Bernhard Eisenstuck

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Bernhard Eisenstuck

Jacob Bernhard Eisenstuck (* 20. September 1805 in Annaberg; † 5. April 1871 in Dresden) war ein deutscher liberaler Politiker und Fabrikant. Er war Mitglied des Vorparlaments in Frankfurt und Zweiter Vizepräsident der Frankfurter Nationalversammlung.

Leben

Eisenstuck entstammte der bekannten Annaberger Unternehmerfamilie (Firma Eisenstuck & Co.) und wurde als ältester Sohn von Friedrich David Eisenstuck geboren. Sein Onkel war Christian Gottlieb Eisenstuck, sein Großvater der Annaberger Bürgermeister Christian Jacob Eisenstuck. Er absolvierte zunächst ab 1820 eine Lehre in der Kattundruckerei „Benjamin Pflugbeil & Co.“ in Chemnitz und wurde später Teilhaber dieses Unternehmens, das Peter Otto Clauß gehörte. 1829 gründete er den Handwerksverein in Chemnitz 1834 wurde er Stadtverordneter in Chemnitz und Vorstand des Stadtverordnetenkollegiums. Von 1835 bis 1849 war er Vorsitzender des Komitees für den Bau einer erzgebirgischen Eisenbahn Chemnitz-Riesa. 1843 wurde er Vorsitzender des in Leipzig begründeten Deutschen Industrievereins. 1848 trat er dem Vaterlandsverein bei. Vom 31. März bis zum 3. April 1848 gehörte er dem Vorparlament in Frankfurt an. Vom 19. Mai des Jahres bis zum 30. Mai 1849 war er Abgeordneter zur Frankfurter Nationalversammlung für Chemnitz (Fraktion „Deutscher Hof“, dann „Nürnberger Hof“ und „Donnersberg“). Die Rede, die Eisenstuck am 8. Februar 1849 in der Debatte der Grundrechte in der Nationalversammlung hielt, kann wohl als fundiertester Beitrag zur Arbeiterfrage im Paulskirchenparlament gelten. Unter anderem plädierte Eisenstuck für ein staatliches, öffentlich verwaltetes Sozialsystem, dessen Mittel durch eine Besteuerung des Kapitals aufgebracht werden sollten.

Ab dem 24. Mai 1848 war er Mitglied, ab dem 16. Oktober Vorstand des Volkswirtschaftlichen Ausschusses. Zweiter Vizepräsident der Nationalversammlung wurde er im April 1849. Am 5. Mai 1849 wurde er Reichskommissar in der Rheinpfalz und behielt dieses Amt, bis er am 11. Mai 1849 wegen Überschreitung seines Mandats zurückgerufen wurde.

1849 emigrierte er in die Schweiz und nach Belgien und wurde Teilhaber einer Flachsspinnerei in Florial a. d. Dijle. Zehn Jahre später kehrte er in seine Heimat zurück und wurde Direktor der „Aktienspinnerei Wiesenbad“ im Erzgebirge. Von November 1866 bis Anfang 1867 war er Abgeordneter in der II. Kammer des Sächsischen Landtags und vertrat dort die Deutsche Fortschrittspartei. Von 1867 bis 1871 war er Mitglied der Handelskammer Chemnitz, ab 1868 Ausschussmitglied des Deutschen Handelstages.

Am 5. April 1871 erlag er bei seinem Sohn in Dresden einem Gehirnschlag und wurde später in seiner Heimatstadt Annaberg im Erzgebirge beigesetzt.

Literatur

  • Heinrich Theodor FlatheEisenstuck, Bernhard. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 5, Duncker & Humblot, Leipzig 1877, S. 775.
  • Gerhard Schmidt: Eisenstuck, Jakob Bernhard. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 4, Duncker & Humblot, Berlin 1959, ISBN 3-428-00185-0, S. 421 (Digitalisat).
  • Rechenschaftsbericht des Abgeordneten Bernhard Eisenstuck über seine Wirksamkeit in der deutschen Nationalversammlung. Chemnitz 1849.
  • Gedichte Reden Aufsätze: Zum Andenken an J. B. Eisenstuck. Privatdruck 1875.
  • Helmut Schneider: Das Leben und Wirken Jakob Bernhard Eisenstucks. Ein Beitrag zur sächsischen Geschichte. Phil. Diss. Leipzig 1921.
  • Michael Rudloff: Das sächsische Fabrikbürgertum und die Revolution 1848/49. In: Ulrich Heß, Petra Listewnik und Michael Schäfer (Hg.): Wirtschaft und Staat in der Industrialisierung Sachsens 1750–1930. Leipzig 2003, S. 105–138.
  • Willy Roch: Die Familie Eisenstuck und ihre Bedeutung für Annaberg. Annaberg 1996.

Weblinks