Johann Georg Pickel

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Johann Georg Pickel (auch Georg Josef Pickel[1]; * 20. November 1751 in Sommerach; † 24. Juli 1838 in Würzburg) war Professor für Medizin, Chemie und Pharmazie in Würzburg. Außerdem war er Medizinalrat und als Fabrikant tätig.

Leben

Johann Georg Pickel wurde am 20. November 1751 in der Winzergemeinde Sommerach im Hochstift Würzburg geboren. Er entstammte einer Kaufmannsfamilie, die durch den Weinhandel zu einigem Reichtum gekommen war. Ursprünglich war die Familie Pickel aus dem nahen Gerolzhofen nach Sommerach gekommen. Sein Vater Johann Caspar Pickel hatte 1743 die Dettelbacherin Anna Margaretha Schettlin geheiratet, mit der er neun Kinder haben sollte. Pickel wuchs in der heutigen Maintorstraße 17 auf.[2]

Johann Georg Pickel ging früh nach Würzburg, wo er an der Julius-Maximilians-Universität studierte. Bereits mit 27 Jahren wurde Pickel im Jahr 1778 zum Professor der Arzneiwissenschaften promoviert. Anschließend ging er bis ins Jahr 1781 nach Wien und später nach Göttingen und war hier an den jeweiligen Universitäten tätig. Nach seiner Rückkehr nach Würzburg habilitierte sich Pickel zum Professor der Medizin und anschließend zum Professor für Chemie.

Noch im gleichen Jahr erhielt er den neu eingerichteten Lehrstuhl für Chemie und Pharmazeutik an der Würzburger Universität. Ein Laboratorium wurde am Juliusspital von ihm betrieben. Hier experimentierte Pickel mit Tierknochen und versuchte aus ihnen ein Leuchtgas herzustellen, das für die Gasbeleuchtung in den Städten Verwendung finden sollte. Am 24. Mai 1784 heiratete er in der Euchariuskirche seines Geburtsorts Sommerach Catharina Josepha Crescentia Sulzbeck, die Tochter des Chefchirurgen der Universitätsklinik.[3]

1786 ließ Pickel das Labor im Spital, bisher an die Apotheke angegliedert, völlig umgestalten und zu einer eigenständigen Institution umwandeln. Der Versuch mit einem Heißluftballon über Würzburg aufzusteigen schlug 1789 fehl. Im Jahr 1803 ernannte ihn Herzog Maximilian IV. Joseph von Bayern zum Medizinalrat. Pickel hatte sich zuvor mit der Erfindung zahlreicher Medikamente hervorgetan. Gleichzeitig war Johann Georg Pickel auch in der Lehre tätig und hielt mehrere Vorlesungen an der Medizinischen Fakultät.[4]

Neben der Arbeit an der Hochschule betrieb der Professor auch eine Fabrik, die zeitweise in den Räumlichkeiten des Labors untergebracht war. Hier stellte er neben den von ihm erfundenen Medikamenten auch Katheter und Thermometer her. Zeitweise hielt Pickel ein Monopol auf die Herstellung von Glaubersalz, Bittersalz und Mineralkalk. Er plante auch in der Umgebung von Homburg und Lengfurt mit der Förderung von Salpeter zu beginnen.[5]

Zu Beginn des 19. Jahrhunderts weitete Professor Pickel seine Experimente auch auf die Biologie aus. Mithilfe von Räucherungen versuchte man den Frostschäden an den Weinstöcken der Umgebung von Würzburg Herr zu werden. Nach dem Tod seiner Frau im Jahr 1811 blieb Pickel Witwer. Zu seinem fünfzigjährigen Doktorjubiläum wurde 1828 eine Gedenkmünze geprägt. Im Jahr 1832 erhielt er durch den bayerischen König Ludwig I. den von ihm gestifteten Ludwigsorden verliehen.

Johann Georg Pickel ging erst am 11. September 1836, mit 84 Jahren, in den Ruhestand. Er verstarb am 24. Juli 1838 in Würzburg an einem Schlaganfall und wurde mit einem Trauergottesdienst im Dom gewürdigt.[6] Nach seinem Tod etablierte die Universität zwei getrennte Lehrstühle für Chemie und Pharmazeutik. In Würzburg wurde die Pickelstraße nach dem Professor benannt. Seit 1987 trägt auch die Professor-Pickel-Straße in Sommerach seinen Namen.[7]

Werke (Auswahl)

  • Johann Georg Pickel: Einladungsrede des Professor Pickel zu seinen chemischen Vorlesungen von dem Nutzen und Einfluße der Chemie auf das Wohl eines Staats und auf verschiedene Künste und Wissenschaften. Würzburg 1785.
  • Johann Georg Pickel, Franz Lothar August Sorg: Experimenta Physiologica Et Medica. Würzburg 1798.
  • Josef Guck, Johann Georg Pickel: De angina membranacea : Dissertatio inauguralis medica. Würzburg 1803.
  • Johann Georg Pickel: Die dießjährigen Wetterbeobachtungen im Früh- und Spätjahre in Bezug auf die allenfalls nöthige Räucherung und Schützung der Weinberge gegen den verheerenden Frost : nebst einer Entwicklung der Gründe, warum das Rauchfeuer die Weinreben schütze, wie dasselbe auf das zweckmäßigste bewirkt, und der fränkische Weinbau mehr befördert und veredelt werden könne. Würzburg 1804.
  • Johann Georg Pickel: Die Witterung des Jahres 1805, mit ihrem Einflusse auf die Pflanzen-Producte, besonders jenes des Weinbaues, nebst manchen über den schlechten Most angestellten Versuchen. Würzburg 1806.
  • Johann Georg Pickel, Balthasar Rieger: Empfindungen, dem Königl. Bayr. Herrn Medizinalrathe Doctor Jubiläus und Professor der Chemie Georg Pickel bey Gelegenheit seines fünfzigjährigen Doctor-Jubiläums gewidmet. Würzburg 1828.

Literatur

  • Henning Bärmig: Die Personalbibliographien der an der Medizinischen Fakultät der Alma Mater Julia zu Würzburg von 1582 bis 1803 lehrenden Professoren mit biographischen Angaben. Diss. Erlangen 1969.
  • Dionys Först, Theodor Joseph Scherg: Geschichte des Dorfes Sommerach am Main. Würzburg 1902.
  • Heinrich Friede: Zur Geschichte der Pharmazie an der Universität Würzburg : Johann Georg Pickel, Professor der Chemie und Pharmazie an der Universität Würzburg 1782–1838. Berlin 1927.
  • Winfried Kraus: Sommerach. Neue Chronik des romantischen Weinortes an der Mainschleife. Sommerach 2007.

Weblinks

Wikisource: Johann Georg Pickel – Quellen und Volltexte

Einzelnachweise

  1. Main-Post: Hochzeit als Grossereignis für ganze Winzergemeinde, abgerufen am 29. September 2017.
  2. Först, Dionys (u. a.): Geschichte des Dorfes Sommerach am Main. S. 356 f.
  3. Kraus, Winfried: Sommerach. S. 60.
  4. WürzburgWiki: Johann Georg Pickel, abgerufen am 6. Oktober 2017.
  5. Kraus, Winfried: Sommerach. S. 60.
  6. Franconia-Online: Totenzettel Johann Georg Pickel, abgerufen am 30. September 2017.
  7. Kraus, Winfried: Sommerach. S. 59.