Jeremy Deller

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Jeremy Deller, 2008

Jeremy Deller (* 30. März 1966[1] in London) ist ein britischer Künstler.

Leben und Wirken

Stonehenge als Hüpfburg

Deller besuchte das Dulwich College, studierte Kunst am Courtauld Institute of Art und machte dort 1988 den Bachelor of Arts und 1992 den Master of Arts im Fach Kunstgeschichte an der University of Sussex.[2]

Deller war ursprünglich Maler, er vermischt in seinen späteren Installationen Archivmaterial mit Interviews und verbindet offizielle Berichte mit persönlichen Einschätzungen.[3] Er begann Anfang der 1990er Jahre damit seine Kunstwerke auszustellen, dabei nutzt er 1993 heimlich das Haus der Familie für eine Ausstellung mit dem Titel „Open Bedroom“ als seine Eltern eine Urlaubsreise machten. 1997 arbeitete er für sein musikalisches Projekt „Acid Brass“[4] mit der Williams Fairey Brass Band aus Stockport zusammen.[1] Im Jahr 2000 begann Deller gemeinsam mit Alan Kane Gegenstände, die beispielsweise der Freizeitbeschäftigung dienten, aus allen sozialen Schichten in einem „Folk Archiv“ zusammenzutragen. Er wurde 2001 international durch sein Werk The Battle of Orgreave bekannt,[5] der Re-Inszenierung einer gewalttätigen Auseinandersetzung zwischen streikenden Bergarbeitern und der Polizei, die Anfang der 1980er Jahre stattfand.[6] 2004 gewann der den Turner Prize, einen der wichtigsten Auszeichnungen der Kunstwelt. In seinem Film Memory Bucket erstellt er eine Studie zu Menschen und Gebräuchen in Texas, dem Heimatstaat des damaligen US-Präsidenten George W. Bush.

Abseits der Metropolen hält er wichtige kulturelle und politische Ereignisse mit künstlerischen Mitteln fest, um einen eigenen Blick auf Brauchtum und ortstypisches Kunsthandwerk zu werfen. Oder er macht im Rahmen seiner Ausstellung das Publikum zu einem Teil seines Werks.[7]

Deller bespielte den britischen Pavillon auf der Venedig Biennale 2013.[8] Dort hat er Paraden organisiert, ein Archiv für Folk-Art eröffnet und dilettantische Wandmalerei gezeigt. Er initiierte 2015 unter anderem einen Zeichenkurs (Life-Drawing Class), bei dem die Popikone Iggy Pop der Klasse für Aktzeichnungen Modell stand.[9] 2019 produzierte er für die Ausstellung „Jews, Money, Myth“ im Jewish Museum in London einen kurzen Dokumentarfilm.[10]

Auszeichnung

Ausstellungen (Auswahl)

  • Mai 2005 bis September 2006: Folk archive : contemporary popular art from the UK unter anderem in der Kunsthalle Basel (2. Oktober bis 13. November 2005).[13]
  • 11. Februar bis 22. März 2009: It is what it is: conversations about Iraq New Museum, New York[14]
  • 2012–2013: Jeremy Deller: joy in people Hayward Gallery, London (22. Februar bis 13. Mai 2012); Wiels Centre for Contemporary Art Brussels (1. Juni bis 19. August 2012); Institute of Contemporary Art, University of Pennsylvania (19. September bis 30. Dezember 2012); Contemporary Art Museum St Louis (1. Februar bis 28. April 2013)[15]
  • 2013–2014: All that is solid melts into air Manchester Art Gallery (11. Oktober 2013 bis 19. Januar 2014), Nottingham Castle Museum and Art Gallery (31. Januar bis 22. April 2014), Mead Gallery University of Warwick, Coventry (3. Mai bis 21. Juni 2014), Laing Art Gallery, Newcastle (12. Juli bis 26. Oktober 2014)[16]
  • 2014: Motopoétique., Musée d’art contemporain de Lyon.[17]
  • 16. Februar bis 26. April 2020: Jeremy Deller – wir haben die Schnauze voll Bonner Kunstverein[18]

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b Jeremy Deller nts.live.
  2. Jeremy Deller (1966 – ) visualarts.britishcouncil.org (englisch).
  3. Süddeutsche Zeitung: Alles im Eimer. Abgerufen am 6. Februar 2020.
  4. The Williams Fairey Brass Band – Acid Brass (archive.org im Audioarchiv – Internet Archive)
  5. Jeremy Deller: The English Civil War part II – personal accounts of the 1984-85 miner’s strike. Artangel, London 2002, ISBN 1-902201-13-2.
  6. Catrin Lorch: Hinterland einer Supermacht. Abgerufen am 6. Februar 2020.
  7. Rainer Stadler, Franziska von Stenglin: Brexit: Werke britischer Künstler. 4. März 2019, abgerufen am 6. Februar 2020.
  8. Jeremy Deller im Britischen Pavillon. (Memento vom 29. Oktober 2013 im Internet Archive) art-magazin.de, newsticker, 15. Mai 2012 (aufgerufen am 18. Mai 2012).
  9. Artist on Art – Iggy Pop Life-Drawing Class – Jeremy Deller. In: Rhode Island School of Design Museum (Hrsg.): Manual / Issue five: Unfinished. 2015, S. 5, 32–33 (Textarchiv – Internet Archive).
  10. Jews, Money, Myth jewishmuseum.org.uk (englisch).
  11. Jeremy Deller berlinerfestspiele.de.
  12. Jeremy Deller: ‘Who’d play me in a film? Worzel Gummidge’. In: The Guardian. 27. Juni 2020 (englisch, theguardian.com).
  13. Folk archive : contemporary popular art from the UK. Book Works, London 2005, ISBN 1-870699-81-5 (Gemeinschaftsausstellung Jeremy Deller und Alan Kane).
  14. Brian Sholis: It is what it is: conversations about Iraq. Creative Time Books, New York, NY 2010, ISBN 978-1-928570-13-4 (Buch zur Ausstellung).
  15. Ralph Rugoff: Jeremy Deller – joy in people. Hayward Pub, London 2012, ISBN 978-1-85332-294-5 (Buch zur Ausstellung).
  16. James Hutchinson, Lesley Young: All that is solid melts into air. Hayward Publishing, London 2013, ISBN 978-1-85332-319-5 (Buch zur Ausstellung).
  17. Motopoétique (Memento vom 26. März 2016 im Internet Archive) Seite des Museums zur Ausstellung.
  18. Michelle Cotton: Jeremy Deller – wir haben die Schnauze voll = Jeremy Deller – we are fed up. Kunstverein, Bonn 2020, ISBN 978-3-00-064807-6 (Buch zur Ausstellung).