Jörg Philipp Terhechte

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Jörg Philipp Terhechte (* 1975 in Salzkotten) ist ein deutscher Jurist, Hochschullehrer an der Leuphana Universität Lüneburg[1], Professor an der University of Glasgow[2] sowie seit 2016 Vizepräsident der Universität Lüneburg[3].

Leben

Terhechte stammt aus einer westfälischen Künstlerfamilie. Sein Großvater war der Maler Theodor Terhechte[4]. Sein Vater war der Maler[5], Kunsthistoriker und Kunsterzieher[6] Hans Terhechte. Nach dem Abitur am Gymnasium Georgianum in Vreden studierte er von 1995 bis 2000 Rechtswissenschaften und zeitweise Philosophie an der Universität Bielefeld. 2000 legte er das 1. Juristische Staatsexamen am Oberlandesgericht Hamm ab. Von 2003 bis 2005 absolvierte er sein Referendariat u. a. beim Bundeskartellamt in Bonn, der US-Sozietät Coudert Brothers LLP in Brüssel und der U.S. Federal Trade Commission in Washington D.C. 2005 legte er das 2. Juristische Staatsexamen in Düsseldorf ab. 2003 wurde er an der Fakultät für Rechtswissenschaft der Universität Bielefeld zum Dr. jur. promoviert. Der Titel seiner Dissertation lautet „Die ungeschriebenen Tatbestandsmerkmale des europäischen Wettbewerbsrechts“.[7] Von 2000 bis 2004 war er Wissenschaftlicher Mitarbeiter von Armin Hatje am Lehrstuhl für Öffentliches Recht, Europa- und Völkerrecht an der Universität Bielefeld. Von 2004 bis 2006 war er Wissenschaftlicher Assistent an diesem Lehrstuhl. Von 2006 bis 2011 war er Wissenschaftlicher Assistent am Seminar für Öffentliches Recht und Staatslehre der Universität Hamburg, Seminarabteilung Europäisches Gemeinschaftsrecht.

2011 wurde er auf eine Universitätsprofessur für Öffentliches Recht (Staats- und Verwaltungsrecht) sowie Europarecht an die Universität Siegen berufen. Seit Oktober 2012 ist er Inhaber des Lehrstuhls für Öffentliches Recht, Europäisches und Internationales Recht sowie Regulierungs- und Kartellrecht an der Leuphana Universität Lüneburg.[1] 2016 wurde er zum Vizepräsidenten der Universität Lüneburg gewählt.[8] 2018 erfolgte eine Berufung auf eine Professur für Europäisches und Internationales Wirtschaftsrecht an die University of Glasgow. Er hat in der Vergangenheit zahlreiche wissenschaftliche Gutachten erstattet[9] und hat wiederholt Vertretungen vor dem Bundesverfassungsgericht übernommen.

Seine Forschungsschwerpunkte bilden das Öffentliche Recht sowie das Europa- und Völkerrecht. Einen besonderen Schwerpunkt bilden das Recht der EU sowie das europäische und internationale Wirtschaftsrecht, insbesondere das Wettbewerbs- und Regulierungsrecht. Terhechte gilt als ausgesprochen pro-europäisch[10] und als international sehr gut vernetzt.[11][12] Zudem beschäftigt er sich mit Fragen der wissenschaftlichen Weiterbildung/Executive Education und der Internationalisierung von Hochschulen.[13]

Jörg Philipp Terhechte hat drei Kinder und ist mit der Rechtsanwältin und Dozentin Nicole Terhechte-Gerick verheiratet.

Wirken

Terhechte ist seit 2012[14] geschäftsführender Direktor des Competition & Regulation Institute der Leuphana Universität Lüneburg und seit 2013 Leiter der Leuphana Professional School[15]. Mit über 1.150 Studierenden[16] und zahlreichen Studienprogrammen ist die Professional School heute eine der führenden Einrichtungen für wissenschaftliche Weiterbildung/Executive Education in Deutschland. Er ist zudem Gründer und Leiter des Competition & Regulation Master-Studiengangs (LL.M.)[17] an der Professional School der Leuphana. Er hat seit 2014 den Master-Studiengang „International Economic Law“ (LL.M.) im Rahmen eines Dual-Master-Programms mit der School of Law der University of Glasgow aufgebaut[18]. Dieses Programm wurde in den letzten Jahren um weitere Partner ergänzt, etwa um die University of the West Indies (Jamaika, Barbados, Trinidad und Tobago)[19].

