… Jahr 2022 … die überleben wollen
Film | |
Deutscher Titel | … Jahr 2022 … die überleben wollen |
Originaltitel | Soylent Green |
Produktionsland | Vereinigte Staaten |
---|---|
Originalsprache | Englisch |
Erscheinungsjahr | 1973 |
Länge | 97 Minuten |
Altersfreigabe | FSK 16 |
Stab | |
Regie | Richard Fleischer |
Drehbuch | Stanley R. Greenberg |
Produktion | Walter Seltzer, Russell Thacher |
Musik | Fred Myrow |
Kamera | Richard H. Kline |
Schnitt | Samuel E. Beetley |
Besetzung | |
| |
→ Synchronisation |
… Jahr 2022 … die überleben wollen (Originaltitel: Soylent Green) ist ein US-amerikanischer Science-Fiction-Film aus dem Jahr 1973 unter der Regie von Richard Fleischer. Charlton Heston spielt einen Polizisten in New York im Jahr 2022, der einem ungeheuerlichen Geheimnis auf die Spur kommt. Für Edward G. Robinson (1893–1973), der die Rolle des Solomon „Sol“ Roth übernahm, war es die letzte Filmrolle.
Mögliche Folgen exzessiver Nutzung endlicher Ressourcen, Umweltverschmutzung und Überbevölkerung werden in einem Zukunftsszenario thematisiert. Der Film erschien ein Jahr nach dem Bericht Die Grenzen des Wachstums des Club of Rome und gehört somit zu den ersten Ökodystopien. Die Vorlage lieferte das Buch New York 1999 von Harry Harrison.
Handlung
Es ist das Jahr 2022. In New York City leben 40 Millionen Menschen. Es mangelt an Wasser, Nahrung und Wohnraum. Lediglich einige Politiker und reiche Bürger können sich sauberes Wasser und natürliche Lebensmittel zu horrenden Preisen leisten. Zu den Wohnungen der Wohlhabenden gehören in der Regel Konkubinen (im Film „Inventar“ genannt), die dem Mieter als Sklavinnen dienen. Inmitten dieses Chaos führen der Polizist Robert Thorn und sein älterer Mitbewohner Sol Roth ein trostloses Dasein. Roth kennt noch die Welt mit Tieren und richtiger Nahrung: Gemüse und Fleisch statt „Soylent Rot“ und „Soylent Gelb“. Roth recherchiert für Thorn als sogenanntes „Polizeibuch“. Auflockerung findet ihr tristes Leben allein durch die Dinge, die Thorn immer wieder aus den Wohnungen reicher Leute mitgehen lässt.
Thorn wird angewiesen, den Mord an dem wohlhabenden und einflussreichen William R. Simonson zu untersuchen. Er entdeckt schnell, dass dieser Opfer eines gezielten Mordanschlags wurde. Währenddessen bringt Sol in Erfahrung, dass Simonson für die Firma Soylent arbeitete.
Dieses Unternehmen – der Name ist eine Kombination aus Soy (Soja) und Lent(il) (Linse) – kontrolliert die Lebensmittelversorgung der halben Welt und vertreibt die künstlich hergestellten Nahrungsmittel „Soylent Rot“ und „Soylent Gelb“. Das neueste Produkt ist das weitaus schmack- und nahrhaftere „Soylent Grün“, ein Konzentrat in Form grüner Täfelchen, das angeblich aus Plankton hergestellt wird und reißenden Absatz findet. Infolge von Lieferengpässen am „Soylent-Grün-Tag“ Dienstag kommt es regelmäßig zu Ausschreitungen der hungrigen Massen. Dem begegnet die Polizei mit schweren Schaufelladern und Containern; die Demonstranten werden brutal von der Straße entfernt.
