Jürg Jenatsch

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Jürg Jenatsch ist der Titel eines 1876 erschienenen historischen Romans von Conrad Ferdinand Meyer über den Bündner Pfarrer und Militärführer Jörg Jenatsch.

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Jürg Jenatsch, Leipzig, 1899, Originalausgabe, Folgeauflage

Handlung

Der Roman spielt in der Zeit des Dreißigjährigen Krieges. Zu Beginn des Krieges streben die Spanier danach, Graubünden unter ihre Gewalt zu bringen, um damit die strategisch wichtigen Bergpässe unter Kontrolle zu bekommen. Den Spaniern tritt der junge reformierte Pfarrer Jürg Jenatsch entgegen. Er ist Anführer der protestantischen Bündner, die angetreten sind, ihre Heimat zu verteidigen. Sein Gegenspieler auf der katholischen Seite ist der Freiherr Pompejus Planta.

Planta inszeniert eine Verschwörung, in deren Folge Jenatschs Frau beim Veltliner Protestantenmord umgebracht wird. Jenatsch und seine Reformierten müssen fliehen, und die Spanier und die Österreicher können das Land besetzen.

Der auf Rache für den Tod seiner Frau sinnende Jenatsch stellt Planta nach und tötet ihn. Auch in allen nachfolgenden Handlungen lässt Jenatsch sich stark durch seinen Hass leiten. Zuletzt muss er einsehen, dass er auf diese Weise seinem Land mehr geschadet als genützt hat, und er wendet sich nunmehr dem französischen Herzog Heinrich von Rohan zu. Rohan wurde von den Franzosen gesandt, um die reformierten Vaterlandsverteidiger zu unterstützen. Jenatsch wird zu einem Oberst in Rohans Heer. Die von ihm angeführten Truppen unterstehen von da an dem Oberbefehl des Franzosen.

Die französischen Truppen beenden den Krieg siegreich. Im Vertrag von Chiavenna verbürgt sich Heinrich von Rohan nunmehr für die Freiheit und Unabhängigkeit Graubündens. Jenatsch begrüßt diese Entwicklung sehr, muss jedoch erkennen, dass der französische Kanzler, Kardinal Richelieu, nicht bereit ist, den Vertrag zu unterschreiben. Jenatsch wandelt sich nunmehr zu einem Menschen, der vor allem auf skrupelloses Taktieren setzt.

Er schließt ein geheimes Bündnis mit den Spaniern. Durch gemeinsame Anstrengungen gelingt es, die Franzosen zu vertreiben. Um einen Unabhängigkeitsvertrag für sein Land zu erlangen, ist er sogar bereit, zum katholischen Glauben überzutreten. Aus der Sicht der Spanier ist er zuletzt jedoch eine Person, die zu mächtig geworden ist. Er wird Opfer eines Mordanschlags, eigenhändig ausgeführt von seiner ehemaligen Geliebten Lucrezia, mit derselben Axt, mit der Jenatsch ihren Vater ermordet hatte.

Abweichungen gegenüber der historischen Überlieferung

In Wirklichkeit hatte Pompejus Plantas Tochter mit der Ermordung Jenatschs nichts zu tun. Auch die jugendliche Liebesbeziehung zwischen Jenatsch und der Frau, die später seine Mörderin sein wird, beruht auf dichterischer Freiheit.

Vertonung

Von 1927 bis 1929 schrieb der Komponist Heinrich Kaminski Jürg Jenatsch. Ein Drama nach der gleichnamigen Erzählung C. F. Meyers. Die Uraufführung am 27. April 1929 an der Semperoper in Dresden geriet wegen unkoordinierter Parallelarbeit von zwei Regisseuren (einer für Sänger, einer für Schauspieler) zum Misserfolg.

Literatur

  • Conrad Ferdinand Meyer: Georg Jenatsch. Eine alte Bündnergeschichte. H. Haessel, Leipzig 1876 (Digitalisat und Volltext im Deutschen Textarchiv).
  • Conrad Ferdinand Meyer: Jürg Jenatsch. Insel Verlag, Frankfurt a. M. 1988, ISBN 3-458-32562-X.
  • Conrad Ferdinand Meyer: Sämtliche Werke. Jürg Jenatsch. Zweite revidierte historisch-kritische Auflage, Benteli-Verlag, 1998, ISBN 3-7165-0110-7.
  • Conrad Ferdinand Meyer: Jürg Jenatsch. In: Das Gesamtwerk – vollständig auf 5 MP3-CDs gelesen von Klauspeter Bungert. CD 4, Bungert, Trier 2008, ISBN 978-3-00-024887-0.

Weblinks