und in Momenten größter Intimität, ohne die Porträtierten bloßzustellen.

Neben Katzen, Berlin, Engeln, Kindern, Mädchen, hat sie auch Landschaft ins Bild gesetzt: so die Emilia-Romagna in Zu Gast bei Verdi. Giuseppe Verdis Vater war in Le Roncole bei Busseto Dorfgastwirt; in der Nähe ließ der Komponist später sein Mustergut Sant’Agata (heute ein Museum) errichten. Ohlbaum zeigt die landschaftlichen Schönheiten dieses Landstrichs.

Isolde Ohlbaum illustrierte auch einen Band über Gustav Klimt.

Bücher

  • Bilder einer Branche. Ullstein, Berlin 1979
  • Fototermin – Gesichter der deutschen Literatur. Fischer, Frankfurt am Main 1984
  • Denn alle Lust will Ewigkeit. Greno, Nördlingen 1986
  • Augen, Blicke – Augenblicke. Greno, Nördlingen 1987
  • Porträts. Knesebeck, München 1993
  • Aus Licht und Schatten – Engelbilder. Knesebeck, München 1994
  • Mädchen. Bertelsmann, München 1996
  • Katzen. Vorwort von Elke Heidenreich. Bertelsmann, München 1997
  • Im Garten der Dichter. Gina Kehayoff, München 1997
  • Autoren, Autoren. Ein Bilderbuch. Vorwort von Elke Heidenreich. Ars vivendi, Cadolzburg 2000
  • Klagenfurter Texte 2001 (Fotos). Jung und Jung, Salzburg 2001
  • Frau Faltermeiers Blumenladen. Sanssouci, München 2001
  • Das Karussell im Englischen Garten. Texte von Eva Demski. Sanssouci, München 2002
  • Die Zeit und die Zeit danach. Eine Spurensuche auf den Friedhöfen Berlins. Text: Christa Dericum. Nicolai, Berlin 2002
  • Kind sein. Droemer, München 2003
  • Zu Gast bei Gustav Klimt. Text von Joachim Nagel. Collection Rolf Heyne, München 2003
  • Berlin. Vorwort von Tilman Spengler. Nicolai, Berlin 2004
  • Lesen. Ars vivendi, Cadolzburg 2006
  • Bilder des literarischen Lebens. Photographien aus vier Jahrzehnten. Schirmer, München 2008
  • Auswärtsspiele – Autoren unterwegs. Vorwort von Wilhelm Genazino, Wallstein Verlag, Göttingen 2009
  • Der Mensch möchte Fisch sein und Vogel. Schirmer, München 2011
  • Von Ali bis Zappa. Vorwort von Michael Krüger, Wunderhorn Verlag, Heidelberg 2014 – nominiert für den Deutschen Fotobuchpreis
  • Poesie der Blumen. ars vivendi Verlag, Cadolzburg 2016
  • Lesen & Schreiben. ars vivendi Verlag, Cadolzburg 2017

Gemeinschaftsarbeiten

  • Doris Lessings Katzenbuch – Mit Katzenportäts von Isolde Ohlbaum. Klett-Cotta Verlag, Stuttgart 1999
  • Zu Gast bei Verdi. Text Eva Gesine Baur. Collection Rolf Heyne, München 2000
  • Muss man München nicht liebenMit Photographien von Isolde Ohlbaum. Text Wolfgang Koeppen. Insel Verlag, Frankfurt am Main 2002
  • Die Zeit und die Zeit danach – Eine Spurensuche auf den Friedhöfen Berlins mit Fotos von Isolde Ohlbaum. Text Christa Dericum. Nicolai, Berlin 2003
  • Zu Gast bei Gustav Klimt. Text Joachim Nagel. Collection Rolf Heyne, München 2003
  • Im stillen Haus – Mit Fotografien von Isolde Ohlbaum. Text Norbert Hummelt. edition monacensia, München 2009
  • Gewesen, nicht vergessenDer Alte Nördliche Friedhof in München. Text Axel Winterstein. MünchenVerlag, München 2012
  • Und wie schön ist noch die Welt – Mit Fotografien von Isolde Ohlbaum. Matthias Reiner (Hrsg.). Insel Verlag, Frankfurt am Main 2014, Sonderausgabe 2019
  • Gesichter Afrikas. Text Günter Kunert. Donat Verlag, Bremen 2015
  • Als es noch richtige Winter gab – Mit Fotografien von Isolde Ohlbaum. (Insel-Bücherei; 1413). Text Matthias Reiner (Hrsg.). Insel Verlag, Berlin 2015, ISBN 978-3-458-19413-2
  • Czernowitz & Lemberg. Text Juri Andruchowytsch. Wunderhorn Verlag, Heidelberg 2017

Ausstellungskataloge

Auszeichnungen

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Biographische Daten von Isolde Ohlbaum bei Discogs
  2. ohlbaum.de - Archiv/Suche. Abgerufen am 23. Januar 2020.
  3. Schwabinger Kunstpreis auf München.de (abgerufen am 26. Juli 2011)
  4. Wilhelm Hausenstein Ehrung für Isolde Ohlbaum | BuchMarkt. 21. September 2022, abgerufen am 21. September 2022 (deutsch).