2016 wurde er zum Vizepräsidenten der Leuphana Universität Lüneburg gewählt und ist für die Geschäftsbereiche Professional School, Internationalisierung und Fundraising verantwortlich. 2018 wurde er zum geschäftsführenden Direktor des Instituts for European Integration am Europa-Kolleg, Hamburg, gewählt und ist auch Mitglied des Stiftungsvorstandes der Stiftung Europa-Kolleg, Hamburg[20]. Seit 2019 ist er Academic Director und Chairman des Academic Board des European Centre for Advanced Studies (ECAS), einer gemeinsamen akademischen Einrichtung der University of Glasgow und der Leuphana Universität Lüneburg.[21]

Jörg Philipp Terhechte ist seit 2008 Mitherausgeber des European Yearbook of International Economic Law[22] sowie seit 2004 Mitarbeiter der Schriftleitung der führenden europarechtswissenschaftlichen Zeitschrift Europarecht. Er ist seit 2008 Gesamtschriftleiter der zehnbändigen Enzyklopädie des Europarechts.[23] Seit 2018 ist er einer der Herausgeber eines führenden Großkommentars zum Recht der EU (von der Groben/Hatje/Schwarze/Terhechte), der seit 1958 im Nomos Verlag erscheint.[24]

Forschungsaufenthalte/Gastprofessuren/Auszeichnungen

Terhechte wurde für seine Dissertation 2005 mit dem Dissertationspreis der Westfälisch-Lippischen Universitätsgesellschaft ausgezeichnet. 2006 war er als DAAD-Postdoc-Stipendiat Visiting Scholar an der George Washington University Law School sowie bei der U.S. Federal Trade Commission in Washington D.C. 2008 war er als DAAD-Postdoc-Stipendiat Visiting Fellow am Institute for European and Comparative Law der University of Oxford sowie Visiting Professor an der Radboud-Universität Nijmegen. Von 2011 bis 2018 war er Fellow am Europa-Kolleg, Hamburg. Seit 2006 ist er Lehrbeauftragter und Mitglied der Fakultät am Europa-Kolleg, Hamburg. Von 2006 bis 2015 war er Lehrbeauftragter an der Karls-Universität Prag. Außerdem war er wiederholt Lehrbeauftragter an der China-Europe-School of Law in Peking sowie seit 2008 fortlaufend im Studiengang „Deutsches und Internationales Wirtschaftsrecht“ in St. Petersburg. 2016 und 2018 war Terhechte Gastprofessor an der University of the West Indies, Barbados.

Seit 2014 ist er ehrenamtlicher Richter am Verwaltungsgericht Lüneburg (Disziplinarkammer) sowie seit 2006 Mitglied des Justizprüfungsamt beim Hanseatischen Oberlandesgericht in Hamburg.

2015 wurde Jörg Philipp Terhechte vom University Court der University of Glasgow zum Honorary Professor ernannt.

Publikationen (Auswahl)

Autor

  • Europäische Verfassungsstudien. Nomos Verlag, Baden-Baden 2019, ISBN 978-3-8487-3010-0.
  • Staat und Spiel. Verlag Mohr Siebeck, Tübingen 2019, ISBN 978-3-16-154545-0.
  • mit Julian Krüper: Spielen für den guten Zweck. Verlag Mohr Siebeck, Tübingen 2019, ISBN 978-3-16-156818-3.
  • International Cartel and Merger Enforcement Law between Co-operation and Convergence. Springer Verlag, Berlin/ Heidelberg 2011, ISBN 978-3-7694-0988-8.
  • Konstitutionalisierung und Normativität der europäischen Grundrechte. Verlag Mohr Siebeck, Tübingen 2011, ISBN 978-3-16-150509-6.
  • OPEC und europäisches Wettbewerbsrecht – Zugleich ein Beitrag zum Phänomen der Fragmentierung des internationalen Wirtschaftsrechts. Nomos Verlag, Baden-Baden 2008, ISBN 978-3-8329-3022-6.
  • Die ungeschriebenen Tatbestandsmerkmale des europäischen Wettbewerbsrechts. Dissertation. Nomos Verlag, Baden-Baden 2004, ISBN 3-8329-0672-X.

