Justizvollzugsanstalt Moabit
JVA Moabit zwischen der Straße Alt-Moabit (links) und der Rathenower Straße | |
Informationen zur Anstalt | |
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Name | Justizvollzugsanstalt Moabit |
Bezugsjahr | 1881 |
Haftplätze | 971 |
Die Justizvollzugsanstalt Moabit (JVA Moabit) im Berliner Ortsteil Moabit des Bezirks Mitte wurde als das Königliche Untersuchungsgefängnis im Stadtteil Moabit in den Jahren 1877–1881 errichtet und steht heute unter Denkmalschutz. Während der Zeit des Nationalsozialismus waren in Moabit viele Regimegegner inhaftiert.
Heute ist sie als Anstalt des geschlossenen Vollzuges in Berlin für männliche Erwachsene ab dem 21. Lebensjahr zum Vollzug der Untersuchungs- und Auslieferungshaft zuständig. Im Besonderen werden hier Personen zum Vollzug von Freiheitsstrafen im Aufnahmeverfahren (ohne Selbststeller) aufgenommen, ebenso Gefangene, die aus besonderen Gründen spezielle Sicherheitserfordernisse aufweisen. Die JVA Moabit verfügt über 971 Haftplätze unterteilt in vier Teilanstalten.
Baugeschichte
Das Königliche Untersuchungsgefängnis im Ortsteil Moabit wurde zusammen mit dem alten Kriminalgerichtsgebäude zwischen 1877 und 1881 von Oberbaudirektor Heinrich Herrmann unter Mitwirkung von August Busse errichtet. Die Belegung fand ab dem 9. September 1881 statt. Zu dem Komplex gehörten anfangs das fünfstrahlige sternförmige panoptische Männergefängnis, das „kleine Männergefängnis“ mit Krankenstation, das sogenannte „Weibergefängnis“, ein Küchentrakt, Verwaltungsgebäude und Beamtenwohnhaus. Das „kleine Männergefängnis“ wurde 1913 aufgestockt, umgebaut und zum zentralen Haftkrankenhaus umgewandelt. Heute wird es nicht mehr als solches genutzt, da in Plötzensee ein zentrales Haftkrankenhaus gebaut wurde. Ab 1884 leitete der Strafvollzugsreformer Carl Krohne die Anstalt.
Im Rahmen der Strafvollzugsreform in den 1930er Jahren entstand hier die erste kriminalbiologische Forschungsstelle im Freistaat Preußen.
Im Zweiten Weltkrieg wurde der repräsentative Kopfbau mit den Gerichtssälen nahezu vollständig zerstört. Von 1955 bis 1962 wurde das Gefängnis II wiederhergestellt. In den darauffolgenden Jahren wurden umfangreiche Umbau- und Modernisierungsmaßnahmen durchgeführt.
Bei dem heute sichtbaren Gebäudeteil handelt es sich um ein bogenförmiges Hintergebäude zum früheren Innenhof. Die drei anderen Flügel des Altbaus, die den Hof umschlossen hatten, wurden durch einen Neubau und Mauern ersetzt. An beiden Enden des Restgebäudes sind noch die Halbzylinder zu erkennen, die die gemeinsamen Treppenräume mit den straßenseitigen Flügeln verbunden hatten. Ursprünglich verlief die Rathenower Straße geradlinig längs des nördlichen Seitenflügels und mündete weiter östlich in die Straße Alt-Moabit ein. Heute ist diese Straße autogerecht über die Fläche des alten Hauptgebäudes mit dreieckigem Schmuckplatz davor geführt und direkt an die Paulstraße angeschlossen worden. Weniger bekannt ist, dass sich hinter dem sichtbaren Bogenflügel noch die historische, sternförmig aus fünf Zellentrakten bestehende Anlage – ähnlich dem damals nahe gelegenen Zellengefängnis Lehrter Straße – befindet.
Bis heute wird die direkte bauliche Verbindung mit dem Kriminalgericht Moabit genutzt, die es ermöglicht, Untersuchungshäftlinge innerhalb des Gebäudekomplexes in den Gerichtssaal zu führen.
Prominente Gefangene
- Andreas Baader
- Milo Barus
- Gustav Böß
- Wolfgang Borchert
- Ernst Busch
- Musa Cälil
- Kurt Demmler
- Georgi Dimitrow
- Ulrich Fischer
- Ronald Fritzsch
- Arno Funke, alias Dagobert
- Erich Gnewuch
- Herschel Grünspan
- Leo Jogiches
- Horst Krüger
- Annedore Leber
- Petrus Legge
- Theodor Legge
- Karl Liebknecht
- Heinrich Lübke
- Horst Mahler
- Ahmed Mansour
- Till Meyer
- Hans-Georg Neumann
- Martin Niemöller
- Wilhelm Pieck
- Josef Pirlet
- Ernst Pistulla
- Karl Plättner
- Ernst Putz
- Ralf Reinders
- Eduard Spranger
- Fritz Streletz
- Fritz Teufel
- Ernst Thälmann
- Inge Viett
- Friedrich Wilhelm Voigt
- Johannes Weinrich
Nach der deutschen Wiedervereinigung (1990) wurde die JVA unter anderem durch die Inhaftierung von Mitgliedern der SED-Führung und der DDR-Führungselite bekannt. Inhaftiert waren dort
- Erich Honecker (der bereits 1935/1936 hier inhaftiert war)[1]
- Egon Krenz
- Erich Mielke
- Alexander Schalck-Golodkowski
- Wolfgang Vogel
Weblinks
- Eintrag in der Berliner Landesdenkmalliste mit weiteren Informationen
- JVA Moabit – offizielle Homepage, berlin.de
Einzelnachweise
- ↑ Geheimnisvolle Orte (Memento vom 25. Februar 2021 im Internet Archive) auf daserste.de 30. August 2016
Koordinaten: 52° 31′ 28,9″ N, 13° 21′ 17,1″ O