Jaebeol

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Koreanische Schreibweise
Koreanisches Alphabet: 재벌
Hanja: 財閥
Revidierte Romanisierung:
Jaebeol
McCune-Reischauer:
Chaebŏl

Jaebeol (deutsch ‚reiche Sippe‘; von koreanisch jae ‚Reichtum‘, ‚Besitz‘ und beol ‚Klan‘, ‚Sippe‘)[1], in zahlreichen Medien zumeist auch Chaebol, ist der koreanische Begriff für ein großes Familienunternehmen, das meist aus verschiedenen Sparten besteht, also ein Mischkonzern (Konglomerat) ist.

Das System der Jaebol – Kernstruktur der südkoreanischen Wirtschaft

Aus sozialwissenschaftlicher Perspektive handelt es sich bei den Jaebol um Gruppen von Familienunternehmen, deren Kapitalanteile innerhalb der Jaebols konzentriert sind und nur selten oder nur partiell auf Aktienmärkten gehandelt werden. Da das südkoreanische Recht die Bildung von Holding-Gesellschaften verbietet,[2] werden die Einzelunternehmen durch enge familiäre Bindungen zusammengehalten.[3]

Die Netzwerkbeziehungen innerhalb der Gründerfamilie ermöglichten die Bildung weitgehend unbürokratischer und autokratisch geführter Entscheidungssysteme, die eine „faktische Konzernbildung“ als Kernstruktur der südkoreanischen Wirtschaft etablierten. Mit diesem System wurden über Jahrzehnte hinweg sehr gute wirtschaftliche Ergebnisse erzielt.[4]

Historische Bedeutung

Die größten Jaebeols entstanden bereits zwischen dem Zweiten Weltkrieg und dem Koreakrieg, doch erst mit der „Gründerzeit“ der 1960er und 1970er Jahre stiegen sie zur bestimmenden Kraft der Wirtschaft Südkoreas empor. In dieser Zeit setzte sich das für Südkorea typische Modell familienkontrollierter Unternehmensgruppen durch, die sich durch hohe Entscheidungsgeschwindigkeit und Änderungsfähigkeit gegenüber anderen bürokratischen Großkonzernen auszeichnen. Ihre traditionell guten Beziehungen zu Staats- und Bankenwesen sowie die hohe Funktionalität ihrer Unternehmensstrukturen eröffneten den Jaebols Wettbewerbsvorteile, auf dem Weg in das Zentrum der Weltwirtschaft – ein Weg, der durch die geringen Kapazitäten ihres Binnenmarktes vorgezeichnet war.[5]

Obwohl die südkoreanische Regierung seit der Asienkrise 1997 versucht, den Einfluss der Jaebeols zurückzudrängen, bleiben sie weiterhin bestimmende Faktoren der südkoreanischen Wirtschaft. Damit entsprechen sie auch der Bedeutung der ehemaligen Zaibatsu (Keiretsu) in der japanischen Wirtschaft.

Wichtige Jaebeols

Literatur

  • Markus Pohlmann: Südkoreas Unternehmen. In: Thomas Kern, Patrick Köllner (Hrsg.): Südkorea und Nordkorea. Einführung in Geschichte, Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. Campus, Frankfurt/New York 2005, ISBN 978-3-593-37739-1 (uni-heidelberg.de).

Einzelnachweise

  1. chaebol. Merriam-Webster. Abgerufen am 30. August 2011.
  2. Im Oktober 2000 wurde diese Regelung für den Bereich der Finanzindustrie gelockert, allerdings mit starken Auflagen versehen (siehe Financial Holding Company Act@1@2Vorlage:Toter Link/www.glin.gov (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. ).
  3. Vgl. Markus Pohlmann: Südkoreas Unternehmen. In: Thomas Kern, Patrick Köllner (Hrsg.): Südkorea und Nordkorea. Einführung in Geschichte, Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. Campus, Frankfurt/New York 2005, ISBN 978-3-593-37739-1, S. 128 f. (uni-heidelberg.de).
  4. Vgl. Markus Pohlmann: Südkoreas Unternehmen. In: Thomas Kern, Patrick Köllner (Hrsg.): Südkorea und Nordkorea. Einführung in Geschichte, Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. Campus, Frankfurt/New York 2005, ISBN 978-3-593-37739-1, S. 130–133 (uni-heidelberg.de).
  5. Vgl. Markus Pohlmann: Südkoreas Unternehmen. In: Thomas Kern, Patrick Köllner (Hrsg.): Südkorea und Nordkorea. Einführung in Geschichte, Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. Campus, Frankfurt/New York 2005, ISBN 978-3-593-37739-1, S. 122–125 (uni-heidelberg.de).
  6. Chunhyo Kim: Samsung, Media Empire and Family: A Power Web. Routledge, 2016, ISBN 978-1-317-36293-7, S. 37 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).

Weblinks