Mit Hilfe der Konkubine Shirl, mit der Thorn eine Affäre beginnt, führen die Ermittlungen vom toten Simonson zu einem Priester. Der Ermordete hatte ihm kurz zuvor noch gebeichtet und ihn so in ein Geheimnis eingeweiht. Auf Nachfrage kann der Priester aber nur Andeutungen über eine „grausame Wahrheit“ von sich geben. Kurz darauf wird auch der Priester ermordet. Auf Befehl des Gouverneurs wird Thorn informell angewiesen, die Ermittlungen einzustellen. Doch Thorn weigert sich, die daraus folgende Verantwortung zu übernehmen, und setzt die Nachforschungen fort. An einem „Soylent-Grün-Tag“ wird auf ihn ein Anschlag verübt, der Attentäter verfehlt ihn jedoch und kommt selbst um.
Sol bringt die zwei Bände ozeanographische Berichte, die Thorn aus Simonsons Wohnung nach dessen Tod mitgenommen hatte, zum Informationszentrum (the Exchange), damit sie untersucht werden. Dort bekommt er von den anwesenden hier arbeitenden „Polizeibüchern“ die Bestätigung der (weiterhin unausgesprochenen) von ihm entdeckten, fürchterlichen Wahrheit, für die aber noch der letzte Beweis fehlt. Sol will nach seiner Entdeckung nicht mehr weiterleben, schreibt Thorn eine Nachricht und geht in die öffentliche Tötungsanstalt, um sich „einschläfern“ zu lassen.
Thorn findet die Nachricht und eilt in die Tötungsanstalt, wo er kurz mit dem sterbenden Sol sprechen kann. Sol kann ihm alles erzählen und bittet ihn, die Beweise ans Licht zu bringen. Nach Sols Tod folgt Thorn dem Abtransport der Leichensäcke bis zur Müllverwertungsanlage. Er beobachtet, wie die Leichen entsorgt und zu „Soylent Grün“ verarbeitet werden. Der von Gewissensbissen geplagte Simonson wurde also von der Firma ermordet, um ihn zum Schweigen zu bringen. Thorn wird in der Müllverwertungsanlage bemerkt und im weiteren Verlauf der Flucht angeschossen. Als er schließlich von Notärzten versorgt wird, nimmt er seinem Chief Hatcher das Versprechen ab, die Wahrheit zu verbreiten und ein Verfahren gegen die Firma einzuleiten. Auf dem Weg ins Krankenhaus schreit Thorn den Leuten um ihn herum die grausame Wahrheit zu: „Soylent Grün ist Menschenfleisch!“ („Soylent Green is people!“).
Synchronisation
Die deutsche Synchronisation von „… Jahr 2022 … die überleben wollen“:[1]
Rolle | Darsteller | Synchronstimme |
---|---|---|
Detective Robert Thorn | Charlton Heston | Heinz Petruo |
Sol Roth | Edward G. Robinson | Konrad Wagner |
Shirl | Leigh Taylor-Young | Eva-Maria Werth |
Tab Fielding | Chuck Connors | Jochen Schröder |
William R. Simonson | Joseph Cotten | Eric Vaessen |
Chief Hatcher | Brock Peters | Joachim Nottke |
Martha Phillips | Paula Kelly | |
Gilbert | Stephen Young | |
Mr. Kulozik | Mike Henry | Claus Jurichs |
Pater Paul | Lincoln Kilpatrick | Edgar Ott |
Mr. Donovan | Roy Jenson | Wolfgang Völz |
Charles | Leonard Stone | Klaus Miedel |
Gouverneur Santini | Whit Bissell | Dietrich Frauboes |
Türhüter 1 | Dick Van Patten | Gerd Duwner |
Kritiken
„Science-Fiction-Film, der seine Geschichte in der Art eines spannenden Kriminalfalles erzählt. Einer der frühesten ökologischen Thriller.“
„Wer möchte, der kann in diesem Film einen spannenden Krimi sehen. Mittels brutal-nachhallender Szenen verdeutlicht der Regisseur jedoch eine weitaus tiefere Wahrheit […] Soylent-Green muss also als eine Metapher gefasst werden. Es ist das radikale Bild des sich selbst verzehrenden Wahnsinns kapitalistischer Produktionsweise. Die notwendigen Folgen der Verdinglichung von ‚Menschenmaterial‘ bis hin zur Selbst-Vernichtung werden dem Zuschauer eindrücklich vor Augen geführt.“
Literarische Vorlage
Im Roman New York 1999 von Harry Harrison, erschienen 1966, wird ein dubioser Superreicher eher zufällig bei einem Einbruch ermordet. Ein Polizist lernt daraufhin im Zuge seiner Ermittlungen die Welt der Superreichen kennen. Diese leisten sich nicht nur Konkubinen, sondern auch echtes Fleisch. Das Komplott zur massenhaften Verarbeitung von Menschen zu Nahrungsmitteln zur Versorgung der gesamten Bevölkerung existiert im Buch nicht. Es enthält aber vergleichbare Schilderungen zu den katastrophalen und höchst ungerechten Lebensverhältnissen. Der Roman endet mit einem resignierenden Polizisten.
