Johann Aloys Miksch

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Johann Aloys Miksch (1765–1845), Lithografie 1838 von Ernst Benedikt Kietz (The New York Public Library)[1]

Johann (Nepomuk) Aloys Miksch (* 19. Juli 1765 in St. Georgenthal in Böhmen; † 24. September 1845 in Dresden; mitunter in abweichender Schreibweise Mie(c)ksch bzw. Johannes) war ein böhmischer Sänger (Tenor) und Gesangslehrer.

Leben

1777 wurde Miksch Kapellknabe der Hofkapelle Dresden, dort erhielt er Unterricht im Gesang sowie auf dem Klavier und der Orgel. Seinen ersten Klavier- und Gesangsunterricht erhielt er von seinem Vater, einem Kantor und Organisten in St. Georgenthal. Miksch studierte außerdem unter dem Kapellmeister Schuster Komposition und fand 1783 eine Anstellung bei der katholischen Hofkirchenmusik als Bariton. Im Alter von 20 Jahren erfolgte sein erster Auftritt als Opernsänger (als Bariton) in Dresden. 1786 wurde er Zeremoniensänger an der Katholischen Hofkirche. 1797 wurde er Tenorist der Italienischen Oper in Dresden.[2]

Nachdem er aufgrund falscher Stimmbildung stimmkrank geworden war, nahm er Gesangsunterricht bei dem Kirchensänger und Kastraten Vincenzo Caselli. Angeregt durch diesen widmete er sich nunmehr ausschließlich dem Studium des Kunstgesangs und erlernte unter der Leitung Casellis, eines Zöglings der Bologneser Schule des Bernacchi, die dort befolgte Methode.

In den Jahren 1797–1801 sang er an der Italienischen Oper in Dresden und war ab 1801 Gesangslehrer der Hofkapellknaben, wo er zum Instruktor ernannt wurde.

1820 wurde er auf Veranlassung Carl Maria von Webers Chordirektor der Dresdner Hofoper unter Weber und 1824 zusätzlich Kustos der königlichen (Privat-)Musikaliensammlung des Königs Friedrich August II. 1831 wurde er pensioniert.[3] Über seine Unterrichtsmethoden geben Tagebuchaufzeichnungen von Clara Wieck, die 1834 einige Gesangsstunden von Miksch erhielt, einen interessanten Einblick.

Miksch kommt das Verdienst zu, die Traditionen des älteren italienischen Kunstgesangs in Deutschland erhalten zu haben. Dem hohen Ansehen als Gesangslehrer verdankt er zudem zahlreiche Schüler, unter ihnen Johann Gottfried Bergmann, der spätere Gesangslehrer Ferdinand Sieber oder die Sängerinnen Wilhelmine Schröder-Devrient, Agnese Schebest, Friederike Funk und Henriette Grabau sowie der Sänger und spätere Schauspieler Friedrich Wilhelm von Kawaczynski.[4]

Er war Mitglied der Dresdner Freimaurerloge Zu den drey Schwerdtern und wahren Freunden.

Mikschs Bruder, Adalbert Alexius Miksch (1776–1814), war Hornist der Dresdner Hofkapelle und verheiratet mit der Opernsängerin Maria Camilla Angiolini (1789–1824). Die Sopranistin war ab 1816 bis zu ihrem Tod an der Dresdner Hofoper engagiert.[5]

Literatur

(chronologisch)

  • Nekrolog. In: Wiener allgemeine Musik-Zeitung vom 30. April 1846, S. 206f. (Digitalisat).
  • Heinrich Ferdinand Mannstein: Denkwürdigkeiten der churfürstlichen und königlichen Hofmusik zu Dresden im 18. und 19. Jahrhundert: Nach geheimen Papieren und Mittheilungen. Enthaltend: Lebensbilder von Joh. Mieksch und seinen Schülern: Alphonso Zesi,[6] Bergmann, Schröder-Devrient, Agnes Schebest, Naumann, Carl Maria v. Weber, Morlacchi, Benelli etc. Heinrich Mattes, Leipzig 1863 MDZ Reader.
  • Ferdinand Sieber: Johannes Miksch. Ein Blatt der Erinnerung. In: Illustrirte Zeitung, Bd. 45 (1865), S. 200–202 (Digitalisat).
  • Constantin von Wurzbach: Miksch, Johann Alois. In: Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich. 18. Theil. Kaiserlich-königliche Hof- und Staatsdruckerei, Wien 1868, S. 289–294 (Digitalisat).
  • F.: Miksch, Johannes Aloys. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 21, Duncker & Humblot, Leipzig 1885, S. 726.
  • Meyers Konversationslexikon, Band 11, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885–1892.
  • Adolph Kohut: Der größte deutsche Singemeister. In: Neue Zeitschrift für Musik vom 17. Oktober 1888, S. 451f. (Digitalisat) sowie vom 24. Oktober 1888, S. 463f. (Digitalisat).
  • Adolph Kohut: Johannes Miksch, der größte deutsche Singemeister und sein Gesangssystem. Vom Atmen. Carl Rühles Musik-Verlag (vormals J. P.Tonger) [1890].
  • E. Marktl: Miksch (Miecksch) Johann Alois. In: Österreichisches Biographisches Lexikon 1815–1950 (ÖBL). Band 6, Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1975, ISBN 3-7001-0128-7, S. 285 f. (Direktlinks auf S. 285, S. 286).
  • Alfred Baumgartner: Propyläen Welt der Musik – Die Komponisten – Ein Lexikon in fünf Bänden. Propyläen Verlag, Berlin 1989, ISBN 3-549-07830-7, S. 47, Band 4.
  • Karl-Josef Kutsch und Leo Riemens: Großes Sängerlexikon, 5. Bd., 4., erw. u. akt. Aufl., München 2003, S. 3122.
  • Eberhard Steindorf: Die Konzerttätigkeit der Königlichen musikalischen Kapelle zu Dresden (1817–1858). Institutionsgeschichtliche Studie und Dokumentation (= Dresdner Schriften zur Musik 11), Baden-Baden 2018.
  • Clara Wieck. Jugendtagebücher 1827‒1840, hrsg. von Gerd Nauhaus und Nancy B. Reich unter Mitarbeit von Kristin R.M. Krahe, Hildesheim 2019, S. 159–168.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. The New York Public Library, Joseph Muller collection of music and other portraits: https://digitalcollections.nypl.org/items/510d47e0-bfb6-a3d9-e040-e00a18064a99
  2. Karl-Josef Kutsch und Leo Riemens: Großes Sängerlexikon, 5. Bd., 4., erw. u. akt. Aufl., München 2003, S. 3122.
  3. Karl-Josef Kutsch und Leo Riemens: Großes Sängerlexikon, 5. Bd., 4., erw. u. akt. Aufl., München 2003, S. 3122.
  4. Ottmar G. Flüggen: Biographisches Bühnen-Lexikon der Deutschen Theater, München 1892, S. 164; Internet-Archiv DNB 01511502X
  5. Karl-Josef Kutsch und Leo Riemens: Großes Sängerlexikon, 5. Bd., 4., erw. u. akt. Aufl., München 2003, S. 3122.
  6. Alfonso Zesi (17. Mai 1799 in Mailand – 1861 in Mailand). Bass-Sänger u. a. in Dresden.