Jüdischer Friedhof (Bielefeld)
Der Jüdische Friedhof ist ein Friedhof in Bielefeld in Nordrhein-Westfalen. Trägerin ist die Jüdische Kultusgemeinde Bielefeld. Er steht als Gesamtanlage unter Denkmalschutz und dient bis heute der jüdischen Gemeinde als Begräbnisplatz.
Lage und Geschichte
Der Friedhof liegt im Stadtbezirk Gadderbaum am Hang des Kahlen Berges in direkter Nachbarschaft zum Johannisfriedhof und Botanischen Garten und ist über deren Zuwegungen zu erreichen.
Der Jüdische Friedhof wurde 1891 als Ersatz für den zu klein gewordenen Begräbnisplatz am Bolbrinkersweg angelegt. Dieser war um 1880 schon stark belegt, was Reformjuden dazu veranlasst hatte, auf kommunalen Friedhöfen Grabstätten zu suchen. Eine Erweiterung am Bolbrinkersweg war aufgrund der bestehenden Bebauung nicht möglich.
In der Zeit des Nationalsozialismus fanden auf dem neuen Friedhof ab 1935 kaum noch Bestattungen statt.
Ein Gedenkstein erinnert an die Gemeindemitglieder, die dem Holocaust zum Opfer fielen:
„IN TREUEM GEDENKEN AN UNSERE 388 GEMEINDE–MITGLIEDER.
IN DEN JAHREN 1933–1945 MUSSTEN SIE IHR LEBEN FÜR UNSER JUDENTUM LASSEN.“
Nennenswert ist die Tätigkeit des Friedhofsgärtners Gustav Vinke, der die Grabstätten trotz Bedrohungen während der nationalsozialistischen Diktatur weiter unentgeltlich pflegte.
Die Friedhofskapelle wurde nach dem Zweiten Weltkrieg zwar noch instand gesetzt, musste allerdings 1973 wegen Vandalismus abgerissen werden. Durch den Bau des Ostwestfalendamms 1970 war der Friedhof um 1.700 m² verkleinert worden.[1]
Der alte, von 1665 bis 1891 genutzte jüdische Friedhof wurde 1953 dem Straßenbau geopfert. Etwa 11 Grabsteine wurden auf den neuen Friedhof überführt.[1][2]
Die Jüdische Gemeinde Bielefeld bietet in Kooperation mit der Friedhofsverwaltung des städtischen Umweltbetriebes Führungen auf dem Friedhof an. Von den männlichen Besucher wird dabei erwartet, dass sie aus Respekt und Ehrerbietung gegenüber den Toten nach jüdischem Brauch eine Kopfbedeckung tragen. Ansonsten ist der Friedhof nicht öffentlich zugänglich.
Einzelnachweise
- ↑ a b Wiese, Heidi: Stätten für die Toten und für die Lebenden. Die Bielefelder Friedhöfe als kultur- und naturgeschichtliche Parkanlagen. In: Beaugrand, Andreas: Stadtbuch Bielefeld 1214 – 2014. Bielefelder Verlag. Bielefeld 2013, S. 417
- ↑ Schmidt, Carl: Gadderbaum – Siedlungskunde einer Gemeinde. Verlag Ernst und Werner Gieseking Bethel. 2. Auflage 1969, S. 45
Literatur
- Karl-Wilhelm Röhs: "Der gute Ort" die jüdischen Friedhöfe in Bielefeld. Garten-, Forst- und Friedhofsamt der Stadt Bielefeld, Bielefeld 1987
- Monika Minninger: Kein Begräbnisplatz wie andere. Bielefelds jüdischer Friedhof von 1891. In: Ravensburger Blätter Heft 2/1998, S. 32–47
- Heidi Wiese: Der Tod als Teil des natürlichen Daseins. Die alten Bielefelder Friedhöfe als Spiegel der Stadtgeschichte und bürgerlichen Ideale von ewiger Ruhe. In: Andreas Beaugrand (Hrg.): Stadtbuch Bielefeld. Tradition und Fortschritt in der ostwestfälischen Metropole. Westfalen Verlag, Bielefeld 1996, S. 146–149
- Monika Minninger: Ortsartikel Bielefeld, in: Historisches Handbuch der jüdischen Gemeinschaften in Westfalen und Lippe. Die Ortschaften und Territorien im heutigen Regierungsbezirk Detmold, hg. von Karl Hengst in Zusammenarbeit mit Ursula Olschewski, Münster 2013, S. 258–275 Online-Fassung der Historischen Kommission für Westfalen.
Weblinks
- Monika Minninger: Kein Begräbnisplatz wie andere. Bielefelds jüdischer Friedhof von 1891. In: Ravensberger Blätter Heft 2/1998, S. 32–47. Stadtarchiv Bielefeld, abgerufen am 21. September 2020.
- Dagmar Giesecke: 12. Juni 1891: Die jüdische Gemeinde erhält die Erlaubnis zur Belegung eines neuen Begräbnisplatzes am Haller Weg. In: Historischer "RückKlick". Stadtarchiv Bielefeld, 2016, abgerufen am 21. September 2020.
- Claudia Pohl: Projekte zur Dokumentation jüdischer Grabinschriften auf dem Gebiet der Bundesrepublik Deutschland – Nordrhein-Westfalen. Abgerufen am 16. August 2021. www.archive.org
- Friedhofsverwaltung Stadt Bielefeld: Chronik des Johannisfriedhofes [und jüdischen Friedhofs ]. 2003, abgerufen am 16. August 2021. www.archive.org
Siehe auch
Koordinaten: 52° 0′ 49,4″ N, 8° 30′ 57,1″ O