Jacob Talmon

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Jacob Leib Talmon (* 14. Juni 1916 in Rypin, Kongresspolen; † 16. Juni 1980 in Jerusalem, Israel) war ein israelischer Historiker und Professor für zeitgenössische Geschichte an der Universität von Jerusalem. Er wurde aufgrund seines scharfen Antimarxismus, der sich durch sein gesamtes Werk zieht, als „Kalter-Kriegs-Liberaler“ eingeordnet.

Leben

Talmon studierte die Entwicklungsgeschichte des Totalitarismus und behauptete, solcherlei Messianismus sei aus der französischen Revolution hervorgegangen. Hierbei betonte er die Ähnlichkeiten zwischen dem Jakobinismus und dem Stalinismus und prägte die Begriffe „Totalitäre Demokratie“ und „Politischer Messianismus“.

Talmon wurde in Polen als Jakov Leib Fleischer in einer orthodoxen jüdischen Familie geboren. Er wanderte 1934 aus, um an der Hebräischen Universität Jerusalem zu studieren. Im Jahre 1939 setzte er seine Studien in Frankreich fort, musste das Land aber 1940 infolge des Frankreichfeldzuges in Richtung London verlassen. 1943 erwarb er den Abschluss Ph. D. an der London School of Economics. 1949 kehrte er nach Israel zurück und begann die Lehrtätigkeit an der Hebräischen Universität.

1957 erhielt er den Israel-Preis. 1968 wurde er zum Mitglied der Israelischen Akademie der Wissenschaften gewählt.[1]

Seine Hauptwerke sind The Origins of Totalitarian Democracy und Political Messianism: The Romantic Phase. Talmon argumentierte, dass Rousseaus Standpunkt am besten als „Totalitäre Demokratie“ verstanden werden könne. Seine Philosophie verstehe sich „nur im Ziel und der Erlangung eines absoluten kollektiven Zwecks“.

Talmons anti-utopischer Liberalismus weist Ähnlichkeiten mit den politischen Gedanken von Karl Popper auf.

Hauptwerke

  • Die Geschichte der totalitären Demokratie. 3 Bände Hrsg. von Uwe Backes. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2013.
  • The Origins of Totalitarian Democracy. 1952 (deutsch: Die Ursprünge der totalitären Demokratie, Köln 1961).
  • The Nature of Jewish History - Its Universal Significance. 1957.
  • Political Messianism - The Romantic Phase. 1960 (deutsch: Politischer Messianismus, Köln 1963).
  • The Unique and The Universal. 1965.
  • Romanticism and Revolt. 1967.
  • Israel among the Nations. 1968.
  • The Age of Violence. 1974.
  • The Myth of Nation and Vision of Revolution, The Origins of Ideological Polarization in the 20th Century. 1981.
  • The Riddle of the Present and the Cunning of History. 2000 (hebrew, p.m.).

Literatur

  • Hans Otto Seitschek: Politischer Messianismus. Totalitarismuskritik und philosophische Geschichtsschreibung im Anschluss an Jacob Leib Talmon. Schöningh, Paderborn/ München 2005, ISBN 3-506-72929-2.
  • Yehoshua Arieli, Nathan Rotenstreich (Hrsg.): Totalitarian democracy and after. International colloquium in memory of Jacob L. Talmon, Jerusalem, 21-24 June 1982. London : Routledge, 2013

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Deceased Members: Jacob Leib Talmon. Israelische Akademie der Wissenschaften, abgerufen am 23. Dezember 2020.