Jüdische Gemeinde Abterode

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Eine Jüdische Gemeinde in Abterode, einem Ortsteil der Gemeinde Meißner im Werra-Meißner-Kreis (Hessen), bestand bereits um 1600. Sie war im 18. Jahrhundert die größte jüdische Landgemeinde in der Landgrafschaft Hessen.

Geschichte

Die Landesherrschaft in Abterode unterstand den Quartfürsten, die Juden auf ihrem Territorium sich ansässig machen ließen, um von ihnen regelmäßige Einnahmen zu erzielen.

Zur jüdischen Gemeinde Abterode gehörten im 19. Jahrhundert auch die Juden in Germerode und Vockerode. Die jüdischen Familien lebten zunächst vor allem vom Viehhandel und dem Handel mit Lebensmitteln, Manufakturwaren und Textilien. In der Mitte des 19. Jahrhunderts gab es auch jüdische Handwerker: Drei Metzger, drei Schuhmacher, zwei Baumwollweber, zwei Färber, fünf Schneider, zwei Buchbinder und ein Schreiner. Die meisten jüdischen Familien hatten auch eine kleine Landwirtschaft.

Die jüdische Gemeinde in Abterode besaß eine jüdische Elementarschule, ein rituelles Bad (Mikwe) sowie einen eigenen Friedhof. Sie gehörte zum Bezirksrabbinat Niederhessen (Kassel) und wurde vom Kreisrabbiner in Eschwege betreut.

Synagoge

Eine erste Synagoge bestand wohl im Hinterweg 7, ein Fachwerkhaus mit quadratischen Grundriss. 1870 wurde eine neue Synagoge (Hinterweg 1) erbaut, ein zweigeschossiger Massivbau aus rotem Sandstein mit einem Walmdach.

Gemeindeentwicklung

Jahr Gemeindemitglieder
um 1630 7 Familien
um 1665 16 Familien
1744 39 Familien, etwa 23 % der Einwohner
1835 234 Personen
1861 158 Personen
1871 139 Personen, 13,4 % der Einwohner
1885 183 Personen, etwa 18 % der Einwohner
1905 167 Personen
1924 102 Personen, 11,2 % der Einwohner
1939 31 Personen
1940 10 Personen

Nationalsozialistische Verfolgung

Beim Novemberpogrom 1938 wurden die jüdischen Einwohner misshandelt und ihre Wohnungen demoliert. Die Juden in Abterode wurden verhaftet und nach Eschwege transportiert.

Das Gedenkbuch des Bundesarchivs verzeichnet 32 in Abterode wohnhaft gewesene jüdische Bürger, die dem Völkermord des nationalsozialistischen Regimes zum Opfer fielen.[1]

Friedhof

Literatur

  • Klaus-Dieter Alicke: Lexikon der jüdischen Gemeinden im deutschen Sprachraum. Band 1: Aach – Groß-Bieberau. Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh 2008, ISBN 978-3-579-08077-2 (Online-Version).

Weblinks

Einzelnachweise