Jeże (Pisz)

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Jeże
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Basisdaten
Staat: Polen
Woiwodschaft: Ermland-Masuren
Powiat: Pisz
Gmina: Pisz
Geographische Lage: 53° 29′ N, 21° 52′ OKoordinaten: 53° 29′ 22″ N, 21° 52′ 29″ O
Einwohner: 328 (2011)
Postleitzahl: 12-200[1]
Telefonvorwahl: (+48) 87
Kfz-Kennzeichen: NPI
Wirtschaft und Verkehr
Straße: DK 63: (Russland–) PerłyWęgorzewoGiżyckoPiszNiedźwiedzieWincentaKolnoŁomżaSiedlceSławatycze (–Belarus)
Wądołek → Jeże
Brzozowo → Jeże
Eisenbahn: Johannisburg–Kolno, 1945 eingestellt
Nächster int. Flughafen: Danzig



Jeże [ˈjɛʐɛ] (deutsch Gehsen) ist ein Dorf in der polnischen Woiwodschaft Ermland-Masuren, das zur Gmina Pisz (Stadt- und Landgemeinde Johannisburg) im Powiat Piski (Kreis Johannisburg) gehört.

Geographische Lage

Jeże liegt am Ostufer des Flüsschens Pissek (1936–1945 Galinde, polnisch Pisa) im östlichen Süden der Woiwodschaft Ermland-Masuren, 17 Kilometer südöstlich der Kreisstadt Pisz (deutsch Johannisburg).

Geschichte

Im Jahre 1445 wurde das nach 1540 Jeschen, nach 1550 Jeschenn und um 1579 Jeschouen genannte Dorf[2] vom Deutschen Ritterorden als Dienstgut mit 30 Hufen nach Magdeburger Recht gegründet.[3]

Am 8. April 1874 wurde der Ort Amtsdorf und damit namensgebend für einen Amtsbezirk,[4] der bis 1945 bestand.

582 Einwohner waren im Jahre 1910 in Gehsen registriert.[5] Ihre Zahl stieg bis 1933 auf 661 und belief sich 1939 auf 621.[6]

Aufgrund der Bestimmungen des Versailler Vertrags stimmte die Bevölkerung im Abstimmungsgebiet Allenstein, zu dem Gehsen gehörte, am 11. Juli 1920 über die weitere staatliche Zugehörigkeit zu Ostpreußen (und damit zu Deutschland) oder den Anschluss an Polen ab. In Gehsen stimmten 460 Einwohner für den Verbleib bei Ostpreußen, auf Polen entfielen keine Stimmen.[7]

Als im Jahre 1945 in Kriegsfolge das südliche Ostpreußen an Polen überstellt wurde, war auch Gehsen davon betroffen. Das Dorf erhielt die polnische Namensform „Jeże“.[8] Heute ist der Ort Sitz eines Schulzenamtes[9] (polnisch Sołectwo) und somit eine Ortschaft im Verbund der Stadt- und Landgemeinde Pisz (Johannisburg) im Powiat Piski (Kreis Johannisburg), bis 1998 der Woiwodschaft Suwałki, seither der Woiwodschaft Ermland-Masuren zugehörig. Im Jahre 2011 betrug die Einwohnerzahl 328.[10]

Amtsbezirk Gehsen (1874–1945)

Religionen

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Kirche an der Hauptstraße in Jeże

Kirchengebäude

Seit dem Jahre 1866 steht in Gehsen resp. Jeże die kleine in Ziegelbauweise errichtete Kirche mit dem westlichen Giebeltürmchen.[11] Bis 1945 diente sie als evangelisches Gotteshaus, heute ist sie römisch-katholische Pfarrkirche. Sie ist den beiden Aposteln Petrus und Paulus gewidmet.

Kirchengemeinde

Evangelisch

Im Jahre 1846 wurde in Gehsen eine evangelische Kirchengemeinde gegründet,[12] deren Kirchspielorte aus der Kirche in Johannisburg (Pisz) bzw. der in Kumilsko (1938 bis 1945 Morgen, polnisch Kumielsk) abgetrennt wurden. Die Pfarrei, die 1929 insgesamt 2.489 Gemeindeglieder zählte, war in den Kirchenkreis Johannisburg in der Kirchenprovinz Ostpreußen der Kirche der Altpreußischen Union eingegliedert.