Der Romanautor war mit dem Film nicht zufrieden. Er meinte, die Einführung des allgemeinen Kannibalismus in die Geschichte würde diese boulevardisieren und das Niveau senken. Sein Hauptziel sei dagegen gewesen, zu zeigen, wie pervers die Welt der Superreichen in der Zukunft sein würde.
Rezeption
Es gibt in zahlreichen Filmen, Computerspielen und in der Popmusik Anspielungen auf den Film und seine Vorstellung eines industriell gefertigten Nahrungsmittels aus Menschenfleisch.
- Soilent Grün nannte sich eine 1980 gegründete Berliner Punk-Band. Sie gilt als Vorgängerband der Ärzte. Der Track Soylent Green des Musikprojekts Wumpscut wurde 1993 zu einem Hit der Schwarzen Szene. Er enthält einige Samples aus der deutschen Synchronfassung („Soylent grün ist Menschenfleisch!“). Die Sludge-Band Soilent Green spielt ebenfalls auf den Film an (auch wenn sie den Titel eher mit Marihuanakonsum assoziieren). Das Lied Bondage People auf dem Album Bodega Bohemia der Band Camouflage erzählt die Geschichte des Films. Das erste Album der Metal-Band Pandea von Mario Le Mole und anderen setzt sich mit dem Film auseinander.[4]
- Auch mehrere Folgen der Fernsehserien Futurama („Soylent-Cola“ und „Soylent Green“ als Hauptzutat im „Kochduell“) und Die Simpsons enthalten parodistische Anspielungen auf Soylent Green. In der Fernsehserie Millennium wird für Frank Blacks PC das Passwort „Soylent Green is people“ verwendet. Auch in der Fernsehserie Auf schlimmer und ewig (Originaltitel Unhappily Ever After) wird der Satz „Soylent Green ist Menschenfleisch!“ vom Sohn Ross benutzt.
- Im Computerspiel Command & Conquer: Alarmstufe Rot 2 – Yuris Rache kann man die Zivilisten in der zweiten Mission der Alliierten-Kampagne „Soylent Green für Yuri“ sagen hören. Yuri benutzt in dieser Mission die Zivilisten, um Ressourcen aus ihnen zu gewinnen.
- Im Film Cloud Atlas und dessen Romanvorlage kulminiert eine der sechs Episoden in dem Ausruf „Soylent Green ist Menschenfleisch“.
- Das American Film Institute wählte das Filmzitat „Soylent Green ist Menschenfleisch“ („Soylent Green is people!“) auf Platz 77 der besten Filmzitate des amerikanischen Films.