Herausgeber

  • mit Armin Hatje und Peter-Christian Müller-Graff: Europarechtswissenschaft. EuR-Beiheft 2/18, Nomos Verlag, Baden-Baden 2018, ISBN 978-3-8487-5674-2.
  • Internationale Dimensionen des europäischen Verwaltungsrechts. EuR-Beiheft 1/2016, Nomos Verlag, Baden-Baden 2016, ISBN 978-3-8487-3747-5
  • mit Stefan Leible: Europäisches Verfahrensrecht. (= Enzyklopädie des Europarechts, Band 3). Nomos Verlag, Baden-Baden 2014, ISBN 978-3-8329-7233-2.
  • mit Dirk Ehlers, Hans-Michael Wolffgang und Ulrich Jan Schröder: Aktuelle Entwicklungen des Rechtsschutzes und der Streitbeilegung im Außenwirtschaftsrecht. Verlag Recht und Wirtschaft, Frankfurt am Main 2013, ISBN 978-3-8005-1574-5.
  • mit Hans Michael Heinig: Postnationale Demokratie, Postdemokratie, Neoetatismus – Wandel klassischer Demokratievorstellungen in der Rechtswissenschaft. Verlag Mohr Siebeck, Tübingen 2013, ISBN 978-3-16-152609-1.
  • Europarecht (EUV/AEUV)/European Law (TEU/TFEU)/Droit Europeen (TUE/TFUE). Nomos Verlag/Bruylant, Baden-Baden 2012, ISBN 978-3-8329-6415-3.
  • Verwaltungsrecht der Europäischen Union. Nomos Verlag, Baden-Baden 2011, ISBN 978-3-8329-5328-7.
  • mit Jürgen Basedow und Lubos Tichý: Private Enforcement of Competition Law. Nomos Verlag, Baden-Baden 2011, ISBN 978-3-8329-5651-6.
  • mit Armin Hatje: Grundgesetz und europäische Integration – Die EU nach dem Lissabon-Urteil des Bundesverfassungsgerichts. EuR-Beiheft 1/2010, Nomos Verlag, Baden-Baden 2010, ISBN 978-3-8329-5334-8.
  • Handbuch Internationales Kartell- und Fusionskontrollverfahrensrecht/International Cartel and Merger Enforcement Law (English Summaries). Gieseking Verlag, Bielefeld 2008, ISBN 978-3-7694-0988-8.
  • mit Armin Hatje: Unternehmen und Steuern in Europa. EuR-Beiheft 1/2006, Nomos Verlag, Baden-Baden, 2006.
  • Die europäische Verfassung – Verfassungen in Europa. 45. Assistententagung Öffentliches Recht – Bielefeld 2005, Nomos Verlag, Baden-Baden 2005.
  • mit Armin Hatje: Das Binnenmarktziel in der europäischen Verfassung. EuR-Beiheft 3/2004, Nomos-Verlag, Baden-Baden 2004.

Darüber hinaus hat er über 300 Fachartikel, Kommentierungen und Beiträge in Fachzeitschriften, Sammelbänden, Kommentaren und Handbüchern veröffentlicht.

Einzelnachweise

  1. a b Leuphana Universität Lüneburg: Vita Jörg Philipp Terhechte
  2. University of Glasgow: Honorary Professor
  3. Leuphana Universität Lüneburg: Jörg Philipp Terhechte. (Nicht mehr online verfügbar.) In: www.leuphana.de. Archiviert vom Original am 12. Mai 2016; abgerufen am 12. Mai 2016.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.leuphana.de
  4. Theodor Terhechte: Bilder aus der Heimat – Skizzen von der Front, Ausstellung im Rathaus der Stadt Stadtlohn v. 19.10.-6.11.1987.
  5. Hans Terhechte: Fundstücke – Acrylbildder, Aquarelle, Zeichnungen, Ausstellung in den Räumen des Kunstkreises „Berkelkraftwerk“ Vreden v. 28.8.-18.9.1988.
  6. "Jetzt schreite ich aber ein". Abgerufen am 28. Mai 2019.
  7. Terhechte ungeschriebene Tatbestandsmerkmale
  8. Dörte Krahn: FEIERLICHE VERABSCHIEDUNG VON DEKANEN UND VIZEPRÄSIDENT. Abgerufen am 21. Mai 2019.
  9. (zum Beispiel): Schriftliche Stellungnahme für den Innenausschuss des Hessischen Landtags. Abgerufen am 23. Mai 2019.
  10. Leuphana Universität Lüneburg: [1]Das Europäische Narrativ
  11. Leuphana Universität Lüneburg: Forschung & Projekte Jörg Philipp Terhechte (Memento vom 11. März 2014 im Internet Archive)
  12. Leuphana Universität Lüneburg: Projektübersicht CRI Institut@1@2Vorlage:Toter Link/www.leuphana.de (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  13. (zum Beispiel): Lebenslanges Lernen als Aufgabe der Universität. Abgerufen am 23. Mai 2019.
  14. Homepage Jörg Philipp Terhechte. Abgerufen am 22. Mai 2019.
  15. Leuphana Universität Lüneburg: Leitung der Professional School (Memento des Originals vom 12. März 2014 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.leuphana.de
  16. Professional School meldet erneut Studienrekord. (Nicht mehr online verfügbar.) Archiviert vom Original am 22. November 2017; abgerufen am 23. Mai 2019.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.leuphana.de
  17. Leuphana Universität Lüneburg: Competition & Regulation LL.M. - Lehrende
  18. Leuphana Universität Lüneburg: Archivierte Kopie (Memento vom 31. Juli 2015 im Internet Archive)Dualer Master
  19. Leuphana treibt Internationalisierung voran. Abgerufen am 22. Mai 2019.
  20. Europa Kolleg: Jörg Philipp Terhechte. Abgerufen am 22. Mai 2019.
  21. UofG and Leuphana. Abgerufen am 22. Mai 2019.
  22. European Yearbook of International Economic Law: Editors (Memento vom 12. März 2014 im Internet Archive)
  23. Nomos Verlagsgesellschaft: Enzyklopädie Europarecht
  24. Europäisches Unionsrecht. Abgerufen am 22. Mai 2019.