Jean-Rodolphe Vautravers

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Jean-Rodolphe Vautravers (* 29. April 1723 in Bern; † 19. April 1800 in Florenz) war ein schweizerisch-englischer Naturforscher und Kunsthändler.

Leben

Familie

Jean-Rodolphe Vautravers war der Sohn seines gleichnamigen Vaters Jean-Rodolphe Vautravers und dessen Ehefrau Jeanne-Marie (geb. de Bettaz).

Er war verheiratet mit Jane Fisher, eine Nichte von Richard Osbaldestone (1691–1764), Bischof von London.

Werdegang

Villa Rockhall

Jean-Rodolphe Vautravers immatrikulierte sich zu einem Theologiestudium 1746 an der Akademie Genf und setzte das Studium 1747 an der Universität Straßburg fort.

Seit 1747 war er als Erzieher in Schweden und England tätig und begleitete als Hofmeister junge Adlige auf deren Bildungsreise[1]; in dieser Zeit wurde er 1757 englischer Staatsbürger. Als Legationsrat des Kurfürsten Karl Theodor von der Pfalz und des Kurfürsten Maximilian III. Joseph von Bayern war er in London und als Agent am britischen Hof tätig.

Er kehrte 1761 als Kunsthändler nach Bern zurück und erwarb 1763 in Biel eine Liegenschaft, die er Rockhall nannte; er erhielt 1776 in Biel das Gemeindebürgerrecht. Als Kunsthändler verschuldete er sich jedoch, sodass er Rockhall 1779 verkaufen musste und aus Biel vertrieben wurde; anschliessend lebte er in Hamburg und England.

Naturwissenschaftliches Wirken

Jean-Rodolphe Vautravers unternahm viele Reisen in England und Schweden für die Ökonomische Gesellschaft Bern und beschäftigt sich vor allem mit technischen Neuerungen und Verbesserungen, unter anderem mit Baumentwurzelungsmaschinen, Pressen, Bienenstöcke, Küchen-Sparofen, Pflüge, Walkererde, Weinpresse, Blasbälge für Schmelzöfen, hydraulische Maschinen, Eisenbearbeitung, Erdbeben und Grindelwaldgletscher.

Er baute sich ein unsinkbares Boot für Ausflüge auf dem Bielersee nach den Beschreibungen in den Reiseberichten von Joseph Banks und Daniel Carl Solander.

Er korrespondierte unter anderem mit Benjamin Franklin, dessen Texte er ins Deutsche übersetzte, sowie mit Jean-Jacques Rousseau, der ihn 1765 in Biel besuchte. Weiterhin stand er in brieflichem Kontakt mit Salomon Gessner, Carl von Linné, Albrecht von Haller[2] und Jakob II Bernoulli.[3]

Am 14. April 1778 schrieb er an Benjamin Franklin einen langen Brief, worin er ihm die Schaffung einer Allianz der Freundschaft und ein Verteidigungsbündnis antrug und diesen beschwor: Let us be united, as two Sister-Republics in spite auf all arbitrary, indivious, and infesting Enemies! Let us jointly maintain the Rights of Humanity, legal Liberty, Toleration and Property secured to honest Industry! Let us enjoy the well earned Blessings of Peace, incourage Arts an Sciences, and be the Asylum to its opressed Votaries! This, my dear Friend, is a noble Task! Eine Antwort Benjamin Franklins erfolgte hierzu nicht, aber die Prägung der Sister Republics hatte Bestand bis auf den heutigen Tag[4]; seine aufklärerischen Gedanken wurden in Amerika, gemeinsam mit Jean-Jacques Burlamaqui und Emer de Vattel rezipiert.[5]

Durch die Vermittlung von Jean-Rodolphe Vautravers kamen zwischen 1758 und 1765 von dem englischen Kaufmann und Philosophen Thomas Hollis (1720–1774)[6] (1. Schenkung 1758: 18 Bücher, 2. Schenkung 1765: 379 Bücher) über 400 Bände an die Burgerbibliothek Bern.[7]

Trivia

Jean-Rodolphe Vautravers engagierte einen englischen Bierbrauer, um in Rockhall englisches Bier brauen zu können.

Mitgliedschaften

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Regina Dauser, Stefan Hächler, Michael Kempe, Franz Mauelshagen, Martin Stuber: Wissen im Netz: Botanik und Pflanzentransfer in europäischen Korrespondenznetzen des 18. Jahrhunderts. Walter de Gruyter, 2011, ISBN 978-3-05-005589-3 (Google Books [abgerufen am 15. November 2020]).
  2. Repertorium zu Albrecht von Hallers Korrespondenz 1724–177. Medizinhistorisches Institut der Universität Bern, 2002, abgerufen am 15. November 2020.
  3. Vautravers, Jean-Rodolphe. In: e-manuscripta.ch. Abgerufen am 15. November 2020.
  4. Daniel Graziadei, Federico Italiano, Christopher F. Laferl, Andrea Sommer-Mathis: Mythos - Paradies - Translation: Kulturwissenschaftliche Perspektiven. transcript Verlag, 2018, ISBN 978-3-8394-3880-0 (Google Books [abgerufen am 15. November 2020]).
  5. Finanz und Wirtschaft: Frischer Geist von 1848. Abgerufen am 15. November 2020.
  6. Hans Utz: Thomas Hollis. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 22. November 2006, abgerufen am 15. November 2020.
  7. Biographie und Schenkung Hollis. 3. März 2016, abgerufen am 15. November 2020.
  8. Sammlungen von landwirthschaftlichen Dingen. Ben Heidegger und Compagnie, 1761 (Google Books [abgerufen am 15. November 2020]).