Ungedanken

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
(Weitergeleitet von Jüdische Gemeinde Ungedanken)
Ungedanken
Stadt Fritzlar
Koordinaten: 51° 7′ 22″ N, 9° 13′ 11″ O
Höhe: 193 m ü. NHN
Fläche: 4,39 km²[1]
Einwohner: 867 (31. Dez. 2020)[2]
Bevölkerungsdichte: 197 Einwohner/km²
Eingemeindung: 31. Dezember 1971
Postleitzahl: 34560
Vorwahl: 05622

Ungedanken ist ein südwestlich gelegener Stadtteil von Fritzlar im Schwalm-Eder-Kreis (Hessen). Der Ort hat 867 Einwohner.

Blick auf Dorf und Kirche St. Bonifatius Ungedanken

Geographie und Verkehr

Ungdanken liegt am nordöstlichen Rand des Hessenwalds und am Südufer der Eder. Durch den Ort fließt der Osterbach, der innerhalb des Ortsgebietes, zwischen Pfarr- und Bahnhofstraße, in Rohre gefasst ist. In Höhe der Hauptstraße nimmt der Osterbach den von Rothhelmshausen kommenden Ruppenbach auf. Nördlich unterhalb des Ortes, nach Kreuzung der Bundesstraße 253 Fritzlar–Bad Wildungen, mündet der Osterbach in die Eder.

Die Bundesstraße 253 verläuft entlang des Nordrands von Ungedanken. Hier gibt es einen Haltepunkt unmittelbar nördlich der B 253 an der Bahnstrecke Wabern–Brilon Wald. Die Verbindung endet seit 1995 im Bahnhof Bad Wildungen; die Gegenrichtung ist als RB 38 nach Kassel Hauptbahnhof durchgebunden.

Geschichte

1209 ist der Ortsname als „Ungethangen“ erstmals durch den "Codex Adelhardi" und das Verzeichnis der gesamten Besitzrechte des Fritzlarer St.-Petri-Stifts nachweisbar. Aus diesem Anlass feierte der Ort vom 3. bis 6. September 2009 das 800-jährige Jubiläum seiner Ersterwähnung.

Allerdings war die Gegend, vor allem der zum heutigen Ortsgebiet gehörende Büraberg, bereits lange vor dem 13. Jahrhundert besiedelt. Die ältesten Siedlungsspuren werden in die Altsteinzeit datiert.

Ungedanken gehörte zu Kurmainz und blieb zusammen mit Fritzlar und dem Nachbardorf Rothhelmshausen auch nach der Reformation bei diesem und somit katholisch, während die gesamte zur Landgrafschaft Hessen bzw. zur Grafschaft Waldeck gehörende Umgebung nach der Homberger Synode 1526 protestantisch wurde.

Nach der Auflösung des Kurfürstentums Mainz 1803 wurden Fritzlar, Ungedanken und Rothhelmshausen Bestandteile des neugeschaffenen Titularfürstentums Fritzlar, das an den Landgrafen und Kurfürsten von Hessen-Kassel kam. 1866 fiel der Ort mit Hessen-Kassel an Preußen. Seit der Auflösung Preußens nach dem Zweiten Weltkrieg gehört Ungedanken zum Bundesland Hessen.

Die bis dahin eigenständige Gemeinde Ungedanken wurde am 31. Dezember 1971 in die Stadt Fritzlar eingemeindet.[3]

Der jüdische Friedhof in Ungedanken

Jüdische Gemeinde

Anfang des 17. Jahrhunderts ließen sich die ersten Juden, die vermutlich Flüchtlinge aus Polen waren, in Ungedanken nieder. Von hier aus konnten sie in der unmittelbar benachbarten Grafschaft Waldeck, in der sich Juden von Sonnenuntergang bis Sonnenaufgang nicht aufhalten durften, Handel treiben. Ab 1864 wird von der Existenz einer eigenen Synagoge, deren Baukosten sich auf 6000 Taler beliefen, und einer Elementarschule mit 45 bis 50 Schülern berichtet. Gegen Ende des 19. und zu Anfang des 20. Jahrhunderts schrumpfte die Gemeinde durch Auswanderung und Umzug, vor allem nach Fritzlar, erheblich, so dass 1915 nur noch zwei jüdische Familien im Dorf zu finden waren.[4][1] Bereits 1901 erfolgte die Auflösung der Schule. Das Gebäude der Synagoge wurde im August 1937 an eine nichtjüdische Familie verkauft, die es zu einem Wohnhaus umbaute; das inzwischen durch Umbauten stark veränderte Gebäude ist als Wohnhaus erhalten.[5] Auch der ca. 28 Ar große Friedhof zeugt noch von der Niederlassung jüdischer Familien in Ungedanken.[6]

Weblinks

Commons: Ungedanken – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b „Ungedanken, Schwalm-Eder-Kreis“. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 27. März 2014). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  2. Domstadt Fritzlar – Zahlen Daten Fakten. Abgerufen am 30. November 2021.
  3. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27. 5. 1970 bis 31. 12. 1982. W. Kohlhammer GmbH, Stuttgart und Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 392.
  4. Jüdische Gemeinde Ungedanken
  5. Hauptstraße 17; 51° 7′ 21″ N, 9° 13′ 12″ O.
  6. 51° 7′ 15″ N, 9° 13′ 17″ O