Jean Marie Morel

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Jean Marie Morel in einem zeitgenössischen Stich
Jean Marie Morel

(* 21. August 1728 in

; † 7. Oktober 1810 in

) war ein französischer Architekt, Landschaftsarchitekt und Gartentheoretiker. Er betätigte sich auch als Fachschriftsteller und Landschaftsmaler. Morel gestaltete etwa fünfzig Gärten und Parks bei Schlössern und Herrenhäusern im Norden und Osten Frankreichs für adelige Auftraggeber. Nur wenige seiner Schöpfungen haben unverändert überdauert.

Herkunft und Ausbildung

Morel war Sohn eines Staatsanwaltes, seine Mutter war bürgerlicher Herkunft. Über seine Kindheit ist wenig bekannt, wahrscheinlich besuchte er ein Jesuitenkolleg in Lyon. Von 1754 bis 1758 arbeitete er in der Tiefbauverwaltung des Distrikts Lyon. Er studierte von Ende 1758 bis 1760 in Paris an der

unter

, 1759 war er Schüler von

.

Arbeit als Landschaftsarchitekt

Nach Ende des Siebenjährigen Kriegs (1763) diente er

(1717–1776) als Architekt. Innerhalb weniger Jahre wurde sein Stil der

jardins pittoresque

(„malerischen Gärten“) erfolgreich und er erhielt eine sehr gute Bezahlung. Nach dem Tod des Prinzen wurde Morel zu einem gefragten Gartenkünstler. Er erhielt Aufträge von Landadeligen im Norden und Osten Frankreichs. Seine beiden ersten Entwürfe, die er nicht für den Prinzen von Conti ausführte, waren die Gärten von

Guiscard

und

, letzterer für

, der selbst an der Gestaltung mitwirkte und mit dem es zum Zerwürfnis über die Gestaltung der Landschaft in einem pittoresken oder stärker „natürlichen“ Stil kam. 1776 erschien sein gartentheoretisches Werk

Théorie des jardins ou L’Art des jardins de la nature

(„Theorie der Gärten oder Die Kunst der Gärten nach der Natur“; Reprint 1973); eine zweite, erweiterte Auflage erschien 1802. Morel nahm Bezug auf die Schriften von Thomas Whately und Claude-Henri Watelet.

Zeit nach der Revolution

Morel lebte überwiegend in Paris, kehrte aber häufig nach Lyon zurück. 1791 heiratete er in seiner Geburtsstadt die 23 Jahre jüngere

Adélaïde Goussard de Fontebrune

. Während der Auseinandersetzungen der Französischen Revolution wurde Morel, ebenso wie seine beiden Brüder, in Lyon verhaftet, kam jedoch durch Einsatz seiner Frau frei. Auch im nachrevolutionären Frankreich setzte Morel seine Arbeit als Landschaftsarchitekt fort. Über seinen politischen Standpunkt ist nichts bekannt, mit seinen Gartengestaltungen im landschaftlichen Stil galt er offenbar nicht als ein Anhänger des

. In

entwarf er das große Gewächshaus (

Grande Serre Chaude

), das von

und

vollendet wurde, ferner das

châlet suisse

(ein Bauernhaus im Schweizerstil), ein Schäferhaus, eine Molkerei und einen Kuhstall: Dieser Auftrag für Napoléon und dessen erster Frau

zog zahlreiche Folgeaufträge nach sich. In seinem letzten Lebensjahrzehnt verfasste Morel zahlreiche Fachartikel. Er starb in

Écully

, einem Vorort von

Lyon

, wo er ein Haus besaß. Er wurde auf dem dortigen Friedhof beigesetzt (zerstört). Morel hatte zwei Brüder,

Bonaventure

und

Pierre

.

Werke (Auswahl)

Bei den Gartenentwürfen Morels handelte es sich häufig um Neugestaltungen vorhandener Schlossgärten im Stil pittoresker Landschaftsgärten.

  • Guiscard (Oise)
    , für
    Louis-Marie-Augustin, Duc d’Aumont
    (1770–1775, heute Ackerland)
  • Ermenonville (Oise)
    , für
    René Louis de Girardin
    (1770–1775, nur teilweise erhalten)
  • Hornoy (Somme)
    , für
    Alexandre de Dompierre
    (um 1780, sehr gut erhalten)
  • Mauperthuis (Seine-et-Marne)
    , für
    Anne-Pierre de Fezensac
    (1789–1790, teilweise erhalten und verändert)
  • La Malmaison (Hauts-de-Seine)
    , für
    Joséphine de Beauharnais
    (1801–1805, verkleinert und verändert)
  • Vizille (Isère)
    , für
    Augustin Charles Périer
    (1808–1810, gut erhalten)

Die meisten der erhaltenen Gärten befinden sich in Privatbesitz und sind nicht öffentlich zugänglich.

Literatur

  • Morel, Jean Marie. In: Hans Vollmer (Hrsg.): Allgemeines Lexikon der Bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart. Begründet von Ulrich Thieme und Felix Becker. Band 25: Moehring–Olivié. E. A. Seemann, Leipzig 1931, S. 133.
  • Elisabetta Cereghini
    :
    Jean-Marie Morel
    1728–1810.
    In:
    Créateurs de jardins et de paysages en France de la Renaissance au XXIe siècle
    .
    Band 1.
    Actes Sud
    , Arles 2001, ISBN 2-7427-3280-2, S. 162–165.
  • Joseph Disponzo:
    Jean-Marie Morel
    :
    A catalogue of his landscape designs
    .
    In:
    Studies in the history of gardens and designed landscapes
    .
    Jahrgang 21, 2001 (Doppelheft 3/4), S. 149–354.

Weblinks