- In dem Playstation-1-Spiel Xenogears von 1998 gibt es eine etwa 3-minütige Sequenz auf einer Raumstation namens „Soylent System“. Dort bekommt der Hauptcharakter in einer Fabrikationsanlage zu sehen, wie „Soylent Green“ aus Menschenfleisch hergestellt wird. (Das Spiel ist ausschließlich in den USA und Japan erschienen)
Erstaufführungen
- USA 19. April 1973
- Österreich im Mai 1974
- Deutschland 23. Mai 1974
Auszeichnungen
- 1973: Nebula Award für die beste dramatische Präsentation
- 1974: Grand Prix des Festival International du Film Fantastique d’Avoriaz
- 1974: Nominiert für den Hugo Award in der Kategorie Best Dramatic Presentation
- 1975: Saturn Award in der Kategorie Bester Science-Fiction-Film
Trivia
- Bedingt durch eine Krebserkrankung war Edward G. Robinson bei den Dreharbeiten schon fast taub. Dies wurde sein letzter Film. Er starb am 26. Januar 1973, zwei Wochen nach dem Ende der Dreharbeiten.
- Im Film werden bereits Probleme wie die Überfischung der Weltmeere und die globale Erwärmung durch die Nutzung fossiler Brennstoffe thematisiert.
- Unter der Bezeichnung „Soylent Green“ werden von der Parallax Corporation Cracker vertrieben, die in Form und Farbe dem im Film dargestellten Nahrungsmittel ähneln.[5]
- Der amerikanische Softwaredesigner Rob Rhinehart brachte Anfang 2014 ein Nahrungspulver namens „Soylent“ auf den Markt.[6]
- Die Firma Soylent vertreibt einen grünen Drink.[7]
- Farin Urlaub, Sänger und Gitarrist der Band Die Ärzte spielte zunächst in der Band Soilent Grün (Verballhornung von „Soylent Green“).
Literatur
- Maren Jacobson: Soylent Green. In: Filmstellen VSETH & VSU (Hrsg.): Science Fiction. – Andrzej Wajda. Dokumentation. Verband Studierender an der Universität VSU, Zürich 1990, S. 142–146 (mit Filmografie).
- Moritz Emmelmann: Religion in Soylent Green. In: Sonja Georgi, Kathleen Loock (Hrsg.): Of Body Snatchers and Cyberpunks. Universitätsverlag Göttingen, 2011, ISBN 978-3-941875-91-3.
- Jörn Piontek: „There was a world once, you punk“: Visual Subversion in Fleischer’s Soylent Green. In: Sonja Georgi, Kathleen Loock (Hrsg.): Of Body Snatchers and Cyberpunks. Universitätsverlag Göttingen, 2011, ISBN 978-3-941875-91-3.
Weblinks
- fehlende IMDb-Kennung (Fehler 1: IMDb-Kennung weder in der Vorlage noch in Wikidata vorhanden)
- (Fehler, keine Kennung für Rotten Tomatoes in Wikidata hinterlegt.)
- … Jahr 2022 … die überleben wollen in der Online-Filmdatenbank
Einzelnachweise
- ↑ … Jahr 2022 … die überleben wollen. In: synchronkartei.de. Deutsche Synchronkartei, abgerufen am 11. April 2019.
- ↑ … Jahr 2022 … die überleben wollen. In: Lexikon des internationalen Films. Filmdienst, abgerufen am 2. März 2017.
- ↑ Lexikon der britischen und amerikanischen Spielfilme in den Fernsehprogrammen der Bundesrepublik Deutschland 1954–1985. Band 2. Spiess, Berlin, S. 642.
- ↑ Rocktimes.de: Rocktimes – CD-Review / Pandea – Soylent Green, Zugriff am 27. November 2011.
- ↑ Soylent Green bei buysoylentgreen.com. Abgerufen am 23. Juni 2013.
- ↑ Leander Steinkopf: Was die Vernunft so alles runterwürgt. In: FAZ, 14. Januar 2014. Abgerufen am 13. April 2014.
- ↑ Soylent Drink Mint Chocolate. Abgerufen am 14. Dezember 2020 (englisch).