Flucht und Vertreibung der einheimischen Bevölkerung im Zusammenhang des Krieges setzten dem Leben der evangelischen Kirchengemeinde in Jeże ein Ende. Hier heute lebende evangelische Einwohner halten sich zur Kirche in der Kreisstadt Pisz innerhalb der Diözese Masuren der Evangelisch-Augsburgischen Kirche in Polen.

Römisch-katholisch

Vor 1945 lebten nur sehr wenige Katholiken in Gehsen. Sie waren in die römisch-katholische Kirche in Johannisburg im Dekanat Masuren II (Sitz: Johannisburg) im Bistum Ermland eingepfarrt. Nach 1945 und mit dem Zuzug zahlreicher polnischer Neubürger bildete sich in Jeże eine eigene katholische Gemeinde,[13] und die bisher evangelische Ortskirche wurde Filialkirche der Kirche St. Johannes der Täufer in Pisz. Im Jahre 1987 wurde die Kirche in Jeże von dem ermländischen Bischof Edmund Piszcz zur Pfarrkirche erhoben. Die Pfarrgemeinde trägt den Namen Św. Apostołów Piotra i Pawła und gehört zum Dekanat Pisz im Bistum Ełk der römisch-katholischen Kirche in Polen.

Schule

Gehsen wurde 1737 Schulort. Der Unterricht erfolgte mehrklassig. Im Jahre 1929 wurde ein neues Schulgebäude errichtet.[3]

Persönlichkeiten

Im Ort gebürtig

  • Paul Hensel (* 3. Oktober 1867 in Gehsen), deutscher evangelischer Pfarrer, Vorkämpfer Masurens und Mitglied des Reichstages († 1944)

Mit dem Ort verbunden

  • Otto Boris (1887–1957), deutscher Realschullehrer, Kunstmaler und Tierschriftsteller, verlebte seine Kindheit in Gehsen

Verkehr

Datei:Jeże (powiat Piski).JPG
Landesstraße 63 in der Ortsdurchfahrt Jeże

Jeże liegt an der verkehrstechnisch bedeutenden polnischen Landesstraße 63, die von der polnisch-russischen bis zur polnisch-belarussischen Staatsgrenze verläuft und dabei vier Woiwodschaften durchzieht. Kleine Nebenstraßen der Nachbarorte Wądołek (Wondollek, 1938–1945 Wondollen) und Brzozowo (bereits in der Woiwodschaft Podlachien gelegen) enden innerorts.

Seit 1945 ist Jeże nicht mehr Bahnstation. Zwischen 1908 und 1945 verkehrten Züge auf der Bahnstrecke Johannisburg–Dlottowen/Fischborn – einige Jahre reichte sie sogar bis in das polnische Kolno – und machten Halt in Gehsen.

Weblinks

Commons: Jeże – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Polnisches Postleitzahlenverzeichnis 2013, S. 400
  2. Dietrich Lange, Geographisches Ortsregister Ostpreußen (2005): Gehsen
  3. a b Gehsen bei Familienforschung Sczuka
  4. Rolf Jehke, Amtsbezirk Gehsen
  5. Uli Schubert, Gemeindeverzeichnis, Landkreis Johannisburg
  6. Michael Rademacher: Landkreis Johannisburg (poln. Pisz). Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: treemagic.org.
  7. Herbert Marzian, Csaba Kenez: Selbstbestimmung für Ostdeutschland. Eine Dokumentation zum 50. Jahrestag der ost- und westpreussischen Volksabstimmung am 11. Juli 1920. Herausgeber: Göttinger Arbeitskreis, 1970, S. 74
  8. Ministerielle Verfügung vom 12. November 1946 (M.P. z 1946 r. Nr. 142, poz. 262), pdf
  9. Sołtysi w Gminie Pisz
  10. Jeże bei Polska w liczbach
  11. Walther Hubatsch: Geschichte der evangelischen Kirche Ostpreußens. Band 2: Bilder ostpreussischer Kirchen. Göttingen 1968, S. 119, Abb. 545
  12. Walther Hubatsch: Geschichte der evangelischen Kirche Ostpreußens. Band 3: Dokumente. Göttingen 1968, S. 491
  13. Parafia Jeże in der Diözese Ełk