Jan Campert

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Jan Campert

Jan Remco Theodoor Campert (* 15. August 1902 in Spijkenisse; † 12. Januar 1943 im KZ Neuengamme) war ein niederländischer Journalist, Dichter und Judenhelfer. Er war der Vater des Dichters Remco Campert.

„Die achtzehn Toten“

Monument Die achtzehn Toten in Spijkenisse

Campert ist insbesondere bekannt für sein Gedicht De achttien dooden (dt. Die achtzehn Toten), welches den niederländischen Widerstand während der deutschen Besatzung zum Gegenstand hat. Das Gedicht ist aus der Sicht eines Widerstandskämpfers verfasst, der mit siebzehn Mitstreitern am Abend vor der Hinrichtung seine Gedanken aufzeichnet: Sein Tun bedauert er nicht, da er es für seine vaterländische Pflicht erachtet, Widerstand geleistet zu haben. Den Leser bittet er, seiner und seiner Kameraden zu gedenken. Gott bittet er um Kraft, am nächsten Tage als Mann zu sterben.

Veröffentlicht wurde das Gedicht im Winter 1943 in der illegalen Zeitschrift Vrij Nederland, als bekannt wurde, dass Campert im KZ Neuengamme ums Leben gekommen war. Fast gleichzeitig erschien es in einer Auflage von 15.000 Stück als illegales Flugblatt.[1] Nach Kriegsende wurden weitere 63.109 Exemplare verkauft.[2]

Mythos Campert

Durch das Gedicht entstand der Eindruck, als sei Campert selbst einer der achtzehn Toten gewesen. Dieses Missverständnis hat seinen Ursprung in einem ebenfalls illegal veröffentlichten Liederbuch, dem Geuzenliedboek, dessen anonyme Herausgeber erklärten, der Dichter habe den Text kurz vor seiner Hinrichtung verfasst.[2] Ein viel benutztes Schulbuch aus den 1950er Jahren sprach von den letzten Worten des Dichters, dessen man mit Ehrfurcht gedenken solle.[3] Der Name Jan Campert wurde zum Symbol des Widerstandes. 1947 wurde die Jan-Campert-Stiftung gegründet. Wenige wussten, dass das Gedicht bereits im April 1941 entstanden war.

Im Jahr 2004 erschien die Campert-Biographie von Hans Renders, die ein anderes Licht auf ihn wirft. Campert war ein Journalist mit ewigen Geldsorgen wegen seiner Vorliebe für Frauen und Alkohol, der sich auch schriftstellerisch betätigte und ab und an Gedichte verfasste, mit welchen er wenig Erfolg hatte. Während des Krieges hatte er eine Verdienstmöglichkeit darin gesehen, Juden gegen Bezahlung über die belgische Grenze zu bringen. Allerdings hat keiner dieser Juden überlebt, sie wurden umgehend in Belgien verhaftet und deportiert.[4] Camperts Hauptmotiv war auch nicht Menschenliebe oder patriotischer Widerstand gegen die Besatzer, sondern der finanzielle Gewinn.[5] Am 21. Juli 1942 wurde er verhaftet, in ein Durchgangslager geschafft und schließlich am 2. Dezember 1942 nach Neuengamme verbracht. Dort starb er am 12. Januar 1943, die offizielle Todesursache lautete: Lungenentzündung. Schon 1992 hatte ein ehemaliger Häftling erklärt, Campert sei nicht an einer Lungenentzündung gestorben, sondern von Mitgefangenen getötet worden.[6]

Nach Veröffentlichung der Biographie durch Renders fand nun auch der Mitgefangene Gehör, der zu den Organisatoren des Streiks vom 25. und 26. Februar 1941 gehört hatte. Drei dieser Organisatoren waren unter den achtzehn Toten des Gedichts. Besagter Mithäftling war Teil einer kommunistischen Häftlingsgruppe, die einen geheimen Lagerrat gebildet hatten, der Regeln aufstellte, wie man sich im Lager zu verhalten habe und wie man durch Sabotage die Zwangsarbeit umgehen könne. Campert habe sich von Anfang an geweigert, an den Beratungen teilzunehmen. Vielmehr soll er die Namen einiger Mitglieder verraten haben, weil er sich davon Vorteile für sich selbst erhoffte. Daraufhin habe man beschlossen, Campert zu beseitigen.[6] Bei einer erneuten Untersuchung stellte sich heraus, dass schon 1947 Zweifel an der Rolle Camperts bestanden hatten und A. van der Leeuw, ein Mitglied der Entnazifizierungskommission, Bedenken geäußert hatte, einer Stiftung den Namen Camperts zu verleihen. Als im Jahre 1950 erneut Gerüchte aufkamen, wurde ein Stillschweigen vereinbart, um einen Skandal zu vermeiden.[7] Die einschlägigen Akten, die in den Inhaltsverzeichnissen aufgeführt werden, fehlen und wurden wahrscheinlich schon damals vernichtet.[8][6]

Einzelnachweise

  1. Hans Renders, S. 405–408.
  2. a b Henk van Gelder in NRC Handelsblad vom 5. Mai 1995
  3. W.L.M.E. van Leeuwen: Beknopt overzicht van de Nederlandse letterkunde. Groningen, 14. Aufl. 1958, S. 136f.
  4. Hans Renders, S. 330.
  5. Hans Renders, S. 328.
  6. a b c Godert van Colmjon in NRC Handelsblad vom 19. Februar 2005.
  7. Hans Renders, S. 310f.
  8. Hans Renders, S. 366.

Literatur

  • Hans Renders: Wie weet slaag ik in de dood. Biografie van Jan Campert. Amsterdam 2004.

Weblinks

Commons: Jan Campert – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien