Jeremias Süßner

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Allegorie am Palais im Großen Garten, Dresden (um 1683)
Kaiserbüste am Palais im Großen Garten, Dresden (um 1683)
Westgiebel am Palais im Großen Garten, Dresden (um 1683)
Skulptur Pomona von Jeremias Süßner am Schloss Charlottenburg (1688)
Statue der Hl. Anna in der Kreuzherrenkirche zu Prag (1689/90)

Jeremias Süßner (* 12. Dezember 1653 in Schlackenwerth[1]; † 5. Juni 1690 in Dresden) war ein deutscher Bildhauer.

Leben

Jeremias Süßner wurde als Sohn von Paulus und Anna Süßner geboren. Er war vermutlich der ältere Bruder von Conrad Max Süßner und wurde vielleicht zunächst um 1668/70 Schüler des Bildhauers Johann Heinrich Böhme dem Älteren in Schneeberg.[2] Süßner könnte seinem Stil entsprechend eine gewisse Zeit in den 1670er Jahren in Italien verbracht haben; dafür fehlen aber konkrete Belege.

In den 1670er Jahren soll er den Umbau des Schlosses Reichstadt im Auftrag des Herzogs Julius Franz von Sachsen-Lauenburg betreut haben. Dies ist aber ein ungelöstes Problem.[3]

1679/80 richtete Jeremias Süßner in Dresden ein eigenes Atelier ein, das er zusammen mit seinem Bruder Conrad Max führte. Da die beiden Brüder mutmaßlich über zehn Jahre lang eng zusammenarbeiteten, lassen sich die Anteile beider an einigen Werken nicht mehr sicher trennen. Der Tendenz nach wird Jeremias ein antikisch-beruhigter und Conrad Max ein mehr dynamischer Stil zugeschrieben.[4] Die Süßner-Werkstatt arbeitete in Dresden zusammen mit den örtlichen Werkstätten anderer Bildhauer wie dem kürzlich aus Italien zurückgehrten George Heermann zunächst vor allem für den kursächsischen Hof. Hier bot allem voran das Großprojekt des Palais im Großen Garten mit seinen zahlreichen Figuren an den Fassaden und im Innenraum viel Arbeit. Jeremias Süßner arbeitete dafür in Stein und in Stuck.

1685 trat Jeremias Süßner in Verbindung mit dem kurfürstlichen Hof in Berlin, führte aber seine Dresdener Werkstatt weiter. Er schuf damals für den brandenburgischen Kurfürsten Friedrich Wilhelm eine (verschollene) Alabasterbüste. In der Folgezeit lieferte er nach den Rechnungsbelegen aus Dresden 12 Statuen nach Brandenburg.

1689 schuf er drei Statuen für die Kreuzherrenkirche in Prag, die erst nach seinem Tod 1690 an den Bestimmungsort geliefert wurden. Im selben Jahr erfolgte der Umzug nach Berlin, dort wurde er am 29. Juni 1689 zum kurfürstlichen brandenburgischen Hofbildhauer ernannt. In diesem Zusammenhang rechnete er 20 Büsten ab. Schwer erkrankt kehrte er 1690 nach Dresden zurück und starb am 5. Juni an Typhus.[5][6]

Werke (Auswahl)

  • 1680–83: 12 Kaiserbüsten (mit Werkstattbeteiligung), vier große Allegorien und der stadtseitige Giebel am kurfürstlichen Palais im Großen Garten in Dresden, zusätzlich zwei (1945 zerstörte) weibliche Büsten und vier (zerstörte) weibliche Stuckstatuen im Saal des Obergeschosses[7]
  • um 1682 oder später: figuraler Schmuck der Hofportale des Residenzschlosses Dresden (diese werden aber auch alternativ seinem Bruder zugeschrieben)[8]
  • um 1683/86: (1945 zerstörte) Büste eines Kaisers an der Gartenfront Landhausstraße 13, Wohnhaus des Architekten Johann Georg Starcke, Dresden[9]
  • 1685: Stuckbüsten für den brandenburgischen Hof, zwölf Cäsaren und vier Kaiserinnen, Berlin
  • 1687: Sandsteinfigur Flora, Schlosspark Charlottenburg in Berlin-Charlottenburg
  • 1688: Sandsteinfigur Pomona, Schlosspark Charlottenburg vor der Orangerie, Berlin
  • 1683–1690: Karyatiden an der Balustrade im Schlosspark von Schloss Reichstadt (zusammen mit Johann Caspar Süßner und Matthias Süßner), Zákupy (Reichstadt) in Nordböhmen
  • 1687–1690: vier große Statuen auf der Attika und zwei Liegefiguren am Eingangsportal vom Schloss Oranienburg
  • 1687–1690: Sandsteinskulpturen für den Schlosspark in Oranienburg, später umgesetzt nach Charlottenburg, Berlin
  • 1689/90: Statuen des hl. Joachim, der hl. Anna mit Maria und der hl. Barbara in der Kreuzherrenkirche in Prag. Sie wurden nach dem Tode des Bildhauers nach Prag geliefert und sind urkundlich als das Werk des Jeremias nachweisbar.

Literatur

  • Sigfried Asche: Drei Bildhauerfamilien an der Elbe. Wien, Verlag R. M. Rohrer, 1961. S. 94–110 und Katalognummern E1–E10.
  • Heinz Quinger: Dresden und Umgebung. Geschichte, Kunst und Kultur der sächsischen Hauptstadt. Köln, DuMont Reiseverlag, 1999 ISBN 3-7701-4028-1, ISBN 978-3-7701-4028-2.
  • Fritz Löffler: Das Alte Dresden. Leipzig, Seemann, 1955 (16. Auflage 2006) ISBN 978-3-86502-000-0, ISBN 3-86502-000-3.
  • Olaf B. Rader: Kleine Geschichte Dresdens. München, Beck Verlag, 2005, ISBN 978-3-406-52857-6; ISBN 3-406-52857-0.

Weblinks

Commons: Jeremias Süßner – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Taufbuch Schlackenwerth 1627–1644, fol. 240: 12. December 1653 Geremiaß, Eltern: Paullus Sößner uxor Anna Christina. Zeuge: Jacobus Pehem; Paten: Marttin Wolf u. Catharina Lühl(in)
  2. Die Schlussfolgerung des relativen Alters und der Schülerschaft hat Asche 1961, S. 95 und 96 gezogen. Es existieren keine entsprechenden Urkunden.
  3. Sehnal 2009, S. 14–15.
  4. Asche 1961.
  5. Sigfried Asche: Drei Bildhauerfamilien an der Elbe.
  6. Jiří Sehnal: Život a dílo vrcholně barokních sochařů Heermannů a Süssnerů v 17. až 18. stol. v německém a českém prostředí (Leben und Werk der Barockbildhauer Heermann und Süssner im 17. und 18. Jahrhundert in Deutschland und Böhmen), Diplomarbeit, Karlsuniversität Prag, 2009, mit mehreren Einzeldokumenten, (tschech.) (abgerufen am 18. Juni 2017)
  7. Von Asche 1961 aufgrund stilistischer Ähnlichkeiten mit den Prager Figuren dem Jeremias Süßner zugeschrieben.
  8. Asche 1961, S. 106–107.
  9. Zuschreibung Asche 1961.